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Supercalifragilisticexpialigetisch

Samstag geht es endlich wieder für uns los. Keine neue Liga ist eben auch wie ein neues Leben. Dort wo einstmals der große Helmut Schmidt mit seiner Loki eine nach der anderen durchgezogen hat, beginnt für Christian Neidhart und seine Mannen der abermalige Versuch, dieser Regionalliga zu entfliehen. Es wird auch wirklich an der Zeit, diesen Schritt zu gehen, denn wenn seriöses Finanzgebaren Hand in Hand mit Uerdingen funktionieren soll, dann fragt man sich manchmal schon, was dass alles eigentlich noch für einen Sinn hat. Aber dem Hören nach bekommt man in Krefeld doch noch kurz vor knapp eine Mannschaft auf die Beine gestellt. Hat halt nicht jeder Verein mal eben siebenundfünfzig Spieler auf dem Deckel. Ist ja auch alles wumpe, denn wir schauen einmal mehr nur auf uns.

Am Samstag im Sportpark Nord zu Bonn schauen wir nicht mehr alle in die Glotze, sondern dürfen tatsächlich auswärts wieder unser Unwesen treiben. Bier trinken, Bratwurst essen und den Duft der Stehtraversen einatmen. Je mehr Pieks, desto besser. Der Bonner SC ja immer eher der Kandidat für die unteren Regionen, aber durchaus daheim auch unangenehm zu spielen. Das wird also nicht einfach für unsere Roten, die auswärts nun eher in Weiss auflaufen dürften. Dem Vernehmen nach gilt ja der RWE einmal mehr zu den Topfavoriten auf den Aufstieg. Das hat man ja ganz selbstbewusst und insbesondere nach der famosen letzten Saison auch so kommuniziert. Wir haben mit dem Aufstieg halt einfach kein Problem. Das Problem liegt eher darin begründet, dass er einfach nicht gelingen will. Der diesjährige Preis des „In die Suppe spucken“ Pokals soll laut Expertenmeinung nach Münster zu den dortigen Adlerträgern gehen.

Gerne geben wir die Favoritenrolle an die Hammer Straße ab und gönnen dem SC Preußen noch weitere Runden im DFB-Pokal. Natürlich nur zum Zwecke, dass die Konzentration auf die Liga darunter leidet. Das war aber schon ein beeindruckendes Spiel gegen die Radkappen aus Wolfsburg und wahrscheinlich wird die Niederlage ja noch gewandelt, da es der VfL an der Seitenlinie ja irgendwie verbommelt hat.

Unsereins konnte sich parallel zur ersten Runde im DFB-Pokal an einem erfrischenden Offensivauftritt gegen den SC Verl erfreuen (Die Älteren mögen sich erinnern: Der SC Verl hat mal ziemlich lange mit uns in einer Liga gespielt.). Acht Tore in dem Premierenspiel für die neue LED Anzeige über der noch mehr geteilten Gottschalk-Tribüne. Das war doch geplant, um der Stadionregie mit dem ersten Spiel so richtig an den LED-Reglern einzuheizen. Das Teil ist schon beeindruckend. Möge es oft für unsere Farben aufleuchten. Und nur für unsere Farben! Ich glaube, dass wir in dieser Saison noch schneller unterwegs sind als in der vergangenen. Dass sich einige Spieler individuell verbessert haben und wir weniger Rückpässe erleben werden. Gut, dass ich nicht die Aufstellung vornehmen muss. Aber egal, wer da in unseren neuen Trikots auch aufläuft: Sie alle freuen sich, dieses endlich wieder vor Fans tun zu dürfen.

Wenn ich das Gebaren von PSG und einigen anderen Vereinen (?!) auch heute wieder so anschaue, dann ist unsere Liga doch gar nicht so schlecht und um einiges realistischer. Leider eben viel zu schlecht wahrgenommen und vergütet. Wenn, wie in der vergangenen Woche geschehen, in der 3.Liga Viktoria Berlin auf Viktoria Köln und der SC Verl auf Türkgücü München trifft, dann kann man emotional um einiges entspannter sein, als wenn zeitgleich in der Regionalliga West der Wuppertaler SV auf Preußen Münster und Rot-Weiss Essen auf Alemannia Aachen treffen würde. Dummerweise sind wir nicht in der 3.Liga, sondern eine darunter und haben kein Magenta oder ähnlich an der Seite. Im Stadion selbst und zu normalen Zeiten, da würden die letztgenannten Partien natürlich einiges mehr an Fans im Stadion begrüßen dürfen.

