Kategorie-Archiv: Essen

Das Gesetz der Trägheit

Ungekannte Gefühle machten sich vor diesem Spiel breit: So etwas wie Vorfreude schlich sich ein. Tatsächlich: Ich freute mich auf das Spiel des RWE gegen den Nachbarn aus Oberhausen. Aber warum eigentlich? Vielleicht weil es bis auf weiteres der letzte Besuch sein dürfte, oder weil sich die sportliche Situation etwas entspannt hatte? Auf die Freunde vor Ort oder auch darauf, Fritz Herkenrath zu Ehren applaudieren zu dürfen? Zwei Tage danach gibt es keine Antwort mehr auf diese Frage, denn die eigenen Mannschaft hat einmal mehr und diesmal so richtig ohne Ansage enttäuscht. Vor dem Spiel jedoch ging es nach Monaten mal wieder mit der „RWE Hit Mix CD“ an Bord auf die Reise gen Glutofen Essen. Lautstark mitgesungen wurden etliche Fanbusse eines benachbarten Bundesligisten  überholt. Denn sie wissen nicht was sie tun!

Warum nun schon um 13:00 Uhr angepfiffen werden musste, konnte nicht so richtig in Erfahrung gebracht werden; der guten Laune rund um das Stadion tat es aber scheinbar keinen Abbruch, sollte doch der endgültige Klassenerhalt ( Für temporäre Leser: tatsächlich Klassenerhalt, nicht Relegationsplatz oder dergleichen!) hier und heute gesichert werden. Nur unsere Mannschaft jedoch, die hat davon leider nicht viel mitbekommen! Würde man von Stehgeigern oder von Sommerfußball sprechen, so würde man jeden Stehgeiger und jeden Sommerfußballer prinzipiell beleidigen. Welch blutleere und fast pomadige Vorstellung in der ersten Halbzeit. Zugegebenermaßen von beiden Mannschaften! Vielleicht hatte ja doch die ungewohnte Anstoßzeit inklusive ebenso ungewohnt hoher Temperaturen seine Finger mit im Spiel. Das war bei allen schlechten Spielen in dieser schlechten Saison definitiv die schlechteste Halbzeit. Paradox wirkte im Verhältnis dazu die nimmermüde und durchgängige Anfeuerung von der „West“.

Mit dem Ende der torlosen ersten Halbzeit rissen die schlechten Nachrichten allerdings noch lange nicht ab: Denn es folgte ja tatsächlich noch eine zweite Halbzeit, die es zu überstehen galt. Hätte man abstimmen lassen, ob weitergespielt oder das Spiel zur Halbzeit als beendet gewertet werden dürfte, so hätten sich die allermeisten der geduldigen  Zuschauer sicher für das sofortige Ende entschieden. Natürlich wurde die zweite Halbzeit gespielt; lag der Fokus zudem immer noch auf die Beruhigung der Seele durch die möglichen drei Punkte auf dem Platz. Wenn die erste Halbzeit nun überhaupt eine sportlich verwertbare Erkenntnis brachte, dann die, wie wichtig ein Benjamin Baier aktuell für unser Spiel ist. Jemand der wenigstens einmal aus der zweiten Reihe den unverhofften Schuss ansetzt, und auch mal die eigenen Mitspieler wachrütteln kann. Dem neuen Trainer jedoch wurde endgültig und deutlich deutlich vor Augen geführt, auf welches Abenteuer er sich mit der aktuellen Mannschaft eingelassen hat.

Der Nachbar aus Oberhausen, selbst auch in dieser ersten Halbzeit nicht die hellste Kerze auf der Spieltorte konnte in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr anders, als die Essener Trägheit mit Toren zu bestrafen. Endlich wurde das Betteln erhört, in Rückstand zu geraten. Blitzsauber wurde zweimal die Abwehr ausgehebelt und an Heimann vorbei eingeschoben beziehungsweise reingestochert. Man lacht an der Emscher wahrscheinlich noch immer darüber, wie simpel das an diesem Samstag möglich wahr. Vielleicht war es Galgenhumor, oder die Freude an einem wirklich gelungenen, neuem Lied auf der Tribüne: Die „West“ sang unverdrossen weiter, es kamen keine Schmähungen gegen die eigene Mannschaft, die es ansonsten schon bei wesentlich  besseren Leistungen und Rückstand gegeben hätte. Das Werfen von Gegenständen sollte trotzdem und überhaupt endlich einmal unterlassen werden! Wir sind nur noch auf Bewährung auf den Tribünen! Eine Atmosphäre also , die in der Beziehung zwischen den Geschehnissen auf Rasen und Tribünen einem Verwirrspiel glich.

Es wurde also nichts mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Wie dumm auch von uns Fans, das von der aktuellen Mannschaft zu erwarten. Wie dummdreist aber auch von nicht einmal einer Handvoll trunkener und scheinbar von Sonnenstich  geplagten Besuchern die Aktion, die Würde eines gegnerischen Spielers anzutasten. Das geht in keinster Weise und wurde entsprechend im Spielverlauf von Leon Binder kommentiert und geregelt. Eine bedauernswerte Randnotiz, die im Spielverlauf außer den Beteiligten selbst wirklich kaum einer mitbekommen hat. Ich denke, dann hätte es einen größeren Aufschrei gegeben. So jedenfalls war der Weg frei für den Berichterstatter der RevierSport, den RWE einmal mehr unter Generalverdacht zu stellen.

Rot-Weiss Essen benötigt in der kommenden Saison nicht nur endlich wieder eine Mannschaft, die diesen Namen und unser Trikot auch verdient; sondern auch eine Berichterstattung, die sich mit Fakten und Fußball beschäftigt, anstatt in Boulevard Manier Geschehnisse oder Gesagtes aus dem Zusammenhang zu reißen und auf mögliches Fehlverhalten einiger weniger zu warten. Wir sind nicht doof, wir Fans wissen doch, dass der RWE nicht sonderlich gut gelitten ist im Hause RevierSport. Wir wollen keine Hofberichterstattung, denn das ist auch keinem zuträglich! Aber ich glaube, Verein, Fans und natürlich auch auch Medien ihrerseits haben ein Recht auf eine gegenseitig faire Behandlung. Auf gut recherchierte Beiträge, deren Inhalte den Sachverhalt erzählen und nicht auf eine reisserische Überschrift, der kaum  wirkliche Fakten folgen, dafür aber Klicks generieren . Wenn in längst vergangenen Tagen vielleicht mal Fehler auf beiden Seiten gemacht wurden, dann ist es an der Zeit, nun einen Punkt zu setzen. In Münster zum Beispiel hat diese Form der Berichterstattung leider auch Überhand genommen, was die Preußen gar zu einem offenen Brief veranlasste. Weniger ist manchmal mehr! Die WAZ Essen kann es doch auch, berichtet sportjournalistisch und den Tatsachen geschuldet. Und das sicher nicht nur, weil die West ihren Namen trägt.

Diesen finalen Punkt können wir alle ja bald auch endlich unter die aktuelle Saison setzen. Gottseidank. Nie zuvor habe ich so viele Fans so müde erlebt. Veteranen in Rot und Weiß, der ständigen Enttäuschungen überdrüssig. Vielleicht kann ja  kommenden Samstag endlich der Klassenerhalt geschafft werden und dann das Endspiel im Europapokal der Landesmeister gegen den Wuppertaler SV die Saison wenigstens auf Papier und Konto halbwegs noch retten. Nur der RWE!

Sozialromantikers Brause

Nun ist es also eher eine Frage von Spielen, denn ganzer Spielzeiten, wann Brauseball Leipzig es bis in die Beletage des Deutschen Fußballs schaffen wird. Kenner der Materie sehen sogar schon eine Wachablösung grundsätzlicher Natur in den Kühlregalen stehen: Red Bull als neuer Kontrahent der Bayern.

Nach den Dekaden Borussia Mönchengladbach, Hamburger SV, Rot-Weiss Essen, Werder Bremen und Borussia Dortmund macht sich also nun ein Emporkömmling bereit, sich alsbald und bis in alle Ewigkeit mit den Bayern zu messen. So die Prophezeiung mancher Experten. Wie das Derby dann betitelt wird, steht noch in den Sternen, aber irgend etwas in Richtung „Brause-Weizen Derby“ wird es wohl werden.

Wie dem auch sei: Die Mannschaft spielt natürlich dieser Tage noch in der zweiten Bundesliga, wenn auch dort schon an der Spitze stehend. Zudem, allem Unverständnis zum Trotz: Die Punkte werden immer noch auf dem Rasen geholt, soviel Fairness der kickenden Belegschaft gegenüber muss sein. Könnte der RWE das Gehalt bieten, würden sie schließlich alle an der Hafenstraße spielen und von uns bejubelt werden. Uns, den Traditionsfans, die wir größtenteils diesem modernen Fußball wenig abgewinnen können.

