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obstupefacere.

Ich habe mit allem gerechnet: Einem zähen Spielverlauf und vielleicht daraus resultierend reingeeumelten Siegtreffer kurz vor Abpfiff. Auch ein Unentschieden hatte ich auf dem Schirm. Schließlich ist auch der SV Straelen gut in die Saison gestartet und die Kabinenpsychologie ist in manchen Köpfen vielleicht doch noch dabei, mit dem SV Straelen die Legende eines Angstgegners aufzubauen. Ein lässiges 5:0 kam mir also überhaupt nicht in den Sinn! Wir waren somit nicht nur gewappnet, sondern hatten weit vor Anpfiff auch noch unverhofften und zugleich netten Parkplatzsmalltalk mit einem ehemaligen RWE-Profi, der weitgereist nicht nur für RWE, sondern auch für Bayer 04, die Huftiere und den kommenden Gegner aktiv war. Inklusive Fazit, dass die Zeit bei RWE alles andere atmosphärisch zu toppen wusste. Auf den Tribünen und so. Als ob wir das bezweifelt hätten.

Derart gebrieft ging es dann Richtung temporärer Aufenthaltsstätte Rahn-Tribüne. Oder kurzzeitig auch nicht, denn eine neues Handy ist nicht nur wie ein neues Leben, sondern auch ohne die alten Inhalte. Und somit war nichts mehr zu lesen von der eigenen Impfung. Glücklicherweise gab es noch eine andere App, die den Nachweis dann erbringen konnte. Die eigene Vorbereitung auf das Spiel also schon eher ungenügend. Aber wer konnte zu dem Zeitpunkt schon ahnen, dass unsere Mannschaft nahtlos nachlegen würde? Die Einlasssituation ansonsten gestaltete sich relativ entspannt. Das wurde von RWE akribisch und nachhaltig so dezent vorbereitet, so dass man bisweilen fast vergessen konnte, was die Umstände gerade so mit sich bringen.

Die Vorfreude war den Fans in den Gesichtern abzulesen. Die Rückkehr der Fans zugleich auch „The Return of Einkaufswagen“. Irgendwo muss der endlich wieder einzusammelnde Flaschenpfand ja gesammelt werden. Ein schneller Blick auf die gelagerte Pfandware ließ folgende Schätzung zu: 99% Stauder, 1% Fremdartikel. Damit kann man arbeiten. 

Entweder zu viel in der Sonne, oder gar nicht gearbeitet hatte ein Fan, bei dessen Verhalten man im weiteren Spielverlauf direkt aufgezeigt bekam, was in den letzten Monaten definitiv nicht gefehlt hat: Ein Vertreter der Spezies lattenstrammer RWE Fan, der sich über 90 Minuten einfach nur weiter betrinkt, die gegnerischen Fans permanent homophob beleidigt, Bierbecher und Feuerzeuge auf das Feld wirft, um fast selber von der Tribüne zu fallen, seinen Sitzplatz und Umgebung in einem See verschütteten Stauder hinterlässt und sich natürlich auch nicht zu blöd ist, alles und jeden als „Uhrensohn“ zu deklarieren.

Aber, leider war dieses Verhalten immer noch nicht das wirkliche Drama im ersten Heimspiel der neuen Saison.  Dafür sorgte plötzlich und unerwartet tatsächlich unsere eigene Mannschaft mit einer verdienten 1:4 Klatsche gegen den SV Straelen. Die möglicherweise extra für dieses Spiel ins Leben gerufenen Vereinigung der „Hardcore – Bauern“ konnte ihr Glück kaum fassen und spulte via Megafon sämtliches Liedgut der „Best-of-Ultras“ CD ab.

Unsere Mannschaft spulte außer einigen Kilometern auf dem Feld ihrerseits leider nichts nahrhaftes ab. Die Resonanz zur Halbzeit irgendwo zwischen „Wie soll ich denn die nächsten 45 Minuten überstehen“ und „Scheiße, ich habe eine Dauerkarte“. Die fröhliche und geduldige Vorfreude machte Platz für das Entsetzen, was uns schon bald darauf bevorstehen sollte. 

Da passte auf dem Feld an diesem historischen Abend so gut wie nichts. Stürmer, die sich im Weg standen. Bälle, die nicht kontrolliert werden konnten und immer dieses hintenherum. Das kann und wird immer wieder passieren, und ist grundsätzlich ja auch nicht tragisch, wenn unter dem Strich die Ergebnisse stimmen.

