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Durch Regen und Wind, durch Sturm und Entrüstung.

Sie kam wie aus heiterem Himmel. Augenscheinlich. Und doch hatte das eigene Bauchgefühl schon länger auf diese Meldung gewartet: Christian Titz wird die Hafenstraße verlassen müssen. Und das, nachdem wir unsere Mannschaft monatelang nicht mehr gesehen haben. Nachdem wir und unser RWE monatelang zuallererst um das Überleben als Verein gekämpft und gelöhnt haben. Im Verein hat man sich den Allerwertesten aufgerissen, wurde zum Gesicht der ansonsten Namenlosen in der großen Blase Fußball. Und auch wir haben mehr als nur einen Beitrag geleistet, den Verein auch ohne Spielerlebnis monetär zu unterstützen. Da rutschte die Mannschaft und der Trainer als solches durchaus schon einmal in den Hintergrund, ist doch nichts wichtiger als unser Verein. Rot-Weiss Essen steht über allem. Auch wenn wir gemeinsam nie auf den grünen Zweig kommen: RWE ist trotzdem der Ast, der uns trägt und verbindet.  Dornen inklusive.

Das es aber (glücklicherweise) eine Saison nach dieser so absurden geben wird, brachten die ersten Veränderungen im Kader an den Tag. Irgendwie fehlte mir in dieser ganzen Gemengelage immer der Trainer. Christian Titz fand während Corona gefühlt kaum bis gar nicht statt. Daher wurde sich auch mit seiner Funktion gar nicht weiter beschäftigt. Die Meldungen interner Misstöne aber stets genau so im Hinterkopf wie sein eloquentes Auftreten im Zwiegespräch. Zuzüglich der besten Punktequote seit langer Zeit plus Einwechselglück abzüglich Heimschwäche und Rotationsevolution. Der Mann saß nach außen so fest auf seinem Trainerstuhl wie Helmut Rahn auf seinem Betonsockel.

Intern hingegen gab es möglicherweise einen zweiten Christian Titz. Vielleicht auch sogar ziemlich sicher. Und somit beschloss der Verein, sich von ihm zu trennen und gab dieses am 17. Juni 2020 bekannt. Beiderseits war als Grund für die Trennung die Rede von unterschiedlichen Auffassungen genannt worden. In den Kommentarspalten gaben von nun an die „Titzianer“ den Ton an und brachten ihre Enttäuschung zum Ausdruck. Völlig legitim, so lange annehmbar formuliert. Das Verständnis für die Entscheidung des Vereins hielt sich in hingegen in Grenzen. Na klar, Christian Titz hat uns auf eine Reise mitgenommen, die anfangs eine gar wunderbare werden sollte. Wir haben voll des Lobes geschrieben, Bildchen gebastelt und Hoffnungsschimmer vor Augen gehabt. Auch hier.

Aber irgendetwas unerklärliches war immer mit dabei. Dieses eine Gefühl, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte. Dieses untrügliche Gefühl aus so vielen Jahren beruflicher Erfahrung im pädagogischen Bereich. War es die ständige Rotation oder die unaufhörliche Forderung nach neuen Spielern? Es ist schade, wenn nun ausschließlich den Spielern der schwarze Peter zugeschoben wird, ihnen Unprofessionalität und „Mimimi Mentalität“ vorgeworfen wird, nur weil vielleicht Dinge und Abläufe hinterfragt wurden.  Letztendlich waren es immer die Spieler, die auf dem Platz alles gegeben haben und manch Spiel erst in der Nachspielzeit gedreht haben. Die Fotos der pottendreckigen Trikots dürften wir alle noch vor Augen haben. Das macht nicht nur der Trainer. Das macht auch die Wechselwirkung von Charakteren auf dem Platz und auf den Tribünen. Alles zusammen war Rot-Weiss Essen und war der gute Weg, auf dem wir uns befunden haben. Keiner kann sagen, wie die Saison ohne virale Grätsche weiter verlaufen wäre. Daher helfen auch keine Spekulationen. Fakt hingegen, dass wir uns endlich von diesem bekloppten Verband trennen müssen, den nicht erteilte Lizenzen und dergleichen einen Dreck interessieren.