Was das alles nun mit Rot-Weiss Essen zu tun hat ? Im Grunde genommen recht wenig. Wir dümpeln zwar in der Viertklassigkeit vor uns hin, leiden mit unserem Verein aber mindestens auf Champions League Niveau. Tragen diese große Sehnsucht Profifußball in uns. Bringt man nun die Komponenten Insolvenz, Standort, Brause, Kaufkraft, Erfolg, Basis, Fans usw. zusammen, so hätte vor nicht allzu langer Zeit durchaus auch der RWE in den Franchise Fokus geraten können. Tradition zwar adieu, sportlicher Durchmarsch dafür so gut wie inklusive. Da uns eh kaum einer leiden kann: Die Abneigung würde an Essen abprallen.

Die Abneigung der Fanbasis wäre hoffentlich eine solch große, um darauf basierend mindestens einen Nachfolgeverein gründen zu können. Die Wahrheit sähe aber wohl so aus, dass auch in Essen nach und nach ein Publikum den Weg in das Stadion finden würde, welches mit dem Klientel an der geliebten Hafenstraße nicht mehr viel gemein hätte. Soweit die eigene kleine gedankliche Verbindung zwischen Rasenball und Rahnsinn.

Andersherum gedacht lohnt es sich vielleicht auch einmal, diese große Sehnsucht in Frage zu stellen: Man stelle sich vor, der Aufstieg in die zweite Liga gelingt eines Tages, als Gegner warten dann jedoch eben dieses Rasenball, Hoffenheim, Paderborn, Schalke oder Viktoria Köln…..was zählt denn dann wirklich ? Die Liga oder der Moment ? Spannende Frage, stimmt doch die Liga momentan wirklich nicht, wohl aber der Moment. Dieser Moment, der uns kommenden Samstag wieder einen Ruhrgebietsnachbarn an die Hafenstraße bringt. Zudem viele Zuschauer, nein: Fans! Den ersten Heimsieg! Und allerspätestens mit Anpfiff, vor wieder großer Kulisse, habe ich doch diese beknackte Ligazugehörigkeit vergessen, denn dann bin ich bei Rot-Weiss Essen. 

Hey Du…

…ja genau Du!

Keine Angst, es winken im folgenden keine Heizdecken oder Verkaufstaktiken a`la Schlemihl. Aber, lebst Du in Essen und hast jederzeit die Möglichkeit, dem rumpelnden Zauberfußball oder alternativ, zauberhaften Rumpelball an der Hafenstraße beizuwohnen ?

Erreichst die Hafenstraße zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ? Ein Stauder in der Hand und derer zwei in der Hose ? Dann hast Du es gut. Was aber ist mit den Rot Weissen, die auswärts sozialisiert wurden, an denen der GElch glücklicherweise vorübergegangen ist; Diejenigen, die die Stadt verlassen haben ? Vielleicht aber lebt in Eurer Stadt noch ein zweiter Rot Weisser, der bereit ist, mehrere Stunden Fahrt für Hafenstraßenfußball auf sich zu nehmen.

Ist an dem so, und würdet Ihr gerne öfter gen Essen fahren ? Leid und Spritkosten, alternativ Abteil und Sixpack teilen, manchmal sogar Freude…..! Dann wird es Zeit, dass man Euch wiederfindet. An der Hafenstraße RWE!

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Fegefeuer!

Dienstag Abend, 21.00 Uhr: Halbzeitpfiff, gellendes Pfeifkonzert. Einige Tausend am Bildschirm mögen sich verwundert gefragt haben, ob hier wirklich von der Hafenstraße in Essen gesendet wird. Der Mythos zeigt sich doch schließlich immer von seiner besten Seite. Schon weit vor dem Anpfiff herrschte rund um das Stadion eine Ruhe und Atmosphäre, die eher an Beerdigung denn an Fußball erinnerte. Die Stimmung glich einem unliebsamen Pflichttermin denn einer Herzensangelegenheit.

Der Gästeblock dagegen gut aufgelegt und erstaunlich gut gefüllt. Die heilige Gertrud als Schutzpatronin aller Wattenscheider/innen hatte viele ihrer Schutzbefohlenen in das nahe Essen beordert. Einmal mehr war dem RWE die Unsicherheit anzumerken, das Abwehrverhalten wenig souverän. Gut zu beobachten aber die Hilfestellung durch den arg kritisierten Trainer. Es wird gesehen, was auf dem Feld passiert. Genützt hat es wenig, einmal mehr Probleme in der Abstimmung bedingen dieses 0:1 zur Pause. Es folgten noch drei weitere Tore und ergaben unter dem Strich ein Endergebnis von 2:2.

Zu diesem Zeitpunkt schon längst geschockt auf der Autobahn lag gedanklich der ganze Verein in Trümmern, galt gefühlt das Prinzip „Alle gegen Alle“. Hatten wir nun dafür gekämpft ? Haben wir nun dafür immer wieder gesungen, dass uns die Ligazugehörigkeit egal sei, um nun auf den Tribünen gegeneinander zu pöbeln? Die einen für und die anderen gegen den Trainer ? Haben wir immer wieder dafür gekämpft, dass dieser wunderbare Verein weiter existiert, nur um eines Tages eigene Tore geradezu mit sträflicher Verachtung zu belegen ?

Haben wir ein Miteinander und eine Transparenz, wie kaum in einem anderen Verein, nur um jetzt übereinander herzufallen ? Die Presse in den ersten beiden Tagen nach dem Spiel zeugte von der Fassungslosigkeit allerorten und berichtete zu wenig von einem schlechten Spiel und zuviel von der schlechten Stimmung. Man selber sitzt vor der Tastatur und überlegt, was es zu schreiben gilt, denn nicht schreiben ist feige.

Das Spiel der ersten Halbzeit kann aber nicht schön geredet werden. Das Verhalten auf den Tribünen aber auch nicht. Die eigene Flucht zur Halbzeit wohl am allerwenigsten. Mein RWE war zerstört. Für den Moment. Agonie, Trauer und Wut. Und heute dann ein offener Brief, welcher von einem Treffen zeugte. Einem Treffen, welches dann vielleicht doch wieder von einem Miteinander zeugt und den Unterschied zu anderen Vereinen ausmacht.

Als Ergebnis dieses Treffens gibt es keine Stellungnahme, sondern einen offenen Brief der Ultras Essen. Eine als Versuch deklarierte Zustandsbeschreibung, die sehr gelungen ein Spiegelbild der aktuellen Situation  wiedergibt und sich textlich wohltuend abhebt von einer eben dieser vielen Stellungnahmen. Ein Versuch, welcher damit aufräumt, elitärer zu sein als wir anderen und eines zeigt: Wir sind alle RWE. Und diese Kuh ist momentan die dämlichste, die es jemals galt, vom Eis zu holen.

Anbei der selbst deklarierte gelungene „Versuch“ von UE:

„..Die größte Enttäuschung direkt zu Anfang: es kommt keine aalglatte Stellungnahme! Vielleicht ein offener Brief, aber keine Erklärung und schon gar keine Rechtfertigung. Vielleicht einfach nur ein Versuch, bestimmt für die, die es verstehen wollen oder es zumindest versuchen – aber auf jeden Fall für die, die es verdient haben – alle anderen werden wir nur enttäuschen…

Was war…

Wir wollen nicht bei Adam und Eva anfangen. Nicht bei 1907 und nicht bei 2002. Wir setzen bei der Insolvenz an.

Es ist der Zeitpunkt, wo uns allen wieder klar wurde, wie schnell so etwas Einzigartiges vorbei sein kann. Wir waren froh, dass es weiter ging und waren umso überraschter und glücklicher, als es in der ersten Saison nach der Insolvenz direkt eine Liga höher ging.

Der Aufstieg aus der NRW-Liga war ein Erfolg aller Parteien. Man hatte – wie lang, oder vielleicht nie zuvor – das Gefühl, dass alle an einem Strang zogen und so etwas geschaffen, was so niemand erwarten konnte… und vor allem: niemand erwartet hat!

Trainer raus?!

Zeitsprung: etwas später… neues Stadion… eine Liga höher… Erwartungshaltung! Man muss sich dessen bewusst sein, dass in Essen eine gewisse Erwartungshaltung herrscht. Das war so, das ist so, das bleibt so. Keiner will in Liga 4 spielen. Am besten schon heute. Aufsteigen, sofort! Weg von den Dörfern und den Bezirkssportanlagen. Rein in die großen Stadien, zu den großen Vereinen, nicht deren Amateure auf dem Trainingsplatz neben den großen Stadien.