Aber an diesem Freitag-Abend war dieses Spiel mehr als tragisch. Es war der ungewollt gefühlt sportliche Schlag ins Gesicht alle derer, die nach langen Monaten endlich wieder ihre Mannschaft im Stadion sehen durften. Sich dafür im neuen Trikot schick gemacht hatten, das Grinsen vor lauter Vorfreude bisweilen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommend.

Und dann das Unerklärliche auf dem Feld….

Es gibt viel zu tun bis Wuppertal. Sehr viel. Auf der langen Rückfahrt wurde vor allem eines: Geschwiegen. Nicht mal mehr mit sich selbst wurde geredet. Vielleicht verstehe ich diese Niederlage erst in einigen Monaten. Glückwunsch an die Mannschaft des SV Straelen, so viel Fairness muss drinsitzen. Und „Feuer frei“ für die chronischen Dauernörgler. In der Szene herrscht heute sicher schon Partystimmung.

AUSWÄRTSSIEG!

Lieferhelden

Die Aussicht, endlich wieder das eigene Wohnzimmer Hafenstraße betreten zu dürfen, versetzt uns alle in kollektive Vorfreude und Aufregung. Dieser eine, kurze Moment, wenn die Mannschaft morgen das Feld betritt, um sich aufzuwärmen, dürfte wieder ein legendärer und zugleich sehr lauter werden. Wie auch schon im Spiel der vergangenen Saison gegen Fortuna Düsseldorf. Sofern die meisten Fans dann schon ihre Plätze im Stadion gefunden und eingenommen haben. 

Man kann sich denken, dass das eine Herkulesaufgabe der Mannschaft hinter der Mannschaft war und weiterhin sein wird, die Hafenstraße erneut den (sich zudem täglich verändernden) aktuellen Gegebenheiten entsprechend vorzubereiten. Allein um das Schachbrettmuster auf die Tribünen zu bekommen, wurde vergangene Saison nicht nur über Tage gearbeitet, sondern auch in Nachtschicht malocht. Und erst die aktuelle Logistik rund um die Dauerkarten: Da konnte ja nicht einfach nur verlängert werden, sondern es musste bei der Platzwahl ganz genau hingeschaut werden, um allen Auflagen gerecht zu werden. Ein wahres Puzzlespiel. Für Damian Jamro als Hauptverantwortlicher Ticketing und ihn unterstützende Kollegen bedeutete das aufgrund der der hohen Nachfrage und weiteren Lockerungen nichts anderes, als vergangenes Wochenende rund um die Uhr zu drucken. Im wahrsten Sinne des Wortes: Rund um die Uhr! Und dann gingen die Karten auch schon in die Post. Da kann man doch nicht meckern, das sind wahre Lieferhelden.

Leider kam es gelegentlich eher semi an, das langjährige „Sofa“ (aka Sitzschale) im eigenen Wohnzimmer nicht mehr in der gewohnten „Hood“ mit der angestammten WG zu teilen, sondern zunächst bei neuen Nachbarn unterzukommen. Das ist eben dem Fakt Schachbrett geschuldet und gilt ja auch nur noch für einige Spiele. Eigentlich ein klassisches Luxusproblem, denn überhaupt wieder dabei zu sein, dass allein sollte doch Freude pur hervorrufen. Die temporäre Versetzung kann man daher doch eigentlich gelassen und emphatisch hinnehmen. Außerdem dachte ich immer, wir sind alle Familie. Da kann man doch locker auch mal andere Verwandte kennenlernen. 

Ich habe ja schon desöfteren dieses so gut wie nie ausgehende Licht in unserem Stadion erwähnt. Aber zu keiner Zeit war ein fettes Dankeschön mehr angebracht, als in diesen Tagen. Die Mannschaft hinter der Mannschaft sorgt schließlich erst dafür, dass die Jungs auf dem Feld fast unbesorgt ihrem Job nachgehen können und im Optimalfall unsere Ovationen dafür entgegennehmen dürfen. Aber die dahinter nimmt man leider viel zu wenig als ebenso wichtig wahr. Mit unserem RWE meinen wir oft nur die Mannschaft. Weil sie hauptsächlich für die Umsetzung unserer sportlichen Sehnsüchte zuständig ist. Sportliche Sehnsüchte kennt man aber genauso auf der Geschäftsstelle und in allen anderen Funktionsbereichen bei Rot-Weiss Essen. Sie deckt sich komplett mit unseren, der Aufstieg ist das Ziel. Zudem ist Rot-Weiss Essen für fast alle mehr als nur ein Job. Das ist oftmals ebenfalls eine absolute Herzensangelegenheit.

