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„Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß, dass man nur Pokal bekommt“

Prolog:

Schon die Filmutter der allseits beliebten Filmfigur des Forrest Gump ahnte, dass Rot-Weiss Essen in der letzten Dekade seiner sportlichen Schaffensphase eher dem Niederrheinpokal, als der Liga zugetan ist. Hier nämlich fängt man erst einmal ganz gemütlich an: Auf kleinen Plätzen womöglich und weitestgehend unbeobachtet von der eigenen Anhängerschaft, um sich dann vorzuarbeiten zu emotionalen Halbfinal- und/oder Finalspielen mit großer Kapelle. In den letzten beiden Jahren dann gekrönt vom Pokalgewinn und Bonusprämie Erstrunde DFB Pokal.

Kapitel 1 – 1907:

„Bäääääm“ war auch im Lostopf für die Überschrift zu diesem Text, aber das wird nun einfach aus Gründen das Schlusswort. „Angst“ war eine weitere Option, denn ich muss gestehen, dass ich vor diesem Spiel eine gehörige Portion Anspannung, ja fast Angst verspürte. Und das seit Tagen. Angst um unseren Verein; Angst um die Zeit bis Saisonende, sollte das Spiel im Tal verloren werden. Kannte ich bis dato seit einiger Zeit nicht mehr so. Die Liga wurde zwar meistens frühzeitig abgeschenkt; die Reaktionen darauf schwankten wie immer vielfältig zwischen Meckern und Meckern. Doch es gab wenigstens die kleine Stecknadel Europapokal Niederrheinpokal im saisonalen Heuhaufen. Das Bonusgeschenk für klein gehaltene Regionalligisten; der Treuerabatt für die Fußballunterschicht. Der Pokal des Dorfpolizisten in den ersten, sowie der Pokal für Wasserwerfer, Hubschrauber und Hundertschaft in den letzten Runden.

Im aktuellen Wettbewerb jedoch war die Leichtigkeit auf einmal dahin: Der Pokal wurde unter anderem durch den plötzlich und unerwarteten Rückzug eines großen Sponsors zu einem Wettbewerb von fast existenzieller Bedeutung, um den Spielraum für die kommende Saison zu erweitern, bzw. gar zu halten. Und vielleicht kann auch schon dieses Halbfinale den Einzug in den DFB Pokal bedeuten, sofern der MSV die schwere Hürde RWO überspringt und zudem in der dritten Liga mindestens auf Platz vier einläuft. Alles fokussierte sich also auf das Halbfinale gegen den WSV. Zeitgleich jedoch eilte die Mannschaft in der Liga von Unentschieden zu Unentschieden; wurden Kaderstärke, Torquote und Zuschauerzahlen minimiert. Teure Strafzettel und ein Fanleben auf Bewährung sorgten ebenso für Sorgenfalten. Alles in allem also eine eher suboptimale Situation in den letzten Tagen und Wochen vor dem Pokalhalbfinale.

Blieb also die alles entscheidende Frage, wie die Mannschaft mit diesem Druck umgehen würde. Es heißt ja durchaus in selbsternannten Fachkreisen, dass zum Beispiel der (Aufstiegs-) Druck bei RWE regelmäßig die Beine der Spieler lähmt (um ab und an beim darauffolgenden Verein aufzublühen). Und dann gibt es ja noch diese ominösen letzten Minuten, in welchen der RWE in schöner Regelmäßigkeit noch ein Gegentor kassiert. Massiver Druck kam im Vorfeld natürlich auch aus Wuppertal. Ein Aufruf zum Beispiel von epochaler Qualität, der als peinlichster Aufruf aller Zeiten, seit es peinliche Aufrufe gibt, in die Geschichte eingehen wird. Die Rhetorik Freunde Wuppertal haben alles, aber auch wirklich alles gegeben (Mal ernsthaft: geht es wirklich nur noch mit stumpfer Beleidigung gegen alles und jeden? Hat dieses Internet uns alle so im gegenseitigen Respekt verrohen lassen? Es geht doch auch kreativ und mit Witz).

Wir spulen an dieser Stelle vor und erleben das Spiel auf holprigen Rasen. So empfand ich die Spielfläche. Es hat seine Zeit gedauert, bis nicht nur alle Essener Fans Einlass fanden, sondern auch die Spieler mit dem Untergrund klarkamen. Zu Beginn doch viele „Stockfehler“ auf beiden Seiten. Die erste Halbzeit insgesamt relativ Unentschieden, daher vielleicht auch das Halbzeitergebnis von Null zu Null. Die zweite Halbzeit begann mit dem Anpfiff und war gefühlt für den RWE in der 55. Minute vorbei, als der WSV zum 1:0 traf. Ein Schock, denn bislang waren die Wuppertaler eher so semigefährlich Richtung Essener Tor unterwegs. Gefühlt war da das Ding gegen uns gelaufen. Ich gestand mir diese negativste aller negativen Einstellungen zu. Ich musste mich für meinen Optimismus vor dem Spiel nun kasteien. Doch dann kamen die wilden sechziger zurück: Flowerpower am Zoo: Einundsechzigste der Ausgleich durch Benjamin Baier. Dreiundsechzigste die Führung durch (den vielgescholtenen) Timo Brauer und deren Ausbau in der neunundsechzigsten durch wiederum Benjamin Baier.

Mehr Treffer und Höhepunkte in den Sechzigern hatte wohl nur noch Keith Richards. Eine starke Vorstellung beider Mannschaften in jener zweiten Halbzeit, die sich zu einem echten und so oft vielzitierten „Pokalkrimi“ entwickelte. Ein Bundesligaspiel Wolfsburg gegen Ingolstadt kann nicht im Ansatz diese Emotionen und Atmosphäre auf die Ränge zaubern. Das ist und bleibt das Privileg der Fußballtradition. Wir haben kein Geld und kein Erfolg, aber wir haben uns! Stabil an diesem Abend einmal mehr die Abwehrreihe  um den mittlerweile langhaarigen langen Zeiger und den wiedergenesenen Windmüller. Selbst der Anschlusstreffer und die scheinbar nun in Beton gegossenen vier Minuten Nachspielzeit ließen hinten nichts anbrennen.

Bleibt die eine alles entscheidende Frage: Warum bringt man eine solche Leistung nicht auch in der Liga auf den Platz? Normalerweise gewinnt man in Wuppertal nicht. Seit Jahren nicht mehr.  Und dann auf einmal dieser Abend und diese Leistung. Zudem mit einem Minikader. Überragend übrigens, wie auch die Ersatzspieler am Spielgeschehen teilnahmen und die Tore bejubelten. Das gab ein tolles Gefühl, eine ganze Mannschaft anzufeuern. Einen Verein. Unseren Verein! Und dann wird auch noch der Betreuer zum Rastelli am Ball. Kannste Dir alles nicht ausdenken.

Abpfiff. Finale erreicht, witziges Banner präsentiert und der Mannschaft überreicht. So geht es doch auch. Und doch wird dieses Halbfinale unserem Verein erneut eine empfindliche Strafe bescheren, da gezündet wurde. Ach Mensch, man hätte doch auch mal den Bewährungsauflagen Folge leisten können. Nun hat vielleicht die Leidenschaft weniger zur Folge, dass die Leidenschaft vieler für ein Spiel verwehrt bleibt. Und doch: Warum muß eigentlich ein Verein die Strafe für etwas bezahlen, was er nicht zu verantworten hat? Wenn ich meinen Balkon abfackele, muss doch auch nicht die Stadt bezahlen! Hier muss einmal mehr miteinander gesprochen werden. Müssen Lösungen her. Bundesweit. Verbote stoßen auf taube Ohren, bringen nichts. Warum nicht doch in Maßen legalisieren? Wie auch immer geartet. Aktuell aber gilt: Die Zeche darf einmal mehr der RWE bezahlen, und das ist in Anbetracht der aktuellen Finanzlage bitter. Trotzdem haben alle Fans zusammen ihren RWE unentwegt angefeuert. Ihr für uns und wir für Euch.

Epilog:

Schlichtweg fertig nach Abpfiff, gar nicht mehr zur wirklichen Freude fähig. Sondern nur das ausmalend, was uns zum Glück erspart geblieben ist: Das Szenario der nächsten Tage im Falle einer Niederlage. Es ist nicht dazu gekommen. Hurra wir leben noch. Und nun gucken wir mal ganz entspannt, wer der Gegner im Finale sein wird. Wird es der MSV, kann es ein rauschendes, weil befreites Finale werden. Wird es RWO, bedeutet das ein Existenzendspiel für beide Vereine um den Lostopf DFB Pokal. Es bleibt spannend. Danke Jungs, speziell in der zweiten Halbzeit war es ein klasse Spiel von Euch. Bitte mehr davon.

Bäääääm!

Love over Gold

Keine Angst, dieser Titel hat grundsätzlich in keinster Weise etwas mit dem RWE zu tun und auch der „Pilcher Faktor“ steht hier nicht Pate. Ich höre gerade Dire Straits und suchte verzweifelt einen Titel. Das ist alles. Und doch kann der Titel ja ansatzweise mit dem vergangenen Wochenende in Verbindung gebracht werden: Rot-Weiss Essen hat Gold geholt und wird fast mit Liebe überschüttet. Aber auch wirklich nur fast. Eigentlich ist der Pokalgewinn nicht einmal ein professioneller Verband für die erlittene Saisonwunde, sondern höchstens ein laienhaftes Sprühpflaster.

Wahrscheinlich rauchen immer noch die Fanköpfe, wie unsere Mannschaft es geschafft hat, einen Gegner so zu dominieren. Und das, obwohl der Tupperwaler SV aufgrund seiner Aufstiegseuphorie doch mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar als leicht favorisiert galt. Dass nun Daniel Grebe nicht wieder im Einkaufswagen nächtigen durfte: Er wird es verkraften. Und wenn nicht, muss uns das egal sein, denn der 1€ Express machte wieder an der Hafenstraße halt: Titelverteidiger und somit das eine Spiel im kommenden DFB Pokal nebst „Bonizahlung“ gesichert. Meine Wunschgegner: die Eisernen aus Berlin oder der VfL Bochum. Aber noch kurz zurück zum Spiel: Ist das schon die berühmte Handschrift eines Trainers? Oder doch der Druckausgleich einer Mannschaft mit durchaus kompetenten Fußballern, aller Abstiegssorgen entledigt? Man weiss es nicht. Sven Demandt wirkt übrigens für mich auf den ersten Blick nun auch nicht wie ein asketischer Trainer Marke Tuchel; sondern könnte durchaus einem Schimanski Tatort früherer Jahre entsprungen sein.

Das Abseitstor war kein Abseits und zweimal war auch Glück mit im Spiel, dass der WSV seinerseits nicht ein Tor bejubeln konnte. Fußball mit all seinen Facetten eben. Das drumherum passte einmal mehr. Natürlich wird der latent geäußerte Vorwurf, der RWE hätte an diesem Samstag einen Heimvorteil gehabt, nicht von der Hand zu weisen sein. Diese Kritik bitte aber unverzüglich und direkt an den Verband weiterleiten, der die ganze Organisation schlicht dem RWE überlassen hat. Wir wollten kein Heimspiel, sondern hätten den Pokal auch im Tal geholt!  Unserem Schnapper sollte man derweil ab sofort bei jedem Spiel mit auf dem Weg geben, dass er sich in einem  Pokalfinale befindet!  Jedes Spiel eine solch souveräne und sichere Leistung, und jegliche Torwartdiskussion wäre bis auf weiteres überflüssig. Da der Wuppertaler SV an diesem Tag Lieferando spielte, und Essen kommen ließ, ergaben sich immer wieder Chancen für unser ehemals glorreiches Emblem.

Dreimal wurden die Chancen letztendlich genutzt. Zwei Torschützen zeichneten dafür verantwortlich: Moritz Fritz und „The one and only“ Leon Binder bekamen das Runde in das Eckige. Leon Binder zudem mit einem „Strahl“. Wer nicht genau weiss, was nun ein Strahl ist, der möge sich nicht grämen: Bis vor einiger Zeit kannten wir auch noch kein „durchgesteckt“. Leon Binder hat einfach einmal auf das Tor draufgehalten und den Ball schlicht in die Maschen gedonnert. Soweit die Definition zu „Strahl“. So einen Strahl durfte ich übrigens schon 1979 als Jugendspieler bei Vorwärts Nordhorn erleben: Ich stand positionsgetreu als rechter Verteidiger irgendwo links und drehte mich Richtung eigener Torwart um, als dieser sich zu seinem Abschlag bereit machte. Er schlug also ab, der Strahl traf mich genau auf die Zwölf und ließ mich fallen wie die berühmte Eiche. Die Folge: Kein strahlen vor Freude. Das aber auch nur am Rande.

Heute sind wir schlauer und wissen, dass nun beide Torschützen unseren Verein verlassen werden. Bei Moritz Fritz wussten wir es schon etwas länger; im Falle von Leon Binder hingegen kam die Bestätigung erst nach dem Finaltag. Leon Binder war natürlich eine dieser Spielertypen, den die Hafenstraße menschlich und vom Einsatz her dringend benötigte. Es wird endlich wieder Zeit für Identifikation; der vielen Namen sind wir alle mehr als überdrüssig. Heute wurden die ersten Abgänge bekanntgegeben und wir alle so: „Wer?“  Und doch haben Verein und Spieler alles richtig gemacht: Leon Binder muß an seine Zukunft denken und hat anderswo einen Dreijahresvertrag angeboten bekommen, den er an der Hafenstraße aktuell kaum bekommen hätte. Danke Leon!

Wir halten also fest: Auch der RWE 2015/16 kann durchaus und erfolgreich Fußball spielen. Ungewohnt beides. Die vergangene Saison war schon eine denkbar schlechte. So viel schlechter Fußball in diesen wunderbaren Trikots. So viel gegen- statt miteinander. Auf so vielen Ebenen. Und dann kommt dieses Finale des kleinen Mannes. Ruhrpott statt Ronaldo. Volles Stadion und eine „Tapete“, die mich dankbar und ermutigt zugleich stimmt. Sprachlos macht. Diese aktuell zu Ende gegangene Saison hat uns alle an den Abgrund geführt und doch gerade noch davor bewahrt. Nun sollte viel geredet werden im Hause Niederrheinpokalsieger 2016. Es geht nur miteinander.

Und die Playlist wurde auch geändert: Nun gibt es Iron Maiden mit „Run to the Hills“

 

 

 

 

 

 

 

Weil wir das Glück hatten, einen Georg Melches zu haben!

Spricht man von Rot-Weiss Essen, landet man unweigerlich nach kurzer Zeit auch bei Georg Melches. Sieht man Fotos aus aus der erfolgreichen Zeit rund um Meisterschaft und Pokalsieg, kommt man auch nicht an Georg Melches vorbei. Unweit der Spieler ist immer irgendwo auch der Patron mit im Bilde. Optisch erinnert der Georg Melches dieser Zeit an eine Mischung aus Heinz Erhardt und meinem Opa. Nun kennen Sie natürlich meinen Opa nicht, aber stellen Sie sich ihn optisch in etwa so wie Georg Melches oder Heinz Erhardt vor. Und mit Zigarre. Allen drei gleich aber ihre sympathische, ein wenig listige Ausstrahlung.

Zurück aber zu Georg Melches: Geboren am 24. August im Essener Norden als Sohn eines Betriebsführers, der auf der Zeche Emil – Emscher in Lohn und Brot stand. Die schulische Laufbahn des jungen Georg Melches fand eigentlich auch schon im Dunstkreis der Hafenstraße statt: Volksschule Vogelheim; Gymnasium Borbeck und Realgymnasium Altenessen. Der nächste Schritt war dann sicher kein leichter und definitiv kein schöner, denn Georg Melches zog in den ersten Weltkrieg. Dies übrigens freiwillig. Und es dauerte vier lange Jahre, bis er wieder unversehrt nach Hause kam. Vier lange Jahre in den Kriegswirren unterwegs, seine Familie zurücklassend.

Und auch die Familie, die er mit anderen bereits am ersten Februar 1907 in Essen Vogelheim gründete: Georg Melches war bereits in jungen Jahren ein begeisterter Liebhaber der Fußlümmelei, wie der Fußball seinerzeit oftmals despektierlich  genannt wurde. Und weil er so begeistert war, gründete Georg Melches mit seinen Freunden einen Fusionsverein. Denn sie führten die bestehenden Vereine SC Preußen und Deutsche Eiche zum SV Vogelheim zusammen. Deutsche Eiche, ein an sich schon recht merkwürdiger Vereinsname und sicher eine Herausforderung für Fangesänge. Aber das nur am Rande erwähnt. Den heutigen Namen Rot-Weiss Essen bekam der Verein dann fünf Jahre nach dem ersten Weltkrieg mit auf seinem weiteren Vereinsweg. Anteil daran hatte eine weitere Fusion, diesmal mit dem Turnerbund Bergeborbeck.