Man hatte nun etwas, was man in der NRW-Liga nicht hatte: Erwartungen! Und dann kam noch etwas hinzu, was man nicht hatte: Misserfolg! Die Niederlage im Pokal drückt noch nach. Auch Niederlagen wie die gegen Gladbach II und Hüls tun noch weh. So etwas gab es in der NRW-Liga nicht. Da haben wir nicht alles gewonnen, aber waren unterm Strich Meister und Pokalsieger.

Und dann nun wieder diese Erwartung, dass wir doch endlich die unteren Ligen verlassen, um wieder im Profifußball spielen zu können. Das alles passte irgendwie nicht zusammen und kam am letzten Dienstag raus. Es war das vielleicht bekannte Aufstauen und Ausbrechen, was man Dienstag beobachten konnte.

Nach drei Tagen sieht man das alles wieder etwas nüchterner. Es gab auch etwas in der Zwischenzeit, was es lang nicht mehr gab: Einen runden Tisch mit Vereinsvertretern, Spielern, sportlicher Leitung, Fanprojekt, FFA, Fanbeauftragten, Fanclubs und der Ultraszene.

Das Treffen sollte bewusst klein gehalten und ergebnisoffen gestaltet werden, allein schon um nicht noch mehr Druck zur derzeitigen Situation aufzubauen und allen Seiten eine Chance der Annäherung bieten zu können. Dies ist erfolgt. Zumindest hat man etwas geschafft, was in Zeiten von Facebook & Co kaum mehr passiert. Man saß mehrere Stunden zusammen, stritt, lachte, überlegte und ging mit einem Handschlag in die Nacht.

Das wichtigste daran war aber, dass wohl alle Seiten etwas mehr Verständnis für das jeweilige Gegenüber gewinnen konnten. Fans können verstehen, was im Trainer vorgeht, Spieler verstehen, was im Publikum vorgeht. Ändern an der Gesamtsituation wird es nichts. Der Tabellenplatz hat sich nicht verändert und auch das nächste Spiel wird wohl nicht dadurch beeinflusst, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass wir als Verein nur gemeinsam gewinnen oder verlieren. So wie wir gemeinsam in der NRW-Liga aufgestiegen sind. Da bringt es nichts, sich gegenseitig an die Karre zu pissen, ganz im Gegenteil…

Ultras raus!?

Wenn es knallt, dann richtig. Das sind wir gewohnt. Als Gruppe seit 12 Jahren, als Essener schon immer. Die Hafenstraße ist anders und hier in wenigen Worten nicht zu erklären. Früher war es noch mal anders, vielleicht auch noch heftiger, aber selbst Dienstag war wie sonst wohl nirgends.

Dass bei Toren nicht gejubelt, sondern der Kopf des Trainers gefordert wird und selbst bei einer Nicht-Niederlage gepfiffen wird als ob es kein Morgen gibt, das war neu. Klar, dass die Leute da reagieren. Klar auch, dass in solchen Momenten keine Selbstreflexion stattfinden kann und jeder erstmal emotional reagiert, wie es aus einem herausplatzt. Es war ein Szenario welches nicht nur durch die Ultraszene entstand, denn auf der Haupt- und Rahntribüne sitzt keiner von uns. Es war ein Szenario, welches sich durchs komplette Stadion zog – auch weite Teile der Westtribüne waren beteiligt. Wer nicht den Trainer raus haben wollte, wollte uns raus haben. Klar, wir sind angreifbar weil die größte – in Zahl und Präsenz – Gruppe im Stadion. Das kennen wir und nehmen diesen Spießrutenlauf seit 12 Jahren auf uns. Bei Choreos sind wir die tollen erwachsenen RWE-Fans, die alles für den Verein geben, an Tagen wie Dienstag dann wieder kindische, besoffene Selbstdarsteller, denen es nur um Randale geht.

Wir können das ab und halten mittlerweile gern auch noch die andere Seite hin, wenn es sein muss, um die Situation zu entspannen. Was uns aber auch beim genannten Gespräch wieder bewusst geworden ist, ist einfach die Tatsache, dass solche Sachen doch irgendwo sitzen und hängen bleiben, so cool und professionell man auch sein mag. Das gilt für uns, aber auch für die, die auf dem Platz stehen. Und das ist das – neben dem kleinsten gemeinsamen Nenner namens RWE -, was uns wieder zusammenschweißen sollte.

Was in diesem Kontext klar wird – und menschlich auch vorher klar sein sollte, aber noch mal deutlichen Wortes bedarf – ist die Tatsache, dass es nicht sein kann, dass unsere Spieler angespuckt und beleidigt werden. Es gibt Sachen, die muss man beim Fußball abkönnen und es gibt Sachen, die gehören sich nicht. Das gilt eben auch für uns…

Was kommt…

Wir sehen uns nach wie vor als Teil des Ganzen. Nicht als Nabel der Welt und erst Recht nicht als Diktator der Kurve, deshalb ist das, was jetzt kommt, nur auf unsere Gruppe bezogen und soll als Info an den Rest der rot-weissen Gemeinschaft gehen. Und ja, wir wissen, dass es bei dem ein oder anderen nicht ankommt und / oder man es missverstehen will…

Solche Abende wie Dienstag und auch solche Gespräche wie Donnerstagabend müssen erstmal sacken. Die Leute, die schon länger an die Hafenstraße gehen, werden solche Situationen kennen, auch noch heftiger, trotzdem ist es immer wieder eine neue Herausforderung…

Wir wollen aus der ganzen Situation bewusst etwas Druck raus nehmen und werden das Spiel am Samstag nicht als Gruppe besuchen, damit sich jeder wieder auf das Wesentliche besinnen kann. Wir schreiben keinem – auch nicht unseren Mitgliedern – vor, wie er sich zu verhalten hat und gehen genau deshalb davon aus, dass eben doch einige Essener vor Ort sein werden, eben auch Leute aus unserer Gruppe. Diejenigen, die vor Ort sein werden, werden eben mal ohne Megaphon und Trommel anwesend sein. Es wird keinen organisierten Support geben, doch man kann davon ausgehen, dass die anwesenden Leute den Verein in ordentlichen Bahnen repräsentieren werden und vor allem aber auch ein Zeichen in Richtung Mannschaft und sportlicher Leitung geben wollen. Denn eins ist klar, nächsten Mittwoch sehen wir uns alle wieder und wollen uns in die Augen schauen können…

Gleichzeitig soll es aber auch ein Zeichen sein, dass wir uns nicht vor den Karren spannen und als Sündenbock aufstellen lassen. Wenn man diverse Presseberichte und den typischen Internetpöbel liest, kann man ja nur noch den Kopf schütteln… als ob wir den Leuten verbieten, sich bei einem Tor zu freuen. Können und wollen wir doch auch gar nicht. Auch haben wir niemanden daran gehindert, die Mannschaft weiter zu unterstützen oder auf die Pöbeleien mit Support zu reagieren. Was sich Dienstag abspielte, war eine Reaktion der gesamten Tribüne und nicht nur von uns. Aber auch das kennen wir seit 12 Jahren, wenn alles doof ist, sind die Ultras Schuld – man braucht für alles halt einen Blöden…

Wie gesagt, Mittwoch sehen wir uns alle wieder und ziehen hoffentlich spätestens dann wieder alle an einem Strang. Wir haben für uns ganz klar entschieden, dass wir weder pfeifen, noch den Kopf des Trainers fordern werden. Wir werden singen, mal leiser, mal lauter. Wenn es 0:3 gegen uns steht, vielleicht auch nicht mehr, aber wir werden nicht meckern und pöbeln, zumindest nicht gegen unsere eigenen Leute auf dem Platz und der Trainerbank. Es ist nicht das selbsauferlegte Verbot zu kritisieren, ganz im Gegenteil, es kommt nur auf das “wie” an und das betrifft alle Parteien.

Und hier vielleicht noch ein Wort an genau die Letztgenannten: geht raus mit breiter Brust! Seid stolz für diesen besonderen Verein spielen zu dürfen und gewinnt Euer Selbstvertrauen mit der einfachen Tatsache, dass hinter Euch immer Leuten stehen werden, die Euch auffangen wenn Ihr fallt, auch wenn es Dienstag vielleicht ganz anders aussah. Ein Verein ist immer das Ganze, wir alle sind ein Teil davon…

Wie gesagt, der Text ist nicht aalglatt und schlicht ein Versuch. Alles andere wird die Zeit und Umsetzung zeigen. Wir sind ansprechbar, morgen und / oder Mittwoch.

Einige sehen sich Samstag…
Wir alle sehen uns Mittwoch…

Wir sind nur als Einheit stark!

Alles fUEr Essen!

Ultras Essen 2002 im September ´13

Cutting Crew, Statement

Der Emotion folgten Telefonate. Fakten der Beklemmung. Es hatte mit dem Wuppertal Spiel der vergangenen Saison und anschließenden Fehlern in der Kommunikation zu tun. Diese werden nun aufgearbeitet. Und es gebührt Dank denjenigen, die sich der Kritik gestellt haben.