Wenn jetzt mal eine Karte nicht sofort den gewünschten Platz ausweist, oder auch gefühlt zu lange auf sich warten ließ. Der Parkplatz noch nicht reserviert werden konnte, oder das Paket aus dem Fanshop noch nicht da ist…usw. usw.: Es gibt fast kein Problem, welches sich bei Rot-Weiss Essen nicht lösen lässt. Mit der gebotenen Geduld natürlich. Außer, es läuft auf dem Feld nicht wie gewünscht. Das können wirklich nur die Trainer und Spieler selbst regeln. 

Apropos Geduld: Wir werden sicherlich morgen beim Einlass ganz viel Geduld aufbringen müssen. Aber das wird schon klappen, und dann läuft es von Mal zu Mal geschmeidiger. Geben wir uns allen einfach die Zeit, uns auch außerhalb des Rasens wieder gut einzuspielen. Außerdem ist Stress auch nicht gut für den Blutdruck. Hafenstraße Essen, wir sind wieder hier. In unserem Revier! 

So schön sind die Reisen niemals gewesen, wie sie in den Augenblicken des Heimkommens sind (Erich Kästner).

Kommenden Freitag dürfte für viele der erste Stadionbesuch seit langen Monaten anstehen. Und möglicherweise stellt sich dem einen oder der anderen die Frage, wie das noch geht, so mit dem Stadiongang. Also ganz langsam und der Reihe nach:

Das Spiel beginnt um 19:30 Uhr. Eine angenehme Zeit, um nach dem Frühstück mal raus zu kommen. 

Man darf natürlich im Jogger kommen. Wenn die Buxe dann auch noch im Fanshop bestellt wurde, reden wir hier von einer klassischen Win-win Situation. Wichtig ist nur, dass man untenherum überhaupt etwas trägt. Was bei Zoom Konferenzen noch durch die Arbeitsplatte gerettet werden kann, kommt im Stadion leider nicht zum Tragen. Daher sollte man also komplett angekleidet erscheinen.

Der Herbst kommt mit aller Macht und es wird abends schon mal frisch. Daher vielleicht lieber den Seidenschal zuhause lassen und schon den Übergangsschal in Balkenoptik umwickeln. Empfehlenswert auch noch der kurze Blick nach unten, bevor die Wohnung verlassen wird: Pantoffel oder Adiletten sind nicht strafbar, könnten aber für frische Füße sorgen.

Die geliebte Fernbedienung muss nicht mitgenommen werden. Der neue Bildschirm ist nicht für Netflix oder Disney+ gedacht, sondern dient als neue Informationsquelle und stellt zugleich ein neues optisches Highlight der Hafenstraße dar. Man kann sich dort also nicht einloggen.

Unbedingt Hartgeld in die Bauchtasche packen. Hartgeld könnte an den Verzehrständen wichtig sein, denn die erste Stadionwurst seit viel zu langer Zeit mit Karte zu bezahlen hat fast was von Frevel und ist wahrscheinlich auch gar nicht möglich. Und vielleicht esst Ihr einfach eine Wurst mehr und gönnt Euch den Extrabecher Stauder. Wir sind beileibe nicht die einzigen, die magere Zeiten durchlebt haben.

Tiefkühl-Pizzen können nirgendwo aufgebacken werden. 

Toilettenpapier hängt wie immer auf den dafür vorgesehenen Toilettenpapierhalterungen. Wer nur noch heimische Feuchttücher gewohnt ist, muss diese selbst mitbringen. Gibt es aber auch in Reisegröße.

Es könnte nach den Monaten der Stille ungewohnt laut werden. Daher empfiehlt der Verband zugelassener HNO`s die Mitnahme von Ohropax, um sich und seine Ohren im Bedarfsfalle zu schützen. 