Fans und Stadion. Es war ja sehr entspannend, die erste Runde im DFB-Pokal am heimischen Empfangsgerät zu verfolgen. Das ist schon interessant: Ein RWE Spiel auch ohne Zuschauer vor Ort lässt mich völlig entnervt und mit allen Emotionen zurück, während ein Spiel vor Fans und mit Atmosphäre bei anderen Vereinen doch eher gelassen verfolgt werden kann. Das hat aber allein schon deshalb Spaß gemacht, weil eben Fans in den Stadien waren. Man spürte förmlich den Duft der Bratwurst und sah wie Hanswurst seinen Bierbecher durch die Gegend schmiss. Welch eine Verschwendung.

Wir sind also auf dem Weg zur Normalität, auch wenn dieser noch ein beschwerlicher sein wird. Mit Rückschlägen versehen und mit viel Solidarität durchgeführt. Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen. Und ich wünsche mir nicht nur einen gelungenen Saisonauftakt beim Bonner SC, sondern viel mehr auch ein Umdenken in den Kommentarspalten. Dies ist unser Verein. So ziemlich das Größte, was es für uns gibt. Und wir wollen alle zusammen hoch.

Fan-Office

Ein Jahr lang ungeschlagen. Das bedeutet, 365 lange Tage in Liga und Pokal nicht einmal als Verlierer vom Platz gegangen. Ich weiss nicht, ob wir derlei schon einmal seit 1907 erleben durften. Kleiner Rückblick: Es war der erste Februar vergangenen Jahres, als wir vor 12.113 Fans an der Hafenstraße mit null zu zwei gegen den designierten Meister SV Rödinghausen verloren haben. Schon nach zwei Minuten traf ein gewisser Simon Engelmann gegen uns. Gut, dass er nun für uns trifft. Gegen den Bonner SC erneut zweimal. Diesmal auch wieder vom Punkt. Legendär weiterhin seine Freudenausbrüche nach den Toren. Kein Batman Quatsch oder gestenreiches versinnbildlichen privater Ereignisse. Sobald der Ball im Tor zappelt, ist das Ding abgehakt und weiter geht`s.

Vor dem nächsten Torerfolg gilt es aber für ihn und seine Mannschaftskollegen, sich zu regenerieren, denn die kommenden Aufgaben werden auch nicht viel leichter als das Spiel vom vergangenen Wochenende gegen den Tabellenletzten. Dieses barg sogar viel höhere Gefahren in sich, als man sich bei den beiden nächsten Spielen gegen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund Zwo vorzustellen vermag. Gegen Bonn konnte man eigentlich nur verlieren, gegen Bayer wird man aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren und gegen den BVB sollte man irgendwie gewinnen. Erst nach harter Maloche wurde Samstag gewonnen und somit das Jahr ohne Niederlage besiegelt.

Wahnsinn, wer hätte das gedacht, dass in diesen schwierigen Zeiten ausgerechnet unser RWE der Regenbogen am Horizont der Pandemie ist. Das macht schon stolz und zufrieden, wenngleich sich weiterhin alles nicht so wirklich gut anfühlt. Es bleibt weiter ungewohnt, wie sich aktuell Spieltage gestalten. Bis vor einiger Zeit und hoffentlich auch irgendwann mal wieder, sind die neunzig Minuten im Stadion doch nur kleiner (zugleich natürlich wichtigster) Bestandteil vieler Rituale und Vorkommnisse, die sich um das Spiel drehen. Die Anreise nicht mehr auf der Autobahn, sondern höchstens aus einem anderen Raum in das Arbeitszimmer. Oder wo auch immer das Empfangsgerät steht. Es muss auch nicht mehr vor einem Spiel Ölstand und Luftdruck kontrolliert werden, sondern höchstens die Netzwerkverbindung. Es muss nicht einmal getankt werden, Brennstoff zum Spiel ist das Spieltags Ticket, sofern man kein Dauerkartenbesitzer*in ist.

