Kategorie-Archiv: Literatur

„Winnetous Mund spricht leise, aber laut spricht sein Herz.“ „Und was sagt sein Herz ?“ „Fußball“. (Möglicherweise ein Zitat aus Winnetou II)

Weihnachten kommt meistens John McClane und legt sich Jahr um Jahr mit den selben Bösewichten an. Zu Ostern jedoch reiten Winnetou und Old Shatterhand zuverlässig durch den Bildschirm. Gut, manchmal nimmt Winnetou auch den anderen Kumpel Shurehand mit. Und weil das eben jährlich geschieht, TV Zeitschriften aus der Mode kommen und man an den Feiertagen natürlich Zeit für die Familie haben möchte, ist das auch nicht mehr so von Bedeutung. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Unser gewohntes, „normales“, Leben wurde geradewegs viral storniert. Der Urlaub fällt flach; Kaffee & Kuchen bei Omma und Oppa auch. Brunchen mit den Freunden? Kannste auch vergessen! Wer Weihnachten wieder mit der Familie feiern will, der muss Ostern 2020 allein oder im engsten Familienverbund und in den heimischen vier Wänden auf Eiersuche gehen. 

Ostern ist zudem die Zeit für uns Fußballfans, welche langsam aber sicher auch die Zielgerade der aktuellen Saison einläutet. Nicht wenige verbinden den Besuch eines Ostergottesdienstes auch mit einem Stoßgebet für den eigenen Verein, auf dass die Saison erfolgreich enden möge. Oder wenigstens glimpflich ausgehen. Nun ist uns nicht einmal das vergönnt. Uns ist, stand aktuell, wohl so ziemlich egal, wie die Saison enden wird. Unsere Gedanken gehen eher in die Richtung, dass wir überhaupt noch mal zu unseren Vereinen dürfen. 

Halten wir also fest: Der Ball rollt nicht und Winnetou lebt auch nach Teil 3 immer weiter. Was also tun, um vielleicht doch ein wenig die Sehnsucht nach dem runden Leder stillen zu können? Da gibt es verschiedene Wege. Und wir können ein wenig dazu beitragen. Als da wären…

Streaming:

Auf Netflix läuft dieser Tage die zweite Staffel der Dokumentation rund um den notorisch erfolglosen Drittligisten AFC Sunderland an. „Sunderland `Til I Die“ heißt sie, und ist in der Tat zum Sterben schön anzuschauen. In der ersten Staffel war der soeben erfolgte Abstieg aus der Premier League in die Championship das Kernthema. Und weil Abstiege in der Arbeiterstadt Sunderland scheinbar besonders gut das Leiden der Fans dort veranschaulichen, ging es direkt noch eine Etage runter. Die zweite Staffel startet also in der Drittklassigkeit der Englischen „League One“. Während Vereinsverantwortliche aus Staffel Eins naturgemäß nicht mehr mit dabei sind, halten die Protagonisten auf Fanebene weiter Verein und Filmteam die Treue. Und weil das Filmteam auch ein gutes Gespür für das Wohl und Wehe der Fans hat; für das Leid und die Freude auf den Tribünen während der Neunzig+ Minuten, bekommen wir Eindrücke, die sich einen selbst wiederfinden lassen. Wie seelenlos kommen Vereinsdokumentationen hiesiger Vereine daher, wenn man sich mit den Sunderland Fans bei einem unterklassigen Pokalfinale gegen Portsmouth in Wembley wiederfindet….ich möchte hier nicht mehr verraten. Aber, wer diese zweite Staffel nicht in einem Rutsch schaut, der hat den Fußball nicht geliebt. Das ist so authentisch, es könnte fast 1:1 auch an der Hafenstraße 97a in Essen spielen. 

Ebenfalls auf Netflix (wieder in England spielend), kommt die Serie „The English Game“ zu uns auf die Empfangsgeräte. Wir reisen zurück in das Jahr 1879 und finden distinguierte Herren vor, die in gefühlt 10 Kilogramm schweren Fußballstiefeln auf holperigem Rasen einer Lederkugel hinterherlaufen. Fast die gesamte Vorstandsriege der noch jungen FA kickt unentgeltlich für die „Old Etonians“. Und gewinnen immer. Sie halten das Spiel für eine elitäre Angelegenheit, da es die Eliten waren, die ihm die teilweise noch heute geltenden Regeln gaben. Zwei Schotten sollten das nun ändern und auch der Arbeiterklasse zu Ruhm und FA Cup verhelfen, indem sie gegen die Regeln verstossen und sich für Geld anheuern lassen. Natürlich ist auch eine wenig „Downtown Abbey“ und anderweitige Dramatik abseits des Spielfelds mit dabei. Aber, es ist auch viel Fußball jener Tage zu sehen, und er wird wirklich authentisch umgesetzt. Es gibt die Anfänge der Hooligan Bewegung und einmal mehr viel über die englische Kultur zu sehen. Jimmy Love, Fergus Suter, Arthur Kinnaird und andere sind real existierende Figuren und haben das Spiel zu ihren Lebzeiten zu dem gemacht, wie wir es schon so lange lieben. Optisch sehr ansprechend umgesetzt. Diese Serie wird uns den Fußball auf Kreisligaebene noch ein wenig mehr vermissen lassen, denn schließlich ging es auch schon 1879 direkt aus der Kneipe auf das Feld.

Netflix zum Dritten: Das aktuell so gebeutelte Italien ist Schauplatz des Films „Ultras, über das Ergebnis hinaus“. Vorab: es gibt keinen rollenden Ball und nicht einmal ein Stadion von innen zu sehen! Die Fahnen der fiktiven SSC Neapel Ultra Gruppierung „Apache“ wehen trotzdem immer wieder im Bild; es geht des weiteren szenetypisch um Banner und Generationskonflikte innerhalb der Ultras. Genau genommen gehören mittlerweile schon drei Generationen den Apaches und deren Umfeld an. Die Gründungsväter, allesamt um die fünfzig, könnten auch an einem x- beliebigen Spieltag von RWE rund um das Hafenstübchen gecastet worden sein. Was hat man da für Charakterköpfe gefunden. Das Problem des Films: Es geht auch um einen kaum angerissenen Mord, um ungeklärte Familiengeschichten und natürlich darf auch die (ebenfalls ungeklärte) Beziehung inklusive Sexfaktor nicht fehlen. Stilecht mit Zigarette danach. Man ahnt schon: Eher Stoff für eine Serie, anstatt für einen neunzig minütigen Film. Hier haben die Macher zu viel gewollt und doch zu wenig erzählt. Man hatte keine Zeit, eine Filmfigur so zu nuancieren, so dass man ihr durch den Film folgen möchte. Und das Ende auch eher so… Aber der Film wird seine Anhänger finden und die Gesänge sind bisweilen wirklich gelungen. Für einen besseren Einblick in die Italienische Ultra Kultur auch vergangener Tage empfehle ich daher eher die DVD des 1990 erschienenen Films „Ultra-blutiger Sonntag“ aus dem Jahre 1990 um Principe und seine Gruppe der AS Rom Fans auf dem Weg zum Gastspiel bei Juve. 

Direkt nun zum etwas älteren Medium der DVD`s und Blue Rays zu kommen, wäre unfair dem gedruckten Wort gegenüber. An Tagen wir diesen ein Buch, eine Zeitschrift oder eine Tageszeitung in die Hand zu nehmen, bedeutet nicht nur haptisches Vergnügen, sondern auch die Rückkehr zu einer einzigen Handlung (Mal angenommen, dass Handy bleibt dabei wirklich außen vor). Natürlich ist jedes Buch rund um Rot-Weiss Essen schon in den heimischen Bücheregalen zuhause (davon gehe ich einmal aus), weshalb Empfehlungen für diese schmerzhafte fußballlose Zeit ein wenig über den Tellerrand hinaus gehen:

Druckwerke:

Zeitspiel“, das Magazin für Fußball Zeitgeschichte hat schon 17 Ausgaben hinter sich, erscheint einmal im Quartal und bietet druckfrisch die Ausgabe #18 an. Auf meistens hundert Seiten wird ziemlich textlastig über den Fußball unterhalb der Profiligen berichtet. Hardy Grüne und Frank Willig als Herausgeber und Autoren berichten in unglaublicher Fleißarbeit über Vereine wie Fichte Bielefeld, die Anfänge des Volkssports Fußball und manchmal auch über Rot-Weiss Essen. Wobei die Texte zu RWE dann schon mal von mir stammen könnten. Das Zeitspiel hat unseren RWE in einer der vorherigen Ausgabe schon mal als „Legende“ geadelt, nicht aber ohne anzudrohen, dass wir im Aufstiegsfalle nicht mehr zu den so geliebten Kleinen im Fußball gehören und dann den Zeitspiel Kosmos verlassen müssen. Wer nun dieser Tage also richtig viel Zeit hat, um sich wirklich mit hintergründigem Fußballwissen zu bereichern, der sollte sich das Fußballmagazin „Zeitspiel“ online (geht nur so) bestellen. Das ist wie Fußball zu lernen. Nur schöner.

Muss man zu „11Freunde“ noch viel schreiben? Eigentlich nicht. Seit zwanzig Jahren hat es sich von einem Fanzine zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Fußballs hochgeschrieben. Und uns mit der Ausgabe #179 eines der wohl schönsten Heftcover überhaupt geschenkt. Eine Reise zu den Überlebenskünstlern im Ruhrgebiet das Hauptthema jener Ausgabe. Das Cover jedoch ein Träumchen vonne Hafenstraße, mit dem eigentlich schon alles gesagt wurde. Mittlerweile ist schon die Ausgabe #221 auf dem Markt. Inhaltlich folgt meistens auf drei gute und vielschichtige Ausgaben schon mal eine gefühlt etwas lustlosere. Also wie bei Rot-Weiss Essen zum Beispiel. Sind halt auch alles Fußballer da in der 11Freunde Redaktion. Zum zwanzigsten Geburtstag nun erscheint ein ziemlich dickes Buch mit einer launigen Reise durch zwei Jahrzehnte Heft- und Fußballgeschichte. Ich kann nicht beschreiben, wie es sich liest, da es sich noch unter dem Coronaschleier beim örtlichen Buchhändler des Vertrauens (ohne aktuellen „Zugang“) befindet. Aber ich glaube zu wissen, dass es die Wartezeit auf den rollenden Ball durchaus zu verkürzen weiss. 