Christian Titz wirkt wie ein Lehrer, der im Elterngespräch und auf Klassenabenden zu begeistern weiß, von seinen Schülern jedoch unmögliches fordert und sie auch immer wieder spüren lässt, dass sie seinen Ansprüchen niemals gerecht werden. Wie soll man so das Selbstvertrauen aufbauen, was es braucht, um eine Saison knallhart durchzuziehen? Wie soll ich mich stark fühlen, wenn ständig Verbesserungen auf meiner Position gefordert werden? In Anbetracht der ständigen Spielerforderungen durch Christian Titz hat die Mannschaft einen respektablen Job gemacht. Ohne sich wirklich bestärkt zu fühlen, haben die Jungs für das Emblem auf der Brust alles rausgehauen. Das sollte nicht vergessen und honoriert werden. Wenigstens mit der gebotenen Fairness.

Lieber Herr Titz, vielen Dank für Ihre Zeit anne Hafenstraße.  Für Ihren Anteil an der aufkeimenden Hoffnung. Für manch schönen Fußballabend. Bleiben Sie gesund!

Während auf sozialen Medien immer noch im bisweilen bissigen Mit(gegen)einander Argumente ausgetauscht wurden, hat zum einen jawattdenn eine ausgewogenen Einordnung der Causa Titz und zum anderen unser aller Verein einen neuen Trainer präsentiert. Das ging dann ja mal wieder richtig fix. Christian Neidhart heißt er. Und arbeitete bis kurzem im Emsland beim Drittligisten SV Meppen. Das Schalke der Grafschafter. Neuer Trainer bei RWE? Nur kein Neid. Hart genug wird es werden, die Titzianer der Kommentarspalten eines Tages auf den Tribünen wieder hinter die Mannschaft zu bringen. Ich bin wirklich gespannt, welche Auswirkungen der Trainerwechsel nun haben wird. Und vor allem, wann wir das Ergebnis dann auch endlich wieder im Stadion erleben dürfen.

Fakt aber: Es war nicht alles Titz was glänzte. Die Aufbruchstimmung im Verein basierte auf vielen Säulen. Und diese Säulen sind noch da. Auf wenn es aufgrund der (ist die jetzt eigentlich schon beendet?) vergangenen Saison wirklich und verständlicherweise schwerfallen mag: Es geht den eingeschlagenen Weg weiter. Mit einer guten Mannschaft. Mindestens!

Und dann gab es ja noch dieses wunderprächtige Sondertrikot: Hier hingegen gehört mal so richtig Kritik geäußert, wurden doch die Emotionen, die ein solches Trikot hervorruft, arg unterschätzt. Und auch der Begriff „Limitiert“ war irgendwie fehl am Platz. Limitierte Trikots in diesem Fall hätte es vielleicht 100 Stück geben dürfen. Zum Preise von 1907€, übergeben von Willi Lippens am Rahn Denkmal mit Knutscha von Frau Rehhagel usw. Ich kann verstehen, dass sich die stolzen Besitzer der ersten Rutsche nun vielleicht ihrer Exklusivität beraubt sehen. Aber, ich hätte auch gerne eines dieser Trikots und freue mich nun über eine zweite oder gar dritte Chance. Ein gelungenes Trikot ist immer mehr als nur ein Stück Stoff. Es ist Geldausgabe und Gefühl zugleich, wobei letzteres überwiegt. Es sollte für alle machbar sein.

Es ist also nun wie es ist. Rot-Weiss Essen hat einen neue Trainer. Mal wieder. Herzlich willkommen Christian Neidhart. Wir werden sehen.

An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser (Charlie Chaplin).