Anbei nun die Fakten: Die Kabelbinder wurden nicht auf Anweisung der Polizei, des RWE oder des Betreibers angebracht. Das Tor wurde schon nach dem Wuppertal Spiel einer technischen Überprüfung unterzogen und für einwandfrei erklärt. Das Anbringen von Kabelbinder wird nun kategorisch durch die Feuerwehr untersagt und somit de facto im Stadion Essen an der Hafenstraße nicht wieder vorkommen.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es sich lohnt, zu hinterfragen und Emotionen weiterhin zum Fußball gehören. Und nun: Auswärtssieg! Alle in Rot!

Cutting Crew

Es ist dieses eine Foto, welches mich seit Tagen nicht loslässt. Ein Foto von Unbekannt, welches zudem nur einen kleinen Ausschnitt eines großen Stadions zeigt. Es zeigt keine Fans, kein Drumherum, kein Spielgeschehen; Jubelnde oder provozierende Fans, feiernde oder traurige Spieler. Es zeigt keine Polizei.

Und doch bin ich beim Anblick dieses Fotos bei Hillsborough und der Tragik, dass bei Druck von hinten kein Entkommen nach vorne auf das Feld möglich war. Nun sind ja die Mundlöcher in unserer neuen Bude so konzipiert, dass dem Fluchtweg nach hinten ausreichend Raum gelassen wird, aber die Flucht nach vorne wurde hier scheinbar bewusst im Vorfeld ausgeschlossen.

Das Foto zeigt aus Sicht eines Aachener Fans das Fluchttor des Gästeblocks. Und es zeigt Kabelbinder, die ein natürliches öffnen des Tores bei möglicher Panik unmöglich machen. Im Klartext mag also folgende Intention dahinterstecken: Einem (eher unwahrscheinlichen) Platzsturm der Gästefans wird mit der Wahrscheinlichkeit begegnet, bei einer (zum Glück kaum vorkommenden) Panik, Verletzte bewusst in Kauf zu nehmen.

Den Gerüchten zufolge stand ein Ordner mit einem Cutter Messer in der Nähe, um in diesem Falle die Kabelbinder schnell kappen zu können. Wenn an dem so war, dann löst ein Ordner, mit einem Cutter Messer bestückt, in mir Unbehagen aus. Die Entscheidung aber, von wem auch immer getroffen, ein Fluchttor mittels Kabelbinder in eine mögliche Todesfalle zu verwandeln, macht fassungslos und wütend.

Wer hat das angeordnet und warum ? Die Begründung würde mich brennend interessieren. Schon am Sonntag in Oberhausen aber, werde ich mir nach Betreten der Kanalkurve die Fluchttore angucken. So geht das auch nicht liebe Leute, die Ihr mal wieder alle über einen Kamm geschert habt. Der- oder diejenige gehört entlassen. Ohne wenn und Kabel.

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Niveau ist keine Creme

Dienst: Liveticker. SMS. Die einzigen Möglichkeiten, dem Auftritt des RWE in Düsseldorf bei der Zweitfortuna einigermaßen Folge leisten zu können. Und, es las sich ja auch wirklich gut, rein numerisch im linken Feld des Reviersport Tickers. Auch noch in dem kleinen Kästchen rechts daneben, in welchem eingeloggte Daheimgebliebene ihre Meinung frei äussern können.

Mit einer 2:1 Führung für den RWE ging es in die Pause, der weitere Spielverlauf ist bekannt, und kann hier nicht näher beschrieben werden, da eben nicht vor Ort. Mit 4:3 verliert der RWE dieses Spiel, der verpatzte Saisonstart ist perfekt. Ich bin mittelschwer geschockt, denn nach dieser guten Vorbereitung hatte ich niemals mit nur einem Punkt aus drei Spielen gerechnet. Zudem mit diesen Unsicherheiten in der Zuordnung, den Problemen im Spielaufbau und in der Abwehr.

Agonie macht sich breit, man möchte einen Wassereimer umtreten oder wenigstens den Klienten des Büros verweisen, welcher Gazprompt gekleidet seiner Schadenfreude Ausdruck verleiht. Richtig fassungslos macht mich dann aber dieses kleine Kästchen auf den zweiten Blick: Schon nach dem 1:2 kippte die bis dato recht gute Stimmung und artete nach Rückstand gar in getippte Hasstiraden einiger User der Mannschaft und dem Trainer gegenüber aus. Unglaublich zum einen der fehlende Respekt, mit welchem da im Schutze der Anonymität agiert wird, unfassbar aber auch, dass die Reviersport dieses so zulässt und nicht regulierend eingreift.

Ich glaube nicht, dass sich diejenigen „User“ nun noch schnell auf den Weg nach Düsseldorf gemacht haben, sich dort unter der Gürtelinie anschleichend, nur um Spieler und Trainer zu bespucken und zu bepöbeln, bei welchen sie doch laut Anfeuerung kein Problem mit der Viertklassigkeit haben. „Wir steh´n zu Dir, auch in Liga Vier……“ Wir sind beim Fußball, das vorneweg, da ist es legitim, seine Enttäuschung herauszuschreien. Auch ein „Scheisse“ oder „Trainer raus“ ist da durchaus nicht fehl am Platze, wenn es denn nun die Meinung des Fans ist.

Aber, es gibt Grenzen, die gilt es nicht zu überschreiten, sind nicht im Eintrittspreis inbegriffen. Wir sind alle sauer, wahrscheinlich sogar Mannschaft und Trainer noch viel mehr. Sie betreten nämlich das Spielfeld um zu gewinnen, und planen eventuell mit der möglichen Siegprämie eine Neuanschaffung. Alles legitim. Sie betreten, genau wie wir Fans, aber sicher nicht ein Stadion, um bewusst schlecht zu spielen und um ein Spiel zu verlieren. Ausnahmen bestätigen leider auch hier die Regel, aber das ist ein anderes Thema. Und ja, wir sind mehr wert, als nur noch ein normaler Viertligist zu sein, können uns auf viel Tradition und manch Mythos berufen.

Geschichte leider, denn nun zählt nur noch das hier und jetzt. Nur, auch dessen aktuelle Tristesse rechtfertigt in keinster Weise, die eigenen Spieler verbal hochnotpeinlich zu beleidigen, anzuspucken. Auch Spieler sind nur Menschen. Spieler, die sich erklären wollten. Ein Trainer aber auch, der sich nun konstruktiver Kritik zu stellen und den berühmten Bock umzustossen hat. Gut, an diesem Bock sind in Essen schon einige gescheitert, wird die Begrifflichkeit bisweilen zum Running Gag. Aber, es klang doch alles so plausibel vor der Saison, liessen sich die Tests recht gut an. Nur, wenn es denn gerade nicht erklärbar ist, dann den Zustand bitte nicht schönreden. Vielleicht sind wir Fans ein Leben lang RWE, Ihr nun laut Vertrag gerade auch. Aber dies in der Gewissheit, das die Gattung der Lamas eine verschwindend geringe Minderheit rund um die Hafenstraße darstellt. Friday on my Mind!

Hier bin ich Fan, hier darf ich sein!

Alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und doch verloren, was das Herz begehrt. Der FC Bayern und sein Diktat der Fankultur. Vielleicht ist es manchmal doch ganz schön, Fan eines chronisch erfolglosen Vereins zu sein, der sich bisweilen nur durch den Mythos und seine Fans über Wasser gehalten hat. Der RWE Fan kennt keine Grauzone,  entweder ist alles weiss oder pechschwarz. Dazwischen passt nicht mal eine Stadionwurst. Geschweige denn mit Senf „dabei“.

Aber, anscheinend leben wir doch auf der Sonnenseite des Fan – Daseins. Rot Weiss Essen, hier bin ich Fan, hier darf ich sein. Wie heisst es doch noch: „Wir steh`n zu Dir…..scheiss auf Liga Vier“

West Side Story! Jets & Sharks

Der letzte Akt, und dann ist es endlich vollbracht: Der Weg für neue Überschriften ist frei. Den Versuch war es ja wert, die Eröffnung einer Tribüne mit drei zeitnah aufeinanderfolgenden Heimspielen als Melodram nebst Fotostory aufzuziehen. Der Titel bot sich zudem geradezu an.

Aber die Planung dieses „Projektes“ beinhaltete eine fatale Fehleinschätzung: Es ging um Fußball. Dieser jedoch lässt sich nun mal nicht als Dreiteiler mit möglichem Happy End und schönen Bildern planen. Der Fußball pfeift auf Regieanweisungen, manchmal pfeifen gar Pfeifen an der Pfeife. Was dann wieder viel Gepfeife zur Folge haben kann. Oder, noch viel schlimmer: Es ist ein guter Pfiff. Der eigene Spieler schreitet zum Punkt, das Publikum macht sich fertig zum Jubeln und schlägt nur Sekunden später fassungslos die Hände vor`s Gesicht. Wirft alles von sich, fühlt es sich auch noch provoziert. Emotionen.