Hardy Grüne zum Zweiten und zum Dritten: Hardy Grüne ist nicht nur ein profunder Fußballkenner und -Historiker, sondern auch ziemlich reiselustig dazu. Abseits der Arbeiten am „Zeitspiel“ werden immer wieder Bücher der eigenen Reiseerlebnisse veröffentlicht. Mal mit dem Rad durch England ohne Fußball (Aber im Bristol Rover Trikot) und mal ohne Rad aber mit viel Fußball durch Montevideo und Buenos Aires. Und diesen beiden Besuchen verdanken wir nun jeweils ein Buch über jede (Fußball-) Stadt. Die Fotos der komplett verranzten Stadien ein Traum an sich, die Akribie der Texte mal wieder ein echter Grüne. Hier steht nichts von einzelnen Spielen geschrieben. Hier geht es um die Bedeutung des Vereins für das Viertel und umgekehrt. Jeder einzelne Verein, sein Stadion (falls man es noch so nennen kann) und seine Szene bekommen genug Zeilen eingeräumt, so dass man am Ende der Bücher sicher sein kann: Essen ist ziemlich sicher Rot-Weiss. Aber Buenos Aires definitiv nicht nur Boca oder River Plate und Montevideo nicht nur Penarol.

Und nicht nur, weil so schön ist, Hardy Grüne zum Vierten, sondern auch deshalb, weil einmal mehr der RWE darin vertreten ist: „Fußballwappen“ heißt das Buch und handelt somit unmissverständlich von selbigen. Auf Seite 66 erfahren wir ganz zufällig, dass Rot-Weiss Essen ein echter Glücksgriff in der Fußball-Heraldik gelungen ist. Mensch Hardy, dass wussten wir hier doch schon immer. Dass manch Embleme eher verunglückt sind; sich politischen Vorgaben zu beugen hatten, und so weiter und so fort erfährt der Leser auf einer Reise durch Europas Vereine und seine Wappen. Etwas nicht nur für Freaks und einfach hübsch aufbereitet. 

Aber vielleicht muss es ja nichts neues sein. Vielleicht verstaubt ja noch die wundervolle Klartext Edition im Keller und sollte mal wieder hervorgeholt und gelesen werden: Buchtitel wie zum Beispiel „Höllenglut an Himmelfahrt“, „Bauernköppe, Bergleute und ein Pascha“ oder „Als die Ente Amok lief“ sind schließlich feinster Schaum auf dem Pils und immer mit etwas RWE versehen.

Was aber tun, wenn die Bücher und Zeitschriften gelesen sind, der Nachwuchs wieder dringenst WLAN und Bildschirm benötigt, um in kontaktlosen Zeiten in Kontakt bleiben zu können? Dann gibt es ja immer noch die gute alte DVD nebst Nachfolger Blue Ray. In Zeiten vor Streaming & Co. auch gerne gesammelt und ordentlich archiviert. Daher einige Empfehlungen, wie die Sehnsucht Fußball weiter durch ein gesundes Maß an Fußballkultur etwas gelindert werden kann: 

DVD/BR:

Es bestehen ja eigentlich kaum Zweifel darüber, welches mittlerweile der schönste Fußballfilm aller Zeiten ist: Die Schale geht für mich unangefochten an „Das Wunder von Bern“. Man glaubt sich mittendrin zu wähnen in diesem Sommer 1954. Kann nicht nur den Kohlenstaub in Essen riechen sondern auch die gesunde Luft der Alpen. Man fühlt fühlt mit den Heimkehrern, aber auch mit den Daheimgebliebenen. Lernt, daß Twitter früher Tauben waren und der RWE auch noch wer. Trotz der Niederlage in Aachen! Ganz groß aber die Leistungen der Darsteller/innen. Es fällt schwer, jemanden herauszuheben. Und doch waren meine Favoriten die Figur der Christa, verkörpert durch die wunderbare Johanna Gastdorf und speziell die des Paul Ackermann, gespielt von Lucas Gregorowicz. Von Ackermann, dem leicht schusseligen Fußballreporter stammt auch der Satz des Filmes nach einer amourösen Nacht: „Noch ein Kaltgetränk ?“. Außer Konkurrenz schwebt natürlich unser aller „Boss“. Sascha Göpel hat alles gegeben, wurde seiner würdig. Ein Film, den man immer und immer wieder anschauen kann. 

Vizemeister und somit direkt für die Regionalliga West qualifiziert ist „Maradona by Kusturica“ Kein Spielfilm als solches. Aber auch keine Dokumentation, um einen gewissen Zeitraum abzudecken. Wie würde auch sonst ein Hugo Chavez in den Karriereverlauf eines Fußballers passen? Aber ein Diego Armando Maradona ist nun mal kein gewöhnlicher Fußballer. In Neapel munkelt man ja heute noch, er sei der Messias. Maradona hat in seinem Leben nichts ausgelassen und mehr Kleidergrößen getragen als Joschka Fischer. Kusturica hat Maradona zu den Orten begleitet, die Meilensteine in seinem Leben und seiner Karriere waren. Wir Zuseher durften auch mit, und ich hatte nicht das Gefühl, groß zu stören. Es sind sehr intensive Momente; sehr ehrliche Einblicke in die Seele eines Menschen, der irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn pendelt. Und sicher auch noch auf der Suche nach dem Ort ist, wo diese rastlose Seele mal zur Ruhe kommen darf. Neben diesem einen Tor werden natürlich noch viele weitere Tore dieses Ausnahmefußballers gezeigt. Ein toller Film!

Knapp dahinter, aber sowas von knapp, findet sich ein Film, der von seiner Machart stark an „Das Wunder von Bern erinnert“. „The Damned United“ heißt er und hat mich schwer beeindruckt. Starke Bilder, ganz starker Michael Sheen. Und Billy Bremner wirkt auch filmisch umgesetzt wie ein „fiesen Möpp“ (Dazu passend und ziemlich neu auf Scheibe der Film „Trautmann“. Die Geschichte des Keepers und Kriegsgefangenen Bernd Trautmann dürfte bekannt sein. Filmisch umgesetzt in der Historie von „The Damned United“ auch ein echter Hingucker). 

Punktgleich auf Platz Vier finden sich dann zwei Filme wieder, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier der als Mozart gepriesene Thomas und dort der als Schläger verrufene Tommy. „Tom Meets Zizou“ ist recht neu im eigenen Archiv, und hat es auf Anhieb in die vorderen Ränge geschafft. Aljoscha Pause hat den Fußballer Thomas Broich über viele Jahre hinweg begleitet und Höhen und Tiefen eines Spielers dokumentiert. Thomas Broich ist ein interessanter Typ und durch sein Image und dessen Pflege auch bestens dazu geeignet, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, daß Fußballprofis stets auf der Sonnenseite daheim sind. Sind sie natürlich nicht, denn manche spielen auch bei Schalke. Das Spannende an dem Film sind nicht nur die einzelnen Stationen einer Karriere oder die Selbstreflexionen von Thomas Broich dazu. Vielmehr beschäftigte mich die Frage, ob mir Thomas Broich nun sympathisch ist, oder nicht. Leider bekam ich bislang keine Antwort darauf.

Tommy Johnson hat derlei Probleme nicht zu bewältigen, ist er doch eine fiktive Figur und nicht ein mit Intellekt gesegneter Fußballer. Selbstzweifel kennt die Figur Tommy auch keine und ist zudem gut strukturiert: Etwas Arbeit, viel Drogen und noch mehr Gewalt. Der Film dazu heisst „The Football Factory“. Es ist die Milieustudie, die mich so an diesem Film fasziniert. Dieser so intensive Einblick in die britische Gesellschaft; die Darstellung der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die eines eint: Der Verein (manchmal nur als Alibi dienend) und die Lust auf Gewalt. Ein treibender Soundtrack unterstützt die Ruhelosigkeit der Protagonisten, stets auf der Suche nach dem nächsten Kick. Der Ball rollt in diesem Film keine Sekunde, selbst ein Stadion ist nicht zu sehen (analog zu „Ultras, über das Ergebnis hinaus“) und doch funktioniert so ein Film nur mit dem Fußball im Bunde. Und das schönste: Man muß keine Gewalt mögen, um von diesem Film fasziniert zu sein.

Ein kleiner Ausschnitt nur, was die Fußballkultur an Vielfalt geschaffen hat. Aber sicher vielfältiger, als sich nun in Dauerschleife vergangene Spiele anzuschauen, deren Ergebnis man schon kennt. Dann doch lieber Winnetou. 

Frohe Ostern. Bleibt gesund.

Das (Fußball-)Buch ihres Lebens

Was als erstes auffällt ist die Haptik dieses Buches: Bedingt durch den stabilen Einband aus fester Pappe liegt es wunderbar in der Hand und klappt sich entsprechend zu (und wieder auf). Alle Bücher sollten sich so anfühlen und in der Hand liegen. Ein geradezu erwärmendes Gefühl. Eine der Autorinnen dieses Buches fand dann in einem „Post“ noch viel passendere Worte:

„Bücher soll man nicht nach ihrem Aussehen beurteilen, sagen sie. So´n Quatsch! Illustration vorne drauf, Konturlack auf dem Titel, Tornetz als Vorsatzpapier, der ganze Einband ein Liebeserklärung der Buchgestaltung an den Fußball“

Es bleibt aber nicht nur bei diesen Liebeserklärungen zur Buchgestaltung. Die Texte als solche sind es auch: Eine Liebeserklärung, Leiden inklusive! Vierundzwanzig sehr intelligente und schreibende (Fußball-) Menschen haben diesmal ihren Intellekt Intellekt sein und das (Fußball-) Herz sprechen, beziehungsweise schreiben lassen. Vierundzwanzig Mal ging es um das Spiel ihres Lebens. So erklärt sich auch der Titel des Buches: „Das Spiel meines Lebens“.