Es sind schwierige Tage für alle. Dieser Virus, der noch vor wenigen Wochen so weit weg war, erreicht nun auch unseren Alltag. Ist spürbar, messbar und verleitet zu Übersprungshandlungen aller Arten. Die Verbreitung muss gestoppt werden, dass gebietet allein der gesunde Menschenverstand. Demzufolge ist es nur richtig, dass auch das angedachte Spiel des RWE gegen den Nullvierten Fußballclub aus Gelsenkirchen abgesagt wurde. Dass es mehr Sinn macht, Spiele gänzlich abzusagen, anstatt sie vor leeren Tribünen auszutragen, haben die Beispiele in Gladbach und Paris gezeigt: Dem rationalen Denken nicht mehr mächtig, sobald es um das Allerheiligste geht, haben sich die Fans eben vor dem Stadion einander angenähert und Fackel gezeigt. Grundsätzlich löblich, aber leider der falsche Ansatz. Verbreitung vermeiden bedeutet viele Menschen auf einem Fleck zu meiden. Und nicht Nudeln kaufen. Warum eigentlich Nudeln? Was ist mit Reis? Der hält auch ewig! Und aus der beruflichen Praxis kommend, darf ich sagen: Wascht Euch die Hände. Desinfektion zu horten hilft da nicht wirklich weiter. Ganz normale Handwäsche mit Seife ist wesentlich effektiver. Ehrlich!

Was aktuell weiterhelfen kann, darüber streiten sich die Gelehrten und wie immer auch die Kommentarspalten. Man sollte letztere übrigens meiden wie aktuell Menschenansammlungen, denn sie könnten auch ansteckend wirken. Es bedarf jetzt einfach die gebotene Gelassenheit der Gemeinschaft; es bedarf Empathie und Ruhe. Ruhe also auch im Stadion Essen vergangenen Samstag. Ein Wochenende ohne Heimspiel für die vielen Fans der Rot-Weissen, und ein Wochenende ohne Einnahmen für alle anderen. Ein Wochenende ohne Punkte zudem. Die Regionalliga 2019/20 gefühlt eine ganz fürchterliche Saison, denn wann läuft ein Spieltag eigentlich noch normal ab? Wattenscheid geht das Geld ganz aus, Wuppertal gefühlt jede Woche. Verl hat ständig Wetter, die beste Mannschaft kein Umfeld. RWE hat Zuschauer ohne Ende, aber auswärts selten spieltaugliches Gelände.

Eigentlich war ja auch vor dem „Hustensohn“ alles schon sehr kompliziert. Nun ist es für viele Vereine nicht mehr nur kompliziert, sondern geradezu existenzbedrohend. Die Bayern und BvB`s dieser Fußballwelt, die werden das durchstehen, möglicherweise mit der Konsequenz, mal auf einen Millionentransfer zu verzichten; Ebenso der Verein aus Gelsenkirchen, der auch bei noch so vielen Schulden Jahr um Jahr durchgewunken wird. Aber was ist mit den kleinen Vereinen, und vor allem: Was ist mit den Menschen, die in und für diese Vereine arbeiten? Die an Spieltagen unsere Frikadelle bruzzeln und das Bier zapfen? Die bei Wind und Wetter die Fahrzeuge einweisen oder mit Ordnerweste vor dem Block stehen. Es geht also nicht nur primär um den Verein als solches. Es geht auch um denjenigen, um diejenige, dessen/deren Lebensunterhalt gefährdet ist, wenn vielleicht 450€ im Monat wegbrechen. Es geht um den Fußballer in unteren Ligen, der auch seine Fixkosten zu zahlen hat. Ach, es geht um so viel. Aber trotzdem und zuallererst geht es um die Eindämmung!