Wenn sich jemand einen Senflecken einfängt: Senfflecken haben ihren Schrecken verloren. Sie können uns nichts mehr anhaben und gelten ab sofort als Beleg dafür, seinen Verein wieder im Stadion anzufeuern. Übrigens: Wer ungeduscht zum Spiel erscheint, hat in Anbetracht unserer Stürmerqualitäten gute Chancen, frisch (Bier-)geduscht nach Hause zu fahren.

(Und mal ernsthaft: Wir werden uns sicher wieder recht schnell an den „Umstand Stadion“ gewöhnen, der aber in der aktuell abgespeckten Form für viele verständlicherweise nicht die gewohnte Umsetzung der Eigeninterpretation Stadionerlebnis bedeutet. Das gilt es definitiv zu respektieren. Vielleicht können wir es einfach kompensieren, indem wir für alle mitschreien, die mit der Rückkehr noch warten wollen oder schlicht noch keine Karte bekommen konnten)

The End

Seit 1967 quälte sich Jim Morrison mit seiner Band „The Doors“ zumeist am Ende eines Konzertes fast zwölf Minuten durch die von ihm geschriebene musikalische Klagemauer „The End“. Grund für den fatalistischen Singsang war das Verarbeiten einer Trennung. Dieser Song hätte aus Essener Sicht über weite Strecken durchaus die Titelmelodie für das Halbfinalaus gegen den SV Straelen darstellen können. Die Straelener ihrerseits legten spätestens im Elfmeterschießen den Gassenhauer „Shiny Happy People“ von REM auf. Was bedeutet: Der RWE hat sich mit sofortiger Wirkung vom Pokal getrennt, während der SV Straelen nun das Finale gegen den WSV spielen wird.

Vor dem Spiel war der Tenor in Fankreisen ja stets der, dass ein Ausscheiden im Pokal allemal eher zu verkraften ist, als die kleine Chance auf den Aufstieg in irgendeiner Form zu gefährden. Nach dem wirklich schlechten, bisweilen saft- und kraftlosen Spiel unserer Mannschaft stellt es sich zunächst dann doch wieder wie gewohnt dar: Die Pessimisten und Dauernörgler sind mit Abpfiff zur Stelle und schreiben die Mannschaft in Grund und Boden. Manchmal wirkt das, als ob lediglich Textbausteine eingesetzt werden. Schließlich wurde die eigene negative Einstellung endlich wieder bestätigt. Aber, wie sagte schon Robert Lembke („Was bin ich“) seinerzeit: „Pessimisten haben den Vorteil, daß sie seltener enttäuscht werden“. Somit ist der Pessimist im eigenen Haus unfreiwillig wohl auch ein Gewinner dieses Halbfinalspiels.

Was an dieser vermeidbaren Niederlage wirklich ärgert ist weniger, dass man gegen eine mutige Straelener Mannschaft ausgeschieden ist. Das kann im Pokal passieren, dafür ist der Pokal da! Man frage mal in München, Bielefeld, Düsseldorf oder Leverkusen nach. Was hingegen so richtig ärgert ist schlicht die Tatsache, dass dieses Spiel überflüssig viel an eigener Kraft gekostet hat, und man somit auch den SV Straelen zu Überstunden gezwungen hat. Wir werden kommenden Sonntag sehen, ob der zukünftige Pokalfinalist die Euphorie mit in das Spiel gegen ausgeruhte Dortmunder nimmt und auch dort engagiert Paroli bieten kann, oder sich aufgrund der dann doch zu schweren Beine genüsslich auseinandernehmen lässt. Vielleicht aber hat man in Straelen auch etwas falsch verstanden: Bei einem Sieg gegen uns gibt es kein Faß Stauder mit nach Hause. Der Deal gilt erst gegen Dortmund!

Vor allem aber werden wir Sonntag sehen, ob unser RWE die Lehren aus diesem Spiel gezogen hat. Ein ähnlicher Auftritt im Kölner Südstadion und wir brauchen nicht mehr auf das Ergebnis der anderen Begegnung zu schauen, denn dann hat es sich endgültig von selbst erledigt. Vielleicht aber war es dieser berühmte Schuss vor den Bug zur rechten Zeit. Ein „Hallo-Wach“ der unangenehmen Art. Irgendwie aber auch die logische Konsequenz aus den letzten Spielen, ließ der Elan von Spiel zu Spiel merklich nach. Nachvollziehbar in Anbetracht der Vielzahl an Spielen in dieser Saison. Zudem sind hier keine Maschinen am Werke, auch wenn einige dass vielleicht glauben. Dann lieber gegen Straelen als in Köln verlieren.