Warum das Buch einen so berührt sind bisweilen die Sätze, mit denen das Gefühl Fußball beschrieben wird. Das reine Ergebnis ist eigentlich sekundär, denn fast noch schöner als Fußballgeschichte sind doch Geschichten über den Fußball. Viel interessanter als Statistiken das, was das Spiel an jenem Tag mit den Menschen gemacht hat. Es entspringt diesem Buch das ganz große Gefühl, mit bisweilen ganz viel Hingabe. Der Leser liest von Stellvertreterdramen, Luizidem Vorsterbezustand; wird an Murdo MacLeod und das meinerseits schon vergessene „Silver Goal“ erinnert. Es handelt sogar von Arminia Bielefeld, Holstein Kiel, BFC Dynamo. Von Energie Cottbus, dem FC Carl-Zeiss Jena und nicht von Rot-Weiss Essen. Und von einigen anderen ganz bekannten Vereinen. Aber lest selbst.

Wobei Rot-Weiss Essen tatsächlich einmal erwähnt wird. Auf Seite 263.

Wer aktuell mit vielen Dingen rund um den Fußball dieser Tage hadert, der wird daran erinnert, was den Fußball wirklich ausmacht und warum wir doch immer wieder Tag für Tag auch unseren Verein leben. In diesem Buch dürfen Ball und die Neunzig Minuten endlich wieder glücklich sein. Für einen langjährigen Fan kann dieses Buch möglicherweise zweierlei bedeuten: Es kann einen schönen Abschluss der eigenen Fankarriere bedeuten, indem man sich selbst an die guten Zeiten erinnert und nun den Fußball komplett der Geldgier überlässt. Es kann aber auch einen Neuanfang bedeuten und uns darin ermutigen, dass wir die aktuell eher „kranken“ Entwicklungen im Fußball nicht gewinnen lassen werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass man diesem Buch unbedingt einen zweiten und dritten Teil wünscht, und dass das schönste Paar von Berlin auch heute noch das schönste Paar von Berlin ist.

Korrelation

Es hat mich schon lange kein Buch mehr mitgenommen, wollte in einem Rutsch gelesen werden. Mal war es das Leben, mal das Buch. Doch urplötzlich und ohne Vorwarnung  sind da Sätze wie: „Wollte ich einen Sportlerkörper, müsste ich was mit einem Sportler anfangen“ oder „Auswärts ist da, wo die anderen mehr sind“. Das Nichts ist natürlich ein Buch.

Geschrieben von Stefanie Fiebrig, gelesen in wenigen Tagen. Kenne ich nicht, werden die meisten denken. Kenne ich auch nicht wirklich. Aber, ich durfte sie kennenlernen, sie war mir Hilfe zudem. Und noch mehrere der Protagonisten in diesem Buch. Menschen, Fußballfans allesamt, die ich mag. Wenige gemeinsame Momente reichten aus, um dieses Gefühl zu manifestieren. Ermöglicht durch dieses Internet.

Ich durfte sogar in der berühmten Küche zu Gast sein, dort wo die Textilvergeher aktiv sind. Einige in Essen an der Hafenstraße begrüßen. Erfreute mich an wenigen Mails mit Andora, dem ein Kapitel gewidmet ist. Habe einfach mal Andreas Lorenz angerufen, da ich eine Frage hatte. Bekommen habe ich ca. 45 Minuten Leidenschaft für das geschriebene Wort. Einen persönlichen Nachschuss.

Ich fühle mich also wohl „inmitten“ dieser Menschen. Auch heute noch und trotz  der Tatsache, dass weder der 1.FC Union noch die Hertha in naher Zukunft mal wieder an der Hafenstraße auflaufen werden. Stefanie Fiebrig kann fotografieren, so richtig und erlernt. Das alleine macht einen Menschen für mich ja schon interessant. Ich würde das nämlich auch gerne können. Macht „nebenbei“ noch in Garten, Fußball und nicht zu vergessen: Familie.

Das Buch also: Unterteilt, wie das bei Büchern so ist, in Kapiteln. Kapitel, die persönliche Einblicke gewähren. Retroperspektive beruflicher und privater Natur. Stets flüssig erzählt, schmunzelt man ob der Tatsache, dass der ebenso sympathische Herr Fiebrig bei der ersten Begegnung zwar Brille, aber keine Frisur trug. In Nebensätzen klingt nicht selten Kritik durch. Kritik daran, dass der Fußballfan eben nicht mehr überall einfach nur noch Fan sein darf. Das sich Grenzen verschoben haben.

Diebische Freude über einen Tag mal ohne Kinder, ungeplant begangen natürlich an einem unterklassigen Spielfeldrand, lässt verständnisvoll lächeln. Der niedergeschriebene Verlust über einen Freund stimmt traurig. Alles immer stimmig, fröhlich und mit der Lust am Leben und der Liebe zum Fußball erzählt. Das Kapitel über den Stadionumbau der alten Försterei sollte ein Lehrstück für alle zukünftigen Stadionplaner werden. Ein Stadion, geplant für Fans und optimale Arbeitsbedingungen der Waschfrau, anstatt den Vorgabenkatalog abzuarbeiten. Lesenswert. Nein: Nachahmenswert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Kauft dieses Buch. Es kommt von Herzen. Und der Chronistenpflicht halber: Frank Goosen war es, der mich zuletzt mitgenommen hatte. „So viel Zeit“. 20140814_Buch_11

Herr und Frau Breitbach

Rot Weiss Essen und die 70er, Karsten Kiepert hat sie in einem Buch beschrieben. Und diesem Buch nun einen „Sidekick“ hinzugefügt, wie er im Buche steht. Neunzehn Protagonisten jener Tage kommen in „Interviews mit Legenden“ zu Wort [Warum dieses Buch, zudem noch zeitversetzt, erklärt Karsten Kiepert in seinem Vorwort]. Eigentlich ist der Untertitel falsch gewählt, besteht grundsätzlich ein Interview doch aus Fragen und Antworten, es sei denn der „Prinz von Homburg“ steht Rede ohne Antwort.

Hier werden jedoch Geschichten erzählt, wird ein guter Pass gespielt, der geschickt aufgenommen zu einer feinen Anekdote verwertet wird. Die heutige „Ich sag mal“, „Ja gut äh“ oder verständnislos guckende „Mixed Zone“ Spielergeneration wird wohl kaum in 30 Jahren eine ähnlich freie Erzählweise über damalige Erlebnisse bieten können. Despektierlich gewiss, aber auch der Generation geschuldet und daher nicht böse gemeint. Für alles andere haben wir Jürgen Klopp und Philipp Lahm.

Frappierend ähnlich die letzte Aussagen derer, welche eine spannende Dekade an der Hafenstraße maßgeblich mitgeprägt haben: In dem Zeitraum der Interviews um 2010 hatte fast keiner mehr Kontakt zu RWE. Von „Der Verein kümmert sich auch kein bisschen um seine Vergangenheit“ bis hin zu „Aber ein bisschen abstossend ist natürlich das, was die in den letzten 25 Jahren aus dem Verein gemacht haben“ reicht die Bandbreite, welche sich leider zumeist auf ein „Nein, keinen Kontakt mehr“ reduziert.

Spannend auch zu lesen, wie sehr ein Willi Lippens zu dieser Zeit polarisierte. Fast ein jeder der ehemaligen Mitspieler hat ihn in der Rubrik „Nullsieben Fragen“ als bester oder lustigster Spieler auf dem Zettel. Bisweilen jedoch auch als Unruheherd, und das nicht nur für den Gegner, in Erinnerung. Gut zu wissen auch, dass eine Ente nach verlorenen Pokerpartien an den Fingernägel kaut. Und Harry de Vlugt als Schlaghosen Model: Privatfotos aus jener Zeit als großes Kino!

Schön zu lesen bei einigen die immer noch vorhandenen Emotionen, geht es um die Hafenstraße, die Fans und überhaupt den Verein! Dieses Schalke ist oft ein Thema, zudem wurde heimlich im Bus geraucht und fühlten sich  einige als Lieblinge von Herrn und Frau Breitbach, obwohl die Spieler bisweilen den Anschein hatten, dass dem Platzwart zunächst der Rasen und dann die Spieler ans Herz gewachsen waren.

Nun hat sich Karsten Kiepert von „Books on Demand“ über Taschenbücher zu einem Hardcover hochgeschrieben,  und wissen wir nicht, in welcher Verpackung sein nächstes rot weisses Werk gestaltet wird; Aber: Dieses Buch kann  getrost hübsch verpackt und unter den Weihnachtsbaum gelegt werden.IMG_1890