Drei Jahre zuvor, also 1920, begann neben dem Hobby Fußball auch der berufliche Ernst des Lebens: Nach zwei Praktika in Schacht und Kokerei öffnete der Betrieb „Koksofen und Gasverwertung AG“ Essen seine Tore für den ehrgeizigen Georg Melches. Dort brachte er es innerhalb acht Jahren auf den Stuhl des Direktors, den er die nächsten zehn Jahre nicht verließ. Also im übertragenen Sinne jetzt. 1938 schien auch beruflich eine Fusion den Firmennamen zu verändern: Aus „Didier – Kogag“ wurde Didier – Kogag – Hinselmann. Der Direktor fusionierte nicht, nahm höchstens zu und hieß bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1959 weiter Georg Melches. Insgesamt also einunddreißig Jahre als Direktor bedeuteten auch einunddreißig Jahre Kontakte in die Spitzen von Wirtschaft und Politik. Heute würde man Netzwerk dazu sagen.

Georg Melches konnte seinen Spielern Arbeitsplätze verschaffen, an denen nicht viel geschafft werden musste, sondern sich auf das Kicken konzentriert werden konnte. Auch die legendäre Südamerikareise wurde nur durch die weltumspannenden Kontakte von Direktor und Firma ermöglicht. Der Macher der er war, zeigte sich auch in seinem Verein stets in der Pflicht. Georg Macher. Im Verein, für den zu Beginn fast nur Schüler, Bergleute und Zechenangestellte gegen die handgenähte Kugel traten, besetzte er die Positionen des Mittelstürmers und mit nachlassender Kondition die eines Verteidigers. 1927 hing er seine Fußballschuhe an den Nagel. Was nicht bedeutete, dass er sich nun aus dem Vereinsleben verabschiedete. Mitnichten und gänzlich ohne Neffen, denn administrativ war Georg Melches natürlich auch schon länger in seinem Verein tätig: Schriftführer, Geschäftsführer, Fußballobmann, Finanzobmann.

Nahezu die ganze Palette dessen, was ein Verein an Ehrenamt zu bieten hat, wurde von ihm parallel oder nacheinander ausgeführt. Rot-Weiss Essen war Georg Melches und Georg Melches war Rot-Weiss Essen. Das wirklich interessante aber ist die Tatsache, dass er nicht einen Tag als Vereinsvorsitzender fungierte. Vielleicht benötigte er den Vereinsvorsitz auf dem Papier auch deshalb nicht, da er wusste, stets auch so dem Verein vorzustehen. Um aber seine Leistung schon recht früh zu würdigen, ernannte der Verein seinen „Patron“ bereits 1950 zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit mit Sitz und Stimme im Vorstand. Und dieser Ehrenvorsitzende sollte ja bekanntlich noch mit tollen Erfolgen für seine Pionierarbeit und Engagement im Essener Norden belohnt werden.

Finales

Die Saison als solche ist ja bereits abgehakt und das Statement dazu an anderer Stelle bereits kundgetan. Wir befinden uns also im Landeanflug auf das Europapokalfinale 2016 gegen den Wuppertaler SV. Ausgetragen wieder in Essen. Essen könnte doch eigentlich direkt als ständiger Austragungsort bestimmt werden. Das Berlin des kleinen Mannes sozusagen. Die Klagen des Finalgegners  über eine Bevorteilung des RWE kann aktuell auch in keinster Weise nachvollzogen werden: Waren doch Fans und Mannschaft des RWE in der vergangenen Saison nicht wirklich eine Einheit und konnte zu kaum einem Zeitpunkt ein wirklicher Heimvorteil generiert werden; irgendetwas war doch immer. Und jammern gilt schon mal gar nicht, wenn man als Wuppertaler SV plötzlich und unerwartet in fast doppelter Anzahl zum heimischen Zuschauerschnitt auswärts anrücken möchte. Dann sollte man eher die vielen unbekannten eigenen Mitreisenden fragen, wo sie denn sonst so stecken. Punkt! Finalort? Nicht unsere Entscheidung, nicht unser Problem. Auch für den abermals letzten Platz beim ESC trägt der RWE keine Verantwortung und selbst der Preisverfall in der Causa Milch kann uns nicht angelastet werden. Das aber nur am Rande.

Rot-Weiss Essen hatte schließlich eine ziemliche Kacksaison und somit seine eigenen Probleme. Der Gewinn im Niederrhein- Europapokal könnte da ein wenig Balsam auf die Wunden bedeuten. Mit den allseits bekannten Folgen DFB Pokal und Erstrundenfestpreis. Wie schon im Finale des letzten Jahres sehe ich beide Endspielgegner auf gleicher Höhe mit Vorteilen sogar auf Wuppertaler Seite. Kommen diese doch mit der Euphorie eines Aufsteigers; sind nunmehr also auf gleicher (Ligen-)Höhe und haben definitiv die aktuell breitere Brust als die tabellarischen Hühnerbrüste der Hafenstraße. Aber vielleicht liegt genau darin der Vorteil des RWE: Wir haben endlich nichts mehr zu verlieren, wurde doch der Abstieg so gerade eben noch verhindert. Der Druck also genommen, es kann Fußball gespielt werden. Zudem möchten sich Abgänge sicher doch als Gewinner verabschieden. Und, dessen kann sich die Mannschaft sicher sein: Auch für uns auf den Rängen stellt der Pokal in seiner Endphase mittlerweile den (leider wohl einzigen) Höhepunkt einer jeden Saison da. Und somit sind wir wie ein gutes Steak auf den Punkt genau fertig, um mit Anpfiff um 17:00 Uhr auch alles dafür zu geben, dass es zur Titelverteidigung kommen wird. „Rot-Weiss Essen Du bist mein Verein, RWE so soll es immer sein“. Die Saison und alles andere gewesene komplett ausblenden für dieses eine letzte Spiel.

Danach hoffentlich zusammen feiern. Und dann miteinander reden. Aber auch mal durchatmen und gut durchlüften. Sehr gut durchlüften. Für die dann kommende Saison benötigen wir richtig frischen Wind in der Bude. Auch wenn das Gemecker spätestens dann wieder losgehen wird, sickern weitere Verpflichtungen durch oder wird das neue Trikot vorgestellt. Da uns diese unselige Relegation zur Dritten Bundesliga ja leider noch länger erhalten bleibt, als uns allen lieb ist, haben wir Fans wohl nur die Möglichkeit, uns in Gelassenheit zu üben. Und damit meine ich nicht nur uns in Essen, sondern wohl so ziemlich alle Fans, die sich einem Verein in der Viertklassigkeit verpflichtet fühlen. Es wurde noch kein Aufstieg erzwungen, sondern dazu gehört eine richtige Mannschaft; ganz viel Glück; Mut und Miteinander. Eine Truppe die Erster wird und genau weiß: Erst nach der Relegation können wir Helden sein, ansonsten sind wir nur die „DFB Deppen“, die nicht mal auf den Meistertitel einen heben können, da irgendwie doch nichts erreicht. Um aber überhaupt „Relegationsberechtigter“ zu werden, bedarf es eben jener Gelassenheit und noch mehr Geduld. Über Jahre. Schließlich wollen einige andere auch durch dieses vermaledeite Nadelöhr. Lotte zum Beispiel einmal mehr, denn ich hoffe ja, dass der SV Waldhof sich aktuell durchsetzen wird.

Vielleicht liegt der Wunsch nach Geduld und Gelassenheit auch ein wenig in der eigenen Krebserkrankung begründet. Eine solche Diagnose verschiebt die Dinge von jetzt auf gleich in einer Intensität, wie sie hoffentlich so vielen wie möglich erspart bleibt. Es ist grad nicht wichtig, in welcher Liga mein Verein spielt. Ich möchte ihn einfach nur spielen sehen, denn dann weiss ich, dass ich noch die Kraft dazu habe, einem Spiel beizuwohnen. Es ist jetzt der alleinige Wunsch, endlich operiert zu werden um genesen zu können. Dies in Ruhe und Gelassenheit. Aber in der Gewissheit, doch niemals alleine zu sein. Und auch Rot-Weiss Essen muss endlich sportlich genesen dürfen; braucht Zeit und Freunde, die zusammenstehen. Ihn nicht alleine lassen. Erst dann können jene Kräfte und Energien entstehen, die es bedarf, dass eine Mannschaft erfolgreich spielt und folgenreich die Sympathien der vielen so sehr enttäuschten rot-weißen zurückerobern kann. Ein beschwerlicher und langer Weg der sportlichen Genesung liegt an; aber wenn wir nicht den ersten Schritt machen und nur meckern, können wir auch gleich aufgeben. Aufgeben jedoch ist einfach nicht das Ding eines RWE Fans, auch wenn es bisweilen den Anschein hatte. Emotionen können wir hingegen sehr gut. Und auch die gilt es wieder wachzurütteln. In der vergangenen Saison waren so viele einfach nur müde ob der gebotenen Leistungen. So viele „Veteranen“, die einfach nicht mehr konnten und wollten. Die Ära Harttgen und Fascher; auch sie steckt noch in den Vereinsknochen, ist nicht so leicht abzuschütteln.

Wo wir aber gerade auch beim Thema Relegation sind und waren: Bis heute habe ich alle Spiele dieses sportlichen Irrsinns am heimischen Empfangsgerät verfolgen können und bin bisweilen entsetzt über die gebotenen Leistungen. Eine Relegation erzeugt einen so unmenschlichen Druck auf Spieler, Verantwortliche und Fans, so dass ein Spiel im eigentlichen Sinne kaum mehr möglich ist. Mit Ausnahme der Kickers aus Würzburg vielleicht, die zur Relegation kamen wie die Jungfrau zum Kinde und entsprechend befreit aufspielen konnten. An diesen zwei Spielen hängen Existenzen, Zugehörigkeiten und sogar Vereinsschicksale; glaubt man den aktuellen Nachrichten aus Nürnberg und Duisburg. Die TV Quoten mögen gestimmt haben, aber auf dem Felde herrschte bisweilen blanke Angst. Ergo: Auf- und Absteiger müssen klar definiert werden und Meister aufsteigen. Nur so kann sportlicher Erfolg oder Misserfolg einer Saison fair quittiert werden.

Übrigens nehmen wir in der kommenden Erstrunde des DFB Pokals nur Gegner und Fans ernst, die wie schon Düsseldorf und nun auch Tupperwal mit eigens kreierten „Anti-RWE“ Shirts anreisen. Wir brauchen das einfach. Sieht ja auch gut aus, so ein einheitlicher Gästeblock. Nur der RWE!

 

 

Das Gesetz der Trägheit

Ungekannte Gefühle machten sich vor diesem Spiel breit: So etwas wie Vorfreude schlich sich ein. Tatsächlich: Ich freute mich auf das Spiel des RWE gegen den Nachbarn aus Oberhausen. Aber warum eigentlich? Vielleicht weil es bis auf weiteres der letzte Besuch sein dürfte, oder weil sich die sportliche Situation etwas entspannt hatte? Auf die Freunde vor Ort oder auch darauf, Fritz Herkenrath zu Ehren applaudieren zu dürfen? Zwei Tage danach gibt es keine Antwort mehr auf diese Frage, denn die eigenen Mannschaft hat einmal mehr und diesmal so richtig ohne Ansage enttäuscht. Vor dem Spiel jedoch ging es nach Monaten mal wieder mit der „RWE Hit Mix CD“ an Bord auf die Reise gen Glutofen Essen. Lautstark mitgesungen wurden etliche Fanbusse eines benachbarten Bundesligisten  überholt. Denn sie wissen nicht was sie tun!

Warum nun schon um 13:00 Uhr angepfiffen werden musste, konnte nicht so richtig in Erfahrung gebracht werden; der guten Laune rund um das Stadion tat es aber scheinbar keinen Abbruch, sollte doch der endgültige Klassenerhalt ( Für temporäre Leser: tatsächlich Klassenerhalt, nicht Relegationsplatz oder dergleichen!) hier und heute gesichert werden. Nur unsere Mannschaft jedoch, die hat davon leider nicht viel mitbekommen! Würde man von Stehgeigern oder von Sommerfußball sprechen, so würde man jeden Stehgeiger und jeden Sommerfußballer prinzipiell beleidigen. Welch blutleere und fast pomadige Vorstellung in der ersten Halbzeit. Zugegebenermaßen von beiden Mannschaften! Vielleicht hatte ja doch die ungewohnte Anstoßzeit inklusive ebenso ungewohnt hoher Temperaturen seine Finger mit im Spiel. Das war bei allen schlechten Spielen in dieser schlechten Saison definitiv die schlechteste Halbzeit. Paradox wirkte im Verhältnis dazu die nimmermüde und durchgängige Anfeuerung von der „West“.

Mit dem Ende der torlosen ersten Halbzeit rissen die schlechten Nachrichten allerdings noch lange nicht ab: Denn es folgte ja tatsächlich noch eine zweite Halbzeit, die es zu überstehen galt. Hätte man abstimmen lassen, ob weitergespielt oder das Spiel zur Halbzeit als beendet gewertet werden dürfte, so hätten sich die allermeisten der geduldigen  Zuschauer sicher für das sofortige Ende entschieden. Natürlich wurde die zweite Halbzeit gespielt; lag der Fokus zudem immer noch auf die Beruhigung der Seele durch die möglichen drei Punkte auf dem Platz. Wenn die erste Halbzeit nun überhaupt eine sportlich verwertbare Erkenntnis brachte, dann die, wie wichtig ein Benjamin Baier aktuell für unser Spiel ist. Jemand der wenigstens einmal aus der zweiten Reihe den unverhofften Schuss ansetzt, und auch mal die eigenen Mitspieler wachrütteln kann. Dem neuen Trainer jedoch wurde endgültig und deutlich deutlich vor Augen geführt, auf welches Abenteuer er sich mit der aktuellen Mannschaft eingelassen hat.

Der Nachbar aus Oberhausen, selbst auch in dieser ersten Halbzeit nicht die hellste Kerze auf der Spieltorte konnte in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr anders, als die Essener Trägheit mit Toren zu bestrafen. Endlich wurde das Betteln erhört, in Rückstand zu geraten. Blitzsauber wurde zweimal die Abwehr ausgehebelt und an Heimann vorbei eingeschoben beziehungsweise reingestochert. Man lacht an der Emscher wahrscheinlich noch immer darüber, wie simpel das an diesem Samstag möglich wahr. Vielleicht war es Galgenhumor, oder die Freude an einem wirklich gelungenen, neuem Lied auf der Tribüne: Die „West“ sang unverdrossen weiter, es kamen keine Schmähungen gegen die eigene Mannschaft, die es ansonsten schon bei wesentlich  besseren Leistungen und Rückstand gegeben hätte. Das Werfen von Gegenständen sollte trotzdem und überhaupt endlich einmal unterlassen werden! Wir sind nur noch auf Bewährung auf den Tribünen! Eine Atmosphäre also , die in der Beziehung zwischen den Geschehnissen auf Rasen und Tribünen einem Verwirrspiel glich.

Es wurde also nichts mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Wie dumm auch von uns Fans, das von der aktuellen Mannschaft zu erwarten. Wie dummdreist aber auch von nicht einmal einer Handvoll trunkener und scheinbar von Sonnenstich  geplagten Besuchern die Aktion, die Würde eines gegnerischen Spielers anzutasten. Das geht in keinster Weise und wurde entsprechend im Spielverlauf von Leon Binder kommentiert und geregelt. Eine bedauernswerte Randnotiz, die im Spielverlauf außer den Beteiligten selbst wirklich kaum einer mitbekommen hat. Ich denke, dann hätte es einen größeren Aufschrei gegeben. So jedenfalls war der Weg frei für den Berichterstatter der RevierSport, den RWE einmal mehr unter Generalverdacht zu stellen.

Rot-Weiss Essen benötigt in der kommenden Saison nicht nur endlich wieder eine Mannschaft, die diesen Namen und unser Trikot auch verdient; sondern auch eine Berichterstattung, die sich mit Fakten und Fußball beschäftigt, anstatt in Boulevard Manier Geschehnisse oder Gesagtes aus dem Zusammenhang zu reißen und auf mögliches Fehlverhalten einiger weniger zu warten. Wir sind nicht doof, wir Fans wissen doch, dass der RWE nicht sonderlich gut gelitten ist im Hause RevierSport. Wir wollen keine Hofberichterstattung, denn das ist auch keinem zuträglich! Aber ich glaube, Verein, Fans und natürlich auch auch Medien ihrerseits haben ein Recht auf eine gegenseitig faire Behandlung. Auf gut recherchierte Beiträge, deren Inhalte den Sachverhalt erzählen und nicht auf eine reisserische Überschrift, der kaum  wirkliche Fakten folgen, dafür aber Klicks generieren . Wenn in längst vergangenen Tagen vielleicht mal Fehler auf beiden Seiten gemacht wurden, dann ist es an der Zeit, nun einen Punkt zu setzen. In Münster zum Beispiel hat diese Form der Berichterstattung leider auch Überhand genommen, was die Preußen gar zu einem offenen Brief veranlasste. Weniger ist manchmal mehr! Die WAZ Essen kann es doch auch, berichtet sportjournalistisch und den Tatsachen geschuldet. Und das sicher nicht nur, weil die West ihren Namen trägt.