Und dann greift diese unerklärliche Spezies Fußballfan im Anschluss an ein solches Spiel auch noch in den Gefühlskarton, ist die unglückliche Niederlage zum Schluss gar nicht so hoch zu bewerten, wie die kurzfristig aufflammende Rückkehr zum Mythos Hafenstraße. Wer den RWE, seine Spieler oder Fans provoziert, provoziert das eigene Ich und bekommt direkt die Antwort darauf. Unter dem Strich ändert das leider auch nichts daran, dass es mit dem erhofften „Dreier“ nichts wurde und diese schreibende Hobbythek nun ziemlich belämmert und ohne Happy End dasteht. Scheissendreck!

Es hätte aber durchaus eines werden können, denn Viktoria Köln, die Mannschaft der foulenden Mehrverdiener, war nicht den Kontostand besser, der vielleicht zu erwarten war. Der RWE stand etwas sicherer als noch am Samstag, kämpferisch gab es einmal mehr nichts zu kritisieren. Gesucht wird aber weiterhin der Ballverteiler, der Mann mit der zündenden Idee, der „Durchstecker“. Der für den tödlichen Pass und die lebendige Torchance. Den hatte Viktoria nun auch nicht, eine Übermannschaft wurde weit und breit nicht gesichtet. Dafür einen Nachmittag im Hotel zu verbringen, aber wer es braucht….

Wir brauchen es nicht, sondern Punkte. Punkte für das eigene Ego, die Sicherheit und das Umfeld. Es ist zu spüren, dass es so langsam nur noch um das Sportliche geht. Und wenn am Ende eines Spieles, welches auch hätte gewonnen werden können, kein Konjunktiv sondern eine Niederlage steht, dann heult er auf, der RWE Fan. Ist zutiefst getroffen, macht sich Sorgen, ist sauer bis besorgt, schiesst bisweilen über das Ziel hinaus. Hunderte Trainer treffen auf Mahner in der Wüste, auf Optimisten und Pessimisten. Randnotizen können zu Blockbuster werden, und manchmal fragt man sich, bei welchem Spiel das „Tickerteam“ der Reviersport zu Gast war. Es ist, wie es ist: Der RWE hat gegen Viktoria Köln in einem eher schwachen Spiel mit dramatischen Höhepunkten und Zutaten am Ende 1:2 verloren.

Es gibt viel zu tun für die Spieler und das ganze Team. Packt es an. Und wir packen an dieser Stelle ein. Die West Side Story ist beendet.

West Side Story! Prolog

Vor einigen Tagen noch, da hatte man in Essen Muffensausen. Hat sich zwar nicht die Hosen, aber direkt mal ein ganzes Geschoss vollgemacht. Vor nicht allzu langer Zeit noch ein Grund für so viele, einmal mehr hämisch auf Essen, RWE und allen, die sich damit verbunden fühlen, herumzureiten.

Doch es kam anders: Nahtlos wurde damit begonnen, an einem Strang und Bilanz zu ziehen; Lösungen zu finden, statt zu lamentieren; Spontan Soli- statt Erinnerungs Shirts auf den Markt zu bringen. Die Fans kauften halt eine Karte mehr für das nun nachzuholende Spiel gegen Viktoria Köln und der SV Werder kommt sportlich; Zwar nicht auf den grünen Zweig, aber doch in den Genuss, der erste „4T“ Gegner seit Menschengedenken an der Hafenstraße sein zu dürfen.

Ohne nun die Werte unterschlagen zu wollen, welche der RWE angeschafft hat, die nun verlustig sind und ersetzt werden, oder die Kompromisse, welche nun in den nächsten Monaten gelebt werden müssen: Das war Teambuilding der besonderen Art!

Das nun der SV Werder nicht bei allen Fans der angemessene Verein für das heutige Eröffnungsspiel zu sein scheint, liegt in der Natur manch RWE Fans begründet: Ohne Meckern iss halt nicht! Der FC Kiffen 08 Helsinki war aber einfach nicht zu bekommen. Gleich also Werder, Samstag dann endlich der Ligaauftakt gegen Bayer Zwo und Dienstag darauf das Duell gegen den erklärten Ligafavoriten, Viktoria Wollitz.

Drei Spiele in einer Woche, die unterschiedlicher nicht sein können. Die im Anschluss daran aber sicher einen ersten Hinweis darauf abgeben, wie sich in etwa der weitere Saisonverlauf sportlich und auf den Tribünen darstellen wird. Steigen wir schon ab, oder werden wir doch Deutscher Meister ? Daher werden diese drei Spiele unter dem Oberbegriff „West Side Story“ als eine Einheit behandelt und in Bild und Text „abgearbeitet“. Das werden spannende sieben Tage an der Hafenstraße 97a.

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Director`s Cut

„Zurück in die Zukunft – zurück in den Westen! – Der Mythos kehrt zurück auf die Stehplätze“, so beschreibt es die Westtribüne Essen in Vorfreude auf die bald beginnende Saison. Anlass genug, um zwei Blogeinträge, von vergangenen Zeiten handelnd, digital remastered, im Director`s Cut als Blog Ray im Pappschuber anzubieten. Soundtrack und Interaktionen auf der Bonus DVD.

SIEBEN!

Die Bundesligageschichte des RWE ist, im Gegensatz zu seiner sonstigen Historie, eigentlich schnell und als Siebenzeiler erzählt: Pro Zeile eine Saison! Wobei auch in diesen sieben Spielzeiten nicht wirklich für großes sportliches Aufsehen gesorgt werden konnte. Aber man war halt trotzdem immer wer, schließlich in der alten Ligenordnung von 1948 bis 1961 durchweg erstklassig. Dazu noch Pokalsieger und Deutscher Meister. Georg Melches, Helmut Rahn, Essen!

Leider hat es trotzdem nicht gereicht, direkt in der Premierensaison im Oberhaus mitzumischen. Mit der Saison 1966/67 war es dann aber soweit. Und da der ungeliebte Nachbar Schalke 04 direkt im ersten Heimspiel mit 4:1 aus dem Mythos gefegt wurde, durfte getrost wieder abgestiegen werden: Saisonziel früh erreicht! Neuer Anlauf dann in der Saison 1969/70, welche nicht mit dem Abstieg, sondern einem respektablen 12. Platz abgeschlossen wurde.

Diesen schaffte man aber, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, in der darauffolgenden Saison 1970/71 wieder. Den Abstieg jetzt! Raus mit Applaus jedoch, denn es galt einmal „Spitzenreiter, Spitzenreiter..hey,hey…“ zu skandieren [Sollte es dieses Highlight kreativer Fan Dichtung schon seinerzeit gegeben haben]. Einfacher gesagt: Am 3. Spieltag der noch jungen Saison war der RWE zum ersten und auch zum bislang letzten Male Tabellenführer der Bundesliga.

Diese Saison wurde in ihrem weiteren Verlauf zur schicksalsträchtigsten für den RWE und vielleicht auch der Grundstein für die gewisse Tragik, welche dem Verein von nun an anhaftete. So wurde am 13. Februar 1971 der FC Bayern mit 3:1 bezwungen; Zum einen der letzte Heimsieg dieser Saison und zum anderen auch die öffentliche Geburtsstunde für die Rüpel aus der Westkurve. Ein Gymnasiast (welch Anachronismus eigentlich) war es, welcher dem Arbeiterverein nicht nur ein schlechtes Image bescherte, sondern Sepp Maier zudem noch ein Messer in seiner Nähe. Immerhin hat sich der junge Mann später noch telefonisch entschuldigt. Heutzutage, wo es so oft an Respekt und Anstand fehlt, wohl eher eine Seltenheit.

Ja und dann war da noch dieser Skandal! DER Skandal! Der FC Meineid war geboren, der RWE hatte verloren. Die Manipulationen anderer hatten den erneuten Abstieg und abermals Platz 18 zur Folge. Davon hat sich der RWE nie wieder erholt und sah von nun an blau! Trotzdem war man in der Saison 1973/74 schon wieder zurück im Oberhaus und belegte nach einer recht unspektakulären Saison am Ende den 13. Platz. In der nächsten Spielzeit 1974/75 konnte sich der Verein um einen Platz auf Rang 12 verbessern, musste aber zusehen, wie die WM Stadien in Gelsenkirchen und Dortmund errichtet wurden. Essen als Metropole blieb aussen vor.