Am heimischen Empfangsgerät gibt es auch keine sogenannten Hochrisikospiele, zu denen man nach Möglichkeit noch früher anreisen sollte, da an solchen Spieltagen leicht überhöhte Sicherheitsmaßnahmen schon mal den Weg abschneiden oder behindern. Im Fan Office zu spät zum Anpfiff zu kommen, liegt also wirklich und ausschließlich an einem selbst. Es sei denn, unverhoffte Baustellen tauchen aus dem Nichts auf, wie Mutters Anruf, zu viel Kontakte auf der Spielvorbereitungshunderunde oder eben auch die Wäsche, die noch aufgefangen werden will. Diese war es übrigens vergangenen Samstag, die aus einem Akt partnerschaftlicher Solidarität aufgehangen wurde. Zeitgleich mit dem Elfmeterpfiff wurde ein Schlüpper mit roter Klammer aufgehangen. Multitasking in Rot und Weiss!

Auch das gewohnte Catering gestaltet sich mittlerweile etwas anders: Die Frikadelle im Brötchen oder die Bratwurst vor dem Hafenstübchen hat sich zu einem flockigen Stück Kuchen gewandelt. Dafür darf aber das Stauder direkt aus der Flasche genossen werden, muss nicht in einem Plastikbecher ausgeschenkt werden. Die „Gefahrenlage“ im Fan Office natürlich auch deutlich entspannter, als man es gemeinhin einem Stadion zuschreibt. Eins aber bleibt immer gleich: An Spieltagen ist irgendeine RWE-Klamotte Pflicht. Ich wechsle diese zur Zeit nach jedem Unentschieden, denn einen obligatorischen Tausch nach einer Niederlage kann man aktuell einfach nicht einplanen. Und man will ja nicht irgendwann aus den Klamotten müffeln, wo es doch gerade alles so nach Erfolg riecht.

Epilog: Gegen Nachmittag hatte ich einen kleinen Empörungsbeitrag geschrieben, in welchem ich mich über den Tausch des Heimrechts der beiden Borussen Mannschaften aufregte. Ich witterte Wettbewerbsverzerrung und war direkt wieder auf 1907. Doch die allseits entspannten Reaktionen darauf, besonders von unserer Vereinsseite, waren ziemlich entspannt und lässig, so dass die Empörung nebst Beitrag nicht mehr vonnöten war. Außerdem klären wir das alles schon bald an der Hafenstraße.

„Ich kann gar nicht alt genug werden, um alle Überraschungen, die der Fußball so parat hat, verkraften zu können“ (Hans Meyer)

Düsseldorf:

Zwischendurch wäre ein Anruf beim Ordnungsamt angezeigt gewesen. Aus Gründen schwer beschäftigt in diesen Tagen hätte es ein weiteres Mal eingreifen müssen, um die Zwote Mannschaft von Fortuna Düsseldorf dicht zu machen. Und den Unparteiischen gleich mit. Immer wieder überschritten beide die Grenze zur Peinlichkeit und sahen Dinge, von denen die überwiegende Mehrheit im Stadion nicht wusste, dass es sie gibt. Und so lagen sie und wanden sich in ihrem Schmerz, die jungen Fortunen. Wir werden wohl auf ewig rätseln, woher dieser kam. Also der Schmerz. Oder die Karten. Da möchte man nur fragen: „Warum?“ Vielleicht war es ein Stück weit der seit Monaten nicht mehr gekannten Begleiterscheinung namens Atmosphäre geschuldet, die zu dieser sehr interessanten Auslegung der Regeln und Fairness geführt haben.

Sei’s drum, die Mannen um Christian Neidhart haben sich dadurch nicht von ihrem Ziel abbringen lassen, diesen Abend zu zelebrieren und mit drei Punkten erfolgreich zu gestalten. Der Abend an der Hafenstraße hatte aber noch weitere Akte zu bieten, die allesamt auf der ziemlich emotionalen Klaviatur gespielt wurden. Kurz vor dem Stadion wähnte man sich eher wie vor einem Rockkonzert, denn vor einem Fußballspiel. Der ansonsten so belebte Vorplatz wurde blickdicht gemacht, um an dieser Rot-Weissen Kulturmeile Ansammlungen zu vermeiden. Unser Boss durfte sich also fühlen wie Mick Jagger, Bono oder René Pascal, denen so vor allzu neugierigen Blicken Sichtschutz gewährt wird. Auch Fancontainer und Stauder Wagen waren somit betroffen und vermittelten so schon bei der Ankunft dieses Gefühl, dass gerade alles anders ist. Der Einlass weitläufig, klar strukturiert und trotz der gebotenen Vorsicht entspannt.