Diesen finalen Punkt können wir alle ja bald auch endlich unter die aktuelle Saison setzen. Gottseidank. Nie zuvor habe ich so viele Fans so müde erlebt. Veteranen in Rot und Weiß, der ständigen Enttäuschungen überdrüssig. Vielleicht kann ja  kommenden Samstag endlich der Klassenerhalt geschafft werden und dann das Endspiel im Europapokal der Landesmeister gegen den Wuppertaler SV die Saison wenigstens auf Papier und Konto halbwegs noch retten. Nur der RWE!

Srivaddhanaprabha

Weit nach Mitternacht noch Udo Lindenberg zu hören, dass geht nur mit einem Pils dabei und hört sich allein von seinen Texten schon nach Kneipe an. Melancholie macht sich breit. Melancholie kann ich gut. Pils habe ich auch noch. Zeit und Muße also, die Dinge der letzten Tage einmal zu sortieren. Gestern haben wir die traurige Nachricht bekommen, dass Fritz Herkenrath bereits am 18. April dieses Jahres im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Geboren in Köln, feierte Fritz Herkenrath seine größten sportlichen Erfolge hier an der Hafenstraße in Essen. Ein tadelloser Sportsmann alter Schule; Schultätigkeit nach der Karriere. Die Meistermannschaft von 1955 nun vollzählig versammelt im Himmel; hier unten auf Erden kann jetzt keiner mehr davon erzählen. Wir zehren nunmehr endgültig von den Erinnerungen an längst vergangene, sportlich so erfolgreiche Tage. Niemals jedoch werden wir diese Fußballer vergessen, die unserem Verein so viel Gutes beschert haben. Auf ewig werden wir hoffentlich ihr Andenken bewahren und ihnen Samstag gedenken.

An der Hafenstraße dieser Tage ist es momentan relativ ruhig geworden. Die Kommentarspalten schwappen nicht mehr über vor Verzweiflung, Wut und dem Strafbestand der Beleidigung. Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen sorgten für eine kaum mehr gekannte Entspannung des rot-weißen Herzmuskel. Wir alle hatten den Rubikon Richtung Abstiegspanik gefühlt längst überschritten; normal war doch keiner in den letzten Wochen und Monaten unterwegs. Wir wussten und wissen alle: Ein Abstieg diese Saison und den Mythos können wir uns definitiv von der Backe putzen. Sieben Tage, vierundzwanzig Stunden Angst. Das zehrt an den Nerven. Das kostet Kraft. Unbezahlter Bluthochdruck vom Feinsten. Fan eines aktuell mäßig begabten Viertligisten zu sein geht an die Substanz, und ist unter dem Strich doch so viel mehr wert, als ein Ausscheiden im Halbfinale der Champions League. Ich möchte nicht tauschen. Nie mehr!

Ziemlich zeitgleich bejubelt gefühlt die ganze Fußballwelt die erste Meisterschaft des bis dato relativ unbekannten Vereins Leicester City aus England. Diese leider nicht auf dem grünen Rasen, sondern erst einen Tag später auf dem Sofa errungen. Chelsea sei Dank. Warum aber dreht die ganze Fußballwelt nun frei und mutiert zu Füchsen, obwohl aus Tradition eher den Reds zugetan? Auch Leicester City ist kein Verein mehr alter Prägung und hat mit Vichai Srivaddhanaprabha einen Milliardär als Eigentümer. Formal also nicht wirklich viel anderes als in den Akten Hopp,Mateschitz oder Abramowitsch zum Beispiel. Im diesjährigen Ranking, die finanzielle Kaderschwere betreffend, rangieren die „Foxes“ in England auf Platz 12 und 127 Millionen Euro in den Beinen. Was übrigens und interessanterweise in Deutschland den monetären Platz 7 einbringen würde. Insgesamt wird der Kader momentan auf 300 Millionen britische Pfund taxiert. In etwa also dem Börsenwert von ISDT.

Ich glaube, die Freude mit und am „Meister Leicester City“ liegt einem ganz anderem Faszinosum zugrunde: Nämlich dem der Meisterschaft und dem Wettkampf, der zur selbigen führen kann. Oder eben auch nicht. Auch in Leicester wird nicht mit Peanuts bezahlt, aber hier hat sich eine Mannschaft gefunden, die fast abgestiegen, ein Miteinander entwickelt hat, welches finanzielle Schwergewichte auszuhebeln verstand und der Basis endlich wieder die Hoffnung zurückgeben konnte, dass Fußball Wettbewerb und nicht nur Scheckheft ist. Der britische Fan war es leid, immer nur die selben Vereine um die Meisterschaft spielen zu sehen. Und man kann es auch nachvollziehen. Was wäre hierzulande wohl los, würden der 1.FC Köln, die SG Eintracht Frankfurt oder unser aller Rot-Weiss Essen in einem Par­force­ritt sondergleichen die Meisterschale holen?  Die Sympathien aller wären für ein Jahr gesichert.

Vielleicht geht es auch noch ein Stück weiter: Karl-Heinz Rummenigge zum Beispiel will Setzlisten und somit die altbewährten Wettbewerbe quasi am Nasenring durch die imaginäre Arena ziehen. Nee, er kann sich seine Setzlisten sonstwo hinstecken! Gewinner wird nur, wer die Wettbewerbe annimmt,  übersteht und nicht plant. Leicester City hat den Wettbewerb angenommen und diesen gewonnen. Das wohl die einmalige Faszination aktuell um einen Meistertitel in England. Rot-Weiss Essen muss noch viel trainieren um eines Tages überhaupt in den Wettbewerb um die deutsche Meisterschaft einsteigen zu können. Aber wir würden dann keine Setzlisten, sondern Gegner wollen.

Samstag nun aber erst einmal Oberhausen der Gegner. RWE gegen RWO. Bis auf weiteres das letzte Spiel in einem Stadion, gilt es ja alsbald den eigenen Wettbewerb anzutreten und natürlich zu gewinnen.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf, wie viel Du einstecken kannst!

Welch kollektive Erleichterung nach dem Schlusspfiff. Welch Freude allerseits, außer natürlich im Gästeblock und vielleicht auch bei denjenigen auf der „Rahn“, die noch erhöhten Diskussionsbedarf mit einigen unserer Spieler hatten. Glückwünsche sehen anders aus! Rot-Weiss Essen hat Alemannia Aachen in einem bisweilen vogelwilden Spiel mit 3:2 bezwungen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Leon Binder kurz vor Schluß einen Ball regelkonform vor der Linie erreichen und somit den Ausgleich für die Alemannia verhindern konnte. Bis zu diesem so erlösenden Moment des abschließenden Pfiffes hat der RWE in den letzten Wochen verdammt viel eingesteckt, um das Zitat aus „Rocky“ einmal mit in den Text einzupflegen.

Das Stadion Essen gut gesichert an diesem Sonntag! Selbst auf der Anfahrt über Gladbeck hockten schon lange vor Spielbeginn Einsatzkräfte in ihren Fahrzeugen und starrten eher gelangweilt auf ihre Handys. Es ging schließlich nicht nur gegen einen alten Westrivalen, sondern auch gegen den Abstieg. Und da es in den letzten Wochen immer weniger gelang, die Emotionen regelkonform unter Kontrolle zu halten, galt das Augenmerk wohl mehreren möglichen Brennpunkten. Aber neben dem Endergebnis gab es eine weitere schöne Nachricht: Es gab im Spiel und auch danach keine Brennpunkte im und um das Stadion herum. Im Gegenteil: Auf den Rängen wurde genau so aufopferungsvoll unterstützt, wie auf dem Spielfeld um den Ball und das Spiel gekämpft. Danke dafür!

Der RWE erwischte einen Start, wie er besser wohl nicht sein könnte, ging plötzlich und unerwartet mit 2:0 in Führung. Und doch gelang es unserer Mannschaft nicht, nun die Kontrolle über das Spiel zu erlangen. Zu „gallig“ die Aachener und zu verunsichert die Essener, was das eigene Spiel betrifft. Aber nach all den vergangenen Wochen auch nicht verwunderlich, hat der RWE doch permanent eingesteckt, anstatt auch nur ansatzweise austeilen können. Und so ist es unter dem Strich eigentlich egal, wie der Erfolg zustande kam, hält er uns alle doch über jenem ominösen Strich und lässt einen etwas normaleren Puls für den Moment wieder zu. Zurück aber zur Unterstützung des Publikums: Beide Vereine haben ihre große Anhängerschaft sicher mehr als enttäuscht und verbleiben definitiv weiter im Kellergewölbe des Fußballs moderner Prägung. Und doch war das im Stadion einmal mehr als nur vierte Liga. Es war Fußball! Es war Atmosphäre und es war spannend. Die Fans auf der West und alle anderen im Stadion haben den gerade wohl einzig gangbaren Weg gewählt: Es ist „Playoff“ Zeit an der Hafenstraße, und in der fiktiven Serie „Best of Six“ geht es eben nur gemeinsam. Und gemeinsam wurde auch die Alemannia bezwungen. Vielleicht setzt das nun für die verbleibenden fünf Partien jene Kräfte frei, die wir bisher alle so vermisst haben. Auf und neben dem Platz.

Apropos neben dem Platz: Bisweilen nehmen wir Fans schon eine ziemlich egoistische Grundhaltung ein und denken stets nur an unser eigenes Wohl; hacken auf der Mannschaft herum, die einmal mehr unser aller Erwartungen nicht erfüllt hat. Aber vergessen wir nicht diejenigen, die nicht auf dem Platz stehen, und doch so viel für unseren Verein leisten, zudem genauso leiden? Deren Arbeitsplätze durch die Leistung auf den Plätzen mehr als gefährdet sind, und die doch immer wieder dafür sorgen müssen, dass der Vereinsalltag weiter geht; die sozialen Netzwerke weiter gefüttert werden und die  Journaille zu ihren Auskünften kommt. Die Geschäftsstelle von Rot-Weiss Essen dieser Tage gleicht emotional dem Spiegelbild der Mannschaft auf dem Platz! Und doch können die administrativen Mitarbeiter am wenigsten für die aktuelle Situation, legen sie doch ihr berufliches Schicksal in die Füße der eigenen Mannschaft. Vielleicht denken wir in den kommenden Wochen auch einmal an sie: Unsere guten Seelen im Hintergrund, welche das Gefühl Hafenstraße nicht nur leben, sondern auch arbeiten. Fakt ist, und das hat der vergangene Sonntag einmal mehr gezeigt: Es geht sicher ohne Sport1, aber niemals gegeneinander! Spiel zwei der „Best of Six“ Serie beschert dem RWE nun kommenden Samstag wieder ein Heimspiel, wenn auch auswärts in der Mondpalast Arena zu Wanne-Eickel. Der Gegner ist machbar, kommt er doch aus Gelsenkirchen.

Zu guter Letzt noch etwas in eigener Sache: Zur Buchveröffentlichung am 1. Mai wird auch der Blog in den nächsten Tagen renoviert und hübsch gemacht. Die Schrift eine andere, das Erscheinungsbild auch ein wenig anders, die Texte nun komplett einsehbar. Ich hoffe es gefällt. Über konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen. Und doch könnte und wird es sowohl in Blog und Facebook Auftritt von „ISDT“ in den kommenden Wochen und Monaten etwas ruhiger werden. Der Grund ist dieses Arschloch von Krebs, welches sich bösartig eingenistet hat. Ich bin zwar  überzeugt davon, den Kampf genau so erfolgreich zu gestalten, wie der RWE den seinen gegen den Abstieg. Aber ich habe eine Bitte: Geht zur Vorsorge! Scheißegal wie unverwundbar Ihr Euch auch halten mögt. Es geht um Euer Leben. Und wir alle wollen doch eines Tages gemeinsam Aufstiege feiern. Nur der RWE!

Was sind wir alle schon gegen den Verein?

Nichts! Und ohne den Verein wären wir auch alle gar nicht hier. Wir würden uns nicht kennen, sofern wir uns denn überhaupt kennen. Wir hätten nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt, oder worüber wir uns gemeinsam freuen könnten. Auch das soll ja vorkommen! Es kommt vielleicht seltener vor als ersteres. Aber diese Momente, freudetrunken in den Armen eines anderen zu liegen, den man weder kennt, noch zuvor gesehen hat, die vergisst man nie. Und warum liegen wir in den Armen eines oder einer anderen? Die Antwort liegt auf der Hand, sicher aber auch am Schal selber Farbe um den Hals des oder der anderen. Wir teilen also Freude und Leid miteinander. Nun galt es in den letzten Monaten eher Leid miteinander zu teilen, war die Zeit auch noch so schwer. Für uns aber warst Du immer wer; auch wenn es mitunter den Anschein hatte, als hätten wir den Glauben an unseren Verein verloren.

Handelnde im Fokus, Kommentare bisweilen für den Lokus. Kritik für Kritisierende und Unverständnis untereinander. Wenn ein Verein wie Rot-Weiss Essen scheinbar unaufhaltsam dem Abgrund entgegentrudelt, so liegen die Nerven bei allen, die es mit dem RWE halten, mindestens so blank wie das Konto von Schalke 04. Da ist dann nichts mehr, was Zuversicht und Halt vermitteln könnte. Alles leer. Der emotionale Dispo ist ausgeschöpft, seine horrenden Zinsen zerren zusätzlich an den Nerven. Alles scheiße! Es gibt rational keine Antwort mehr auf all die Fragen, die einem tagtäglich rund um den RWE gestellt werden, oder auf die, die man selber hat. Die Netzwerke in Rot und Weiß werden angezapft; es wird sich gegenseitig Mut gemacht oder sich in Galgenhumor geübt. Momente in denen Du, ja auch Du! Merkst, was eigentlich wirklich nur zählt! Denn unter dem Strich landen wir immer wieder bei unserem Verein. Wir kommen immer wieder auf den gemeinsamen Nenner Rot-Weiss Essen. DU bist unser ABC, unser großes Einmaleins.
Wie ein Magnet ziehst du uns an!

Wie gerne würden wir alle doch den ganzen Dreck vergessen, steht doch der Verein grad in Flammen. Aber der Verein hat gehandelt. Es wird gelöscht und die Mannschaft wahrlich nicht in Watte gepackt; sondern in Ansprache eher an die Ehre und sportliches Vermögen erinnert. Hier und jetzt zählen keine Einzelschicksale mehr. Hier und jetzt geht es einzig um unseren Verein. Hier und jetzt geht es um Rot-Weiss Essen. Eigentlich das Größte, was wir alle jemals besessen haben und besitzen werden.  Okay, ein toller Job nebst gutem Kontostand bieten vielleicht gute Perspektiven, und doch niemals die Intensität einer Saison mit unserem RWE. Freitag geht es nach Ahlen. Darauf reimt sich jetzt nichts großes, aber vielleicht ist dieser Freitag endlich die Kehrtwende für unseren Verein in dieser doch so aufreibenden Saison. Und vielleicht nehmen wir einfach auch mal wahr, wie sehr viele Menschen gerade mit Rot-Weiss Essen hoffen und bangen. Sie tun das nicht für uns Fans des RWE; sie haben zudem ihre eigenen Vereine. Aber sie tun es, weil der RWE einfach etwas ganz Besonderes ist. In guten wie in schlechten Zeiten. Alle nach Ahlen. Nur der RWE!

Es rappelt in der Kiste…

Spätestens nach der samstäglichen Niederlage gegen Tante Lotte war klar, was eigentlich schon seit Wochen klar war: Mit unserer aktuellen Mannschaft werden wir in dieser Saison keinen Blumenpott mehr gewinnen, sondern nach langen Jahren eher den so sehnlichen Wunsch erfüllt bekommen, diese Liga endlich zu verlassen. Allerdings in andere Richtung als gedacht. In den letzten Wochen hat sich der Druck auf Trainer Jan Siewert und somit auch auf Mannschaft und Verein  von schlechter Leistung zu schlechter Leistung verständlicherweise, und von Tag zu Tag erhöht.

