17/12/22, minus ganz viel Grad: Das Trainingsgelände ist hiermit feierlich eröffnet…






























Um mal in Gianni Infantino zu schreiben: Der beste Blog aller Zeiten war beim besten Training aller Zeiten und hat die besten Fotos aller Zeiten geschossen. Die Überschrift rein fiktiv.
Das hat man sich wohl auch 1933 in Osnabrück gedacht, und das Stadion an der Bremer Brücke erbaut. Wohl eines der schöneren Ereignisse in diesem ziemlich bescheidenen Jahr. Die vergangenen drei Auswärtsspiele in der ersten und hoffentlich nicht vorerst letzten Saison in der 3. Liga brachten den reisefreudigen RWE-Fans Stadionerlebnisse, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Und sie wurden, einmal abseits der sportlichen Ergebnisse betrachtet, von Mal zu Mal schöner. Rein subjektiv betrachtet natürlich. Dem Monumentaltempel Westfalenstadion folgte das Oldschool-Erlebnis „HaWaWi“ in Bayreuth und mündete vergangenen Freitag im Osnabrücker Ortsteil Schinkel. Man hätte aber auch an der Kenilworth Road in Luton sein können, so tief die Tribünen der Brücke, und fast so nah die umgebenden Häuser.
Im Stadion selbst ist jede noch so kleine Ecke für Steh- oder Sitzplätze genutzt, alles was machbar war, wurde mittlerweile verbaut. Und auch „Omas Ecke“ nicht mehr die legendäre Stadionlücke, sondern mittlerweile fester Bestandteil der Gegengeraden, dem Pendant zu unserer „Rahn“. Von außen wurde viel in der Farbe Lila und all ihren Abstufungen gearbeitet, sowie den Vereinslegenden massig Platz zugesprochen. Es mangelt nicht an Gittern drumherum, die manchmal paradox willkürlich ineinander übergehen und die dröftausend Kabelschächte an den Decken der Umläufe dürften jedesmal die Herzen passionierter Hobbyelektriker höher schlagen lassen. Spätestens an den vergitterten Verpflegungsständen, von denen nicht selten der Lack abblättert, wirkt das bargeldlose Bezahlprinzip fast wie aus der Zukunft gekommen. Ein Hauch „Outlander“ in Osnabrück.
Ja und wenn dann auch noch das Flutlicht an, und die Sonne untergeht, beide gut aufgelegten Fanlager das ganze Szenario auch noch in etwas „Herbstnebel“ hüllen, dann weiß man, das man in einem der schönsten Stadien der Republik zu Gast ist. Auf jeden Fall das für mich zweitschönste der Liga. Ganz oben thront natürlich die Hafenstraße. Weil es zuhause immer am schönsten ist! Der Osnabrücker, die Osnabrückerin auf den Sitzplätzen im Spielverlauf übrigens etwas vornehmer unterwegs, als das bei uns der Fall ist. Es wird zwar genau so schnell gemeckert, aber es bedarf seine Zeit, bis man auch mal aus dem Sattel geht und sich an der allgemeinen Stimmung beteiligt. Mag ganz eventuell daran liegen, das definitiv und unwiderruflich viel weniger Bier konsumiert wird, als das an der Hafenstraße der Fall ist. Was sich möglicherweise dadurch erklären lässt, dass in Osnabrück Herforder Pils ausgeschenkt wird. Und man kommt natürlich auch schlecht wieder raus, wenn erstmal der Platz eingenommen wurde.
Eine ähnliche Liebeserklärung wie an die Brücke selbst kann es für das Spiel natürlich nicht geben. Dafür hätten wir mindestens einen Punkt mitnehmen müssen. Aber der leidenschaftliche Kampf auf dem Rasen passte zum Stadion und auch das Wetter reihte sich nahtlos in einen Brückenabend ein, der alle Attribute beinhaltete, warum man nicht aufhören sollte, den Fußball zu lieben. Dringend anfangen hingegen muss unser RWE nun mit ruhiger und konstanter Spielweise. Das war abermals viel zu hektisch und zerfahren auf dem Feld. Jetzt stehen wir hinten viel sicherer als zu Beginn der Saison, dafür wurde dem Spiel nach vorne der Stecker gezogen. Irgendwas ist halt immer, was uns momentan daran hindert, etwas entspannter in die sportliche Zukunft von Rot-Weiss Essen zu schauen. Und meistens ist es das Endergebnis. Nur der RWE!