Die Saison 1975/76 brachte dann den 8. Platz nach dem 34. Spieltag. Niemals zuvor oder danach konnte der RWE in der Bundesliga einen weiteren einstelligen Tabellenplatz belegen. Horst Hrubesch, Willi Lippens…, es lag ein Hauch von beginnenden Glamour über Vogelheim und Borbeck. Der Hauch verfing sich aber in den Fabrikschornsteinen und der nächsten Spielzeit 1976/77 recht schnell: Abstieg und einmal mehr Platz 18. Daran konnte auch das aufstrebende Talent Frank Mill nichts mehr ändern.

Im Mai 1977 wurde also die Akte Bundesliga an der Hafenstraße vorerst zugeklappt und verstaubt dort nun schon seit schlappen 36 Jahren. Schuld daran sind natürlich zuvorderst der FC Schalke 04 und der DFB. So das Selbstverständnis der weiterhin erstklassigen Fans des RWE. Und überhaupt: Wenn uns auch der RWE seit Dekaden nicht mehr mit Bundesligafußball beglückt, so war doch alles dabei, was einen Verein so begehrenswert macht. Auch, wenn es es sich meistens nur um Negativerlebnisse handelte.

Die Recherche Bundesliga und sein RWE hat übrigens noch einen erschreckenden Fakt zutage geführt: In vier ausgesuchten Spielen gegen die SG Eintracht Frankfurt in den Jahren 1975 und 1977 kam der RWE auf ein Torverhältnis von unglaublichen 2 : 28 Toren! Vielleicht auch ein Grund für die Sanitärfachmesse viele Jahre später an der Hafenstraße. Unter dem Bundesligastrich bleibt aber folgende Erkenntnis zwingend festzuhalten:

„Dem Verein Rot Weiss Essen, der 1971 wegen der Manipulationen anderer abgestiegen war, wurde keine Wiedergutmachung gewährt“ [Zitat]

SPIELÜBERBRÜCKUNG!

Als Kuddel seine Kutte trug, ihn keiner nach dem Wege frug. Stand es doch auf seinem Rücken: Kuddels Kutte wird die Hafenstraße schmücken. Die Kutte zeigt ein Unikum, wölbt sich um manch Bauch herum.

Oft getragen, aus der Mode gekommen; Ist Fußballkultur, unbenommen. Heute trägt die Kurve schwarz, Sonnenbrille, Bauchtasche!   Trikot, Schal, die Bierflasche. Und ist doch eine Gerade. Schade!

Aber eines weiss der Kuddel ganz gewiss: Früher wurd gespielt, gab´s kein Geschiss. Die Haare, da voll und heute licht; Schon vor dem Spiel annähernd dicht.

Nach dem Spiel die Kutte in den Schrank, öfter mal am Montag krank. Alles total Latte, wenn er denn die Punkte hatte.

„SOUNDTRACK“ SIEBEN!  [Seven Angels, Avantasia]

Director`s Cut by ISDT 2012/2013

Fotos SIEBEN!/SPIELÜBERBRÜCKUNG!  by ISDT, 1x fijny [Island], 1x Norbert Enker [norbert-enker.de]

„Soundtrack“: Seven Angels by Avantasia

„Hier stehe ich! Und kann nicht anders!“

Martin Luther hat zwar nicht mehr den DFB reformieren können, ziemlich sicher aber das Lebensmotto vieler Fans auch schon vor Erfindung des Fußballs kundgetan. Und so stehen sie schon bald wieder an der Hafenstraße 97a im Essener Norden. Mit dem Rücken zur alten West, wenn auch etwas versetzt. Somit auf der neuen Ost. Die aber nicht an die alte Ost erinnern soll, sondern die neue alte West wird.

Wem das jetzt zu kompliziert wird: Bis zu 6.000 Fans des RWE können nun wieder stehend die Heimspiele verfolgen. Damit sie dieses auch noch möglichst lautstark tun, hatte Martin Luther auch hier [die Psychologie des Fußballs weise vorhersehend] ein weiteres Zitat für Spieler und Fans parat: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“. IMG_9863-imp

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Nun Pacht mal hinne da!

Gibt man in Langley, beim Secret Intelligence Service oder zur Not bei handelsüblichen Suchmaschinen die Begriffe „RWE – Stadion – Pacht“ ein, so ist der erste Treffer auf den 5. Januar 2012 datiert. Schon da waren sich Stadt und Verein uneins über den Pachtvertrag, dessen Inhalte und seine Zahlen.

Was natürlich stutzig macht: Wir schreiben nun den 25.Juni 2013, eine ganze Saison im neuen Stadion Essen liegt hinter uns. Wie gestaltet sich denn so ein Jahr vertragslos zwischen zwei Parteien ? Oder geht es nun wirklich in letzter Instanz  darum, wer nun den Nagel in die Wand schlagen darf, und wer nicht? Dann kann hier vielleicht eine Tatsache beruhigen, die so sicher ist wie das Prost beim Pils: Das Stadion Essen wird vielleicht in 70 Jahren abgerissen, weil nicht mehr den Anforderungen entsprechend! [Direkt nebenan auf dem Parkplatz wird während des laufenden Spielbetriebes daher das #Stadionessen2 gebaut]

Den RWE aber, den wird es ewig geben. Will sagen: Ein Verein ist nicht nur größer als seine Spieler, sondern auch größer als sein Stadion. Wir wissen alle, wie oft die Stadt für Pleiten, Pech und Pannen des RWE geradestehen durfte oder musste. Wohl eher letzteres! Aber, das muss nun auch mal ein Ende haben. Allein Rot Weiss Essen ist in der Lage, dieses Stadion adäquat zu nutzen, seine Kapazitäten auszuschöpfen und über die Stadtgrenze hinweg bekannt zu machen. Von daher ist es ausgemachter Humbug, das über Bilder an den Wänden überhaupt diskutiert werden muss.

Wenn wir in dem Stadion Essen nun in Zukunft Sportgeschichte schreiben wollen, geht das in erster Linie nur über den RWE. Wie eben in der Vergangenheit auch. Meine Güte, hier könnte man ja glatt den Hoeneß machen: Ja wen wünschen sich denn die Fußballfans in Umfragen in den Profifußball zurück ? Ja wer steht denn in der Zuschauertabelle über einigen Zweitligisten ? Und warum habe ich Steuergesetze nötig ? Gut, das tut jetzt hier nichts zur Sache, aber unter dem Strich bleibt folgendes festzuhalten: Lasst den Verein mal machen.

Nur gebt uns Fans die großen und kleinen Erinnerungen, die wir brauchen, um uns jetzt so richtig heimisch einzurichten. Wir wohnen doch nun da! Es wird doch möglich sein, einen Pachtvertrag so zu verifizieren, dass unter dem Strich eine Win-Win-Situation herauskommt. Dann können wir auch endlich wieder auf den Spielern herumhacken, wenn diese dann nicht unsere Wünsche erfüllen.

Davon abgesehen haben hier viele Menschen einen tollen Job gemacht, um das neue Stadion zu realisieren. Haben viele Menschen einen tollen Job gemacht, um unseren Verein am Leben zu erhalten und dahin zu bringen, wie ihn die letzte Jahreshauptversammlung eindrucksvoll und mit schwarzen Zahlen präsentiert hat. So hat die GVE  mit Engelsgeduld immer wieder unsere Fragen beantwortet, Fototermine ermöglicht und sich auch der Kritik gestellt. Danke!

So hat sich der Verein endlich seiner Basis besinnt und sich bisweilen konträr zur öffentlichen Meinung in Sachen Fans aufgestellt, die Wertigkeit der Seele eines Vereines aufpoliert. Das der Lippens vom alten Melches in seiner Kammer beim (beißaufdieZunge) erwischt wurde, ist Mythos. Wenn aber 12:12 ansteht, so ist das Realität und Gegenwart. Danke!

Tja, es scheint, als ob nach vielen Jahren nun eine Saison an der Hafenstraße ansteht, in welcher es nur um die jeweils 90 Minuten auf dem Platz gehen könnte. Was ein Problem für „ISDT“ werden wird: Wir hatten Stadionbauten in Nordhorn und Essen; Insolvenzen in Nordhorn und Essen; Fanmassen in, ok: Essen; Wir konnten uns über den Hickhack zwischen Verein und Stadt austoben; Dem Mythos huldigen.

Aber, was wird denn jetzt aus uns? Wir haben doch eigentlich gar keine Ahnung vom Fußball! Wir lassen uns etwas einfallen und sagen bis dahin einfach auch mal ganz herzlich: DANKE! Ach so: An den Pachtvertrag denkt Ihr, ja?