Deshalb wäre es eine gute Sache, wenn der DFB wirklich ein finanzielles Unterstützungsprogramm auf den Weg bringen würde, welches die monetären Folgen für alle Beteiligten etwas abpuffern könnte. Angenehmer Nebeneffekt: Der wirklich kritikwürdige DFB könnte sich inhaltlich auch mal wieder in die richtige Spur bringen. Allerdings dürfte sich Hilfe nicht wie ein Schwall über wenige ausbreiten, sondern sollte nach dem Gießkannenprinzip über alle verteilt werden, die monetärer Hilfe bedürfen. Machen wir uns nichts vor: Die Saison wird wohl nicht zu Ende gespielt werden, und es sollte einen Plan B geben. Was auch immer der bedeuten könnte. Marcus Uhlig hat kürzlich vorgerechnet, welche Konsequenzen es in Summe für unseren Herzensverein haben kann, und jene Summe hat mich ängstlich stocken lassen. So ist das eben, wenn Du als Verein von Zuschauern und nicht (nur) von TV Geldern abhängig bist: Bei Geisterspielen rollt der Rubel trotzdem, weil genug Konsumenten die Glotze einschalten. Bei RWE aber, da musste den Arsch hochbekommen, um den besten Fußball zu sehen. Und mit diesem Arsch finanziert man eben auch diesen wunderbaren Verein. So einfach ist das!

Rot-Weiss Essen lebt in großen Teilen (Danke an alle großen und kleinen Sponsoren)  durch die vielen Fans im Stadion, während die Bundesliga mittlerweile auf diese verzichten kann, um zu überleben. Kurioserweise kann auch der SC Verl ohne Zuschauereinnahmen überleben. Aber, dass ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Es wird also nicht mehr gespielt. Der Kampf auf dem Rasen und den Tribünen; manchmal auch der hinter den Kulissen, er ist dem Kampf gegen einen Virus gewichen, für dessen Bekämpfung ein probates Gegenmittel noch nicht erfunden wurde. Wir können aktuell nur atemlos zusehen, was er mit uns anrichtet und den Empfehlungen Folge leisten. Und das sollte man auch tun! Alles andere ist albern, peinlich und fahrlässig. Und noch etwas können wir tun: Wir können der Gesellschaft helfen, indem wir uns um unsere Mitmenschen kümmern, die vielleicht gerade besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Ein Zettel im Hausflur mit dem Angebot, für diejenigen einzukaufen, die nicht so gut zu Fuß sind, wirkt Wunder. Ein „bleiben Sie gesund“ sorgt für ein Lächeln und die Erkenntnis, dass auch ein Buch bei guter Musik etwas herrliches sein kann, für viel Reduktion.

Und trotzdem sind da natürlich auch diese eventuellen Forderungen, die im coronarem Raum stehen: Ein Dauerkarteninhaber hat für eine ganze Saison bezahlt, nicht nur für zwei Drittel. Was also, wenn manch einer der geneigten RWE Dauerkarteninhaber bei abgebrochener Saison Schadensersatz fordert? Keiner kann es ihm verdenken, keiner wäre deshalb böse.. Aber ich würde mir trotzdem wünschen, dass ein solches Szenario wirklich nur so wenig wie möglich eintreten würde. Ein Hoch auf das Konjunktiv! Für den „Hustensohn“ kann selbst der RWE doch nichts! Im Gegenteil: Wir sollten uns  also überlegen, wie wir dem RWE auch ohne Spiel zu Einnahmen verhelfen, um auch in der kommenden Saison noch feste zubeißen zu können: Die Mitgliedschaft ist eine solche Option. Ebenso wie die Sichtbarkeit des eigenen Namens auf der „alte Schule Anzeigentafel“. Natürlich kann man auch online den RWE Fanshop leerkaufen, und ebenso natürlich auch zugleich den Paketboten schützen, indem man einen alternativen Übergabeort vereinbart.

Ach, hätte ich doch einen Bestseller geschrieben, und nicht nur 111 Gründe, den RWE zu lieben….dann könnte ich mit einem signierten Buch bei einer privaten Lesung viel Geld verlangen und dieses dem RWE zugute kommen lassen. Aber vielleicht fällt mir trotzdem noch etwas ein, um meinen Verein im bescheidenen, machbaren Rahmen zu unterstützen. Um daran teilzuhaben, Rot-Weiss Essen fit zu halten. Um keinem Virus dieser Welt zu erlauben, einen großen Teil des eigenen Lebens zu nehmen. Es gibt eine Zeit nach dem Hustensohn. Und dann wird es auch wieder RWE auf dem grünen Rasen geben. Wird es all das geben, was wir mit RWE verbinden, was wir an RWE lieben und was wir RWE zu verdanken haben. Aber, bis es wieder soweit sein wird; bis wir wieder auf der Hafenstraße flanieren und staudern werden….bis dahin müssen wir aus- und durchhalten. Es ist wie es ist!