Was jetzt auf jeden Fall von der Mannschaft erwartet werden darf ist, dass sie sich noch einmal für die letzten drei Spiele zusammenreisst, sich motiviert und alles dafür geben wird um uns zu zeigen, dass der Aufstieg weiter und bis zur letzten Sekunde das erklärte Ziel aller bleibt. Die Saison war so beeindruckend erfolgreich (ja, trotz Ahlen), dass darf nun nicht einfach alles verspielt werden. Drei Endspiele, die gewonnen werden müssen, ohne es selbst in der Hand zu haben, ob es dann auch für den großen Wurf reichen wird! Das ist keine einfach Aufgabe. Aber so ziemlich alternativlos. Also sollte man es auch so angehen, damit wir Optimisten nicht doch noch enttäuscht werden. Und wenn die Mannschaft noch immer nicht weiß, was uns der Aufstieg bedeutet, so kann man ihr nur mitteilen: Alles. Und noch viel mehr!

Unabhängig davon sollte die eigene Herangehensweise an die Aufarbeitung der Saison noch so lange zurückstehen, bis auch wirklich der letzte Pfiff ertönt ist. Dann jubeln im Aufstiegsfalle der Optimist und der Pessimist gemeinsam und alle haben es gewusst. Oder aber der Optimist bricht bei Nichtaufstieg traurig zusammen während der Pessimist zufrieden konstatiert , es doch gleich gewusst zu haben.

Niemals aufgeben RWE, da geht noch was!



Das Bier gewinnt!

Ab heute ist Schluss mit lustig. Die ungestörten Überholmanöver auf dem Tabellenhighway to Hell sind Geschichte: Borussia Dortmund startet wieder in den Trainings- und Ligabetrieb. Mit sicherlich exakt ausgewogener Anzahl an Spielern, um allen Auflagen gerecht zu werden. Fünf Spiele gegen drei Spiele bei zwei Punkten im Voraus: Die Karten liegen weitestgehend auf dem Tisch. Vielleicht sollten wir spätestens Sonntag vor dem zeitgleichen Anpfiff beider relevanten Spiele in Köln und Straelen eine Runde Diazepam für alle schmeißen, um die mittlerweile doch arg strapazierten Nerven in den Griff zu bekommen.

Vorher aber haben unsere Roten noch eine andere Aufgabe zu bewältigen: Heute Abend geht es ab 19:00 Uhr gegen den Sportverein 1919 Straelen e. V im „Europapokal Vier“ (früher mal als Niederrheinpokal bekannt) um den Einzug in das Finale. Das zweite Halbfinale bestreiten zudem der Wuppertaler SV und der MSV Duisburg. Immer öfter nun stellt sich die Frage der Belastungssteuerung unser arg strapazierten Fußballer. Oder der einer möglichen Rotation. Ordnet man das Halbfinale dem Ligaspiel am Sonntag unter oder doch nicht? Und warum hatten wir keinen Frühling?

Wir können sicher darauf vertrauen, dass unser Trainerteam natürlich auch heute auf Sieg stellt, um ins Finale durchstecken zu können. Daher sollten die Körner einmal mehr reichen, um mit den Spielerpässen in die Schnittstelle zu kommen. Im Ernst und abseits der Phrasendrescherei: Heute ist Pokal und der hat seine eigenen Gesetze…

Die Spiele als Freilos im DFB Pokal haben uns allen nicht nur unvergessene sportliche Momente beschert, sondern natürlich auch Bares für rare Zeiten in die Kassen gespielt. In Zeiten der Pandemie ein unverhoffter Baustein, der Rücklagen schafft und Möglichkeiten bietet. Alles in allem ein gern durchlebtes Szenario, welches man auch für die kommende Saison gerne wieder mitnehmen möchte. Somit auch hier: Niemals aufgeben!

