„Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck“!
Es sind nicht immer die spannenden und toll anzuschauenden Fotos während der neunzig Minuten, um die aktuelle Gesamtgemengelage einer Mannschaft darzustellen. Hochwertige Einblicke in die Dynamik unseres so geliebten Fußballs allemal; aber sie zeigen das Spiel an sich und nicht das Zwischenmenschliche innerhalb einer Mannschaft. Wie sollten sie das auch können. Dafür gibt es die Fotos zwischen den Zeilen.
Die Fotos, wenn der Ball ruht; das Spiel kurz bevorsteht oder die Minuten danach. Schöne Minuten des gemeinsamen Jubels oder traurige Minuten nach einer Niederlage. Diese Fotos zwischen den Zeilen: Auch sie einer der vielen Kernkompetenzen der Fotografen, die für „Jawattdenn“ Spieltag für Spieltag einfangen. Seit dieser Saison dürften diese ihren ehrenamtlichen und unermüdlichen Einsatz am Auslöser so richtig mit Freude ausüben, durften sie bislang doch nur strahlende Rot-Weisse ablichten. Die Sonne scheint uns direkt aus dem Allerwertesten mitten in das Objektiv und öffnet geradezu das Herz der Hafenstraße.
Dieses „raue Pflaster“, welches nicht wirklich zimperlich mit seinen Helden umzugehen vermag, verrichten diese ihren Job nicht hart und erfolgreich zugleich. Dieses „raue Pflaster“ wird gerade fast zu einem Ort der Gemeinsamkeit, des Miteinanders und aktuell gelebter Herzlichkeit! Kehrt zurück zu den Wurzeln, zu diesem „Ihr für uns und wir für Euch“. Unter den Fans, gerade älteren Datums, platzen gerade reihenweise Knoten, werden Böcke umgestoßen und Kühe vom Eis geholt. Da wird auf den Rängen mindestens genau so malocht wie auf dem Rasen. Die Fußballunterschicht macht sich momentan mal wieder schick und begibt sich auf eine gemeinsame Reise, die in punkto Hoffnung auf was Besseres vielleicht länger anzuhalten vermag als noch vergangene Saison.
Genießen wir also den Augenblick und bleiben optimistisch, auch wenn mal ein Rückschlag kommt. Denn erst dann wird sich der wahre Wert des neuen Miteinanders zeigen. Aber, zurück zu den Fotos zwischen den Zeilen: Mein Lieblingsfoto der aktuellen „Jawattdenn“ Strecke ist jenes, wo ein versonnen dreinblickender Trainer auf dem Rasen inmitten einiger Kinder und Jugendlicher sitzt und lächelnd dem Treiben auf der „West“ zuschaut. Vielleicht auch darüber schmunzelt, wie sich ein Marcel Platzek so auf dem Vorsängerpodest macht. Ein feines Gespür der dort ihren Job verrichtenden übrigens, „Platzo“ hochzubitten. Schöne Geste für einen Spieler, dem aktuell etwas das Fortune fehlt.
Andere tolle Fotos zeigen, dass dort schon eine Mannschaft inmitten vieler Kindern auf dem Rasen sitzt als lediglich eine Belegschaft, die erst vor kurzem gemeinsam die Arbeit aufgenommen hat. Es scheint zu stimmen. Es wirkt entspannt. Spannend dann aber vor einem Spiel die jeweilige Aufstellung. Christian Titz hatte bislang noch in jedem Spiel eine Überraschung parat und rotiert bisweilen mit einer Verve, so dass man ihn fast für einen Vertreter der Rotarier halten könnte. Aber, der Erfolg gibt ihm Recht und da die frischen Spieler auch noch in schöner Regelmäßigkeit treffen: Das riecht nach Geheimrezept.
Kein Geheimrezept dagegen gab es auf der „West“, als der verdiente Glückwunsch an 15 Jahre „Jawattdenn“ präsentiert wurde. Keiner konnte doch ahnen, dass justament ein Tor für den RWE fiel und die Glückwünsche somit schwer zu halten waren, da alles durcheinander purzelte. Und doch war es das beste Geschenk, was diesem Fanzine zuteil werden konnte: Glückwunsch plus Tor! Danke „Jawattdenn“ für die vielen Jahre! Es gibt wohl kaum einen anderen Verein, der eine solch Konstante als Fanzine vorzuweisen hat. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Ein Erfolgsdingens ist Jawattdenn bei weitem nicht, gab es vorzugsweise schmerzhaftes zu berichten. Dies also auch ein Geburtstag, der Anlass dazu gibt, dass unser aller RWE endlich wieder auf die positive Seite des runden Leders zu kommen scheint. Dass sich aktuell etwas anbahnen könnte, was momentan ja auch diejenigen mitbekommen, die professionell über den Fußball berichten und sich auch den unterklassigen Fußball gerne als eigene Nische auf die Fahne schreiben.
So gab sich am vergangenen Freitag gegen den Nachbarn aus Wattenscheid ein Team von Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs an der Hafenstraße die Ehre. Der Kontakt gestaltete sich sehr nett, das Bekenntnis auch zur Liga 4 wirkte sehr ehrlich. Bleibt allein die Tatsache, dass sich „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ nach diesem Abend in „Zeiglers waren in der wunderbaren Welt des Fußballs“ umbenennen möchte.
Es ist halt aktuell alles ein wenig verklärt, so rund um die Hafenstraße. Man mag es noch nicht richtig glauben, dass uns eine wirklich gute Saison bevorstehen könnte. Denn trotz aller momentaner Euphorie gilt es noch viele, viele enttäuschte Fans zurückzugewinnen. Eine ganze Dekade lang wurden Fans verloren. Gewinnt man diese nun sukzessive zurück, dann könnte dauerhaftes „fünfstellig“ auf den Tribünen bei anhaltendem sportlichem Erfolg keine Utopie bleiben. Holt der Verein jemals alle zurück und begeistert zudem neue Fans für dieses wundervolle Emblem, das kannste Dir nicht ausdenken. Aber noch ist es lange nicht soweit! Zuvor wartet kommenden Sonntag ein weiterer Nachbar: Einmal mehr geht es nach Oberhausen, in dieses für Gäste eher leider ungastliche Stadion. Was helfen könnte, wären mal wieder wieder drei Punkte dort.
Das wird ein weiteres, spannendes Wochenende. Ein Wochenende, an welchem man sogar Tupperwal die Daumen drückt. Was soll man sagen: Nur der RWE!