Leider begnügt sich der frustrierte Fan in Zeiten (a-)sozialer Medien nicht mehr mit der schlichten Forderung nach der Entlassung des sportlichen Verantwortlichen. Da wird gelegentlich beleidigt, was die Tastatur hergibt; wird scheinbar wie von Sinnen und in blinder Wut gelegentlich unter jeglicher Gürtellinie der Mensch hinter der Funktion und der Funktionär auf das Übelste angegangen. Nun ist das kein Phänomen der Hafenstraße, lässt der gegenseitige Respekt und das Miteinander leider immer mehr zu wünschen übrig; aber es gibt zu denken. Das muss nicht sein! Heisst es nicht:“Die Familie Rot Weiss..hält zusammen“? Auf dem Feld hält momentan wohl auch kaum einer der fast dreißig Vertragsspieler von Rot-Weiss Essen zusammen.

Mit jedem Spiel mehr wurde und wird deutlich, dass dort keine Mannschaft mehr agiert, sondern die Grüppchenbildung regiert. Es gibt aber natürlich auch diejenigen, die man von dieser Kritik ausnehmen möchte, wie unter anderem einen Baier, Platzek, Binder, oder beispielhaft gerade auch einen Patrick Huckle. Nicht der filigransten Einer; aber ein Kämpfer vor dem Herrn, dem anzumerken ist, ein Mannschaftssportler zu sein. Der leidet, genauso wie wir da draußen. Diesen Spielertyp brauchen wir nun besonders.

Es gab also keine Alternative mehr dazu, Jan Siewert seines Postens zu entheben. Der Protest so laut, da hätte sogar ein Marc Fascher in blau- weiß gehüllt, begleitet von Uwe Harttgen als Sancho Panza und auf Esel, die Hafenstraße hinunter galoppieren können: Sie wären freudig begrüßt worden! Der Schmerz so groß, die Angst immer mehr. Gestern dann trug der Verein dem anhaltenden Sinkflug in Tabelle nebst Sturzflug in der Leistung Rechnung und entband Jan Siewert von seinen Aufgaben als Cheftrainer von Rot-Weiss Essen. Wer einigermaßen gut vernetzt ist, wusste innerhalb von Minuten Bescheid.

Prompt wandelte sich Hass und Häme in spürbare Erleichterung darüber, dass endlich gehandelt wurde. Namen zählen dieser Tage einfach nicht, es geht um das große Ganze, welches da Rot-Weiss Essen heisst. Erstaunlich allerdings, dass die Demission des Trainers von Andreas Winkler kommentiert wurde, der verantwortlich dafür steht, dass kaum einer mehr weiß, wer aktuell überhaupt so alles bei RWE unter Vertrag steht. So viele Spieler sind es, die kamen und gingen. Oder noch nie spielen konnten, da verletzt verpflichtet. Oder einfach auch nicht regionalligatauglich waren. Jan Siewert hat sicher nicht nicht immer die beste Figur abgegeben, obwohl sportlich durchtrainiert, aber er hatte auch damit klarzukommen, was ihm der sportliche Direktor Andreas Winkler so alles auf den Trainingsplatz bestellt hat.

Und so kann meines Erachtens nach ein Klassenerhalt inklusive Neuanfang nur dann gelingen, wenn auch Andreas Winkler seines aktuellen Postens entbunden wird. Bei allen Verdiensten um den Verein. Aber diese Saison trägt, unter Einbezug der Fascher/Harttgen Ära, nun mal seine Handschrift. Und ich glaube, auch das Tischtuch zwischen sportlichem Direktor und Mannschaft ist zerschnitten. Man schaue sich nur die Fotos an. Bilder sagen mehr als Worte!

Aber was kommt jetzt? Wer kann uns alle vor dem Abstieg retten? Wir sind dann nicht mehr froh, dass es den RWE überhaupt noch gibt! Haben wir doch keine finanziellen Probleme mehr (Übrigens immer noch der Verdienst von Michael Welling, welcher natürlich als Verantwortlicher gerade auch ziemliche unter Beschuss steht wie seine sportlich leitenden Angestellten und ebensowenig zimperlich behandelt wird). Otto Rehhagel war gegen Lotte auf der Tribüne. Willi Lippens sicher selbstredend auch.  Otto Rehhagel hatte noch auf der Jahreshauptversammlung Jan Siewert seine Hilfe angeboten. Vielleicht sollte der Verein sie jetzt annehmen und ihn um Hilfe bitten. Vielleicht nur für eine Kabinenansprache. Mit Unterstützung von Willi Lippens. Denn, was haben wir denn noch zu verlieren außer unsere Existenz?

Die Spieler haben nicht auf ihren Trainer gehört, haben zumeist keine Ahnung, wie es uns Fans überhaupt geht, und was uns der RWE bedeutet. Somit brauchen wir nun dringend ein- oder zwei Legenden, die ihnen bis Saisonende aber genau das vermitteln: Der RWE ist unser Leben! Ihr geht, aber wir bleiben. Wir haben unbefristete Verträge auf Lebenszeit. Und wollen endlich wieder lachen. Am liebsten mit Euch. Auch wenn wir nicht mal mehr Eure Namen kennen, da einfach zu viele.

Lieber Jan Siewert, ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und möchte mich dafür bedanken, dass Sie sich auf das Abenteuer Rot-Weiss Essen eingelassen haben. Ich hätte mir manches Mal etwas mehr Gelassenheit bei Ihnen gewünscht. Einen lockeren Spruch. Was auch immer. Aber vor allem sportlichen Erfolg. Der blieb leider aus und somit griff erst jetzt, und hoffentlich nicht zu spät, das was immer passiert, wenn eine Mannschaft vor dem Abstieg steht.

Die Spieler sind nun auch ihres Alibis Trainer entbunden und müssen kommenden Freitag in Ahlen beweisen, dass sie ebenfalls nicht absteigen wollen.

Wir sind alle abhängig und hadern mit dem Schicksal.

Leicht abgewandelt eine Aussage von Bayerns KHR (nicht zu verwechseln mit KMH aus dem ASS) als Titel. Nur gut, das wir uns aktuell nicht mit dieser dreisten Forderung nach einer finalen Wild Card auseinandersetzen müssen, um auf ewig für ein Finale gegen den FC Barcelona gesetzt zu sein. KHR tritt jeglichen Wettbewerbsgedanken im Fußball mit den Füßen.

Den Fußball mit den Füßen traten die Kicker von der Hafenstraße auch. Jedoch in letzter Zeit so schlecht, so dass sich die Situation rund um die Hafenstraße 97a immer mehr zuspitzte und nach der Niederlage vergangener Woche in Düsseldorf in wütendes Aufheulen der Anhängerschaft gipfelte. Unter dem Strich stand nach dem Spiel unter dem Strich. Man ist geneigt zu schreiben: Endlich!

Wochenlang schon pfiffen es die Spatzen von den Dächern: Abstiegskampf, Ihr seid im Abstiegskampf! Schien aber so wirklich keinen zu interessieren, denn verloren wurde ja auch nicht wirklich. Und so ging es stark kritisiert immer weiter. Unterbrochen gar von einem Halbfinalerfolg im Pokalwettbewerb des kleinen Mannes gegen den Angstgegner FC Kray. Wer glaubte da schon ernsthaft an einen Abstieg? Scheinbar keiner der Aktiven auf dem Feld, denn ansonsten ist die Leistung gegen Düsseldorfer Zweitfortunen nicht zu erklären. Oder ging es doch gegen den Trainer? gegen den Mitspieler? Gegen den Fan? Wir werden es wohl nie erfahren.

Jedenfalls brachte uns Düsseldorf nun definitiv die Erkenntnis, in höchste Abstiegsgefahr geraten zu sein. Wir, der Meister von 1955, welcher unterklassig höchstens durch Lizenzentzug absteigt, steht auf einem Abstiegsplatz der Regionalliga West. „Caramba, mir kocht der Blut“, um es mal mit Marika Rökk zu schreiben! Das war und ist zu viel für den leidgeprüften Fan. Die Kommentarzeilen kochten über; oftmals auch mit ungesundem Hass und blanker Gewaltandrohung. Das geht leider noch weniger, als eine unterirdische Leistung auf dem Feld! Isso! Die Tage nach Düsseldorf also Tage, die verwirrten; sprachlos machten und zugleich unfähig, auch nur annähernd etwas zu Papier zu bringen, was der Situation entsprechen könnte. Als außenstehender Blogger jedenfalls.

Die Argumente wogten hin und her; die Zuordnungen wurden im Minutentakt neu verteilt, ebenso die Schuldfrage. Jan Siewert schien schon entlassen, als Suspendierungen zweier Spieler ausgesprochen wurden und der suspendierende Trainer überraschenderweise bleiben konnte. Es ist ja nicht so, als ob ich mir nicht gewünscht hätte, dass der Trainer zum Verein gepasst hätte oder immer noch passen könnte. Ich würde mir aber wünschen, dass Jan Siewert wenigsten einmal auch menschelt. In einer Pressekonferenz zum Beispiel. Er agiert bisweilen so trocken und unnahbar wie die britischen Kronjuwelen hinter Panzerglas. Herrgott von Bentheim, da ist es doch kein Wunder, dass wir Unwissenden von schlechtem Betriebsklima zwischen Mannschaft und Trainer schwadronieren. Wir haben doch bald mehr Abgänge und Suspendierte als aktive Spieler im Kader. Zuzüglich Drölftausend Neuzugängen.

So viele Spieler, so viele Namen. Aber für uns nur ein Verein: Rot-Weiss Essen! Ok, wir atmen einmal kurz durch und sammeln die Fakten bis zum heutigen Spielbeginn: Trainer und sportlicher Leiter weiter im Amt; Mannschaft dezimiert; Vorstand in der Kritik; Abstiegsplatz; Boykott vieler Fans; Boykott des Boykottes durch ebenso viele Fans….na das konnte ja was werden. Und es wurden, um das Ganze ein wenig abzukürzen, drei Punkte! Der SC Verl erwies sich gestern Abend als der endlich richtige Gegner, den es verunsichert galt, verunsichert zu bezwingen. Wir alle im Stadion haben kein richtig gutes Fußballspiel gesehen. Und nur der Verler Harmlosigkeit in diesen neunzig Minuten war es zu verdanken, das stets kämpfenden und vollsten Einsatz zeigenden Essener zu einem 1:0 Kantersieg kamen. Dem ersten Dreier seit langer, langer Zeit. Die Verunsicherung und der Willen gaben sich bei den Spielern des RWE die berühmte Klinke in die Hand. Erst das einzige Tor des Abends offenbarte einen kleinen Einblick in die Seele des rot-weißen Vertragsspielers: Die Auswechsel- und somit nicht suspendierten, Spieler rannten wie von Sinnen auf das Feld nach jenem Treffer, während es andere Spieler sogar Richtung Trainerbank zog. Der Trainer also doch nicht derjenige welche?

„Siewert raus“ Rufe gab es übrigens nur dezent zweimal. „Abgefeuert“ auf der Haupttribüne von einem älteren Fan in Zivil. Der Boykott übrigens sollte nicht unerwähnt bleiben, denn meines Erachtens hat er funktioniert! Funktioniert deshalb, weil er beiderseitig respektiert wurde. Von denen die trotzdem gucken und jenen, die wegschauen wollten. Beide bekamen ihre Bühne Westtribüne. Und das war gut so! Gewaltandrohungen weniger, denn die helfen einfach keinem. Was auch nicht hilft, ist der Auftrag der RevierSport, alles und jedes in dermaßen überzogener Art zu martialisieren. Flatterbänder sind de facto keine Barrikaden. Warum muss immer alles so überzogen dargestellt werden? Warum diese Gier nach reisserischen Überschriften und Artikeln? Kommt mal runter und schreibt wieder über Fußball. Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber wünschen darf man sich alles, hat meine Mutti früher immer gesagt. Tja, wir alle haben also endlich einmal wieder drei Punkte mit auf den Heimweg bekommen. Drei Punkte für die Seele, aber noch nicht zur Beruhigung. Und sicher nicht annähernd dafür geeignet, um etwas Ruhe an die Hafenstraße zu bekommen. Das schaffen nur weitere Punkte. Und vielleicht mal klare Worte, was wirklich los war, im Frühjahr 2016.

STOPP!

Wenn zwei zerstrittene Parteien etwas miteinander zu klären haben, kann mitunter eine professionelle Mediation helfen. Diese ist kostenlos und bedarf der Bereitschaft beider Parteien, etwas an der aktuell verfahrenen Situation zu ändern. Ein ganz wichtiges Merkmal einer Mediation ist, das im Vorfeld ein Signal vereinbart wird, mit dem eine mögliche Hasstirade, Negationen oder einfach auch zu belastende Momente sofort unterbrochen werden. Hält sich eine der beteiligten Parteien nicht daran, ist die Mediation sofort für gescheitert erklärt und übernehmen die Gerichte. Oder die Fünftklassigkeit!

Nun haben weder die Mannschaft noch die Fans prinzipiell ein gescheitertes Verhältnis zu klären, reden wir angeblich ja immer noch von Fanliebe einerseits und dem Fußballerstolz, an der Hafenstraße spielen zu dürfen, andererseits. Und doch ist es vielleicht an der Zeit, den Reklamierarm zu heben und lautstark „STOPP!“ zu rufen. Nehmen wir doch einfach mal an, es wären nach der Winterpause Vereinbarungen getroffen und Ziele vereinbart worden; denn auch das ist Bestandteil einer Mediation. Und tun wir weiterhin einfach mal so, als säßen der RWE und manch Fan in einer Mediation: Dann müssten die Mediatoren nun langsam, aber eindringlich und bestimmt mal darauf hinweisen, dass wir uns alle nicht an die Vereinbarungen halten.

Wir tun also einfach weiter so als ob: Die Mannschaft hatte das Ziel, einen Dreier einzufahren und personell aufpoliert, diese Vereinbarung mindestens beim abgeschlagenen Tabellenletzten FC Wegberg-Beeck  in die Tat umzusetzen. Zumal nach dem couragierten Auftritt gegen Wattenscheid 09. Die Mannschaft hat sich jedoch nicht an die fiktive Vereinbarung gehalten und einen besorgniserregend schwachen Auftritt im Morast von Wegberg hingelegt. Es war ja klar; und das ist jetzt Fakt, dass dieses Spiel eines der schwersten der Saison sein wird: Es galt in Anbetracht der eigenen, insbesondere aber der Tabellensituation der Wegberger, nichts anderes als ein Dreier inklusive vieler eigenen Tore. Brutaler Druck.

„Angst essen Seele auf“. Mich an diesen Filmtitel erinnernd, vermochte ich mich der allgemeinen Sicherheit vor dem Spiel nicht anschließen und habe vor Zeugen 1:1 getippt. In der Hoffnung, dass dieses Ergebnis niemals so kommen wird. Es kam so und nun musste kommen was fast zu erwarten war: Auch manch Fan fühlte sich direkt mit Abpfiff nicht mehr an die fiktive Zielvereinbarung gebunden und aus allen Rohren wurde wieder unter jedem möglichen Post zu dem Spiel Hohn und Spott bis hin zu blankem Hass in die Kommentarspalten geledert.

STOPP!

So geht das nicht mehr weiter. So steigen wir ab. Liebe Mannschaft, was können wir tun, was braucht Ihr? Was können wir (fiktiv) neu vereinbaren, damit der so ersehnte Erfolgsfall eintritt und wir die Tabelle wieder etwas entspannter betrachten können? Ihr seid gute Fußballer. Aber vielleicht nehmt Ihr nach dem Training mal zwei Kisten Stauder unter die Arme und setzt Euch alle zusammen in die Zeche Hafenstraße und spielt gemeinsam am dortigen Kickertisch einen aus. Guckt Euch an den Wänden um und erkennt, warum uns Fans das alles so viel bedeutet. Stellt Euch vor, Ihr steht eines Tages in den Geschichtsbüchern, hängt da überdimensional in Jubelpose an der Wand. Und vergesst nicht den Willi mitzunehmen, ist schließlich Euer Mannschaftskamerad. Der hat Euch einiges zu erzählen. Meinetwegen geigt Euch die Meinung. Aber betretet Samstag mit erhobenem Kopf den Platz und nicht mit ängstlicher Seele.

Und wir, die Fans, was könnte uns als neue (fiktive) Zielvereinbarung auferlegt werden? Respekt fällt mir da als erstes ein. Respekt auch den Spielern, die in Wegberg leider Gottes nicht gewonnen haben, aber keiner versagt extra! Solche spielen jetzt woanders für mehr Geld. Dieses Internet ist Fluch und Segen zugleich: Segen, wenn sich auch der RWE Fan in Australien ein Bild von der aktuellen Lage machen kann. Fluch, da die Hemmschwelle gegen den Spieler und Vertreter des eigenen Vereins mitunter unter Teppichbodenhöhe gesunken ist. Alle gegen alle. Aber es ging doch auch früher kreativer, seinen Unmut zu äußern: Fan könnte das Stadion erst gar nicht betreten. Fan könnte schweigen und die Mannschaft erst einmal machen lassen. Fan könnte so vieles. Aber nicht mehr blindwütig agieren. Droht der Fan sogar, so steigt auch er ab. Moralisch und tatsächlich dann am Saisonende.