Das war ja schon recht früh, dieser Aufbruch zu einem Spiel von Rot-Weiss Essen um 5:30 Uhr. Aber man konnte ja gar nicht anders, als diesem historischen Ereignis im Hans-Walter-Wild-Stadion zu Bayreuth beizuwohnen. Um die Reisestrapazen zu minimieren, wurde bei der Familie in Konradsreuth übernachtet. Ein schöner Ort, um von dort aus am Sonntagmorgen in Weißdorf dem Frühschoppenspiel des 1.FC Waldstein gegen die SpVgg Selbitz beizuwohnen. Weißdorf, Weißwurst und Weißbier. Die heilige bayerische Trilogie um 11:00 Uhr morgens in einer herrlichen Naturarena. Die Fahrt gen Bayreuth war eine entspannte Reise durch NRW, Hessen und Bayern. Lediglich auf dem Parkplatz Spitzberg-Süd brachte das Anbringen einiger Kleber ein gestrenges, älteres Paar aus Sachsen auf den Plan. Der Rückweg einen Tag später hingegen durch Thüringen, Hessen und NRW brachte die A44 und mit ihr viele Fragen. Vor allem die, warum diese Autobahn andauernd unterbrochen wurde! Das gelobte Land dann die A33 und selbst Paderborn konnte so etwas wie Verzückung hervorrufen. Die obligatorischen 30 Bilder in chronologisch unsortierter Reihenfolge, beginnend mit einer roten Karte. Zu den Fakten: SpVgg Bayreuth – Rot-Weiss Essen 1:1 / 1.FC Waldstein – SpVgg Selbitz 2:0
Kleine Impressionen gegen die Textdichte hier im Blog: Auftaktspiel gegen die SV Elversberg und Auswärts im Westfalenstadion. Eines hatten beide Spiele gemeinsam: Die Hitze lag brütend über dem Pott.
Wenige S/W Eindrücke rund um ein buntes Fußballspiel.
Das erste Saisontor unseres RWE. Live und nicht in Farbe.
Die heutige Überschrift ist Seite Vier der einen Tag nach dem Endspiel von Hannover erschienenen Sonderausgabe zur Deutschen Fußball-Meisterschaft 1955 entnommen. Sozusagen eine Überschrift auf Leihbasis. Einunddreißig Seiten umfasst diese im Original vor mir liegende Sonderausgabe und will mit Samthandschuhen angefasst werden. Zweiundsechzig Jahre ist eine lange Zeit. Sowohl für vergangene Meisterehren, als auch für eine Zeitschrift. Das Titelbild übrigens erweckt den Eindruck, die Roten Teufel hätten in grasgrüner Kluft versucht, die Meisterschaft in die Pfalz zu holen. Tatsächlich jedoch war die Druckmaschine auf Rot-Weißer Seite, denn:
Fünf Minuten vor Spielbeginn betreten die beiden Endspielteilnehmer, der Vizemeister des Vorjahres, 1.FC Kaiserslautern, in „Schalke Blau“, der erstmalige Finalist Rot-Weiss Essen in seiner Vereinskluft, das mit mehr als 75.000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllte „Niedersachsen-Stadion“. Ein Jubelsturm empfängt sie – (Seite 23)
Die Lauterer also in Königsblau. Selbst schuld. Auf exakt einunddreißig Seiten nun lassen Herausgeber Gerhard Bahr und seine Redakteure Vorrunde, Rückrunde und eben jenes für uns so bedeutende Endspiel Revue passieren. Auch der Amateurmeisterschaft wurde eine Doppelseite gewidmet. Auch so ein Wettbewerb, in welchem der RWE sich sehr gut auskennt. Lange Rede, kurzer Sinn: Hinein in das Heft der schönen Erinnerungen; erschienen am 27.Juni 1955…..
Kein Text. Nur Fotos. Jedoch kein Fotoalbum, eher ein Bilderbuch. Eines, das keiner Erklärung bedarf, sich aus dem eigenen Archiv zusammensetzt und endlich auch hier im Blog erscheinen sollte.
Die aktuelle Stadionproduktlinie gefällt und wird noch stetig weiterentwickelt werden. Mit „State of the Art“ haben wir aber eine kleine Hommage an die unvergessene Mode vergangener Tage kreiert und möchten diese in der spielfreien Zeit erneut auf den Laufsteg schicken. Schließlich war Hafenstraßen Design einmalig. Unverwechselbar. Hart. Aber. Herzlich.
2014 sollte der Abriss erfolgen, nachdem sich der Solinger Fußball schon viel früher „höherklassig“ verabschiedet hat. Als Reaktion auf die Fotos war aber folgendes aus Solingen zu lesen: „Ob das Stadion tatsächlich abgerissen wird, steht noch lange nicht fest. Seit 2009 wollte es die Stadt bereits veräußern, aber nichts tat sich. Die Verkehrsanbindung sowie Bodenbeschaffenheiten eignen sich äußerst schlecht zur Bebauung“.
Vielleicht besteht also doch noch Hoffnung für das Stadion am Hermann-Löns Weg. Ein klassisches Zweitliga Stadion früherer Jahre in spannender Lage zwischen Wohngebiet und Friedhof, welches nach Gartenarbeit und erfolgreicher Mannschaft lechzt. Viel zu schade für einen Abriss!
…und so gilt s Abschied zu nehmen von der treuen Begleiterin 350D. Sie löste einiges, aber nicht mehr aus. Daher ein kleines, subjektives „Best of RWE“ zum Karriereende. Und wir stecken das Objektiv nicht in den Sand, sondern sparen getreu der alten Fußballweisheit: „Nach der Kamera ist vor der Kamera“.