Mixtur aus Wunderbauten

Der Mix macht es! Eine Mixtur, welche es auf höchst interessante Art und Weise schafft, traditionelle und wunderschöne Namen mit neumodischen Bezeichnungen zu verquicken. Bei einigen Namen leuchten die Augen eines jeden Fußballfans, bei anderen eher nicht.
Aber hier macht es die Mischung. Zusammengestellt und kommentiert auf eine sehr interessante und vielfältige Art. Stammt ein Fotobuch fast ausschließlich von Fotografen, ein Buch über ein Stadion überwiegend von Autoren und eine Autobiografie von Lothar Matthäus: Das Buch „Fussball Wunder Bauten“ geht einen anderen, ganz eigenen Weg. Das zeigt sich im Cover und setzt sich in der Zusammenstellung der Macher fort. In der subjektiven Auswahl der Stadien sicher auch.
Andreas Bock und Benjamin Kuhlhoff, Redakteure der 11Freunde; Alexander Gutzmer, Architekturjournalist und stellvertretend für die optischen Wunder; Reinaldo Coddou H., Fotograf, beleuchten Fussballwunderbauten aus vielen Perspektiven: Die bauliche Faszination ebenso, wie die optische oder die erlebte.
Um die Stadionauswahl ein wenig zu selektieren hat man sich der hoch angesetzten Fußballpyramide bedient: Auf die Champions League folgt die Erste Liga und danach geht es schon zu den Überraschungserfolgen. Die Regionalliga West wurde in dieser Ausgabe noch ausgeklammert. Sorgfältig ausgewähltes Bildmaterial sorgt unter anderem dafür, dass der Leser und Betrachter sich gleichwohl in das jeweilige Stadion hineinversetzen kann, etwas „Umfeldanalyse“ betreiben oder gar in die Gesichter der Protagonisten schauen darf.
Spezielle Skizzen und Fotografien aus architektonischem Genius sorgen zudem für Erstaunen. Wir, die wir die Traversen bevölkern, kennen kaum die intimen Details einer solch langjährigen und aufwendigen Planung. So ist sogar die Allianz Arena ein höchst spannendes Bauwerk, und das Stadion in Braga eben einzigartig.
Unser persönlicher optischer Höhepunkt ist die Seite 189, versehen mit den Nummern 12, 63 – 65 und in Beton gegossen: Das Estadio Tomas Adolfo Duco, fotografiert von Reinaldo Coddou H. steht in Buenos Aires und beheimatet den Fahrstuhlverein Huracan. DIE Fotostrecke des Buches. Zugleich völlig konträr zu den modernen Tempeln dieses Buches. Eben auch ein „Fussballwunderbau“.
Oder Craven Cottage. Welcher Fan würde nicht selber gerne einmal ein Spiel vom Cottage Pavillon aus verfolgen? Soweit also die optische Betrachtung. Die Inhaltliche steht den Bildern aber in nichts nach. Auch hier eine spannende Mixtur, bestehend aus ehemaligen Spielern, ewigen Fans. Weiterhin aus journalistischer Sicht und Berichten; Mitarbeitern und Campino. Fakten wechseln sich ab mit verklärter Fußballromantik, Historie schlägt eine Brücke zur Gegenwart.
Endlich wissen wir nun auch, wie der FC St. Pauli und die „Bhoys in Green“ wirklich zusammengefunden haben. Und wenn ein Spieler dann auch noch den grössten Moment seiner Karriere auf den Traversen anstatt auf dem Rasen des eigenen Stadions erlebt hat, dann schließt der Betrachter und Leser dieses Buch mit einem wohligen Gefühl. Die Verpackung dieses Buches, um noch einmal von der Mixtur zu sprechen, ist eine sehr gelungene. Hier fehlt kein Bild: Der Buchtitel, sein Untertitel und die Stadiennamen sprechen für sich. Dieses Buch ist ein Premiumprodukt, zum Glück nicht verschlüsselt, sondern auf 192 Seiten frei zugänglich. Bald ist Weihnachten!

Lieber Frank Goosen,

ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich lege ein Buch von Ihnen weg und werde es vielleicht erst in einem Jahr wieder aus dem Regal nehmen und lesen. Dann aber in einem Rutsch, vor allem auch durch und sogar wieder von Anfang an. Sicher auch mit einer Intensität und diesem Lächeln im Gesicht, wie ich es bei der Lektüre von  „So viel Zeit“ hatte.
Ich überlasse Stefan also nun auf Seite 267 zunächst alleine seinem Schicksal und der offenen Frage, wie sich seine Zukunft mit Charlie gestaltet. Wenn überhaupt. So eine Charlie ist grundsätzlich schon etwas schönes. Ich glaube sogar, auch eine zu kennen. „Latü“ (Labertüte) Toto und sein Herrchen Diggo müssen ihre Dinge nun auch erst einmal ungelesen fortführen. Sind es ja auch keine weltbewegenden Unternehmungen der beiden Provinzfürsten. Aber doch so menschlich und von Ihnen auf den Punkt gebracht. 
Wer kauft denn schlussendlich das charmante Bergarbeiterreihenhaus, bleiben Frank und Karin zusammen? Seit Ende März beschäftigen mich diese Fragen, da begann ich dieses Buch zu lesen. Es war mit auf einer Insel, es war in der Versenkung verschwunden, in Essen und wieder ganz woanders. Ich habe es in die Hand genommen und direkt erschöpft zur Seite gelegt, bin meistens darüber eingeschlafen. Es sieht mittlerweile aus wie eines dieser vielen gelesenen Schätzken im Bücherregal, die wir alle kennen. Mit Fettflecken und eingeknickten Seiten. 
Jetzt aber hat es endlich ein richtiges Zuhause. Kann sich ausruhen, haben Bücher schließlich auch eine Seele. Und wenn das Leben dann doch eines Tages ein langer, ruhiger Fluss werden sollte, ja dann nehmen wir uns die Zeit füreinander, die dieses Buch auch verdient hat. Sollten Sie bis dahin aber schon wieder ein neues wunderbares Buch für uns geschrieben haben: Das lese ich dann im Anschluß. Versprochen! Wer jetzt natürlich noch Zeit und Lust auf ein Sommerfest hat, der sollte sich Ihnen getrost anvertrauen. Ein Buch wie das Leben. Lesen!

Fußballfans für Afrika

Fußballfans haben nicht nur den Ball, sondern auch das Leben im Kopf. Und sehen nicht nur Tribünen, sondern sogar darüber hinweg. Das ist so wie mit dem Tellerrand. Und dann gibt es Millionen Menschen, die brauchen weder einen Teller noch überhaupt einen mit Rand: Es gibt nichts, was sie davon essen könnten. Dieses eine Leid, von vielen weiteren Ungereimtheiten weltweit, hat den Fußballkulturschaffenden Ben Redelings nun zu folgender Aktion veranlasst. Sicher nur ein kleiner Reiskorn auf einem x – beliebigen Teller, aber lieber ein kleiner, als keiner!

Wir geben ab zur Werbung

Auf „Güter“ zu verweisen, die Geld kosten, kann einem im allgemeinen als Werbung ausgelegt werden. Vielleicht ist es aber auch schlicht ein persönliches Bedürfnis! Wie in diesem Fall, handelt es sich bei diesen „Gütern“ doch um höchst lesenswerte Bücher, die mir selber viel Freude bereitet haben.
Um es kurz zu machen: Mister Ruhrgebietsfußball Ben Redelings hat zusammen mit dem Werkstatt ein kleines Jubiläum zu feiern: „Das fünfte Buch Ben“ ist erschienen. Anlaß also genug, um alle Veröffentlichungen in einem attraktiven Angebot zu bündeln. Und wer sich darüber hinaus noch über den Autor selbst, beziehungsweise seine Arbeitsmethoden, informieren möchte, dem darf ich mein Kurzinterview mit Ben Redelings empfehlen!

“ISDT” trifft…..Ben Redelings

Ben Redelings ist »Mister Ruhrgebietsfußball« (WAZ), der »Sympathien abstaubt wie weiland Rudi Völler wichtige Treffer« (Ruhr Nachrichten) und nach Meinung der Jungen Welt gar »um Längen besser als Nick Hornby« ist.Ben Redelings, geboren 1975, lebt in Bochum als freier Autor und Filmemacher. Er studierte Deutsch, Sozialwissenschaften und Niederländisch in Bochum und Amsterdam auf Lehramt. Nach dem ersten Staatsexamen siegte jedoch die Liebe zum runden Leder. Seine kulturellen Fußballabende SCUDETTO genießen mittlerweile Kultstatus.Der “Fußballkulturschaffender in Vollzeit” (1 LIVE) hat in den letzten Jahren zahlreiche Bücher und Filme veröffentlicht. Sein letztes Buch »Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben – es ist das Einzige« war der erfolgreichste Fußballroman 2008 und wurde für das »Fußballbuch des Jahres 2009« der »Deutschen Akademie für Fußballkultur« vorgeschlagen. Das Magazin 11 FREUNDE urteilte euphorisch: »Reviercharme trifft Kickeralltag – herrlich!« In seinem aktuellen Buch »Dem Fußball sein Zuhause. Pöhlen, Pils und Pokale entlang der B1« erklärt Redelings, warum er seine Heimat gegen nichts auf der Welt eintauschen würde.

Ben, für uns Fußballfans ist allein die Vorstellung, seine Leidenschaft zum Beruf machen zu dürfen, eine wunderbare. Mit Sicherheit für diejenigen, bei denen es nicht auf dem grünen Rasen zu höheren Meriten gereicht hat. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn wir ein wenig darüber erfahren dürfen, wie sich die Arbeit eines „Mister Ruhrgebietsfußball“ (WAZ) im Alltag gestaltet:

So ein Buch entsteht ja nicht aus dem Nichts heraus. Gibt es eine Art Storyboard für das nächste Buch/Projekt schon im Voraus, oder entstehen beim Schreiben Ideen, die festgehalten werden um sie zu verarbeiten?

Die Frage ist gerade mal wieder sehr aktuell, weil die nächsten Projekte und Ideen in die Phase der Realisierung gehen. Also, irgendwann kommt der Punkt, da hat man so viel über eine Idee nachgedacht, dass man bereit ist, sie umzusetzen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt dann immer so viel auf dem Zettel stehen, dass ich beginne zu ordnen und zu reduzieren. Bleibt am Ende etwas auf dem Blatt vor mir stehen, dass mich selbst begeistert, dann kann es losgehen. Bis dahin ist es aber zumeist ein harter und manchmal nicht ganz so leicht zu ertragener Kampf mit mir selbst.

Jeder hat sicher seine ureigenen Vorstellungen davon, wie Autoren zu Werke gehen. Wie stellt sich Dein Alltag während einer kreativen Schaffensphase dar, muss man sich selber disziplinieren und arbeitet quasi von „nine to five“, oder springt man zu jeder Uhrzeit auf und setzt sich an den Rechner, sobald sich eine Idee ausbreitet?