Keiner will einen Abstieg. Wir wollten ursprünglich etwas ganz anders. Aber darüber schweigen wir uns besser aktuell aus. Jetzt gilt es etwas zu verhindern. Danach wird sicher zu Tisch gebeten und muß Tacheles geredet werden. Es geht um Rot-Weiss Essen. Und wir alle sind doch auch Rot-Weiss Essen. Der Fan ein Leben lang, der Spieler bis Vertragsende. Das neue Ziel lautet nun Velbert. Das Spiel wird sicher kein Ball werden, denn der Ball sollte gut rollen. Aber vielleicht ist dieses Zitat aus dem Film „The Rock“ aktuell ganz angebracht:

  • Mason: „Schaffen Sie das auch wirklich?“Goodspeed: „Ich werd‘ mein Bestes tun.“Mason: „Ihr Bestes? Versager jammern immer von wegen ihr Bestes, aber Sieger gehen nach Hause und vögeln die Ballkönigin!“Goodspeed: „Carla war die Ballkönigin.“Mason: „Wirklich?“Goodspeed: „Ja!“

Holt Euch die Ballkönigin!

Die Quadratur des Kreises und das große Rechteck.

Fairerweise muß ich darauf hinweisen, dass diese Überschrift schon vorab für das Spiel unserer Roten in Siegen gegen den TuS 1895 e.V. Erndtebrück gesetzt war. Simpel ausgedrückt bedeutete es nichts anderes als die bisherige Problematik, ein Tor für die eigenen Farben zu erzielen.  Das Spiel fiel bekanntermaßen aus; eine neue Überschrift für das Spiel gegen den Nachbarn aus Wattenscheid somit den internen Sparmaßnahmen zum Opfer.

Die Rückrunde begann gefühlt also mit dem Spiel gegen einen Nachbarn, welches aber immer noch kein Derby ist. Der Tabellenstand wurde ja über die Wintermonate in altbekannter Manier über Gebühr diskutiert, beziehungsweise über die Schmerzgrenze hinweg kommentiert. Wir kennen das ja: „Alle raus“! Sofort. Haut ab, verpisst Euch. Weil, wenn Ihr alle weg seit, dann steigen wir sofort noch während der laufenden Saison auf. Tun wir aber nicht! Da kann noch so wüst gepöbelt werden! Nur gut, dass die meisten Fans unserer wunderbaren drei Buchstaben diesen Fakt mittlerweile akzeptiert haben, denn die Mannschaft wurde dermaßen wohlwollend vor der gut gefüllten Westtribüne begrüßt, so dass man sich unweigerlich dabei ertappte, für den Moment im falschen Film zu sein. Wir können wohl doch nicht ohne einander.

8329 Fans inklusive vieler Gästefans wollten hier und heute einen Neuanfang. Und sie bekamen ihn auch. Der RWE legte gut los, auch wenn es scheinbar einen Dirigenten auf dem Feld bedurfte. Wenigstens wurde schon in der siebten Minute endlich die eigene Torflaute beendet!  Wenn auch in das eigene Tor. Sah elegant aus und war trotzdem nur dumm gelaufen. Tribünen und Spieler schüttelten sich kurz und machten dann unverdrossen weiter. Was auch ratsam war ob der Kälte. In der vierzigsten Minute war es dann Benjamin Baier, der den Wunsch aller scheinbar erahnte und endlich einmal aus der zweiten Reihe draufhielt: Ausgleich. Ja endlich! Warum immer versuchen den Ball bis in das Tor zu dribbeln, anstatt mal einen satten Schuss zu wagen? Strammes Ding! Adiole.

Unentschieden also in eine ziemlich frostige Pause, was aber eher an der Außentemperatur lag. Das Spiel selbst war recht hitzig und intensiv geführt. Die Vielzahl an verschiedenen Schals lag übrigens auch an der Vielzahl der Karnevalisten, die urplötzlich in der Fastenzeit das Stadion bevölkerten. Freude- und sonst auch trunkenes Völkchen. Manch einer schien sogar ein Fan der Roten zu sein. Zweite Halbzeit, Richtung West. Ballsicher sind unsere Jungs doch fast alle; wenngleich auch manch Ball nicht sofort den gewünschten Anspielpartner fand. Es fehlt zuweilen die ordnende Hand im Mittelfeld, der klassische Zehner halt. Und doch gelang Andreas Ivan, einem Neuzugang, in der 54. Minute die Führung. Unglaublich, aber wahr: Der RWE führte in einem Ligaspiel. Herzrasen und Tribünenekstase. Rot Weiss Essen auf einem guten Weg. Der ersehnte Dreier in greifbarer Nähe. Doch dann kam sie, die große Zeit des Unparteiischen Dustin Sikorski.  „Ein Mann,  ein Wort“ so hieß es früher. An diesem kalten Februarabend musste es heissen: „Ein Mann, viele Karten“.

Natürlich bin ich nicht objektiv. Wie aber auch soll man es sein, wenn nacheinander drei eigene Spieler von Bochumer Vorstädtern vor der „Rahn“ umgenietet werden, und der parteiisch Unparteiische zeigt keine Regung? Wohl aber dem schon erwähnten Spieler Ivan den gelben Karton. Nebst fünf weiteren Mannschaftskameraden. Das Spiel wogte hin und her, bis zur 62. Minute auch elf gegen elf geführt, als wieder Andreas Ivan die Hauptrolle übernahm: Er wusste nicht genau wohin mit dem Ball, versuchte eine optimale Schussposition zu finden, nachdem alle anderen Optionen mittlerweile zugestellt waren. Es ging also weiter Richtung Mitte, bevor der Ivan fiel. Der Mann ging nicht liegen, sondern der fiel wirklich. Und da die gemeine Schwalbe hier bei ISDT „Staatsfeind Nummer eins“ ist, war es aus unserer  Sicht der Dinge definitiv ein Foul. Was uns übrigens auch direkt über die soziale Medien von anderen Standpunkten aus bestätigt wurde. Es galt sich also auf einen Elfmeter vorzubereiten, die plötzlich und unerwartet durch den Abgang des eigenen Spielers unterbrochen wurde. Der Sikorski Dustin, der Unparteiische, tat das einzig nicht richtige und schickte den Ivan mit gelb- rot vom Feld.

Das Kartenverhältnis wuchs auf Seiten des RWE weiter an, während die Wattenscheider weiter recht robust und ungestraft hinlangen durften. Jede korrekte Eishockey Mannschaft hätte Euch mal so richtig einen auf die Zwölf gegeben. Aber, Ihr hattet den zwölften Mann auf dem Feld, wir nur noch deren zehn. Das Ungleichgewicht auf dem Feld soll nicht verhehlen, das der RWE noch einige Zeit dafür benötigt, um als Mannschaft endlich die Vorgaben umzusetzen und zu funktionieren. Vielleicht spielt auch nicht ein jeder Spieler auf seiner angestammten Position, aber man merkt doch: In der Mannschaft scheint es endlich zu stimmen! Und das ist die halbe Miete um einen Abstiegskampf erfolgreich zu bestehen. Der RWE führte also immer noch mit 2:1, und die Vorfreude auf einen flotten Dreier stieg von Minute zu Minute. Was wiederum den Mann an der Pfeife auf den Plan rief: Die eigentliche Spielzeit schon vorüber sah der Mann im Strafraum etwas, was nach Einsicht der Bilder definitiv außerhalb passiert ist:  Die Pfeife an selbiger pfiff einen unberechtigten Elfmeter gegen den RWE und ermöglichte den Wattenscheidern somit in der Nachspielzeit noch den Ausgleich. Vielleicht sogar angemessen auf die gesamte Spielzeit, aber nicht so! Ein unberechtigter Elfmeter, gegeben durch einen Schiedsrichter, der sich schon der Beobachtung der Oberen „erfreute“ und dessen Pfeifen Historie nicht gerade einwandfrei zu sein scheint. Wir sind schlechte Leistungen von Spielern und Schiedsrichtern an der Hafenstraße gewohnt, aber das Herr Sikorski, das war eindeutig die Krönung!

Es endete also 2:2 Unentschieden. Wir wissen nicht, mit wem der Parteiische nun sein Trikot getauscht hat, aber er kann sich sicher sein, dass Andreas Ivan touchiert wurde. Unter dem Strich verbleibt also ein Punkt, welcher in den (a-)sozialen Medien gewohnt zwischen Hass und Liebe kommentiert wird. Hier bleibt  nur die Fassungslosigkeit zurück. Trainerteam und Mannschaft jedoch, die sind auf einem guten Weg. Glauben wir daran, werden wir alle belohnt. Bis dahin gilt es durchzuhalten. Nur der RWE!

Ansichtssache.

Wir alle kennen ja die Weissagung der Cree, die in etwa so lautete: „Erst wenn der letzte Verantwortliche gerodet, der letzte Spieler vergiftet, der letzte Rest an Miteinander gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man sportlichen Erfolg nicht durch Gegeneinander erreichen kann.“ Natürlich lautete die Botschaft nicht wirklich so, und jeder ehrliche Aktivist mag mich verfluchen ob dieser Abänderung in rot-weisser Sache. Aber, die Situation rund um die Hafenstraße stellt sich auch zu Beginn des neuen Jahres nicht wirklich entspannter dar. Der Jahreswechsel hat ja an der tabellarischen Situation auch nichts zum Guten ändern können und so bleibt die bittere Erkenntnis, dass auch 2016 ein ziemlich aufstiegsfreies Jahr werden wird.

Gute Güte, waren wir in der letzten Winterpause noch euphorisiert: Platz 1 im Nacken und Aachen vor der Brust. Was dann folgte ist bekannt und Geschichte. Aktuell stellt sich die sportliche Gegenwart so dar, dass wir in jedem Falle also erst 2017 aufsteigen werden. Fragt sich nur aus welcher Liga. Ein magerer Punkt trennt unseren geliebten Verein von den Abstiegsrängen. Aber ist es eigentlich noch unser geliebter Verein? Was sich unterhalb der Berichte in den Kommentarspalten abspielt, erinnert immer mehr an einen Rosenkrieg, denn an Liebe. Die Beziehung zwischen Rot-Weiss Essen und Teilen seinen Fans scheint nachhaltig gestört, bedarf dringend einer Couch. Mindestens aber einer Mediation. Wobei hier aber auch mal eine Lanze für den Verein gebrochen werden darf: Rot-Weiss Essen kann dieser Tage machen was er will: Es ist falsch! Jeder Satz, jedes Wort; jeder Buchstabe und auch jeder Spieler: Alles wird dermaßen seziert, so dass der Pathologe von Welt seine helle Freude daran hätte. Zeugt der RevierSport von einer Testspielniederlage gegen den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden wird direkt wieder wutentbrannt in die Tastatur gekloppt. Erstaunlicherweise lesen sich aber dann Beobachtungen der tatsächlich vor Ort in Belek anwesenden Fans ganz anders.

Ein Testspiel eben nach intensiven Trainingseinheiten inklusive komplett veränderter Formation in Halbzeit Zwei. Aber in Zeiten digitaler Medien wird auch schon auf ein solches Spielergebnis eingeprügelt. Testspiele sind ergebnistechnisch ein Muster ohne Wert. Der Mehrwert liegt hoffentlich in der Beobachtungsgabe der sportlich Verantwortlichen. Und den daraus zu ziehenden Erkenntnisse für die kommenden Ligaspiele. Was wir natürlich in dieser Saison erleben ist eine Mannschaft, die leider kein Team ist. Und wir prügeln munter darauf ein, anstatt uns vielleicht zu hinterfragen, was auch die Ära Fascher/Harttgen noch damit zu tun haben könnte. Jan Siewert hat bisweilen unglücklich agiert, das sein ihm zugestanden. Aber, er musste auch Strukturen innerhalb der Mannschaft übernehmen, die andere geschaffen  und den Verein vielleicht um zwei bis drei Jahre gebracht haben. Das, was zum Beispiel die Lilien vollbracht haben, schaffst Du nur mit einer völlig intakten Mannschaft. Unsere Mannschaft hingegen war nicht intakt. Sie war verunsichert, bedarf nun einer völlig neuen Formatierung. Das sich eine solche Formatierung am Rande des Abstiegs abspielt, hätte ich nie für möglich gehalten, macht mir Angst. Aber die Qualität für die Regionalliga ist vorhanden, wir steigen in dieser Saison nicht ab. Wenigstens das nicht.

Somit verbleibt also dieser Tage nur die Erinnerung an einst sportlich erfolgreiche Zeiten, in welchen wir verweilen und  die sich mit Stolz auf den RWE jener Tage wärmend über die sportlich aktuell so wunde Seele legt. Um diese Wunde zu heilen, sind natürlich immer wieder auch neue Spieler gefragt. Auch die mögliche Besetzung vakanter Positionen hatte natürlich einen Aufschrei zur Folge, wie er fast zu erwarten war. Spieler aus aller Herren Länder spielten an der Hafenstraße vor. Allerweltsfußballer sozusagen.  Und wir fragten uns, warum kein einziges Talent aus Essen und Umgebung zusammen mit den „Wanderstutzen“ vorspielen durfte. Denn am liebsten ist uns doch ein Essener Junge, geboren an der Hafenstraße und eine Mischung aus Helmut Rahn und nochmals Helmut Rahn auf Drittliganiveau.  Wir wollen Jungs aus dem Pott. Solche, die noch dafür zahlen würden, um für den RWE vor tosender Kulisse aufzulaufen. Problem: Die gibt es nicht mehr! Die gehen überall hin, aber nicht mehr zu RWE. Dumm gelaufen also. Und seien wir doch mal ehrlich: Putsche Helmig und Co. kennen sicher jeden Fußballer im Pott besser als ich meinen Kontostand. Und von allen anderen in Frage kommenden kennt man Position und den Preis, da bedarf es kein weiteres Training mehr. Die Spieler also, die nun zum Probetraining eingeladen werden, sind schon ein begrenzter Kreis derer, die dem Verein angeboten werden. Und dem Verein werden viele Spieler angeboten. Zu viele! Die „Wanderstutzen“ sind bisweilen leidlich gut kickende jungende Männer, die von ihren Beratern von Verein zu Verein gejagt werden, in der Hoffnung auf einen Vertrag und die eigene Provision. Der Verein hingegen hofft auf das Juwel für die vakante Position.

Nun hat der RWE ja doch noch in der eigenen Stadt zuschlagen können, die Gemüter somit etwas besänftigt. Doch wie schon Marius Müller-Westernhagen festellte: Die Garantie, die gibt Dir keiner! Was also, wenn der Spieler aus Essen den Erwartungen nicht gerecht wird und der aus, meinetwegen Grönland, einschlägt wie eine Bombe? Im positiven Sinne natürlich! Solch Spielerverpflichtung ist in diesen Tagen kein leichtes Unterfangen für einen Verein. Wir Fans mischen eben immer mit. Aber ab und an sollten wir den Verein auch einfach mal laufen lassen, anstatt direkt zur verbalen Grätsche anzusetzen. Daher noch einmal die Bitte: Wenn wir eines Tages miteinander aufsteigen wollen, dürfen wir 2016 nicht gegeneinander absteigen.

 

 

Weltpokalsieger 2056

Nun gut, wir schreiben aktuell noch das Kalenderjahr 2015 und wir haben das Jahr der Fußballseuche im Zeichen der Liga erlebt. Dieses Jahr beinhaltet aus der Sicht von Rot-Weiss Essen die ziemlich schlimme Rückrunde der Saison 2014/15 und die noch schlimmere Hinrunde der aktuellen Saison 2015/16. Beide Halbserien zusammengenommen ergeben das Auftreten eines Abstiegskandidaten. Und doch ist gerade das doch ein Grund, seinen Verein weiter zu lieben. Oliver Kahn würde sogar fordern, immer weiter zu lieben. Denn, sportlich ist die Talsohle endgültig erreicht, schlimmer geht nimmer. Das heisst, wir haben alsbald schon wieder bessere sportliche Zeiten vor uns. Können uns wieder auf ein Spiel und die Mannschaft freuen. Nur müssen wir aktuell einfach durchhalten. Schreibt sich einfacher als es ist. Aber betrachten wir das Ganze doch einfach wie eine funktionierende und langjährige Beziehung: Auch in einer solchen herrscht nicht immer nur eitel Sonnenschein. Und da der aktuelle Wutfan in seinen Kommentaren laut eigener Aussage im Durchschnitt schon seit über 60 Jahren zu Rot-Weiss geht, reden wir hier doch von einer langjährigen Beziehung.