Der heutige Gegner aus Straelen übrigens Sonntag der Erste der „glorreichen Fünf“ gegen den BVB und somit auch ein Zünglein an der Waage Aufstieg. Das dachte sich wohl auch das stets rührige Team von jawattdenn und hat sich intern überlegt, wie man Fußballer immer noch am Besten dafür motivieren kann, ein Spiel zu gewinnen. Hier kommt als Ergebnis nach vielen Zoom-Meetings die alte Kreisliga Wahrheit „Das Bier gewinnt“ ins Spiel: Was hat Rot-Weiss Essen, was andere nicht haben? Außer „Alles natürlich“ kommt direkt danach unser gutes Stauder als unschlagbares Argument! Weder in Straelen, Wuppertal, Rödinghausen oder Bergisch-Gladbach gibt es meines Wissens eine eigene Brauerei. Und Homberg als Stadtteil von Duisburg dürfte unter KöPi genug leiden.

Die Motivation war also schnell gefunden, beschlossen und verkündet: Derjenigen Mannschaft, die es schafft, gegen Borussia Dortmund einen Punkt zu holen, winken 50 Liter Stauder. Sorgt der Anreiz Stauder gar für richtig flüssige Beine und solch perlende Kombinationen, so dass es zu einem Sieg gereicht, werden sogar 100 Liter Stauder ausgelobt. Das ist natürlich kein unlauterer Wettbewerb, aber allemal eine Hommage an Fußballligen, in welchen sportliche Dinge im Nachgang stets bei einer Kiste Bier geklärt wurden und hoffentlich bald wieder werden. Die Stutzen dabei schon auf Halbmast, aber noch so hoch, so dass die Schachtel Kippen darin Halt finden kann.

Liest man nun quer durch alle Rot-Weissen Kanäle, so findet sich eine solch breite Unterstützung für die Idee der jawattdenns, so dass die Mannschaften mit Punktgewinnen gegen den BVB ihre Saisonabschlussfeier fast in trockenen Tüchern haben dürften. Von Grillwürstchen über weitere Stauderspenden bis hin zu Zwiebeln ist alles dabei. Da dürfte sich das Engagement auf dem Feld endlich einmal so richtig lohnen. Was ist schon eine Siegprämie allein, wenn man dazu noch die kleine Persönlichkeit bekommen kann? Und natürlich plündert auch „ISDT“ als „Hangaround“ von jawattdenn seine Vereinskasse, und ist mit einer Kiste Stauder im Falle von Unentschieden oder Sieg dabei.

Viel mehr können wir aktuell leider nicht tun, um unsere Mannschaft auf unsere Weise zu unterstützen. Den Fußballgott allein anzubeten bringt gerade auch nicht wirklich viel. Zum einen ist der eh nie da, wenn man ihn braucht, und zum anderen dürfte er schon unter einem unheilbaren Burnout leiden, was seinen Auftrag DFB angeht. Aber, wir sollten nicht nur kritisch sein: Das mit Schalke hat er endlich mal hinbekommen. Wurde ja auch Zeit!

Jetzt geht es in die finale Phase, die allen noch einmal so richtig alles abverlangen dürfte. Auf dem Rasen und vor den Monitoren. Hoffnung im Mai, ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl.

Straelen

Freitag, 16. April 2021: es gab an diesem Tag nicht nur den feuchten Traum aller Fußballvisionäre in Form von RB Leipzig gegen die TSG Hoffenheim, sondern als Bonus obendrauf auch noch den Aufstieg des FC Viktoria Berlin von 1899 in die dritte Bundesliga. Dort, wo wir so sehnsüchtig hinwollen und uns über eine Qualifikation über zweiundvierzig Runden Qualen müssen, hat der 2013 nach Fusion entstandene und 2018 in eine Kapitalgesellschaft umgewandelte Verein ohne taugliches Stadion die Meisterschaft und den Aufstieg nach elf Spieltagen zugesprochen bekommen (Die absolvierten Spieltage hat die Mannschaft übrigens tatswahrhaftig allesamt gewonnen (Diese Anmerkung gebührt der sportlichen Fairness!).

Dafür gratulieren wir ganz herzlich. Klasse Regelung. Endlich mal jemand, dem Corona in die Karten gespielt hat. Dass der FC Viktoria nicht einmal über ein eigenes Stadion verfügt, welches den (stets zu) hohen Anforderungen des DFB entspricht, hat nur insoweit kurz Wellen geschlagen, als dass der viertplatzierte aus Jena in den Sufstiegstopf geworfen wurde, da das dortige Paradies allen Anforderungen entspricht und zudem einem Umbau zu einer reinen Fußballarena entgegensieht.