Die Schreibphase empfinde ich selbst als eine große Belastung. Ich bin in der Zeit nicht unbedingt ein angenehmer Partner für meine Familie oder Freunde. Es kann schon vorkommen, dass ich über Wochen und Monate nicht richtig abschalten kann. Die Anspannung ist auch dann groß, wenn man gerade einmal nicht am Schreibtisch sitzt. Im Moment versuche ich von 9-13 Uhr ein Zeitfenster frei zu halten, um aktiv zu schreiben. Nachmittags werden dann die bisherigen Ergebnisse mit neuen Ideen zusammen gebracht und geschaut, was am nächsten Tag passieren sollte.

Nebenher will ja auch scudetto.de gehegt und gepflegt werden und zudem verlässt Du für Deine Abende ja auch ab und an das geliebte Ruhrgebiet. Passt dein ganzes Equipment noch in einen, sagen wir mal “Bulli”, oder in welchen Tournee Dimensionen dürfen wir denken ?

Die Aktivitäten auf scudetto.de, Pressetermine und die Abende sind in der Regel Entspannung vom Schreiballtag. Insbesondere die Soloauftritte mit „Dem Fußball sein Zuhause“ genieße ich sehr. Vor allem, weil es Spaß macht, in ganz Deutschland andere Fußballverrückte zu treffen und mit ihnen einen unterhaltsamen Abend zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal solo vor so vielen Menschen spielen würde – nur mit einem Buch und einem Mikro „bewaffnet“ – und deshalb ist es umso schöner jetzt. Das Equipment ist also mittlerweile Gott sei Dank auf der Tour sehr übersichtlich geworden.

Wie ist eigentlich die Metamorphose vom Ostkurvenfan des VfL Bochum zum Fußballkulturschaffenden in Vollzeit von statten gegangen? Spürt man, dass die Zeit reif ist für Fußballkultur, trotz der eigentlichen Berufung zum Lehrer?

Das Leben ist eine Verkettung von Zufällen. Hätte ich zu einem bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben nicht eine bestimmte Party besucht und hätten zwei Bielefelder (Philipp Köster und Reinaldo Coddou) nicht die Schnappsidee von einem „Magazin für Fußballkultur“ (11FREUNDE) verwirklicht, ich wäre wohl Lehrer geworden. Doch so entdeckte ich einen Weg abseits des Schulalltags und bereue das bis heute keine einzige Sekunde.

Da ich ja schon das Vergnügen hatte, im Riff zu Gast zu sein, weiß ich aus eigener Erfahrung um die besondere Atmosphäre dieser Abende und auch um ein Vergnügen rund um den Fußball über alle Vereinsgrenzen hinaus. Deine Gästeliste, spielt da eine bisher festgestellte Kommunikationsfähigkeit eine Rolle, oder gibt eher das Thema den Gast vor?

Ach, am Anfang habe ich lange nachgedacht, wer denn mal schön wäre und wer passen würde. Mittlerweile habe ich das große Glück, dass sich Leute von selbst anbieten oder mir empfohlen werden. Das Veranstaltungskonzept zu den Scudetto-Abenden ist mittlerweile sturmerprobt. Wer als Gastgeber mal von seinem eigenen Gast (Hermann Gerland) mit einem Lächeln im Gesicht gefragt wurde „Was machst du eigentlich hier?“, der weiß, dass nicht mehr viel schief gehen kann.

Was dürfen wir als nächstes erwarten? Ein neues Buch, einen Film oder liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf den Abenden mit den Legenden des Revierfußballs? Ich persönlich freue mich schon ungemein darauf, mit Manni Breuckmann die Stimme live zu erleben, die mir über Jahrzehnte hinweg den Fußball erklärt hat.

Das ganze RUHR.2010-Jahr über bin ich mit meinem aktuellen Programm „Dem Fußball sein Zuhause“ deutschlandweit unterwegs. Dazu gibt es in Bochum die Legenden-Reihe, u.a. mit Manni Breuckmann und dem großen Finale am 06. Mai 2010. Mitte Oktober soll es ein neues Fußballbuch geben und Anfang 2011 werde ich dann wohl erstmals einen kleinen Schritt vom Fußball weg machen. Im Moment arbeite ich an einem Buch, das möglicherweise auch als Drehbuch ausgearbeitet werden wird. Mal schauen, was sich da in den kommenden Wochen entwickelt.

Bochum einig Fußballkultur. Ist der Erfolg des VfL so introvertiert, so dass sich die kreativen Fans umso extrovertierter geben „müssen“, oder wie erklärst Du Dir die Tatsache, dass der VfL im Verhältnis zu anderen Vereinen so viel „Kulturschaffende“ aufbieten kann?

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Aber mich freut das natürlich ungemein. Es ist etwas, was mich mit Stolz erfüllt. Ich glaube und hoffe, dass wir auch ein Stück dabei helfen können, den VfL Bochum ein wenig sympathischer und attraktiver zu machen. Leider ist es ja so – wie mir ein populärer Ex-Trainer neulich auch noch einmal mit Sorgenfalten auf der Stirn nahelegte -, dass der VfL in den Medien spätestens seit der Vertreibung eines Stefan Kuntz überhaupt keine Rolle mehr spielt. Das ist mehr als schade – und umso wichtiger ist es, wenn beispielsweise Frank Goosen mit einem VfL-Hemd bei „Waldi“ im TV sitzt!

Und zu guter Letzt ein Triple: Schafft der VfL herrlich den Klassenerhalt? Ist die recht ähnliche Covergestaltung des jeweils neuen Werkes bei Dir und Frank Goosen Zufall oder Absicht ? Und, das muß jetzt sein: Werden wir den RWE jemals wieder in höheren Ligen erleben?

Zu Tipps und Prognosen zu meinem eigenen Verein sag ich nichts mehr. Ich liege eh immer falsch – und möchte nicht gegen meinen Verein tippen. Die Covergestaltung von „Dem Fußball sein Zuhause“ und „Radio Heimat“ ist tatsächlich ein Zufall – aber ein schöner. Denn beide Cover gefallen mir richtig, richtig gut. Und zuletzt: Ich gönne es allen Fans von RWE von ganzem Herzen. Wer so zahlreich und leidenschaftlich alle Höhen und Tiefen seines Vereins begleitet wie die Fans von Rot-Weiss Essen, die verdienen alles Glück der Erde – außer natürlich wenn es gegen den VfL Bochum geht, versteht sich!

Ben, vielen Dank für die interessanten Antworten. Da bin ich sehr gespannt, was wir in naher Zukunft noch alles von Dir lesen, sehen und hören werden. Glück auf.

Neue Denkweise!

Kurzfristigkeit ade`. Im RWE Blog der RevierSport ein Bericht zur Situation an der Hafenstrasse:

Der Europameister in unseren Diensten ist Vergangenheit, die Tabelle zeigt nur Mittelmaß und das Stadion besitzt jetzt nur noch zweieinhalb Tribünen.