Bleibt gesund und kauft realistisch ein.

„Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck“!

Es sind nicht immer die spannenden und toll anzuschauenden Fotos während der neunzig Minuten, um die aktuelle Gesamtgemengelage einer Mannschaft darzustellen. Hochwertige Einblicke in die Dynamik unseres so geliebten Fußballs allemal; aber sie zeigen das Spiel an sich und nicht das Zwischenmenschliche innerhalb einer Mannschaft. Wie sollten sie das auch können. Dafür gibt es die Fotos zwischen den Zeilen.

Die Fotos, wenn der Ball ruht; das Spiel kurz bevorsteht oder die Minuten danach. Schöne Minuten des gemeinsamen Jubels oder traurige Minuten nach einer Niederlage. Diese Fotos zwischen den Zeilen: Auch sie einer der vielen Kernkompetenzen der Fotografen, die für „Jawattdenn“ Spieltag für Spieltag einfangen. Seit dieser Saison dürften diese ihren ehrenamtlichen und unermüdlichen Einsatz am Auslöser so richtig mit Freude ausüben, durften sie bislang doch nur strahlende Rot-Weisse ablichten. Die Sonne scheint uns direkt aus dem Allerwertesten mitten in das Objektiv und öffnet geradezu das Herz der Hafenstraße.

Dieses „raue Pflaster“, welches nicht wirklich zimperlich mit seinen Helden umzugehen vermag, verrichten diese ihren Job nicht hart und erfolgreich zugleich. Dieses „raue Pflaster“ wird gerade fast zu einem Ort der Gemeinsamkeit, des Miteinanders und aktuell gelebter Herzlichkeit! Kehrt zurück zu den Wurzeln, zu diesem „Ihr für uns und wir für Euch“. Unter den Fans, gerade älteren Datums, platzen gerade reihenweise Knoten, werden Böcke umgestoßen und Kühe vom Eis geholt. Da wird auf den Rängen mindestens genau so malocht wie auf dem Rasen. Die Fußballunterschicht macht sich momentan mal wieder schick und begibt sich auf eine gemeinsame Reise, die in punkto Hoffnung auf was Besseres vielleicht länger anzuhalten vermag als noch vergangene Saison.

Genießen wir also den Augenblick und bleiben optimistisch, auch wenn mal ein Rückschlag kommt. Denn erst dann wird sich der wahre Wert des neuen Miteinanders zeigen. Aber, zurück zu den Fotos zwischen den Zeilen: Mein Lieblingsfoto der aktuellen „Jawattdenn“ Strecke ist jenes, wo ein versonnen dreinblickender Trainer auf dem Rasen inmitten einiger Kinder und Jugendlicher sitzt und lächelnd dem Treiben auf der „West“ zuschaut. Vielleicht auch darüber schmunzelt, wie sich ein Marcel Platzek so auf dem Vorsängerpodest macht. Ein feines Gespür der dort ihren Job verrichtenden übrigens, „Platzo“ hochzubitten. Schöne Geste für einen Spieler, dem aktuell etwas das Fortune fehlt.

Andere tolle Fotos zeigen, dass dort schon eine Mannschaft inmitten vieler Kindern auf dem Rasen sitzt als lediglich eine Belegschaft, die erst vor kurzem gemeinsam die Arbeit aufgenommen hat. Es scheint zu stimmen. Es wirkt entspannt. Spannend dann aber vor einem Spiel die jeweilige Aufstellung. Christian Titz hatte bislang noch in jedem Spiel eine Überraschung parat und rotiert bisweilen mit einer Verve, so dass man ihn fast für einen Vertreter der Rotarier halten könnte. Aber, der Erfolg gibt ihm Recht und da die frischen Spieler auch noch in schöner Regelmäßigkeit treffen: Das riecht nach Geheimrezept.