Warum also alles über das Knie brechen und Shitstorm verbreiten, anstatt sich der Liebe erinnern, und geduldig wieder einander anzunähern. Klingt jetzt wie Love, Peace & Happiness, wirkt albern. Aber, es ist wirklich der einzige Weg. Und dann werden wir Spiel für Spiel wieder mit besseren Leistungen belohnt. Kurzfristig. Langfristig gelingt Rot-Weiss Essen dieser Legende nach somit wieder ein Aufstieg. Die Euphorie steigt in gleichem Maße wie die Ligenzugehörigkeit; der schlafende Riese ist erwacht. Vorwärts Rot-Weiss, kann man da nur noch anerkennend sagen. Verein und Fans stürmen also nun auch die Dritte Bundesliga, steigen nach vielen Jahren wieder in die zweite Bundesliga auf. Und endlich: Da wartet nach fünfzig Jahren wieder das so lang ersehnte Aufeinandertreffen mit dem FC Schalke 04. Der Tag, an dem Clemens Tönnies zum Veganer wurde, bedeutete nicht nur wirtschaftliche Einschnitte in Gelsenkirchen, sondern auch den sportlichen Abstieg. Die ersten Jahre in der zweiten Liga kämpft der RWE andauernd mit dem Rücken gegen die Wand, aber die gemeinsame Leidenschaft von Fans und Mannschaft schaffte stets den Klassenerhalt.

Auswärts durften leider nie viele Fans des RWE den Spielen beiwohnen, hat der DFB das Gästekontingent für die zweite Liga auf 10 Fans beschränkt. Grund dafür natürlich die Sicherheit und Sparmaßnahmen. So sind für die 10 Auswärtsfans nur noch 50 Ordner, 200 Polizisten und ein Drogenspürhund notwendig. Ausser, es kommt der RWE: Dann wird auf 60/250 aufgestockt. Die Vergabe der Auswärtsdauerkarten erfolgt per Losverfahren. Die Jahre ziehen über das Land und der RWE nähert sich verdächtig den Aufstiegsplätzen zur Eliteklasse. Jan Siewert, inzwischen eine Trainerlegende an der Hafenstraße denkt noch nicht an`s Aufhören, sondern sieht seine Mission erst mit der Rückkehr in die Erstklassigkeit beendet. In der Saison 2051/2052 ist es endlich soweit: Im letzten Saisonspiel schafft Rot-Weiss Essen den ersehnten Aufstieg (Jede Rückkehr in eine ehemalige Liga ist natürlich ein lang ersehnter Aufstieg) in die Fußballbundesliga. Ganz Essen feiert seine Helden. Und als wäre ein Fußballmärchen wahr geworden, wird der RWE exakt einhundert Jahre nach seiner ersten und bisher einzigen Meisterschaft sowie drei Jahre nach dem Aufstieg wieder Deutscher Fußballmeister. Meister 2055: Rot-Weiss Essen! Ganz Essen feiert seine Helden noch mehr. Für die Fans bedeutet der Aufstieg in die Eliteliga mit seinen größeren Stadien auch ein erhöhtes Kontingent an Auswärtskarten: Nun dürfen wieder 20 Auswärtsfans ihren Verein begleiten. Allerdings nur Abgabe sämtlicher persönlicher Daten und einem implantierten GPS Sender.  Die große Fangemeinde ist stinksauer und wünscht sich den Abstiegskampf in der vierten Liga zurück, als es noch genug Karten für alle gab.

Das Stadion Essen wurde mittlerweile erneut ausgebaut und erhält seinen dritten Rang. Die im Nachhinein explodierenden Kosten werden ausgesessen, die Verantwortung dafür hin- und hergeschoben. Was die Mannschaft des RWE aber nicht interessiert, denn schon in der kommenden Saison 2055/56 gelingt zwar nicht die Titelverteidigung (Meister wird der SV Eintracht Nordhorn), aber der allererste Erfolg in der Europäischen Königsklasse. In einem furiosen Finale wurde der FC Zürich mit 3:1 bezwungen. Ganz Essen nun in einem kollektiven Freudentaumel. Dr. Michael Welling sieht nun die Zeit gekommen, einen Nachfolger zu suchen, um sich auf seinen Alterssitz im Emsland zurückzuziehen. Doch zuvor steht noch ein Ereignis an, welches der RWE im Dezember 2015 nicht wirklich auf der Agenda hatte: Die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2056, welche vom 10. Dezember 2056 bis zum 20. Dezember 2056 in Japan ausgetragen wurde. Als gesetzte Mannschaft musste der RWE erst im Halbfinale gegen den Chinesischen Vertreter Guangzhou Evergrande treten, der mit 2:1 nach Verlängerung bezwungen wurde. Im anderen Halbfinale trafen Auckland City FC und der Club Sportivo Barracas aus Buenos Aires aufeinander. Die Argentinier konnten sich hier erfolgreich durchsetzen. Rot-Weiss Essen – Club Sportivo Barracas also das Finale der Klub Weltmeisterschaft. Seinem scheidenden Trainer auch den letzten Wunsch erfüllend, rannten die Rot-Weissen sich die berühmte Lunge aus dem Leib und den Gegner in den vielzitierten Grund und Boden. Mit 3:1 ging auch die höchste Vereinsweihe an Rot-Weiss Essen.

Ganz Essen feierte nun nicht mehr. Viele der älteren Fans wandten sich vom Verein ab, da früher in Amateurzeiten alles besser und familiärer war.

Der Spieler der Kokosnuss

Ein wechselwilliger Spieler bestreitet ein Testspiel bei einem höherklassigen Verein und dreht so richtig auf. Ein durchaus gängiges Procedere, schließlich möchte man sich ja für einen Vertrag empfehlen. Durchaus auch verständlich, würde es sich um einen verdienten, langjährigen Spieler handeln, der stets abgeliefert hat und aufgrund der sportlichen Stagnation seines derzeitigen Arbeitgebers die neue Herausforderung sucht.

Im Falle von Cebio Soukou ist die Sachlage aus Fansicht allerdings eine komplett andere: Hier will ein Spieler lieber heute als morgen die Hafenstraße verlassen, der nicht oder nur ganz wenig abgeliefert hat, sondern beliefert wurde. Cebio Soukou hat in seiner Zeit bei Rot-Weiss Essen Pech und Pannen erlebt. Aber der Verein war über Gebühr an seiner Seite, hat an ihn geglaubt. Catenaccio 07 hat #freecebio erfunden, wir haben ein Profilbild mit diesem Slogan gebastelt und online gestellt. Kaum ein Spieler der jüngeren Vergangenheit nach Timo Brauer oder Alexander Thamm hat sich einer solchen Wertschätzung erfreut. Der Mann hätte in einigen Jahren Legende werden können.

Und das, obwohl aktuell kaum auf dem Platz stehend! Irgendwann in dieser Saison zeichnete sich aber ein Trendwende ab, denn unser Hoffnungsträger trug keine Hoffnung mehr sondern höchstens Langeweile zur Schau. Nun gut,  die sportliche Situation mehr als unbefriedigend, es könnte auch daran liegen. Vielleicht aber hat es grundsätzlich nicht so gut in der Mannschaft harmoniert. An Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen. Der Spekulatius aber ist mir definitiv aus dem Mund gefallen, als ich lesen musste, wer nun die Beratertätigkeit ausübt und unserem zukünftigen Ex Spieler Soukou jenes Testspiel vermittelt hat. Ungefiltert und ohne jede Vorwarnung bekam ich „Lübeck“ vor den Kopf geknallt. Die Seele weinte, das Herz schmerzte und wir stiegen wieder ohne Not in diese verdammte vierte Liga ab. Daher meine Bitte: Dann geht, aber geht schnell, damit wir wieder frei sind!

Frei von Abstiegssorgen sind wir natürlich trotzdem nicht; die Nerven liegen blank. Rabatz ist da eher kontraproduktiv. Wir müssen wohl eher diese Saison überstehen. Klar, wir mussten schon so viele davor überstehen, haben stets viel Personal ausgetauscht. Ich behaupte aber, dass, wenn wir diese Saison nicht absteigen und am Trainer festhalten, wir schon kommende Saison andere Ergebnisse erzielen. Und ich glaube, dass spüren noch viele mehr. Viele andere Trainer wären sonst schon vom Hof gejagt worden. Mannschaft, Fans und Verein sind nun gefordert, und so albern es sich anhören mag, so billig vielleicht die Parole klingt: Wir sind zusammen gefordert. gegeneinander geht nichts. Da geht gar nichts. Nicht einmal Null Komma nichts. Wollen wir zusammen aufsteigen dürfen wir  jetzt nicht getrennt voneinander absteigen.

Schwierig bei den gebotenen Leistungen, man fährt ja schon mit Widerwillen von zu Hause los. Wie bloß die Nerven liegen, hat der gestrige Artikel in der RevierSport bezüglich unserer aktuellen Trainingsgäste eindrucksvoll bewiesen: Die Elf Tore in Elf Spielen habe ich komplett überlesen. Die folgende Marke von 29 Spielen und nur drei Toren aber sehr wohl wahrgenommen und direkt in eigene Worte gepackt. Sehen wir nur noch das Schlechte? Oder wird uns da was suggeriert? Wir können nicht mehr abwarten, tragen den geliebten RWE  eher wie eine böse Krankheit in uns, denn als einen Lebensinhalt. Wollen nur noch schnell den Erfolg erleben, bevor uns die Erfolglosigkeit zu Grabe trägt. Ist doch so! Der Verein kann mal wieder machen was er will: Soziale Projekte werden gelegentlich sinngemäß kommentiert, dass erst Punkte wichtig sind, und dann Geschenke. Wir sind eigentlich alle am Ende, können überhaupt nicht mehr differenzieren, denn beides ist doch so wichtig! Bemerken nicht, dass der Verein nicht aufhören kann, Verein und soziale Instanz zu sein, nur weil die erste Mannschaft Grütze abliefert. Sehen gar nicht, dass unsere Verein anerkannt ist wie vielleicht noch nie in der eigenen Stadt!

Ich habe gerade keine Freude am Fußball meiner Mannschaft. Bekomme die Emotionen aus Angst vor dem Abstieg kaum in den Griff. Aber, wir werden zum einen nicht absteigen! Und zum anderen kennt Liebe einfach keine Liga. Wir müssen da jetzt durch. Zusammen. Aber ohne Egoisten. Die treffen wir eines Tages in einem Spiel wieder. Und gewinnen dieses! Nur der RWE!

Krayschen

Wir schreiben das Jahr 2015 und stehen kurz vor Weihnachten. Das Fest der Liebe steht an. Was die Welt gerade nicht wirklich interessiert. Alle gegen alle mal wieder! Und auch unser kleiner Kuschelverein vonne Hafenstraße bemüht sich mal wieder redlich um unser aller Blutdruck. Das Stadtduell gegen den Stadtteilverein FC Kray wurde wenigstens nicht verloren. Nach den zwei Pleiten der Vorsaison könnte man ja fast von einer Leistungssteigerung sprechen. Aber weit gefehlt: Der FC Kray ist in der Tabelle noch schlechter als unser RWE. Es war nicht mal mehr ein Spiel im Niemandsland der Tabelle, sondern ein Spiel gegen den Abstieg.

Kalt war es zudem. Saukalt. Rückstand – Ausgleich. Abpfiff! Kein Dreier also. Das können wir ja nur im Verbandspokal. Dann nämlich, wenn es keine Punkte zu verteilen gibt, sondern nur das nackte Weiterkommen zählt. Dann können uns die aktuellen Spieler gelegentlich sogar mal vermitteln, eine Mannschaft zu sein. Im Ligabetrieb der Saison 2015/16 ist die Truppe jedoch alles, nur keine Mannschaft. Und dann regen wir uns auf. Und wie wir uns aufregen. Da fliegen die Emotionen; geht die Herzkurve rauf und runter wie ein EKG Schreiber im Testlabor. Nervlich steht der RWE Fan mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Keine Besserung in Sicht.

Die Spieler können es ja, aber man sieht davon nicht wirklich viel. Einer schon weg, ein anderer schlurft dermaßen lustlos durch die Gegend, so dass man fast vergessen könnte, in ihm einen Hoffnungsträger gesehen zu haben. Vielleicht wäre Alpecin  doch die bessere Lösung gewesen. Hier hilft keine Aussprache mehr, sondern nur Ansprache. Kein Meet & greet, sondern sieh zu, dass Du Deinen Job erledigst! Hier bedarf es einen wie Oliver Kahn, der seinen lethargischen Mitspielern zur Not was von Eiern erzählt oder von mir aus auch herzlich zubeisst. Hauptsache sie erinnern sich dann ihres Arbeitgebers und finden wieder in die Spur.

Allerdings sehe ich bei der aktuellen Mannschaft leider wirklich schwarz. Die große Chance ist endlich gekommen, diese Liga zu verlassen. Wenn auch in andere Richtung als stets geplant und erhofft. Aber, man muss die Dinge auch immer positiv sehen: Wir waren ja schon einmal in der Fünftklassigkeit. Froh, noch zu existieren! Und das, obwohl wir eigentlich nichts mehr hatten. Geld weg, Stadion fast weg. Aber wir hatten etwas, was im Fußball von entscheidender Bedeutung ist: Eine Mannschaft! Wir Fans haben einer Mannschaft zugejubelt, die für uns Dreck gefressen hat. Und wir für sie. Und so sind wir zusammen aufgestiegen!

Wenn wir jetzt absteigen sollten, dann getrennt voneinander. Oder wir raufen uns zusammen, halten die Klasse und überlegen uns dann, zusammen mal ganz von vorne anzufangen. Und als äusseres Zeichen wünsche ich mir einen RWE, der ganz in schwarzen Schuhen aufläuft. Scheiß auf den Modekram: Im Fußball zählen nur Punkte, und sonst nichts. Stollen statt Gel. Nur der RWE! Ich rege mich wirklich auf. Aber sowas von!

Was ist nur aus dieser Welt geworden!

Der RWE hat wieder verloren. Einige im Stadion haben zudem unser aller Respekt verloren, indem sie nach einer bewegenden Ansprache im Vorfeld der Begegnung Pyro gezündet und Böller geworfen haben. Hättet Ihr diese Scheisse nicht einmal sein lassen können? Nur ein einziges Mal und verdammt noch mal heute? Es gibt keinen Blog mehr zur sportlichen Misere unseres Vereins. Ich mag nicht mehr. Daher nur so viel: Wir stecken mitten im Abstiegskampf! Die erste Halbzeit komplett verschlafen, die zweite dagegen überlegen gestaltet, einen Elfmeter versagt bekommen. Aber, ist ein Elfmeter ausgerechnet bei Rot-Weiss Essen gleich ein Treffer? Mitnichten.

Zwei Punkte nur noch auf den ersten Abstiegsplatz. Zudem ein Spieler Soukou, der scheinbar unsere nächste Baustelle sein wird, anstatt endlich zu liefern. Er, den wir in Zeiten seiner Sperre immer moralisch unterstützt haben wirkt lustlos. Der November ist diesmal ein besonders trister an der Hafenstraße. Ein besonders trister für all das, wofür wir leben. Aber, einem Rot-Weissen können wir heute wenigstens noch etwas Gutes tun: Happo, seines Zeichens wundervoller Präses der noch wundervolleren Uralt Ultras liegt im Krankenhaus. Happo, wir wünschen Dir gute Besserung. Und das Dir Dein feiner Humor ein treuer Begleiter auf dem Wege der Genesung sein wird.

http://video.sport1.de/video/bewegende-worte-gegen-den-terror__0_ap6d0r1i

Abstiegskampf

Ich gehe einfach davon aus, dass kein Vertragsspieler von Rot-Weiss Essen gerne verliert. Und ich gehe weiter davon aus, dass ein jeder Vertragsspieler von Rot-Weiss Essen bereit ist, alles für seinen Arbeitgeber zu geben. Denn dieser finanziert seinen Lebensunterhalt und könnte Sprungbrett sein für höhere sportliche Weihen oder andere interessante Angebote. Also unterstelle ich keinem Spieler Absicht und schon gar nicht würde ich mir anmaßen, nun wüste Beleidigungen in Richtung Spieler oder sportlicher Leitung loszulassen. Es bringt nichts. Rein gar nichts!