Es geht also auch relativ einfach, in den Profifußball aufsteigen, anstatt sich wie wir mit einer lästigen Zweitvertretung herumzukloppen, drei Mittel nicht immer den unseren entsprechen. Klar spielen wir beide stets gegen dieselben Gegner und haben es zuletzt manches Mal selbst verdaddelt, aber die Umstände und Untergründe wurden das ein oder andere Mal schon faszinierend in Richtung BVB gelenkt. man erinnere sich nur an das Hinspiel gegen unseren Nachbarn RWO: Der Nebel hat die Führung der Kleeblätter geschluckt und als torlosen „Re-Start“ wieder ausgeworfen. Faszinierend!

Unter der Woche nun hatte Lippstadt einmal mehr positives zu vermelden, so dass es wieder nicht zum Heimspiel gegen den SVL kam. Für die einen kamen wir so wieder aus dem Rhythmus und konnten uns nicht wie erhofft dem BVB annähern. Für die anderen hingegen wurde der seit einiger Zeit unheilvolle Mittwoch umgangen und bleibt das Spiel als optionales drei Punkte Dingen weiter in der Hinterhand.

Bleibt also von der englischen Woche lediglich das Spiel heute und zwar auswärts beim dortigen Sportverein von 1919. Die Kanarienvögel aus dem Kreis Kleve sind in dieser außergewöhnlichen Saison als Neuling ziemlich gut unterwegs und Habens schon stolze vierundvierzig Punkte gesammelt. Das sind nach Adam Riese übrigens elf Punkte mehr als der stolzeste aller stolzen Aufsteiger in die dritte Bundesliga an seinen elf Spieltagen sammeln konnte.

Und wer hätte jemals gedacht, dass wir nicht nur am Samstag alle den Fünfer für den Stream aus Straelen investieren, sonder gleich auch etwas mehr für den sonntäglichen Kick aus Oberhausen hinterher? Ein Wochenende im Zeichen des Kleeblattes sorgt prinzipiell für leichtes Magengrummeln, aber es ist wie es ist: RWO möchte ja eigentlich auch immer nur wie RWE sein, und an diesem Wochenende dürfen sich die Kleeblätter endlich einmal auch so fühlen. Unser Zuspruch ist ihnen gewiss! Was natürlich den Auswärtserfolg der eigenen und wahren rot-weissen voraussetzt. Gewinnen wir das Spiel in Straelen nicht, kann uns das Spiel tags drauf zwischen Emscher und Rhein-Herne Kanal direkt wieder am Allerwertesten vorbei gehen.

Ein Aufstieg nach elf Spieltagen bedeutet natürlich auch, seit ziemlich Anger zeit keine Einnahmen mehr generiert zu haben. Nicht einmal den obligatorischen „Streaming Zehner“. Von unverhofften Einnahmen aus dem DFB Pokal einmal ganz abgesehen. Da wäre einmal eine „Unter dem Strich“ Rechnung der Finanzvorstände aus Essen und Berlin genau interessant: ist def Wunsch und das Füllhorn dritte Liga so groß, so dass elf Spieltage plus monatelanger Flaute besser zu ertragen sind, als zweiundvierzig Spieltage zuzüglich moderater Einnahmen? Aber gut, wir sollten die große Fanbasis des FC Viktoria nicht unterschätzen. Da wurde sicher Millionen im Fanshop umgesetzt.

Leider sind wir aber auch weiterhin nicht bei „Wünsch Dir was“, sondern bei „So Isses“, denn ansonsten hätten die Sympathien im Nordosten natürlich eher einer Mannschaft wie dem FC Carl-Zeiss gegolten denn einer weiteren Vereinigung monetärer Optimierung im Sinne von RBL und Hoppelheim. Deren Spiel endete übrigens mit einem torlosen Unentschieden. Ein passendes Ergebnis, welches sich ziemlich mit dem emotionalen Esprit beider Mannschaften deckt.

Ach RWE, in Anbetracht Deiner fußballerischen DNA kann es trotzdem noch zu einem Aufstieg in dieser Saison reichen. Und wenn es in der sechsten Minute der Nachspielzeit am allerletzten Spieltag ist. Wir können halt nicht einfach. Und somit glaube ich weiter an das Wunder von (der) Bern(e)!

Auswärtssieg!