Kein Geheimrezept dagegen gab es auf der „West“, als der verdiente Glückwunsch an 15 Jahre „Jawattdenn“ präsentiert wurde. Keiner konnte doch ahnen, dass justament ein Tor für den RWE fiel und die Glückwünsche somit schwer zu halten waren, da alles durcheinander purzelte. Und doch war es das beste Geschenk, was diesem Fanzine zuteil werden konnte: Glückwunsch plus Tor! Danke „Jawattdenn“ für die vielen Jahre! Es gibt wohl kaum einen anderen Verein, der eine solch Konstante als Fanzine vorzuweisen hat. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Ein Erfolgsdingens ist Jawattdenn bei weitem nicht, gab es vorzugsweise schmerzhaftes zu berichten. Dies also auch ein Geburtstag, der Anlass dazu gibt, dass unser aller RWE endlich wieder auf die positive Seite des runden Leders zu kommen scheint. Dass sich aktuell etwas anbahnen könnte, was momentan ja auch diejenigen mitbekommen, die professionell über den Fußball berichten und sich auch den unterklassigen Fußball gerne als eigene Nische auf die Fahne schreiben.

So gab sich am vergangenen Freitag gegen den Nachbarn aus Wattenscheid ein Team von Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs an der Hafenstraße die Ehre. Der Kontakt gestaltete sich sehr nett, das Bekenntnis auch zur Liga 4 wirkte sehr ehrlich. Bleibt allein die Tatsache, dass sich „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ nach diesem Abend in „Zeiglers waren in der wunderbaren Welt des Fußballs“ umbenennen möchte.

Es ist halt aktuell alles ein wenig verklärt, so rund um die Hafenstraße. Man mag es noch nicht richtig glauben, dass uns eine wirklich gute Saison bevorstehen könnte. Denn trotz aller momentaner Euphorie gilt es noch viele, viele enttäuschte Fans zurückzugewinnen. Eine ganze Dekade lang wurden Fans verloren. Gewinnt man diese nun sukzessive zurück, dann könnte dauerhaftes „fünfstellig“ auf den Tribünen bei anhaltendem sportlichem Erfolg keine Utopie bleiben. Holt der Verein jemals alle zurück und begeistert zudem neue Fans für dieses wundervolle Emblem, das kannste Dir nicht ausdenken. Aber noch ist es lange nicht soweit! Zuvor wartet kommenden Sonntag ein weiterer Nachbar: Einmal mehr geht es nach Oberhausen, in dieses für Gäste eher leider ungastliche Stadion. Was helfen könnte, wären mal wieder wieder drei Punkte dort.

Das wird ein weiteres, spannendes Wochenende. Ein Wochenende, an welchem man sogar Tupperwal die Daumen drückt. Was soll man sagen: Nur der RWE!

Wenn Wolken die Sonne verbergen, gibt es immer irgendwo einen Silberstreifen, der mich ermahnt, nicht aufzugeben.

Gut, vorab zwei Dinge: Aktuell gibt es leider keine Wolke, die auch nur ansatzweise die Sonne verbergen könnte. Also müssen wir uns den Silberstreif am Horizont denken. Und, wir haben das Buch zu diesem Zitat auch nicht gelesen, wissen aber, dass es um zwei Menschen geht, die fest an ein Happy End glauben. Soooo, und damit haben wir endlich die Brücke zum heutigen Saisonauftakt unserer Rot-Weissen geschlagen! Wir wissen natürlich nicht, ob uns diese Saison endlich einmal ein sportliches Happy End im Sinne einer bis zum letzten Spieltag spannenden Saison bescheren wird. Aber, der RWE hat in den letzten Wochen und Monaten etwas fast unmögliches geschafft und die sportliche Lethargie der letzten Jahre in nicht mehr zu erwartende Vorfreude umgewandelt. Kaum zu glauben und fast auch schon ein Happy End an sich! Man ist im Verein felsenfest davon überzeugt, dass es besser wird. Dass es klappt mit der neuen Mannschaft. Auch wenn der Felsen noch nicht so fest stehen könnte, wie wir es vielleicht direkt von Anbeginn gerne hätten. Der wird noch manches Mal wackeln.