Tigerentenclub

Ich weiß, ich sollte mir politische Äußerungen weitestgehend verkneifen, glaube ich doch nicht über solch Wissen zu verfügen, welches eine Teilnahme an öffentlichen politischen Diskussionen rechtfertigt. Aber, ich bin Wähler, habe meine Pflicht wahrgenommen und somit auch ein Recht auf eine eigene Meinung. Und ich bin wie immer, und diesmal im wahrsten Sinne des Wortes, parteiisch. Nun bin ich nicht davon ausgegangen, dass “meine” Partei großartige Gewinne einfahren wird, vor allen Dingen nicht hier in der Grafschaft Bentheim. Was sich dann aber um 18.00 Uhr als Prognose in Balken widerspiegelte war schon hart. Der Begriff Desaster bringt es auf den Punkt. Die Zahlen und daraus resultierenden Fakten sind allen bekannt. Meine parteipolitischen und auch sonstigen Grundsätze wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität waren den Wählern diesmal (und wohl auch zurecht) keine Stimme wert. Es wird abzuwarten bleiben, was nun von der neuen Regierung zu erwarten ist. Die ersten Aussagen und Prognosen stimmen mich und mein Arbeitsfeld sehr skeptisch: “…..scheinen Einschnitte im sozialen Bereich unvermeidlich zu sein” (Was bedeutet das? Noch weniger Zeit für die Menschen, die wir betreuen? Noch weniger Qualität? Zählt nur das Bruttosozialprodukt und nicht mehr das einzelne Leben?) und , “Kündigungsschutz erst ab Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern” (was bitteschön kann denn der einzelne Mitarbeiter für die Anzahl der Kollegen?). Vielleicht wird sich aber auch nur marginal etwas ändern, es wird alles gar nicht so schlimm, und auch die ehrliche Freude unserer Bundeskanzlerin fand ich sehr erfrischend (die eigenen Verluste wurden natürlich kaum erwähnt). Als sehr negativ aber habe ich aber den Vorsitzenden der FDP im Anschluß an die Wahl und in den verschiedenen Sendungen empfunden. Herr Westerwelle hat es in meinen Augen nicht verstanden , ein Parteivorsitzender zu sein, sondern sich so gegeben, als ob ein langer Egotrip nun endlich sein Ziel gefunden hat. Zum Schluß noch ein sehr interessanter Blick auf die Auswertungen der Stimmen in Essen: Kann die CDU im Süden der Stadt, zum Beispiel in Bredeney auf ein starkes Wählerpotential zurückgreifen, so dominiert im Norden und in den Vierteln rund um die Hafenstrasse weiter die soziale Demokratie wie auf dem Bild zu sehen. So, nun ist es raus, der Ansatz eines ersten, völlig subjektiven, politischen Textes. Es wird gleichzeitig auch der letzte sein. Das kann ich einfach nicht.

Hart wie Kruppstahl

Welch plakative Überschrift, aber definitiv der Beleg dafür, dass der Dreiteiler über die Familie Krupp keinen Geistesblitz an den Tag brachte. Schon im Vorfeld der Trilogie war mir die harsche Kritik an der Aufarbeitung, auch aus den „eigenen Reihen“, bewusst. Aber die Affinität zur Stadt Essen, der Besuch in der Villa Hügel, auf der Margarethenhöhe und diverser Lektüre über die Familie Krupp ließen einen „Boykott“ nicht zu. Diese Familie in 270 Minuten zu ergründen ist ja an sich schon ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, und somit blieben manche Charaktere unbenannt oder nur kurz am Rande erwähnt. Diese innere Zerissenheit des Friedrich Alfred (Fritz) Krupp ob seiner Homosexualität, die drei Jahre Haft des letzten Krupp (Alfried), dessen Obsession für seine LP Sammlung, das Verhältnis von Mutter Margarethe zu Tochter Bertha, der Habitus von Arndt von Bohlen und Halbach, all solch spannende Faktoren blieben natürlich auch in ihrer Tiefe unberührt. Zudem war Bertha wohl nicht so kalt und auf Kruppstahl gedrillt, wie es das bisweilen hölzerne Spiel von Iris Berben vermuten ließ. Und zur Krönung durfte nicht einmal an und in der Villa Hügel gedreht werden, sondern musste auf das ebenfalls beeindruckende Schloss Nordkirchen ausgewichen werden. Und trotzdem: Diese Krupps waren sehenswert. Auch in dieser Verfilmung ohne grosse Ecken und Kanten kamen sie rüber: Die Zwänge und Verhaltensweisen daraus, denen sich Alfried Krupp zu unterwerfen hatte. Die Wendehalspolitik und das Befeuern der Kriegsindustrie jenseits der Moral zugunsten des Geschäftsergebnisses. Und irgendwo ja auch der Kruppianer. Das Leben in einem überdimensionalisierten Wohnraum ohne doch Privatsphäre genießen zu dürfen und vieles mehr. Das Buch der Familie Krupp wurde quergelesen, und doch in prächtigen Bildern erzählt, von daher lohnt sich eine dreiteilige Stippvisite durchaus. Ein Besuch in Nordkirchen und dem dortigen Schloss aber auch unabhängig von der Tatsache, einmal dort auf der Treppe zu stehen, wo schon „die“ Berben stand. Zudem mache ich mir wie immer gerne ein eigenes Bild (bzw. Foto).

Verlaufsplanung

Die Verlaufsplanung des gestrigen Tages war eigentlich klar: Erst der Dienst und dann, auf dem Weg nach Köln, in Essen Station machen. Da ich mich schon in Spiez und Wankdorf auf den Spuren von Helmut Rahn befand, wollte ich nun diesen Kreis schließen und im Stadtteil Frohnhausen der Friesenstube und der letzten Ruhestätte des „Boss“ einen Besuch abstatten. Einmal mehr rational nicht zu erklären. Aber so ist es nun mal mit und rund um den Fußball. Vorher ging es aber direkt wieder an die Hafenstrasse, vielleicht wartete Neues in Sachen Stadionfrage. In der überaus atmosphärischen Stadionkneipe gab es aber wenig Besuch und noch weniger Informationen zum Thema. Zudem war der aktive Teil der RWE Szene natürlich schon auf dem Weg nach Trier. Für einen Moment hatte ich an diese Option auch noch gedacht, aber nur für einen Kurzen. Nun also Frohnhausen. Auch dieser Stadtteil wirkt wie fast alle in Essen sehr eigenständig. Mittendrin der Friedhof, auf dem Helmut Rahn ruht. Ein schlichter Stein auf einem gepflegten Grab erinnert an einen, der auf dem Platz das Sagen hatte aber außerhalb nicht viel sagen wollte. Zumindest nicht mehr an seinem Platz in der Friesenstube auf der Frohnhauser Strasse. Zu oft wurde er nach dem Tor seines Lebens gefragt. Fragen konnte ich ja nun nicht mehr, aber es war schon schön dort zu sitzen und bei einem Kaffee die wenigen Memorabilien zu bewundern. Zur Vernissage nach Köln stand nun in der weiteren Verlaufsplanung. Es blieb beim Plan, denn die Probleme begannen schon damit die Adresse „Im Zollhafen 1“ dem Navi verständlich darzulegen. Alle Versuche, eine Nachbarstrasse zu eruieren scheiterten ebenfalls. Dem 7. Kölner Gebot folgend (wat wellste maache ?) ging es dann trotzdem in Richtung Köln los, es gab ja auch schon mal Zeiten vor einer Navigationshilfe. Kurze Zeit später griff das 1. Kölner Gebot (Et es, wie et es !): 10 Kilometer Stau und somit keine Chance mehr, pünktlich in Köln zu sein. Also rechts raus, und zurück. Die Ausstellung geht zum Glück noch bis zum 17. Mai. Das hatte ich mit natürlich anders vorgestellt. Aber es hatte auch was Gutes: Auf dem Weg durch Essen kam ich mehr durch Zufall in Borbeck an der „Alten Cuesterey“ vorbei. Die dortige Ausstellung „Vom Vorortklub zum Stadtverein“ hatte ich Stunden zuvor noch aus Zeitgründen gecancelt. Und obwohl ich zu spät war, durfte ich mir die Ausstellung noch anschauen, erfuhr viel Interessantes (Das Gründungsjahr 1907, darüber wird noch zu schreiben sein) und hatte noch schöne Bilder für Peter „im Kasten“. Ganz herzlichen Dank dafür an den Kultur-Historischen Verein Borbeck und besonders Herrn Schrepper. Die Faszination RWE wird aber in dieser Ausstellung einmal mehr deutlich. Was kümmert uns die aktuelle Ligazugehörigkeit in Anbetracht dieser Exponate und all den Menschen, die ich rund um den RWE kennenlernen durfte. Manchmal ist wichtich nicht nur auffem Platz.