Die heutige Niederlage bei einer durchaus bezwingbaren Alemannia aus Aachen bringt uns aber etwas ganz anderes: Seit heute Nachmittag steckt die sportliche Leitung und Mannschaft von Rot-Weiss Essen mitten im Abstiegskampf. Und zwar schon ziemlich tief. Es ist mir deshalb wichtig, dass zu betonen und explizit darauf hinzuweisen, da es schon viele Mannschaften in der Historie des Fußballs gab, die bis kurz vor Saisonende ziemlich lässig mit dem Abstiegskampf umgegangen sind, um dann scheinbar plötzlich und unerwartet doch abzusteigen.

Also nach oben haben wir ja nun Geduld und sind ja bereit, einen Weg mitzugehen, der etwas länger dauern könnte, bis er sportliche Früchte trägt. Aber der Weg noch tiefer ist definitiv keine Option und den gilt es mit Wille, Einsatz und vor allem harter Arbeit zu vermeiden. Und wer dazu nicht bereit ist, oder nicht Willens, Teil einer Mannschaft zu sein, die für sich und den Verein Rot-Weiss Essen alles gibt, der darf gerne gehen. Mag hart klingen, ist aber der einzige Weg, um Rot-Weiss Essen auf eine Einheit zu reduzieren. Gerne auch auf den Rängen. Wir können ja nun nicht einfach die Saison beenden, aber manchmal wünschte man sich diese Option, um schlimmeres  zu verhindern.  Es geht doch um unseren Verein.

Die Lösung aller Probleme.

Es knirscht wieder gewaltig im Gebälk des Hauses RWE. Wobei wir in den letzten Tagen einmal mehr erleben, noch immer kein stabiles Haus zu besitzen, in dem wir alle zusammen unter einem Dach leben. Unter welchem wir uns auch fetzen können, unterschiedlicher Meinung sind und sein dürfen; nur um am Ende eines Tages doch wieder gemeinsam „nur der RWE!“ zu sein.

Wir sind sportlich doch schon seit Jahren eher ein Kartenhaus und auf einer Finanzierung Aufstieg gebaut, die so wackelig ist, wie ein uralter Tisch in einer noch älteren Kneipe. Und weil nun das Kartenhaus in sportlicher Sicht aktuell erstaunlich schnell in sich zusammengefallen ist; wo auch noch andere Vereine am Tisch wackeln; zudem die eigenen Mannschaft nur selten einen Stich bekommt, oft durchgemischt wird und vielleicht die Pärchen nicht zueinander passen, herrscht mal wieder dicke Luft.

Und direkt gehen wir alle wieder den eigenen Weg, um mit der Situation fertig zu werden. Annähernd damit klar zu kommen. Leider finden wir einfach, und das schon länger, nicht mehr den richtigen Weg. Ein Spieler, der noch auf dem Feld in Lotte zu den (wenigen) Guten gehörte, beendete seinen Dienst am Verein scheinbar mit Abpfiff und kassiert dafür nun einen Anpfiff. Öffentlich. Beides eigentlich Dinge für die „Interne“. Fast zeitgleich äußerte der Vereinsboss im Interview, ganz entspannt zu sein. Ein gefundenes Fressen und Startsignal für einige, in den Kommentarspalten wieder wüst in die Tasten zu hauen. Lösungsansätze waren natürlich keine darunter.

Vielleicht etwas ungeschickt, dann entspannt zu sein, wenn mal wieder verloren wurde und der Fan selbst höchst angespannt ist. In der ureigenen Kernkompetenz und mit Blick auf den Gesamtverein, dessen kleiner Teil ja nur diese eine, unsere, Mannschaft ist, aber völlig zurecht. Uns geht`s so gut wie noch nie! Gerne aber werden dann natürlich die mehrmaligen Verweise seinerseits im Interview, mit der sportlichen Situation unzufrieden zu sein, überlesen: Verloren! + Entspannt? = Gibt verbal auf die Fresse! Das blöde ist: Es ändert nichts daran.

Es änderte auch nichts daran, Sonntag direkt nach dem dritten Gegentor fluchtartig und wutentbrannt das Stadion in Lotte verlassen zu haben. Zuhause angekommen fragte die eine Tochter, ob ich denn nun kein RWE Fan mehr sei, da wir wieder verloren haben. Welch eine Frage eigentlich. Und noch erstaunlicher eigentlich die eigene Antwort, die da lautete: „Heute nicht mehr, aber morgen…morgen natürlich wieder“. Es gab also für einen kurzen Moment die unbewusste Option, einfach mit dem Verein Schluss zu machen. Was für herrliche Aussichten: Einfach nicht mehr in diesem Kartenhaus Rot-Weiss Essen zu leben. Frei von den Zwängen der fast schon zwanghaften Sehnsucht Aufstieg.

Frei aber auch von dieser verpesteten Aura, die gerade online unseren Verein umgibt. Dort also, wo sportlicher Frust anonym gerne mal in Hassbotschaften umgemünzt wird. Als ob man sich dadurch besser fühlt; ein Spieler schneller läuft oder der sportliche Erfolg auch nur eine Tag früher erreicht wird. Das Gegenteil wird eher der Fall sein. Und genauso wenig wird kein einziger Spieler durch sicher nur lieb gemeinte Mitteilungen am Trainingsplatz motiviert werden. Es führt eher zu noch mehr Druck. Zu noch mehr Blei in den Beinen und somit zu noch schlechteren Leistungen. Ist ein ziemlich beschissener Kreislauf, in welchem wir uns da schon wieder bewegen. „Kenn ich nur frohe Stunden…“ Selbst unser Vereinslied kommt regelmässig wie Hohn und Spott daher. Dem Oppa dagegen, dem geht`s richtig gut: Er hat es schließlich schon „geschafft“ und lässt es sich ohne den Verein da oben so richtig gut gehen.

Gut gehen! Es sollte uns allen gut gehen. Aber, es geht uns nicht gut. Wir leben eine Partnerschaft, die nun schon seit vielen Jahren, rein sportlich betrachtet, eine ziemlich freudlose ist. Normalerweise dauern derlei Beziehungen nicht sehr lange, und erfolgt schnell die notwendige Trennung. Da wir uns aber nicht trennen wollen und können, bleibt nur folgende Lösung, um alle Probleme mit einem Schlag zu beenden: Wir lösen unseren RWE einfach auf. Simsalabim und weg bist Du!

Kein RWE, keine sportliche Frustration. Kein Grund mehr, verbal zu eskalieren; Spieler und Trainer vom Hof zu jagen. Keine Niederlagen mehr gegen Kray, kein Hass mehr auf Schalke, keine Stadionpossen. Keine verlorenen Wochenenden, leere Portmonees oder der ein- oder andere Stress mit Ordnern und anderen Fans. Was für eine wunderschöne Vorstellung. Oder, vielleicht doch nur eine Horrorvision?

Der Verlust des großen, womöglich größten Teil von einem selbst. Das, was bleibt, wenn auch alles andere einen verlässt. Du mein RWE! Seit wir zwei uns gefunden. Es muss ein jeder für sich selbst entscheiden, aber wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Einen sportlichen Erfolg mit eingebautem Aufstieg gibt es nicht durch Wut und Beleidigung. Gibt es nicht durch jährliche Trainerwechsel und schon gar nicht durch zusammengekaufte Spielerkader. Den gibt es nur, wenn in dieser einen Saison einfach alles zusammen passt. Doch diese eine Saison…, die kann schlimmstenfalls ewig auf sich warten lassen. Ich kann sie nicht „herbeiprügeln“, im übertragenen Sinne natürlich.

Also, was tun wir? Auflösen?

Rotwein in Assindia

Von wegen. Es gab geschmacklich mal wieder Lebertran in Lotte. Mit 1:3 ging es nach Hause. Und dabei war Lotte nicht wirklich die bessere zweier schlechter Mannschaften auf einem Boden, der einen normalen Pass kaum zuließ. Und da der Boden so schlecht war, durfte sich auch nicht darauf aufgewärmt werden. Da natürlich beide Mannschaften nun diesen Boden zu bespielen hatten, kamen die Spochtfreunde zu Beginn des Spiels besser darauf zurecht, hatten scheinbar die langen Stollen geschraubt, während die Roten gefühlt noch in Badelatschen unterwegs waren und Halt suchten.

Die Folge war der schnelle Rückstand. Rot passte sich Grün dann doch mal langsam in Sachen Standfestigkeit an, Blau war zunächst nicht weiter zwingend gefährlich, und so ging es auch mal Richtung Tor der Gastgeber, ohne dass unsererseits wirklich gefährliche Torszenen entstanden. Gefährlich, um bei der Begrifflichkeit zu bleiben, wurde es aber immer dann, wenn das hoppelnde Etwas namens Ball nicht den Mitspieler, sondern den Fuß des störenden Gegners fand.

Schon vor Beginn sorgte die heutige Aufstellung wieder für ein leichtes Raunen im digitalen Auditorium. Vielleicht bin ich da zu naiv, denn es interessiert mich eigentlich nicht wirklich, wer von Beginn an spielt, da ich einfach erwarte, dass der Trainer weiss, was er da macht und die Startformation auf dem Platz meinen Verein verkörpert. Also vertraue ich einfach. Nun, einige Stunden später verstehe ich die Aufregung, auch wenn ich dabei bleibe, dass Negationen vor Anpfiff keinem weiterhelfen. Einem selber nicht, der Mannschaft nicht, und somit unserem Verein auch nicht.

Und doch ist es vielleicht an der Zeit, einmal zu hinterfragen, warum stets Wechsel in der Startformation vorgenommen werden. Zumal nach einem erfolgreich gestalteten Spiel und Spielertypen betreffend, die vielleicht gerade jenen „Hafenstraßenfußball“ verkörpern, den wir auf den Tribünen verstehen.  Aber, es ist so wie es ist, und dann ist es eben so. Halbzeit. Und auf der Tribüne wurden immer mehr rot-weiße Schals gezückt und umgebunden. Warum sollte man auch nicht dort sitzen dürfen, geht doch nur um Fußball.

Recht flott waren unsere Spieler wieder aus der Kabine und somit auf dem Platz, sie wollten sicher viel tolle Atmosphäre und das schöne Wetter mitnehmen. Und auch der Trainer schien in der Halbzeit die passenden Worte gefunden zu haben, denn der RWE kam gut in in die zweite Halbzeit. Kam zu Chancen, und auch der Ball kam nun öfter an. Also da wo er hin sollte. Funkte trotzdem ein Lotter Fuß dazwischen, wurde es aber direkt gefährlich. Warum die Spochtfreunde dann zumeist in Überzahl Richtung Essener Tor agieren konnten, erschloss sich mir nicht wirklich.

Die Bemühungen auf Seiten des RWE wurden aber zunächst einmal belohnt, denn der auch schon in der ersten Hälfte sehr gute Kevin Behrens traf zum Ausgleich und verkühlte beim anschliessenden Torjubel fast seine Zunge. Es liegt mir eigentlich fern, hier Spieler zu benennen, da ich mir eine spielerische Bewertung eigentlich nicht anmaße und zutraue. Aber, hebt man Kevin Behrens heraus, muss und darf man auch Jeffrey Obst kritisieren. Oft bedurfte es der Hilfe eines Mitspielers, den Ball zu klären, was dann Kräfte bündelte, die anderswo fehlten, und führte sein individueller Fehler zu des Gegners erneuter Führung.

Gerade für so talentierte junge Spieler fehlt nun die „Zwote“, in welcher Spielpraxis und Selbstvertrauen; aber auch mal Gelegenheit zur „Einkehr“ geboten werden könnte. Die paar Förderspiele können einen qualitativ hochwertigen Unterbau, zudem in einer Liga und somit im Wettkampf aktiv, meines Erachtens nicht ersetzen. Ist schon blöd, ich weiss: Man wünscht der Liga der Ersten, die dortigen gegnerischen Zweitvertretungen mögen ganz schnell aufgelöst werden, und jammert aus sportlichen Gründen zum Zwecke einer robusten Ausbildung der eigenen Zwoten nach. Ist auch egal, verloren wurde heute trotzdem, und zu allem Überdruss verletzte sich erneut Marwin Studtrucker. Unser Mann für das Verständnis vom Hafenstraßenfußball. Gute Besserung an dieser Stelle.

Neben der Enttäuschung bleibt die Erkenntnis, dass Geduld ein manchmal ziemlich schweres Los sein kann, uns aber auch nichts anderes übrig bleibt als uns eben zu gedulden. Dabei sollten wir aber auch nicht vergessen, nun stets hinter uns zu gucken: Nach unten gehen mehr Vereine durch, als der eine, der oben in die Relegation passt. Es ist noch nicht das Abstiegsgespenst, welches zu spüren ist. Aber, es sind auch schon lange keine „frohe Stunden“ mehr. Und doch bleibt es unser Verein. Immer!

Simple Daseinserschöpfung

Eigentlich ist Rot-Weiss Essen doch nichts anderes als das „Burn Out“ des kleinen Fußballfans. Schon in der alltäglichen Welt warnen Forscher, Medien und Mediziner stets vor zuviel Stress; überbieten sich einschlägige Zeitschriften und Portale darin, gestressten Menschen die richtigen Verhaltensmuster beizubringen, um dem Alltagsstress lockerer zu begegnen. Es wird gekocht was den Blutdruck und das Cholesterin senkt. In der digitalen Welt sorgen zudem Bildchen mit sanften Sprüchen und möglicherweise gelegentlich als niedlich wahrgenommene Katzenbilder für Kuschel Atmosphäre.

Alles sorgt sich um das Wohl der Menschen. Abgesehen natürlich von den „Besorgten“ höchstselbst. Man könnte also locker den Eindruck gewinnen, mit ein wenig Veränderung sitzt ein dermaßen entspanntes Leben drin, welches selbst Alt 68er und Woodstock Veteranen vor Neid erblassen lassen dürfte. Das Leben also im Fluss, ein Gleichklang von Yin und seinem Kumpel. Sollte man meinen, denn dann kommt er unweigerlich doch: Der Spieltag! Und dann ist alles anders. Nichts mehr mit Beschaulichkeit. Die internen Sirenen dröhnen.

Der Fan von Rot-Weiss Essen wacht an diesen Tagen direkt mit einem Unbehagen auf, wie seinerzeit nur neben der ständig eskalierenden „Ex“. Der Spieltag, normalerweise der höchste Feiertag für Fans, bietet immer wieder ein Stresspotential, wie es besser nicht über den Tag hinweg aufgezeichnet werden sollte. Alles fokussiert sich auf den Anpfiff! Schon die Aufstellung sorgt bisweilen für erhöhten Blutdruck oder Furchen auf der Stirn. Warum denn Spieler X und nicht Spieler Y auf dieser Position? Und was ist mit Baier? Die Gedanken lassen den Puls schneller traben als es diesem alten Gaul und lebenslangen Weggefährten gut tut. Zudem steht ja noch die Koordination des Spiels als solches an: Bin ich im Stadion? Oder daheim am Ticker? Im Dienst oder mit der Familie unterwegs und hält mich das davon ab, mein Handy zu zücken? Und Danke überhaupt dafür, dass der RWE erst in modernen Zeiten so richtig abgestürzt ist. Vor Dreißig Jahren in der Vierten Liga, und die Ergebnisse würden erst drei Wochen später mit der Postkutsche ankommen. Was wiederum noch mehr Stress bedeuten würde.

Ja, so ein Dasein als Fan von Rot-Weiss Essen ist oftmals purer Stress. Und dieser heute erstmalig gehörte Begriff der simplen Daseinserschöpfung trifft es auf den Punkt. Es ist recht simpel, den RWE zu lieben. Und wir tun es halt. Punkt! Aber unser Verein erschöpft uns auch. Das ist einfach so. Ich weiss nicht, ob nun zum Beispiel die Fans des FC Bayern ob der vielen Erfolge ( ich hätte jetzt anstelle der Bayern auch den HSV nehmen können) an dem Zustand der simplen Daseinserschöpfung leiden, aber letztendlich bin ich dann doch lieber mit dem RWE erschöpft, als freudig erregt ob der x-ten errungenen Meisterschaft. Heute um 14. 00 Uhr spielt unser RWE also mal wieder in Verl, und mit Anpfiff steigen alle erwähnten Werte mindestens auf Faktor 1907 an. Da helfen auch keine niedlichen Katzenfotos. Aber natürlich drei Punkte nach Abpfiff.

Den Rubikon überschritten.

Ok, es ist an der Zeit, Klartext zu schreiben und zu riskieren, dass die Meisten diese Wahrheit nicht ertragen und hier abspringen werden.  Aber, ich habe mich dazu entschlossen, weil alles andere so langsam in eine Art Selbstgeißel abdriftet! Also: Unser geliebter Verein ist auf dem, wo wichtig ist, Viertklassig! Und wir können momentan gerade nichts daran ändern, bleiben es vielleicht bis zum jüngsten Tag. Wir spielen aber  nicht die Spiele. Wir verfolgen sie lediglich. Nein, wir leben sie! Und wir leben sie mit einer Erwartungshaltung, die unsere Spieler nicht im Ansatz erfüllen können.