Die Mitarbeiter in den langen Hosen haben Tag und Nacht vorgelegt, damit ihre Kollegen in den kurzen Hosen endlich wieder eine etwas größere Bühne für ihre Fußballkünste betreten konnten. Chapeau und Danke dafür! Im Stadioninneren galt es einen Moment zu überlegen, und dann war der Kontext hergestellt: Boavista Porto mit seinem Estádio do Bessa Século. XXI stand hier Pate, schließlich hat der portugiesische Verein in Reminiszenz an seine Schachabteilung auch alles in selbigem Muster ausgekleidet. Schade, dass es keine roten Müllsäcke gibt, welches Bild hätte das gegeben. Da die gängigen Farben jedoch Blau und Schwarz sind, war Schwarz natürlich alternativlos. Die Sitze dazwischen füllten sich nun langsam mit Fans und bekamen die ersehnten roten Farbtupfer.

Das die Mannschaft mittlerweile schon auf dem Platz war, ging fast ein wenig unter. Als dann aber das Aufwärmen beendet wurde, ging urplötzlich ein Ruck durch das Stadion: Die Mannschaft begrüßte spontan die Fans und diese sprangen direkt auf, klatschten sich die Finger wund. Fast so, als hätten wir justament den Aufstieg geschafft. Der Einlauf ebenfalls ein emotionaler Festakt. Irgendwie überlagerten sich Stadionregie, Gesänge und die drei Tribünen, so dass unter dem Strich Gemengelage und Lautstärke ein leichtes Schaudern zu erzeugen wusste. Im Spielverlauf stimmten immer wieder verschiedene Gruppen Gesänge an, wurde extrem situativ reagiert. Altersunabhängig übernahmen nun auch viele ältere Fans den Part der „West“. Die Stimme konnte sich ja auch Monate auf diesen Moment vorbereiten. Für den Moment des 2:0 hat sich auch Cedric Harenbrock nach vielen Verletzungen immer wieder herangekämpft. Das erste Mal im Kader, eingewechselt und direkt an einem solchen Abend das Tor: Das war die Kirsche auf der Torte.

Bonn

Erste Halbzeit:

Paul Breitner sagte einmal (leicht abgewandelt): „Da kam dann der Livestream. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief’s ganz flüssig“. In der Tat war der Livestream aus dem Bonner Sportpark die Überraschung des Abends. Kaum Aussetzer in Halbzeit Eins. Im Gegenteil, er lief so stabil wie der RWE auf dem Feld. Das Ambiente am Monitor aufgrund der dunklen Zuschauerränge und des schummerigen Flutlichts in Verbindung mit der Bildqualität ähnlich wie bei der Fernsehübertragung aus dem Jahre 1981 zwischen dem FC Politehnica Timisoara und dem 1.FC Lokomotive Leipzig . Aber egal, man war einmal mehr mit dabei. Spaßig bei Sporttotal ab und an die Kommentatoren: In Lippstadt sah man Simon Engelmann häufig kritisiert in Fankreisen und heute gab es die These, dass Christian Neidhart nach den beiden Unentschieden schon gewackelt hatte. Man sollte vielleicht weniger sozial mediale Kommentare als Grundlage für eine Vorabrecherche nehmen. Das eventuell als ernstgemeinte Bitte. Auf jeden Fall: Danke für entspanntes Zusehen. Unserer Mannschaft gilt dieser bisherige Dank übrigens auch, denn relativ unaufgeregt gestalteten sich diese ersten fünfundvierzig Minuten.