Rot-Weiss Essen versprüht derzeit nicht gerade Glanz. Aber vielleicht ist das im Moment genau das richtige für den Verein. Die Erwartungen, mit denen man auch im Sommer 2009 in die Spielzeit startete, trugen die gleichen Umrisse wie in den Jahren zuvor: Es waren hohe Erwartungen, aufgebaut auf einen großen Etat und untermauert mit der zu selbstbewussten Haltung, dass es für RWE nur einen Weg geben könnte – den nach oben nämlich, den zurück in die guten alten Zeiten. Doch Tradition schießt keine Tore, Meistertitel aus einem vergangenen Jahrtausend bringen keine Extrapunkte. Und schon gar nicht erstarren die Gegner in Ehrfurcht, weil nun das ehemals ruhmreiche Rot-Weiss Essen kommt. Genau das aber ist noch immer das Selbstverständnis von vielen rot-weissen Anhängern. Und da schließe ich mich ganz bewusst mit ein. Es fällt eben schwer, zu erkennen, dass man kein Aufstiegsrecht besitzt, nur weil man sich noch immer als der große Verein sieht, der man mal war. In meinem Fall habe ich dies alles noch gar nicht miterlebt, immerhin Zweitligaspiele mit RWE durfte ich schon schauen. Seit dem dortigen Abstieg versucht man an der Hafenstraße viel, um wieder nach oben zu kommen. Erst war die Rückkehr in Liga zwei das Ziel, dann sollte es während der Saison nur noch die Qualifikation für die neue eingleisige dritte Profiliga sein. Als auch diese misslang, wollte man schnellstmöglich wieder raus aus Liga vier. Doch da steckt man auch heute noch, ob man es in dieser Spielzeit schafft, nach oben zu entkommen, ist mal wieder fraglich – Hoffnungsschimmer und Katastrophenszenarien wechseln sich als Momentaufnahmen ab, teils wöchentlich. Doppelabstieg statt Profifußball-Comeback, das ist die Realität! Und alle Bemühungen waren stets verbunden mit viel Ausgaben, prominenten Gesichtern und der Ansage, dass die aktuelle Situation ja keineswegs der Anspruch von Rot-Weiss Essen sein könnte. Warum eigentlich nicht? Weil man in den 50ern Meister und Pokalsieger war und Helmut „Boss“ Rahn hatte? Weil man in Erstligajahren manch Sensationen schaffte und einfach was Besonderes war? Nein, das zählt auf dem Platz alles nichts. Fakt ist, dass es wohl kaum einen Verein gibt, in dem Erwartungen so konsequent, so kontinuierlich enttäuscht werden. Kaum ein Verein, an dem Anspruch („Eigentlich gehören wir mindestens in die zweite Liga“) und Wirklichkeit (Platz neun in Liga vier) so sehr voneinander entfernt sind. Es fällt ungemein schwer einzusehen und anzuerkennen, dass Rot-Weiss Essen mittlerweile in der Bedeutungslosigkeit angekommen ist, zumindest außerhalb der Stadtgrenzen oder bei den in der Republik verstreuten RWE-Anhängern. „Wie, die gibt´s noch? Welche Liga sind die denn?“, musste ich mir hier in Berlin schon anhören. Aber vielleicht hilft uns ja gerade das Eingeständnis, dass wir nichts automatisch bekommen, nur weil wir Rot-Weiss sind, dass wir wie jeder andere Klub einfach ebenso um Punkte kämpfen müssen. „Wir sind zwar Rot Weiss- Essen, aber etwas Demut stünde uns allen gut zu Gesicht!“ Ein harter Satz. Gesprochen von Heiko Bonan, als er Trainer an der Hafenstraße war. Der Ausspruch hat ihm viel (zusätzliche) Kritik gebracht. Jetzt muss man sagen – er hatte nicht Unrecht! Aktuell sind wir einer von vielen Vereinen in Liga vier. Der Name klingt nach mehr als Lotte, Verl oder Zweitvertretungen, der Zuschauerschnitt ist noch immer beachtlich, aber mehr auch nicht. Früher hat RWE bei seinen Bemühungen eine Menge Geld verprasst, ohne dabei Erfolg zu erzielen. Nun fehlt das Geld, vielleicht klappt es ja so. Auch andere Vereine schaffen es mit niedrigem Etat erfolgreich zu sein, aktuell stehen acht davon über uns in der Tabelle, alle mit weniger Euronen ausgestattet als wir an der Hafenstraße. Vielleicht hilft es, dass Thomas Strunz nun weg ist, der Europameister, der erfolgreiche Ex-Spieler, der deutschlandweit bekannt war. Stattdessen haben wir nun Erkenbrecher und Außem, erfahrene, aber unbekannte Trainer – wie so viele andere Vereine, die mit erfahrenen, aber unbekannten Coaches Erfolg haben und am Ende sogar aufsteigen. Da braucht man keinen großen Namen für, es reicht gute Arbeit. Und bisher sind die beiden ungeschlagen. Auch haben wir, anders als früher, nicht viele bekannte Gesichter in unserem Kader; außer Kurth und vielleicht noch Mölders. Vor drei Jahren wäre Ailton wohl noch ein Kandidat an der Hafenstraße gewesen, so sehr passte er ins damals beliebte Spielerprofil. Gut, dass wir uns da weiterentwickelt haben, jetzt auf Grund der finanziellen Situation auch mussten. Unser Vorsitzender, Stefan Meutsch, sprach von einem Paradigmenwechsel, den RWE benötigt. Und genau dieser wird derzeit vollzogen: wir haben nicht mehr das dicke Konto von früher, wir werden in Zukunft weiter Spieler holen, die man erstmal googeln muss und wir haben erst einmal ein Trainerduo, das so ganz anders ist als es etwa ein Röber wäre (nämlich günstig, unbekannt, aber eben und vor allem: passend). Das alles bringt den Verein ein Stück weit näher in Richtung Normalität. Und ich glaube, das tut uns allen gut. Keine überzogenen Erwartungen, keine bekannten Altstars, kein rausgeworfenes Geld und kein falsches Anspruchsdenken mehr. Stattdessen ehrliche Arbeit und Leidenschaft mit einer Portion Demut – das könnte das neue Rot-Weiss Essen sein. Ein schrittweiser Aufbau mit vielleicht tatsächlich noch ein oder mehr Jahren in der Viertklassigkeit (gerne kürzer als länger) anstatt einer Hauruck-Aktion und eines Kraftakts. Dafür steht auch das neue Stadion, das dem Verein mittel- und langfristig eine tolle Perspektive bieten wird. Die neue Denkweise, Kurzfristigkeit adé! Dass RWE dabei nicht ein ganz stinknormaler Verein wird, dafür werden ohnehin auch in Zukunft die Fans sorgen. Wer weiter mit über 6.500 anderen Zuschauern zu den Heimspielen in Liga vier pilgert, der ist keineswegs normal, der ist positiv verrückt. Wir bleiben ein Traditionsverein, jetzt vielleicht ein bodenständiger.

Hendrik Gerstung

Erst fern von seiner Essener Heimat entdeckt Hendrik Gerstung die Leidenschaft für den Klub aus seiner Geburtsstadt. Denn wer wissen will, was „Fan sein“ wirklich bedeutet, der landet irgendwann an der Hafenstraße: Nirgends sonst erlebt man die Gefühlsverbindung Verehrung und Verzweiflung so intensiv – „Oh RWE“. I m RWE-Fanblog gibt Hendrik den rot-weissen Anhängern nun eine Stimme.

Von einer grauen Maus

wenn von dem VfL Bochum die Rede ist, taucht vor dem geistigen Auge automatisch eine graue Maus auf. Der VfL Bochum, die graue Maus der Bundesliga, einstmals unabsteigbar, das gallische Dorf des Fußballs, wird es doch von Fußballhochburgen wie Rot Weiss Essen und Westfalia Herne eingeschlossen. Aus diesem Dilemma resultiert ein, für die Bundesliga dieser Tage, zu geringer Zuschauerzuspruch. Und trotzdem verkörpert der VfL durch einige seiner Fans in besonderer Weise die These, dass Fußball ein Kulturgut ist. Endlich kann der VfL dann auch profitieren: Lautet das Ergebnis der Formel “RWE + Fans” oftmals und zu unrecht von den Medien unterstützt “Ärger”, ergibt selbige Formel mit den Faktoren “VfL + Fans” das Ergebnis: “Sänger, Autoren, Kultur”. Das Augenmerk gilt hier nun den Autoren, namentlich (mal wieder) Frank Goosen und Ben Redelings, (die übrigens in ihren Publikationen immer wieder das zelebrieren, wofür der VfL nun wirklich nicht steht: Den gepflegten Doppelpass). Im letzten Jahr nun erschien von Frank Goosen das Buch “Weil Samstag ist” und handelt in der “Ich Form” von Fußballgeschichten natürlich aus dem Dunstkreis des VfL. Schlussendlich aber auch von der Kunst, Beruf, Familie und Leidenschaft unter einen Hut zu bringen um dabei noch auf selbigen sein zu müssen, damit der eigene Nachwuchs die richtigen Farben übernimmt. Wieder einmal kann sich der Leser nicht dem Ruhrpott Charme entziehen und folgt dem Autor gerne auf seiner kleinen Reise auf der Suche nach dem Sinn des Samstags. Mein schönstes Leseerlebnis in diesem Buch berichtet von einem Besuch des Auswärtsspiels in der Arena zu Gelsenkirchen, Stichwort “Scotty”! Erst seit kurzem erhältlich ist das neue Werk des Bochumer Autors und Filmemachers Ben Redelings und heisst: “Dem Fußball sein Zuhause”. Kein Roman wie “So viel Zeit”, sondern eine wunderbare Auflistung vieler kleiner und großer Anekdoten rund um den Ruhrgebietsfußball. Man muss den Fußball, aber vor allem seine Heimat lieben, um so akribisch all diese schönen und bisweilen gar rührenden Geschichten zu sammeln. Fußball aus einer Zeit, in der Spieler und Fans noch eine Einheit waren und so beiderseitig zum eigenen Sinn des Lebens beitrugen. Einer Zeit in der die Spieler noch “Mucki”,”Köttel”, “Ata”, “Penny” oder “Ennatz” hießen. Einige Geschichten sind bekannt, oder schon Bestandteil der Scudetto Abende gewesen. Viele andere aber unbekannt, zeugen von dem Witz und Charme der Protagonisten und wollen bisweilen hinterfragt werden, wie Ben Redelings denn nun ausgerechnet an diese Geschichte geraten ist. Ein schönes Buch, kurzweilig und stets mit einem Schmunzeln im Gesicht zu lesen. Und, das Auge liest ja bekanntlich mit (logisch): Allein die Covergestaltung zwingt fast schon zu einem Kauf. Schließen möchte ich neben einer unbedingten Kaufempfehlung für beide Bücher mit einer netten Anekdote aus “Dem Fußball sein Zuhause”:

“Ende der fünfziger Jahre.Ein Mann sitzt im ausverkauften Westfalia Stadion in Herne. Der Sitz neben ihm ist frei. Irritiert fragt ihn sein Nebenmann, ob der Platz denn nicht vergeben sei. “Nein”, lautet die Antwort, “Der Sitz ist leer”. “Aber das ist unmöglich! das komplette Stadion ist doch seit Wochen ausverkauft. Westfalia schreibt Fußballgeschichte, und dann lässt jemand seinen Platz unbenutzt? Das ist doch Wahnsinn!”.”Nein, so ist das nicht. Der Sitz gehört mir.Meine Frau wollte mitkommen,sie ist aber leider kürzlich verstorben. Wir sind immer zusammen zur Westfalia gegangen. Seit jeher!”. “Oh, das tut mir leid. Mein Beileid. Aber sagen Sie: Wollte denn niemand anderes mitkommen? Ein Verwandter oder ein Freund vielleicht?” Der Mann schüttelt den Kopf: “Nein, leider nicht. Die sind alle auf der Beerdigung”.

Män som hatar kvinnor

Dieser vielschichtige, düstere Charakter Lisbeth Salander ist ab heute nicht mehr nur im Kopfkino aktiv, sondern auch auf der Leinwand zu erleben. Ohne viel Getöse und fast wie aus dem Nichts ist er da: Der erste Teil der Millennium Trilogie läuft heute in den Kinos an. Mit meiner Besetzung lag ich völlig daneben, aber ich denke, das tut der Qualität des Filmes keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Bei den professionellen Kritikern findet der Film, der übrigens wie das Buch Verblendung heißt, sehr viel Lob und Anerkennung. Bleibt nun abzuwarten, da keine Hollywood Produktion, wann der Film seinen Weg in die relative Provinz hier findet.