Plan "E"

Urlaub ist immer gut, so gestaltet sich die Planung der Spiele viel stressfreier. Und nun haben wir endlich auch alle zusammen eine Woche Urlaub….und wollten daher heute an die See…. wollten. Der Blick in den Himmel verhieß nichts gutes und nasser Strand sowohl von unten als auch von oben ist nicht wirklich prickelnd. Aber, es gibt ja immer noch einen „Plan B“, der da wurde zum „Plan E“: In Essen gibt es ja „Schweden“, und da wir noch Servietten für die kommende Einschulung brauchen, sind wir halt in die „zweite Heimat“ gefahren. Aber nachdem ich das shoppen überstanden hatte, ging es an die Hafenstrasse: Stressfreier habe ich mir noch nie eine Karte für ein RWE Heimspiel gekauft, die Kinder haben ihr Taschengeld im Fanshop gelassen und ich habe einmal mehr festgestellt: Renovierung tut Not. Um dann doch unseren eigentlichen Wunsch nach Wasser und Strand etwas näherzukommen, haben wir anschließend noch den Baldeney See besucht. Doch leider hatten die schönsten Stellen des Sees heute geschlossen und waren somit nicht frei zugänglich. Neben diesem Beach Ressort lag das Restaurant Baldeney Fähre. Und hier hatte ich das gleich Gefühl wie am Georg Melches Stadion: Renovierung oder einfach etwas mehr Pflege wären hier angebracht. In der Gruga hat es dann mal wieder geregnet und wir nun kein Lust mehr auf nasses Essen.

Public Viewing

In genau drei Stunden beginnt das Viertelfinalspiel gegen die Portugiesen und mein Blick in den Nordhorner Himmel verheisst nichts Gutes. Schließlich können auch wir Nordhorner öffentlich und gemeinsam Fußball gucken. Am nächsten Tag finden sich viele Besucher dann auf der Bildergalerie der lokalen Presse wieder. So weit so gut, und doch gucke ich, wie heute Abend auch wieder, im kleinen Kreis. Schnelle Bewirtung, ein guter Platz und eine hohe Fachkenntnis inklusive. Ich bin aber vielleicht auch etwas genervt darüber, weil viele Besucher das Event mehr als….Event…erleben, denn als Fußballspiel. Nordhorn ist keine Fußballstadt, wie sonst sind die hohen Zahlen am Marktplatz im Kontrast zum Zuschauerschnitt beim SV Eintracht zu erklären. Ich finde diese Möglichkeit trotzdem super, und das Sportamt macht da einen klasse Job. Vielleicht findet ja darüber so mancher den Weg zurück an den Heideweg. Über Public Viewing in Reinkultur haben die „11Freunde“ einen genialen Einwurf verfasst. In der Fußballstadt Essen gibt es das natürlich auch, und der Anteil der Fußballanhänger im eigentlichen Sinne dürfte prozentual höher sein. Angeboten wird dieses Event, Wetterunabhängig in den Messehallen, ebenfalls von 11Freunden. Allerdings von einer Bar gleichen Namens. Allein schon das Logo trifft natürlich genau meinen Nerv. Warum kann ich nicht so was schönes kreieren?. Der Großvater des Bargründers hat auch etwas mitgegründet, nämlich den MSV Duisburg. Falscher Verein, falsche Farben, aber gute Gene, um eine Fußballkneipe zu führen. Den nächsten Spielbesuch an der Hafenstrasse sollten wir so planen, dass wir entweder vor oder nach dem Spiel noch in Essen Rüttenscheid einkehren können.

Amuse bouche

Steht so eine Bezeichnung auf der Speisekarte, so weiss ich seit gestern, dass damit ein grösserer Gruß der Küche gemeint ist, der als mundgerechter Happen das Warten auf das eigentliche Menü verkürzen soll. Für den Bratwurstgourmet am Stande des Stadions schon eine neue Tatsache. Aber unser Hotel sollte noch einen ganz speziellen Gruß für uns bereithalten. Auf jeden Fall waren wir alle soweit wieder hergestellt, so dass unser kleiner Wochenendtrip starten konnte. Über die Siedlung „Margarethenhöhe“ hatte ich ja schon mal berichtet, aber den Link gibt es hier nochmal: http://www.essen-margarethenhoehe.de/ denn dieses, bei genauerer Betrachtung, doch recht grosse Areal erscheint wie eine ruhige Enklave dieser „Check it out“ Tage. Im Hotel selber wurde unser gebuchtes Zimmer doppelt belegt, so dass wir ein anderes bekamen. Bis dato auch kein Problem, denn es war klasse und wir wollten ja sowieso auf den Weihnachtsmarkt. Den erreichten wir mit der „U17“, einer S-Bahn Linie. Ganz praktisch, aber definitiv nicht mein Lieblingsfortbewegungsmittel. Und das war dann endlich mal ein Weihnachtsmarkt, der diese Bezeichnung wirklich verdient (http://www.weihnachtsmarkt.essen.de/). Sonstige Kirmesbeschicker inmitten ihrer hochwertigen „Mitteilungsshirts“, Gürtel, oder sonstigen Dingen die keiner braucht, fehlten gänzlich. Die einzigen Shirts gab es an der RWE Bude, und die gehörte da natürlich auch hin! Rund um den Weihnachtsmarkt und seiner Ausläufer tobte das pralle (Kauf)Leben. Unglaubliche Menschenmassen waren unterwegs. Aber trotzdem wirkte alles recht entspannt. Vielleicht ein Vorteil derer, die tagtäglich in einer Grossstadt unterwegs sind. Oh, und dann kam, was kommen musste: Das zum Arrangement gehörende Dinner: Ich habe noch nie 3 Stunden gesessen, in Essen um zu Essen. Fast vermessen. Fazit: Lecker! Noch ein Fazit: Nie wieder. Ich fühle mich heute wie eine Tonne und mein Magen hat über den Fernet nur verächtlich gehüpft. Während des Dinners konnte ich im Hauseingang einen schwarz gekleideten Mann beobachten, der seine Sonnenbrille kauend im Mund, ein Kinderplastikfernglas um den Hals und in der rechten Hand eine Kamera trug. Und während dieses Schaltens vom 1. bis in den 5. Gang lief der Mann hin und her und guckte immer weg, wenn wir hinguckten. Irgendwann machte er den Knopf seines Blazers auf und an seinem Hosengurt blitzten Original Kinderplastikhandschellen auf. ……Habe ich auch gedacht, aber es war so. Und dann endlich fuhren zwei „Hummer“ Stretch Limousinen vor und es wurde klar: Der Mann hatte einen Auftrag für eine Weihnachtsfeier. Also kein terroristischer Hintergrund. Der unbeabsichtigte Gruß des Hotels bestand nun darin, dass unser Zimmer das einzige von 60 war, dessen Klimaanlage sich nicht abschalten ließ. Bis ca. 5 Uhr morgens rauschte und ratterte es und mit entsprechendem Hals und ohne Schlaf versuchten wir diesem Problem Herr zu werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Eine schlaflose Nacht und zig Entschuldigungen am nächsten Tag. (Also kurze Zeit später). Das Frühstück fiel nicht üppig aus, hatte wohl etwas mit den Gängen von gestern zu tun und dann gab es noch die Villa Hügel (http://www.villahuegel.de/), unglaublich interessant (was will man mit 8200 m2 Wohnfläche…) das Geburtshaus der Uroma und das Haus, in dem eine Oma (nämlich die Tochter der Uroma und Mutter von Mareike, iss klar nee…) von Lene und Jule aufgewachsen ist. Auf dem Rückweg passierten wir dann natürlich auch noch die Hafenstrasse, die nun für das Pokalspiel endgültig restlos ausverkauft ist.

Wer braucht schon Urlaub ?

Eigentlich doch jeder im Verlaufe eines Jahres. Nur unsere letzten Urlaubstage für dieses Jahr scheinen unter keinem guten Stern zu stehen. Da muss das Auto plötzlich der Werkstatt vorgeführt werden, der Schlüssel bricht im Schloss steckend ab und Mareike und Lene treffen sich zur Nacht im Bad. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob wir Morgen tatsächlich unseren geplanten Wochenendtrip in das Hotel Margarethenhöhe http://www.margarethenhoehe.com/ antreten können. Mal zu zweit in Essen essen, so war der Plan bis gerade… Ich bin da jetzt mal ganz optimistisch. Wenn nicht, dann erfreuen wir uns an unserem frisch dekorierten Weihnachtsbaum, dem gehts nämlich bestens. So etwas nennt man dann schon mal Galgenhmor. Die Serie über einige Bewohner des Essener Stadtteils Borbeck muss ich übrigens nicht weiter verfolgen. Irgendwie findet RTL2 immer seine „Mitstreiter“ aber das muss ich ja nicht noch unterstützen. Unter einer Dokumentation stelle ich mir schon etwas anderes vor. In der Diskussion darüber im RWE Forum tauchte folgender Link auf, nicht ganz zum Thema passend wohl aber zu unserer Zeit: http://de.uncyclopedia.org/wiki/Kevinismus. Lustig und doch real zugleich. Veröffentlicht in ähnlicher Form wie wikipedia und auch darauf abziehlend, nur auf recht satirische Art und Weise.

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