Zweite Halbzeit:

Wer jetzt geglaubt hat, es würde so weitergehen mit der Entspannung, dem wussten die die Bonner nach etwas über fünfzig Minuten auf die Sprünge zu helfen: Die Heimmannschaft verfehlte den Ausgleich nur um Millimeter, und so saß man als Gästefan plötzlich wieder steil und hellwach im Sessel. Das nächste Mal dann erst wieder in der dreiundneunzigsten Minute bei dem finalen Freistoß des Bonner SC. Da dieser aber ähnlich in den Abendhimmel ging wie weiland des Steuersünders Elfmeter in Belgrad, durfte endgültig und erleichtert in sich zusammengesackt werden. Ach so: Dazwischen unterhielt ein munteres Spiel mit bisweilen schönen Ballstafetten und Balleroberungen auf unserer Seite, welches aber trotzdem nicht die großen Emotionen hervorrufen konnte. Grundsolide drei Punkte also auswärts geholt, den Weg nach oben aus dem (für einige) tiefen Tal der Unentschieden Tränen geebnet. Somit gilt die alte Fußballer These 19.07: Hauptsache gewonnen!

Samstag wartet mit Fortuna Köln ein alter Bekannter im allseits bekanntem Südstadion auf unsere Rot-Weissen. Exakt selben Spiel- und Streamverlauf würde ich direkt unterschreiben. Komplett emotionslos.

Spitzengruppe, Spitzengruppe, hey hey……

Warau kado niwa fuku kitaru

Für eine gute Überschrift ist uns kein Weg zu weit, deshalb hat es uns diesmal sogar bis in das ferne Japan verschlagen: „Das Glück tritt gern in ein Haus ein, in dem Frohsinn herrscht“, so die Übersetzung dieser japanischen Weisheit. Nähert man sich der Überschrift auf den RWE bezogen inhaltlich an, so liegt in ihr, wie in so vielen asiatischen Weisheiten auch, mehr als nur ein Quentchen Wahrheit. Runtergebrochen auf den schnöden niederklassigen Fußball hierzulande reden wir also davon, dass es uns gerade verdammt gut geht, da unser Verein uns momentan sehr fröhlich stimmt. Frohsinn Hafenstraße.

Wir haben die Grauzone verlassen und finden uns auf einer kleinen Welle der Euphorie wieder. Nicht, dass wir zu Beginn der letzten Saison auch schon mal darauf herumgeritten sind, aber dann kam Lippstadt. Diesmal kamen wir nach Lippstadt, und es ging noch einmal gut aus. Kleine Welle und euphorische Ansätze bestehen weiter, tragen einander von Spiel zu Spiel. Viel zu lange aktuell die Zeiten zwischen Abpfiff und Anpfiff. Man möchte sofort wieder mitfiebern und anfeuern; kann es gar nicht abwarten, bis es wieder losgeht. Welch ein Kontrast zu den letzten Jahren. Unglaublich, wie sportlicher Erfolg der eigenen Mannschaft zugleich Seelenheil und eben auch Frohsinn bedeutet.

Ich denke und hoffe, das man sich auch anderswo über den momentanen Erfolg des RWE freut und ein  bisschen Frohsinn verspürt. In Mainz und Aschaffenburg zum Beispiel. in Lotte und Aalen. Oder wo auch immer ehemalige Rot-Weisse vergangener Jahre nun verstreut sind. Denn sie alle wollten auch nur das Beste für unseren Verein, haben für den Erfolg geschuftet. Ok, bei einem Herrn Harttgen weiss ich nicht ganz genau, was auf seiner Agenda stand, aber bei allen anderen gehe ich davon aus. Und sicher wären einige auch weiterhin gerne ein Teil unseres Vereins. Ihr seid es!

Vielleicht bedeutet es in Essen einfach auch diesen einen Tick mehr Frohsinn/Verzweiflung/Leidenschaft als an anderen Fußballstandorten. Vielleicht sind wir hier mehr verwurzelt mit unserem Verein als anderswo. Haben und wollen manchmal auch nichts anderes als unseren RWE. Sind an Spieltagen mit Bier und Wurst zufrieden, vergessen die Ernährungspyramide für den Moment. Brause macht schließlich auch nichts anderes als fieses Sodbrennen. Sogar sportlicher Natur.

Wie wir nun aktuell unsere eigene sportliche Natur mögen, spiegelt sich natürlich auch in den  Zuschauerzahlen wieder: Sowohl an der Hafenstraße, als auch in der Fremde, sorgt der RWE momentan für Zahlen, die manch Dritt- und gar Zweitligisten vor Neid blass werden lassen. Fünfstellig Hafenstraße. Gut, dass wir das Stadion haben, was wir haben. Dorthinein können noch viele weitere Fans zurückgeholt werden, ohne dass irgendjemand um seinen angestammten Platz fürchten muss. Die Familie Rot-Weiss kommt endlich wieder zusammen.