Initialzündung

Was hat der VfL Bochum mit der Midlife Crisis zu tun? Der VfL als Verein prinzipiell weniger. Zwei seiner Fans dagegen schon viel mehr. Die “Schriftgelehrten” Frank Goosen und Ben Redelings haben mit ihren Veröffentlichungen viel dazu beigetragen, sich im Status “Lebensmitte” verstärkt mit dem Gefühl der Musik und dem Fußball der Jugend zu befassen. “So viel Zeit” von Frank Goosen hat mich also noch längst nicht entlassen, sondern hält mich und momentan einige andere auch weiterhin fest in seinem Bann. Passend dazu ein Geschenk namens “Dem Fußball sein Zuhause”, in feinster 70ziger Jahre Optik. So generierte die kleine Runde, in der wir uns normalerweise bei leiser Musik im Hintergrund zu “geistigen” Getränken unterhalten, an diesem Samstag zu einer lauten Liebeserklärung an die Musik jener Zeit. Recht schnell mussten Tische und Stühle weichen um der Luftgitarre und dem Sackbass Platz zu machen. Die CD Sammlung von gestern in Verbindung mit minutenlangen Pausen wurde ersetzt durch die heutigen Wiedergabelisten. Da waren sie dann wieder vereint: Uriah Heep, Peter Gabriel, Bowie, Madness, KISS, Fischer-Z, Mother`s Finest, Genesis, Deep Purple, Don McLean und all die anderen großartigen Musiker und ihre Stücke, die uns gestern wie heute mehr bedeuten und ein vielfaches mehr an Gefühlen vermittelt haben wie manch heutiges Produkt. Solche Abende lassen sich leider nicht beliebig wiederholen oder am Reissbrett planen, basieren sie doch auf “Aha Erlebnissen” wie zum Beispiel einem Buch. Dafür war der Abend aber von einer solchen Intensität, so dass ich mich noch lange fröhlich daran erinnern werde. Verbunden mit der Erkenntnis, dass man niemals zu alt für etwas ist und dass das, was von Herzen kommt, immer siegen wird. Daher glaube ich auch weiter fest an bessere Zeiten für den RWE. Was nun die Umsetzung der Band für uns bedeutet, da sehe ich ausnahmsweise einmal schwarz: Noch sind wir zu dritt, und davon kann nur einer überhaupt ein Instrument spielen.

Mountain Of Thunder

Stilecht bei Dosenbier und “July Morning” von Uriah Heep gilt es die Begeisterung über ein Buch niederzuschreiben, welches mich in den letzten 3 Tagen mit auf einen Trip, beginnend in den 80zigern und der eigene Jugend, genommen hat: “So viel Zeit” von Frank Goosen heißt das Werk und belegt, dass Frank Goosen nicht nur Fußball kann. 
Es geht für die nunmehr über 40jährigen Hauptprotagonisten um Musik, um Beziehungen, um die Frage nach dem “und was kommt jetzt”. Es handelt von Freundschaften,beruflichen und tragischen Erlebnissen und unverhofften Wendungen. In allen Punkten könnte ich theoretisch mithalten, von der Musik einmal abgesehen und natürlich nicht so herzerfrischend als Grundlage für einen Roman taugend. 
Es ist aber nicht nur der Inhalt, der mich so gefesselt hat: Es ist die Art, wie Frank Goosen den Leser mitnimmt. Ich habe dieses Buch nicht nur gelesen, ich bin darin versunken! Kenne jedes der Lieder, kenne die damaligen “Dresscodes” und heutigen Gedanken nahe der Midlife Crisis.
Fühle mich an wilde Zeiten im Jugendzentrum Nordhorn mit Roth Händle ohne Filter und Dortmunder Export 0,5 Liter zurückversetzt und auch daran, was mir vielleicht fehlt. “So viel Zeit” ist für mich genaugenommen der legitime Nachfolger der bislang unerreichten TV Serie “Um die 30” (Leider immer noch nicht auf DVD erschienen). 
Und sollte dieses Buch je verfilmt werden, würde ich auf Darsteller dieser Serie zurückgreifen. Bücher die einen so begeistern, sind eigentlich tragisch: Man möchte wissen, wie es endet und liest schneller in der Gewissheit, das bald aufhört was doch so schön ist.

Kontrastmittel

Meine aktuelle Bettlektüre könnte unterschiedlicher kaum sein: Hier der „elder statesman“ aus Hamburg, dort der „former hooligan“ aus London. Natürlich braucht es keine Rechtfertigung, eine Biographie über einen großen Staatsmann zu lesen. Flüssig geschrieben spart Hans Joachim Noack auch nicht mit Kritik am umtriebigen und bisweilen harschen Politiker. Wie ein roter Faden zieht sich die Ungeduld eines Helmut Schmidts mit seiner jeweiligen Lebenssituation durch das Buch. Langatmige Plenarsitzungen bleiben dem Leser erspart, differenzierte Darstellungen der charismatischen Troika Wehner/Brandt/Schmidt aber leider auch. In Anbetracht der Tatsache, daß so viele Jahre beleuchtet werden müssen, aber zu verkraften. Für mich allein wäre aber auch schon das Titelbild ein Kaufgrund: Welch sympathisches Bild eines brillianten Geistes. Von allen guten Geistern verlassen schien dagegen viele Jahre der Autor des zweiten Buches: Viele „dritte Halbzeiten“ verschafften ihm in seiner Jugend keinen Posten auf politischer Ebene, sondern als Politikum hinter Gittern. Ich lese trotzdem gerne diese Bücher aus England mit ihren autobiographischen Zügen. Blendet man nun alle Gewalttaten rund um den Fußball aus, bietet sich dem Leser ein recht schmissiger Eindruck der Jugendkultur in England über mehrere Jahrzehnte hinweg. Wie auch bei John King geht es abseits des Fußballs um den Style, die Musik und dem Leben in den verschiedensten Regionen der britischen Insel. Die spinnen nicht nur, die Briten, sondern sie haben auch was. Für mich wenigstens. Leider konnte ich nicht ergründen, warum immer wieder auch Fußballgewalttäter (und nichts anderes war Cass Pennant) solchen Kultstatus in England einnehmen. Vielleicht liegt es wirklich in dem Inselstatus der Briten begründet, und ihrer geschichtlich verbrieften Neigung, keinem Ärger aus dem Wege zu gehen und andere Orte erobern zu wollen.

Die Wahrheit liegt in der Mitte

Zunächst einmal die Nachricht des gestrigen Tages aus Essen: Das neue Stadion wird gebaut. Hört sich doch gut an, oder? Bei genauerer Betrachtung weicht die Euphorie der RWE Fans doch wieder gelassenem Pessimismus mit einem gehörigen Schuß Sarkasmus, denn:Es handelt sich lediglich um einen Grundsatzbeschluß des Stadtrates, quasi also eine Empfehlung an die Stadt. Ein möglicher Baubeschluß erfolgt erst im März. Und zudem hat auch die Landesregierung aus Düsseldorf ein Veto eingelegt, Investitionen aus öffentlichen Verkäufen in solch Dimensionen mit einzuplanen. Aber als Hoffnungsschimmer allemal tauglich. Ja und dann erschien gestern die neue Ausgabe der 11 Freunde. Deren Chefredakteur Phillip Köster hat einen Artikel hingelegt, der bundesweit in den Fanszenen für Aufregung und heftige Diskussionen sorgen wird: Ein Artikel über die Ultras in den deutschen Stadien. Aber nicht nur ein Artikel, sondern eine gelungene, frei von jeder Polemik, Bestandsaufnahme der aktuellen Fankultur. Man kommt nicht umhin, diesen Artikel einfach nur so zu lesen, denn er beinhaltet so viel an „Pros und Contras“, die einen zwingen, seine eigene Einstellung zu dieser Fankultur zu überdenken. Das, was diesen Artikel für mich aber so besonders macht ist das Fingerspitzengefühl (oder vielleicht auch nur die eigene Einstellung als Fan), mit welchem Phillip Köster hier vorgeht: Mal abgesehen von dem durchaus provokativem Untertitel und einer Spitzfindigkeit in Bezug auf die Choreographien, stellt dieser Artikel eine Grundlage dar, auf der sich alle Fans in ihrer Daseinsberechtigung berufen können. Auch die Ultras dürfen sich nicht angegriffen, sondern angesprochen fühlen und vielleicht einmal ihr „Tun“ überdenken. Vielleicht auch mal Anspruch und Wirklichkeit abgleichen. Eine farbenfrohe Kurve zu schaffen steht ja nun wirklich im Widerspruch zum mittlerweile Einheitsschwarz des Blockes. Nachdem ich diesen Artikel ein zweites und auch drittes Mal gelesen habe, stelle ich fest, dass wir in Essen eine komfortable Situation vorfinden (Auch wenn sich nach jedem Heimspiel diese ermüdenden Stimmungsgräben zwischen „Nord“ und „Ost“ im Forum auftun): Eine aktive Ultraszene trifft auf eine aktive „Old School“ Szene und beide kooperieren im Grunde genommen auf ihren beiden Tribünen doch recht gut miteinander. Und an guten Tagen meldet sich auch noch die Haupttribüne im Block „D“ stimmgewaltig zu Wort. Das das in München nicht funktionieren kann, oder in Dortmund anhand der Riesentribüne vielleicht untergeht, liegt auf der Hand. Und das in Nordhorn ein Bengalo und eine Riesentrommel keine Gruppierung erzeugen, muß nicht weiter diskutiert werden. „Ultra sein“ hat gesunde Wurzeln, seine Berechtigung und ist ein Muß, um dem Eventgedanken des DFB und seinen Organen ab und an den Spiegel vorzuhalten. Doch genauso müssen die Ultras sich selber auch mal reflektieren. Vielleicht ist ein Schritt, das Spiel so zu verfolgen, wie es sich auf dem grünen Rasen darstellt. Auch hier gilt nämlich schlicht und ergreifend einmal mehr: „Wichtich is auffem Platz“.

