Warten auf Godot. #218

Samuel Beckett gilt als bedeutender Schriftsteller des vergangenen 20. Jahrhunderts. Sein größter Erfolg ist das 1953 uraufgeführte Werk „Warten auf Godot“, welches, kaum überraschend, davon handelt, auf etwas zu warten. Und da sind wir dann alle rund um Rot-Weiss Essen ziemlich eins mit dem literarischen Werk des Iren: Unser herausforderndes Warten ist aktuell das auf Neuverpflichtungen für unsere Herzensangelegenheit.

Allerdings ist es zurzeit die hinter den Kulissen wohl schwierigste Aufgabe, den Kader weiter ausbauen zu können. Es spielen aktuell viele monetäre Variable ein Rolle, die uns vielfach in unserer Saisonvorfreude den Wind aus den Segeln genommen haben dürften. Unser RWE-Glas ja traditionell eher halb leer als noch halb voll. Man kann also mit negativen Schlagzeilen aktuell mehr Klicks verdienen als mit positiven. Und wenn man richtig gräbt, kann man immer noch was drauf packen. Da meine eigentlichen Themen unerwartet weggegrätscht wurden, gebe ich einfach den Gedanken mehr Raum, jetzt nicht alles komplett negativ zu konnotieren, sondern erlaube mir als möglicherweise einsamer Lordsiegelbewahrer in Sachen Optimismus eine normale Prise davon.

Wir erleben einen großen Umbruch auf leider sehr vielen Ebenen zugleich, und Umstrukturierungen kommen so gut wie nie ohne Begleiterscheinungen aus. In Summe zumeist eher negativ als positiv empfunden. Aber der Weg ist nun mal das Ziel, welches hoffentlich und immerzu nur Rot-Weiss Essen lauten kann. Lauten muss. Da ist es mir auch komplett egal, welcher Verein aus unserer Liga gerade wen und wieviel Spieler überhaupt schon verpflichtet hat. Jeder Verein steht als Organisation individuell strukturiert da und handelt nach ganz eigenen Parametern. Jeder Kaderplaner hat eine andere Vorgehensweise als die Kollegen und eine ureigene Sicht auf Spielertypen und Mannschaftsgebilde. Es muss also nicht zwingend bedeuten, dass wir zum Saisonstart nur den „Rest der Liga“ bekommen, während die Konkurrenz im Glanze ihres Kaders blüht. Aber selbst dann kann auch daraus etwas Großes entstehen: Ich erinnere an dieser Stelle an die Saison 1963/64 der DDR-Oberliga, als nicht förderungswürdige Spieler als sogenannter „Rest von Leipzig“ für Chemie die Meisterschaft holten.

Und wenn Christoph Dabrowski komplett konform mit den Ideen von „Steegi & Flüthi“ geht, dann bekommen wir wieder eine feine Mannschaft. Zudem haben wir das Glück, bundesweit einigermaßen entspannt unterwegs sein zu können, da kommende Saison den Printen aus Aachen sämtliche Attribute wie „schlafender Riese“ und ähnlich zugeschustert werden. Wir müssen uns also mit keinem Hype auseinandersetzen, sondern können grundsätzlich eine ruhige Saison spielen. Wenn wir das alle gemeinsam auch so wollen. Es ist noch kein Verein bereits vor der neuen Saison abgestiegen. Das schafft nicht einmal Rot-Weiss Essen.

Und es gibt doch noch etwas positives: Wir haben im Gegensatz zu einigen Nationalmannschaften nicht Adidas als Ausstatter. Die Hosen unserer Spieler werden also bestenfalls nicht mit diesen optisch absurden Streifen belastet, die je nach Farbe aussehen, als wären es Haltegurte in der Bergrettung. Was aber richtig cool ist, um den kleinen Schwenk zur EM weiterzuführen: Die sogenannte Kapitänsregel. Ja endlich, wir haben ja auch erst 2024. Es ist nichts peinlicher als den Schiri bedrängende Spielerhorden. DFB, bitte übernehmen für den Ligabetrieb. Die EM macht Spaß. Unser RWE hingegen verlangt uns gerade sehr viel ab, aber es wird alles gut!

2 Kommentare

  • Hallo Uwe Ich sehe das ähnlich. Gestern im WAZ-Talk zählte Wozni eine Mannschaft auf, die sich sehen lassen kann, meint aber, dass die gegen den Abstieg spielen wird! Dabei hatte er unseren neuen Knipser Vonic gar nicht auf dem Schirm. Und wie kann von im besten Fußballalter bei einem 31/32 alten Spieler die Rede sein!? Dabro hat junge Spieler gut entwickelt, das wird ihm auch mit den neuen gelingen. Sapina war mein Lieblingsspieler. Aber ich hätte ihm keinen 3-Jahres-Vertrag gegeben (Verletzungshistorie). In diesem Fall haben er und unser RWE alles richtig gemacht. Natürlich ist der Wechsel in der Führung unglücklich verlaufen – vielleicht sollte ich mal als Aufsichtsratchef kandidieren 😉 – aber entscheidend ist auf dem Platz: vollles Vertrauen in Dabro! NurderRWE!

    • Soooo 😊. Dankeschön, dass ich nicht allein auf weiter Flur bin. Aber es ist schon anstrengend aktuell, so ehrlich darf man trotzdem sein. Neuer AR-Chef? Ich bin gespannt auf Deinen Wahlkampf….

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