Wie fragil unser Gebilde natürlich noch ist, auch dem modernen Zirkus Fußball geschuldet, zeigen erste kleine Bedenken, die darin bestehen, dass doch andere Vereine  nun auf unseren guten Lauf aufmerksam werden und Personal abwerben könnten. Kann passieren, muss aber nicht. Keine Panik diesbezüglich. Alle haben Vertrag und wissen, was sie an der Hafenstraße einmaliges bewirken können. Wenn Du hier Erfolg hast, dann bist Du wer. Für ziemlich lange Zeit. Manchmal sogar für immer!

Freitag Abend nun betritt einmal mehr der Bonner SC unser Haus und wird nicht nur mit vollen Tribünen und Flutlicht konfrontiert, sondern auch mit jenem herrschenden Frohsinn. Und sogar mit Geduld. Geduld, das war das immer so ein Ding in den letzten Jahren: Lief es in den ersten drei Minuten nicht direkt wie erhofft, wurde Geduld stante pede in die Tonne gekloppt und zum Gegenangriff auf die eigenen Mannschaft gepfiffen. Diese spielte sich in die Verunsicherung und das Drama nahm seinen Lauf. Kannste aktuell vergessen, denn die Mannschaft hat sich einen Kredit erspielt, der regelmäßig bedient wird. Sonderzahlungen wie dieses Dingen mit den Toren durch Einwechselspieler inklusive. Der Fan würde momentan ohne zu zögern gerne auch den Kredit erhöhen, den Dispo der Saison 19/20 ausweiten oder was auch immer nötig ist, um dieses kleine Glück im eigenen Haus zu belassen.

Seit wir zwei uns gefunden…..

 

Bon(n)mot

Die zwölfte Frau und ausgewiesene Fußballkennerin war das erste Mal zu Gast an der Hafenstraße. Ihre Sympathien gehören (vielleicht gehörten) dem Bonner SC. Ihre Tweets zu dem Gastspiel hielten sich in Grenzen, was bedeutet, dass sie das Spiel und nicht ihr Smartphone verfolgte. Löblich! Nach Mitternacht aber kam folgender Tweet über den Äther, welcher mich immer noch gefangen hält. Das erste Mal bei Rot-Weiss Essen zu Gast und doch mit einem Satz alles gesagt! Genauer gesagt, sogar exakt das beschrieben, was die Hafenstraße in guten Tagen so ausmachen kann. In schlechten Tagen, das wissen wir ja leider alle auch, spuckt sie schon mal Gift und Galle. Zwar nicht im Chor und auch nicht alle, aber doch unüberhörbar und leider auch im wahrsten Sinne der Worte.

Auch Freitag hat es nach dem Rückstand auf den Tribünen durchaus schon wieder unterschwellig gegrummelt. Dieser so schön beschriebene Moment aber, wenn Fans zum Chor werden; wenn ein irgendwo (zumeist auf der „West“) angestimmter Gesang sich stimmlich vermehrt und immer intensiver gesungen wird; wenn sich sogar auf den Sitzplätzen erhoben und zum Beispiel gemeinsam in das langgezogene „immer wiiiiieder RWE…“ eingestimmt wird; ja dann gilt immer noch und vielleicht endlich wieder: „wo sind wir Zuhause, wo wird man uns immer hören..an der Hafenstraße RWE“.

Der Bonner SC seinerseits war der erwartet schwere Gegner und es war gut, einen Gegner zu haben, den es niederzukämpfen statt an die Wand zu spielen galt. So waren direkt Tugenden gefragt, die der RWE in der jüngeren Vergangenheit einfach nicht aufrufen konnte. Es ging nur über den berühmten Kampf zum Sieg, mit Einsatz und dem unbedingten Siegeswillen. Und es hat erneut zu den drei Punkten der Glückseligkeit gereicht, die in Anbetracht der herausgearbeiteten Chancen auch mehr als verdient waren. Dienstag schon gehts weiter. In das Tal an den Zoo. Nach dem Spiel für eine Mannschaft das Tal der Tränen und die andere froh. Heimspiel in Wuppertal. Nur der RWE!