Ab(Stieg)

Den dritten Teil der sogenannten „Millenium Trilogie“ von Stieg Larsson gerade zugeklappt stehe ich nun vor der Frage: Und was kommt jetzt? ich reihe mich gerne ein in die Schar der begeisterten Kritiker dieser Bücher. Zumal die Einzigartigkeit ja auch darin besteht, dass durch das viel zu frühe Ableben des Autors definitiv keine weiteren Bücher mehr über „Lisbeth“, „Mikael“ und Co. erscheinen werden. Definitiv zu beachten gilt es aber, die Reihenfolge der Bücher einzuhalten, um den Überblick zu behalten. Also erst Verblendung, dann Verdammnis und zum „guten“ (Gut ist manchmal sehr relativ, denn auch die Guten können sehr böse sein) Schluß dann Vergebung. Bis dann die letzte Seite erreicht ist, hat man soviele Charaktere kennengelernt, dass man ab und an wieder zurückblättern muß, um den Überblick zu behalten. Das ist mein einziger Kritikpunkt, dass gerade in „Vergebung“ noch zuviele neue Charaktere in das Geschehen eingreifen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Filmindustrie schon mit den Ventilen klappert, um die Trilogie zu verfilmen. Das verführt mich zu einer rein spekulativen Besetzungsliste, frei nach meinem geistigen Auge: Lisbeth Salander könnte laut optischer Beschreibung durch Amy Winehouse gespielt werden. Bei den geistigen Fähigkeiten der Lisbeth gilt es bei Mrs. Winehouse noch mal draufzugucken. Für die Figur des Mikael Blomquist habe ich so eine Mischung aus Richard Gere und George Clooney vor Augen, gepaart mit einem Schuß Sascha Hehn aus den 80zigern. Wenn es denn überhaupt zu einer Verfilmung gereicht. Bis dahin:Einfach mal lesen.

Hirngespinste

Oder auch vom Blitz getroffen. In etwa so fühlte ich mich, als ich das Buch von Colin Irwin fast zu Ende gelesen hatte. Ich habe viele Bücher über den Fußball, seine Fans und den Stadien. Aber noch keiner hat sich der Seele des Spieles so angenommen wie Mister Irwin. Denn, seine Recherchen und Besuche verharren nicht nur in einer Liga und den dazugehörigen Pubs: Von der Premier League bis hin zum walisischen Ligabetrieb oder „Non League“ Fußball in den schottischen Highlands kommen Fans und Originale zu Wort und zeichnen ein sympathisches Gesamtbild einer fußballverückten Insel. Auf jeden Fall ein wohltuendes Bild und ab und an im krassen Gegensatz zum Verhalten manch „Schlachtenbummler“ oder der Geldmaschine Premier League stehend. Ja und dann kam halt dieser Blitz in Form von: Das möchte ich auch, wie steht es denn um den Fußball in Deutschland? Gibt es Fußball auf den Halligen oder in Stockach. Gibt es legendäre, aber „verschollene“ Vereine usw. Gut, ich bin kein Journalist, kann mir kaum ein Jahr unbezahlten Urlaub nehmen, geschweige denn leisten. Und Leser würde es außerhalb der Familie auch wohl keine geben. Aber, ich halte das Thema ein sehr interessantes. Und sicher auch schon oft behandelt, wie zuletzt ja noch in dem Buch:“Ist doch ein geiler Verein“ von Christoph Ruf. Nur geht es explizit um den Fußball in der Provinz. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Buch je zustande kommt, ist natürlich ebenso hoch, als wenn der RWE mal wieder Deutscher Meister wird. Wenigstens den Titel und ein Cover hätte ich dann schon., das lässt sich mittels eigener Bilder und picnic schnell bewerkstelligen. Ich muß mich nur für eines von beiden entscheiden. Im Falle eines Falles natürlich…..

Die Seele des Spiels

Colin Irwin ist primär ein Musikjournalist aber eben auch ein Fußballfan und als solcher besonders dem Woking FC zugetan. Und wenn sich Beruf und Leidenschaft verknüpfen lassen, dann kommt schon mal ein Buch namens „Sing When You`re Winning“ heraus. Eigentlich als Buch über die Fangesänge im britischen Fußball geplant, wurde es doch eher zu einer Abhandlung über den „Ist-Zustand“ der britischen Fanseele. Und da wir Fußballfans ja eigentlich hemmungslos nostalgisch sind, spannt Colin Irwin aber auch immer wieder den Bogen zurück bis in die 70ziger Jahre und lässt den Leser teilhaben an dem Gefühlsleben mürrischer Fans, den Gesängen und der Stadionwurst für die Briten.Es ist schon faszinierend, wie alle Facetten des englischen Fußballs immer wieder in Buchform veröffentlicht werden. Wer sich selber noch über weitere Bücher zu diesem Thema informieren möchte, der sollte hier fündig werden.

The Dark Knight

Da behaupte ich immer, mit dem Phantasy – Genre sowohl in Buchform und vor allem auf der Leinwand nichts anfangen zu können, und finde mich zu meiner eigenen Überraschung gestern Abend im Astoria Palast zu Nordhorn wieder, um einer Fledermaus „beim Job“ zuzugucken. Ein düsteres Spektakel, kurzweilig zudem und technisch einwandfrei. „Lockvögel“ für mich unter anderem auch die grandiosen Schauspieler Morgan Freeman und Michael Caine. Außerordentlich brilliant gar die Darstellung des Jokers durch den verstorbenen Heath Ledgers, eine Leistung die wahrscheinlich posthum zu einer „Oscar“ Nominierung führen dürfte. Mal abgesehen von der wackeligen Bestuhlung im alterwürdigen Kinosaal war es ein klasse Film, den ich vielleicht gerade jetzt sehen mußte. Schließlich vermag ein Superheld auch schon mal Leben zu retten. Ebenfalls posthum kommt ein schwedischer Krimiautor zu Ehren: Stieg Larrson verstarb am 9.11.2004 an den Folgen eines Herzinfarktes und wurde nur 50 Jahre jung. Sein Erbe im Bereich der Trivialliteratur besteht aus der sogenannten „Millenium Trilogie“ und bietet allerbeste Krimilektüre in logischerweise drei Bänden. Behutsam werden höchst interessante Charaktere vorgestellt, mit denen man sich sehr schnell identifizieren und gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen kann. Um mal ein schwedisches Möbelhaus zu zitieren: Urlaub, entdecke die Möglichkeiten.

Startpiloten

Nach der EM ist vor der Saison und somit auch wieder die Zeit der Sonderausgaben aus dem Segment der Fußballfachliteratur. Dumm nur, dass nun auch der RWE aus dem bundesweiten Fußballfokus ausgeschieden ist. Somit Bedarf es für mich eigentlich nur der kostenlosen Beilage in den „GN“ und dem Sonderheft der „Reviersport“. Und trotzdem habe ich aus alter Tradition wieder das rote Original gekauft. Aber wirklich begeistert, und dabei haben die Macher wohl keine amateurhafte Werbung wie diese hier mehr nötig, hat mich das Sonderheft aus dem Hause „11Freunde„. Klar, meine Vereine sind nicht dabei, der RWE wird höchstens im Ansatz vermisst, aber was dieses Heft nebst Booklet zu bieten hat, das begeistert jeden Fußballfreund, der mehr wissen möchte als die Kaderzusammenstellung. Hier kommen Fans zu Wort, werden Fakten um das „drumherum“ geschaffen, wird eine Annäherung an die DFL gesucht, das ganze mit opulenten Bilderstrecken (köstlich die Adaption der Kicker Rangliste ) angereichert und um einen EM Rückblick der eigenen Wahrnehmung ergänzt. Fazit: Das zweite Sonderheft stellt noch keine Tradition dar, aber dürfte schwerlich zu übertreffen sein. Besondere Highlights: Die „Prämierung“ der schrägsten Trikots und der entsprechenden „Edel“Fans. Ein Heft für die Ewigkeit.

Bundesligazeiten

Karsten Kiepert hat mit seinem Erstlingswerk „All die ganzen Jahre“ ein Buch vorgelegt, welches als „Amateur“ durchaus mit den „Profis“ wie zum Beispiel Nick Hornby oder Tim Parks mithalten kann, um mal den Pokalcharakter dieser Tage zu wahren. Nun kommt sein zweites Werk „Bundesligazeiten“ auf den Markt, pünktlich um die Sommerpause zu überbrücken. Der Autor hat sich vorgenommen,in loser Folge an besondere Spiele des RWE zu erinnern, und dabei vor allem die beteiligten Spieler und die Fans zu Wort kommen zu lassen. Ein Blickwinkel auf die Vereinshistorie abseits der nüchternen Spielberichtserstattung und Statistiken. Band 1 beschäftigt sich mit den Aufstiegspielen zur Bundesliga in den Jahren 1978 und 1980. Siegreiche Gegner waren damals der „Club“ und der KSC. Neben den Interviews gibt es auch interessante und bisher unveröffentliche Fotos zu sehen. Das ganze für 11,95 € und direkt beim Autor unter Kalle070772@t-online.de zu bestellen. Es lohnt sich und ich muß jetzt weiterlesen.

Reisen in die Fußballprovinz

Normalerweise lese ich erst ein Buch und stelle es dann vor, natürlich auch nur dann, wenn es mich dazu animiert hat. Das folgende Buch kenne ich hingegen noch nicht. Aber der Blick auf das Thema und dann aus diesem Verlag „stammend“: Da sollte der Anspruch von Fußball und Kultur gewahrt sein. Ich werde mit dem Buch auf jeden Fall bis zum Urlaub in der Schweiz warten. Im EM Land über die „Provinzbühne“ Fußball des eigenen Landes zu lesen ist sicherlich ein spannender Kontrast und definitiv auch ein grosser Teil meines Fußball(er)lebens: Der RWE ist ein „geiler“ Verein, der heimische SV Eintracht auch, aber dieser verkörpert die Provinz.

Antiquariat

Während der Championsleague Übertragung und der Zementierung meiner Meinung über Nutella Kevin habe ich mein Bücher Regal durchforstet und anschliessend via Internet festgestellt, dass ich die ein oder andere kleine Geldanlage dort stehen habe: So wird das „Fanbuch“ von Rainer Raap aus dem Jahre 1988 teilweise mit bis zu 114€ gelistet. Also ich hätte da ein gut erhaltenes Exemplar eben aus dem Jahre 1988 auf Lager“……. Trotzdem war ich schon erschrocken, dass ich dieses dicke Buch schon 20 Jahre besitze. Sollte nun jemand per Zufall Interesse an dem Buch haben, wir können über alles reden….;-)
« Ältere Einträge