Wir sind das hässliche Entlein Liga Vier in des Königs Kleider Rot-Weiss Essen. Vielleicht sind unsere Finanzen zu gut, das Stadion zu groß, die Angebotspalette Fanshop zu exorbitant; Faninitiativen zu aktiv und tanzen wir auf vielen, manch einem zu vielen, Hochzeiten. Beziehen Stellung außerhalb, anstatt das Stellungsspiel auf dem Platz zu beherrschen. Wir posten Termine anstatt termingerecht zu punkten. Schreiben immer wieder davon, den Mund abzuwischen und weiterzumachen. Den Bock umzustossen. Von der Kuh wage ich ja gar nicht zu schreiben. Sehen wir doch endlich den Tatsachen in die Augen: Wir haben den Rubikon Richtung sportlicher Bedeutungslosigkeit schon lange überschritten. Wir haben so manch einen vom Hof gejagt. Haben wütend aufgejault, wenn es wieder  nicht den erwarteten Dreier gab. Wir sind doch schon lange sportlich untergetaucht.

Was nützt es denn, einmal in drei Jahren von der Sportschau im DFB Pokal als schlafender Riese tituliert zu werden, wenn wir weder schlafen, noch Riese sind. Wir sind klein. Punkt! Amateurverein. Auch! Und nun können wir nicht einmal mehr mit aktiven Fans auswärts punkten oder für Schlagzeilen sorgen. Wir kommen nach Köln zu einer Zweitvertretung in deren Zweitstadion. Wetter doof, Anfahrt doof. Anfeuern doof. Alles doof. Der RWE reiste vielschichtig an. Bis auf die Mannschaft, die im Bus gemeinsam anreiste. Diesen zu entleeren zeigt die Hierarchie einer Mannschaft. Bei uns haben demzufolge Rotsünder und A- Jugendliche zu schleppen. Ein freundliches „Hallo“ kam derweil nur einem einzigen Spieler über die Lippen. Aber, war in Ordnung so, wir standen nur in Busnähe, weil ein Baum Schutz vor dem Regen bot.

Ich nun, und vielleicht stehe ich auch hier ziemlich alleine da, fand die erste Halbzeit gar nicht sooo schlecht. Natürlich: Es ergeben sich keine zwingenden Torchancen. Aber es stimmte wieder der Einsatz, und auch der junge Trainer mit Bartflaumansatz zeigte in Gestik, Mimik und Engagement, dass er eigentlich einen Matchplan hat, den es nur noch umzusetzen gilt. Und das ist doch genau der Punkt: Die Mannschaft kann bis zum Erbrechen gebrieft worden sein, will natürlich gewinnen. Und dann kommt doch alles anders. Eine Unachtsamkeit, ein Gegentor…und schon rennst Du der Musik und den Ansprüchen hinterher…

Was also tun? Ich kann die Mannschaft nicht aufstellen. Ob ich schreibe, dass ich mir permanent einen Baier wünsche, oder ob in China…na, Ihr wisst schon! Der Gala von Erndtebrück folgte eine Achterbahnfahrt, wie sie selbst für hartgesottene Fans einfach zu viel des Guten ist. Wir können damit nicht mehr umgehen. Die Vorwürfe dann in Richtung Verein und sportlicher Leitung reflexartig seit Jahr und Tag dieselben. Stereotype Frustration in Rot und Weiss. Nichtmal pöbeln könnten wir unseren Verein eine Liga höher.

Das einzige, was dem Verein und uns nun hilft ist Geduld! Geduld, Geduld und noch mehr Geduld. Wir können uns vielleicht an der Tastatur abreagieren, aber einen Aufstieg forcieren wir dadurch nicht. Es war natürlich keine lustige Heimfahrt aus Köln Richtung Nordhorn. Wir haben halt verloren. Und vielleicht würde ich das Ganze anders aufziehen, würde junge Spieler um etablierte aufbauen und heranziehen; anstatt etablierte auf die Bank zu setzen. Aber ich bin kein Trainer, und somit steht mir Kritik an dieser Stelle nicht zu. Ich stelle den Trainer aber nicht in Frage. Punkt! Ich kenne ihn auch nicht. Nur, ich gehe mit ihm in die Dritte Liga. Aber, ich weiss nicht, wann das der Fall sein wird, denn das erfordert Geduld. Nur will ich mich einfach nicht mehr aufregen, dafür bin ich zu alt. Ab sofort zeige ich Geduld. Ertrage Niederlagen, und freue mich über gewonnene Spiele. Was soll ich denn auch machen? Fan bleibe ich schließlich ein Leben lang.

Der Rubikon in Liga Vier ist also nun schon seit Jahren überschritten. Und das sportlich zu akzeptieren, ist ein erster und guter Schritt in Richtung Zukunft. Nur der RWE!

Bitter Sweet Symphony

Könige für einen Spieltag. Erntedank gegen Erndtebrück. Wattenscheid in den ersten zwanzig Minuten vor knapp Dreitausend im Stadion und offiziell gemessenen Vierhundertfünfzigtausend Zusehern vor den heimischen Empfangsgeräten an die Wand gespielt. In der fünfundzwanzigsten Minute aus dem Nichts dann das Gegentor. Eins zu Null für Wattenscheid 09. Ein Tor mit einer Wirkung, die einem Börsencrash gleichkam. Die zuvor hochgelobte Aktie RWE rauschte von jetzt auf gleich den Bach hinunter wie nix Gutes. Das Überfallkommando stellte prompt seine Überfälle Richtung Wattenscheider Tor ein, ohne dafür das Kommando bekommen zu haben.

Das erste Spiel seit 2008 vor dem Fernseher, die Familie zudem mit Rot-Weissen Devotionalien ausgerüstet, sich selber derweil mit einem Bier. Ebenfalls das erste bei einem Spiel des RWE seit 2008. Ganz entspannt also wurde das vierte Spiel der noch jungen und doch schon wechselhaften Saison angegangen. Wer Fußball Regionalliga auf Sport 1 anschaut, der weiss mittlerweile, was ihn erwartet: Moderator Jörg Dahlmann schwafelt sich durch mehr oder meistens weniger erfolgreiche Vereinshistorien, kommentiert gelegentlich sogar Spielszenen und findet irgendeine arme Sau auf der Tribüne, deren Mimik und Gestik ab sofort dauerhaft kommentiert wird. An diesem Abend waren es aber durchaus viele kommentierte Spielszenen. Muss man ja auch mal erwähnen.

Laura Wontorra, die durchaus aparte Tochter von und zu Doppelpass Jörg, nutzt das Stadion immer mehr als Laufsteg in eigener Sache, spielt gekonnt Social Media und interviewt, wann immer Kollege Jörg das von ihr erwartet. Alles wie gehabt also. Die einzige positive Überraschung des Abends stellte dann Hannes Bongartz dar. Eigentlich doch aus dem Lager Wattenscheid stammend, wurde man das Gefühl nicht los, dass seine Sympathie und der Wunsch nach einem Tor eher den Rot-Weissen aus Essen galt. Das mag aber auch täuschen, vielleicht konnte sein Trainer Ego einfach nur nicht akzeptieren, was er da von Seiten der Essener gerade geboten bekam.

Wie dem auch sei: Noch vor der Pause gab es dann den zweiten Gegentreffer und auch in der zweiten Halbzeit wurde dem Fußballsachverständigen schnell klar: Bevor der RWE hier und heute ein Tor erzielt, wird eher der Flughafen Berlin eröffnet. Man steckt einfach nicht drin in den Köpfen der Spieler. Wattenscheid 09 hatte keine Lust mehr auf Spielchen nebst möglicherweise aufkeimender Essener Hoffnung und erlegte den Neun-Ender der vergangenen Woche dann recht fix in der 53. Spielminute. Die Richtmikrofone wurden scheinbar vor dem Standort der Essener Fans ab- und vor dem Wattenscheid Lager auf Höhe Mittellinie  gegenüber wieder aufgebaut. So wechselte die Stimmungshoheit. Zwanzig Minuten vor Abpfiff wurden gar auf Essener Seite die Fahnen abgehangen und gegangen. Die, die blieben, ob nun im Stadion oder vor dem Empfangsgerät, pfiffen nach dem Schlusspfiff. Zwar noch nicht aus dem letzten Loch, aber sichtlich und zurecht aus Enttäuschung. Was ein Grottenkick. Im Anschluss rumort und grummelt es natürlich direkt wieder. Aus dem Herzen wird keine Mördergrube gemacht.

War es das schon wieder? Nein, natürlich war es das noch nicht. Wattenscheid 09 war das, was unser RWE gegen den TuS Erndtebrück war: Brutal effektiv. Allerdings hat der TuS durchgespielt, während unsere Mannschaft selbiges von jetzt auf gleich komplett eingestellt hat. Die Psychologie der neunzig Minuten. Nicht nur, dass man sie als Fan nicht nachvollziehen kann, man fährt auch noch damit nach Hause. Hat damit zu leben die nächsten Tage. Dieses Dasein als Fan ist doch schlichtweg nur Betrug an einem selbst: Immer wieder glaubt man daran, und wird doch eines besseren belehrt. Und dann kommt heute auch noch der FC Wegberg-Beeck an die Hafenstraße. Seines Zeichens Aufsteiger und bislang Prügelknabe der Liga. Laut Selbstverständnis also ein Gegner, der natürlich mindestens mit Drölf zu Null aus dem Stadion gewemst wird.

Nee, wird er natürlich nicht. Der FC Wegberg-Beeck wird der bisher schwerste Gegner der Saison. Eben aufgrund unser aller Erwartungshaltung. Eben wegen Wattenscheid. Eben wegen Erndtebrück. Die Dramaturgie der bisherigen Saison ist für uns mal so richtig Scheisse gelaufen, so dass es heute eigentlich nur in die Hose gehen kann. Wenigstens ist uns die Spielplangestaltung hold, denn das Ergebnis unter der Woche und das zeitversetzt stattfinden Länderspiel „unser aller Ersten“ kostet sicher so viel Zuschauer, so dass ein jeder per Handschlag begrüßt werden könnte. Nur gut, dass die verkauften Dauerkarten jedes Spiel mit in die präsentierte Zuschauerzahl einbezogen werden.

Der DFB Pokal hat gezeigt, was Rot-Weiss Essen an Liebe bekommen kann. Die Liga dagegen scheint gerade zu offenbaren, dass die Liebe der Fans auch mal eine Pause einlegen kann. Der Verein reisst sich dermaßen im Stadtbild den Allerwertesten auf, um Flagge zu zeigen, findet immer mehr Anerkennung, nur das Flaggschiff „Erste“ wird dem einfach noch nicht gerecht, braucht Zeit. Aber, bei einem Verein wie Rot-Weiss Essen zählen nun mal in erster Linie die Ergebnisse der Mannschaft. Das nehme ich mit in den nächsten Tag. Das macht mich glücklich und stolz, oder lässt mich ungläubig zurück.

Keiner der Vierhundertfünfzigtausend Zuseher hat Dienstag Abend auch nur ein Argument dafür bekommen, es vielleicht mal in der Zukunft mit dem RWE zu versuchen. Heute gucken vielleicht nur Viertausendfünfhundert Fans zu. Und ich wünsche jedem einzelnen, dass es zu einem dreckigen 1:0 reichen wird. Denn heute erwartet uns der schwerste Gegner der Saison! Aber das erwähnte ich schon.

Erntedank.

Na Toll!. Ich will an anderer Stelle zu Potte kommen, melde mich also erst einmal hier ab. Lasse lediglich das Hintertürchen „Besonderes Ereignis“ offen. Davon ausgehend, dass alles weiter seinen gewohnten, stets etwas unruhigen Gang nehmen wird. Doch dann kam Erndtebrück. Und es wurde ein besonderes Ereignis. Ein Ereignis, von dem zunächst nicht auszugehen war, das es eines werden würde. Der erste Heimerfolg sollte und musste natürlich unbedingt her, um nicht direkt zu Saisonbeginn schon den Anschluss zu verlieren, aber Fußball ist eben nicht planbar.

Um nun nicht auch Gefahr zu laufen, irgendwie höhere Mächte im Nachhinein für ein schlechtes Ergebnis verantwortlich zu sprechen, wurde schon vorher versucht, die Götter des Aberglaubens gnädig zu stimmen. Ergo: Anderes Trikot an. Andere Fahrtroute. Vorher tanken und schon vor dem Spiel das „nach dem Spiel Bier“ für Zuhause kaufen. Aber in Bottrop tanke ich nicht mehr, da wird man andauernd und ungefragt auf sein Gewicht reduziert: „Oh, der ist RWE Fan, der hat es schon schwer genug“.

Die Frikadelle wurde nun an einem anderen Stand erworben und die Tribüne wurde quasi erst mit der Mannschaft betreten. Albern, ich weiss. Nur ist der RWE doch geradezu dazu prädestiniert, gegen eine Mannschaft in den Sack zu hauen, die nicht nur als Außenseiter, sondern überhaupt das erste Mal an der Hafenstraße zu Gast ist. Und dann wäre es direkt und unverzüglich wieder sehr ungemütlich geworden. Die Zuschauer kamen zunächst recht spärlich. Zwar nicht so gekleidet, doch in der Anzahl, Richtung Stadion. Es war Werktag, es waren die bisherigen Heimspiele und es gab auch keine Auswärtsfans. Alles also sehr gediegen. Und doch war der Tenor der kurzen Gespräche eindeutig: Heute muss gewonnen werden. Eine Erwartungshaltung, wie gemacht für eine Niederlage.

Doch dann kam alles anders:

ISDT
1: 0 RWE vor mittlerweile doch 23.456 Fans. Die Erndtebrücker standen noch im Stau. #RWETUS
25.08.15 19:4
ISDT
2:0 RWE nach einer Roncalli würdigen Flugeinlage. Die Erndtebrücker Fans haben enttäuscht das Stadion verlassen. #RWETUS
25.08.15 19:52
ISDT
Eigentor zum 2:1 durch das „Kacktor“ des Jahrhunderts. Unbedrängt köpft der RWE Spieler lässig & elegant neben dem verdutzten Torwart ein.
25.08.15 19:58
ISDT
3:1 in der 30. Spielminuten durch Coca Cola. Präsentiert durch Marvin Studtrucker. Oder andersrum. So, nun wieder Eigentor… #RWETUS
25.08.15 20:04
ISDT
Halbzeit 3:1 RWE. Wir feiern und singen, tanzen und springen. Und haben natürlich noch lange nicht gewonnen… #RWETUS
25.08.15 20:19
ISDT
So selten wie Drillinge auf normalem Wege: Ein Elfmetertor für den RWE: 4:1 #RWETUS
25.08.15 20:39
ISDT
Fünf Baby, gib mir Fünf. 5:1 #RWETUS
25.08.15 20:44
ISDT
6:1
25.08.15 20:49
ISDT
Endlich wieder Sechs an der Hafenstraße. Ist ja nicht mehr auszuhalten.
25.08.15 20:50
ISDT
Die Sieben Tore des RWE. 7:1 #RWETUS
25.08.15 20:59
ISDT
Ach Du grüne Neune: 8:1 #RWETUS
25.08.15 21:07

Viele Tore, viele jubelbedingte Unterbrechungen. Zeit also, zu zwitschern, was die Tore hergeben. Im laufenden Spiel gilt natürlich Handy weg. Für das neunte und letzte Tor fehlten dann allerdings die Worte. Zehn Tore also, die allesamt durch Spieler des RWE erzielt wurden. Inklusive einiger ungenutzter Torchancen. Was aber auch gut so war, denn solch Ergebnis trübt oft die Sinne. Denn es war natürlich ein einseitiges, aber nun nicht unbedingt hochklassiges Spiel. Es war einfach brutal effektiv.

Und Patrick Huckle wird sicher damit rechnen, dass sein Tor unweigerlich das Tor des Abends sein wird. Vielleicht hat er Glück, und es wurde nicht gefilmt; dann bleibt im das „Kacktor der Woche“ auf Arnd Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs erspart. Wenn doch, dann kann er aber für sich in Anspruch nehmen, dass dieser Fauxpas seiner Leistung keinen Abbruch tat und er sich souverän in das Spiel zurückgekämpft hat. Das ist manchmal viel mehr wert. Die Fans hatten ihren Spaß am Spiel, zwischen ungläubig zur Kenntnis nehmend und träumend im Gras liegend. Alte Gassenhauer wurden herausgekramt. Rot-Weiss Essen ole`.

So was hat man lange nicht geseh`n und noch weniger gehört. Es war eine schöne Heimfahrt.

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