Die Saison 2019/20, sie kann so starten wie eine Autofahrt durch eine Niederländische Kleinstadt nahe Gronau/Westfalen: Alle zweihundert Meter gilt es irgendwelche Drempel zu umfahren oder irgendwie drüber hinweg zu kommen. Andauernd wird abgebremst, geschaltet, geflucht und wieder Gas gegeben. „Let op! Drempels“. Irgendwann kommt man dann trotzdem ans Ziel. Sie kann natürlich auch furios, elegant oder gar gruselig beginnen. Das sehen wir dann heute Abend nach Abpfiff. Aber dieses lange nicht mehr gekannte kribbeln, diese Lust darauf, dass es endlich losgeht. Dieser Widerspruch zu den letzten Jahren, wo es leider nur kribbelte, wenn es aufhörte! Das ist rational eigentlich gar nicht zu greifen. Schließlich wurden dermaßen viele handelnde Personen ausgetauscht, so dass wir ja noch gar nicht wirklich wissen, wen wir nachher anzufeuern gedenken. Und doch ist da dieses irrationale Gefühl, dass dieses Jahr eine Mannschaft aufläuft, die richtig Bock auf uns und die Hafenstraße hat. Zudem schon ohne Pflichtspiel etwas ausstrahlt und sich wohl nicht mehr einfach den Senf  von der Frikadelle nehmen lassen will. Das wird richtig spannend nachher, denn auch die Jungborussen wollen ja noch was werden.

Nach der Saison ist vor der Saison, mal frei nach Herbergers Sepp. Für manch einen war es aber trotzdem die letzte Saison, hat man doch einfach den Papp auf, glaubt nicht an sportliche Besserung. Das ist absolut zu respektieren und nachzuvollziehen. Vielleicht kann man diese enttäuschten Fans sukzessive durch entsprechende Leistungen und ansprechendem Einsatz auf dem Feld zurückgewinnen. Wenigstens ein klein wenig wieder neugierig machen. Denn eigentlich warten doch alle nur darauf, dass ihr Verein sie endlich wieder an die Hafenstraße zurückholt.

Die vergangene Saison war auch die letzte für einen von uns, der sich auch die neue niemals im Leben entgehen lassen hätte. Am 19.07. ist Günter Barchfeld verstorben. Ich war sehr traurig, als ich davon erfahren habe; aber mittlerweile ist es so, dass ich hier mit einem Lächeln sitze, wenn ich an ihn denke. Es ist nicht nur ein Lächeln, sondern zugleich auch ein warmes Gefühl, welches sich auftut, denkt man an diesen wunderbaren Menschen. Schon optisch ein Sympath vor dem Herrn, bestach Günter Barchfeld stets durch seinen Witz und die unvergleichliche Art, seine Anekdoten zu erzählen. Er wird uns fehlen, ebenso wie auch der fast zeitgleich verstorbene Reinhard Rudnick. Ich glaube aber, dass es sich wie in einem bekannten Trauerspruch verhält: „Wenn ein Mensch stirbt, dann ist das so, als verschwände ein Schiff hinter dem Horizont. Es ist immer noch da, wir sehen es nur nicht mehr“. Günter und Reinhard, sie sind wie alle anderen von uns gegangenen noch da;  bekommen nun auf eine andere, uns noch unbekannte Art, die kommende Saison mit. Jubeln und leiden mit uns. Singen den Oppa und Adiole.

Zwischen Oppa und Adiole ist ja immer auch die Zeit für einen weiteren, ebenfalls ganz besonderen Menschen, uns mit Mikrofon in der einen und Zettel in der anderen Hand, einiges anzusagen. Manchmal auch die Wacht, läuft es auf den Tribünen nicht ganz rund im Eckigen. Davor und danach natürlich auch. Stadionsprecher sein (ehrenamtlicher) Job und Walter Ruege sein Name. Und dieses mit dem heutigen Spiel seit nunmehr vierzig Jahren. Meine Güte, vierzig Jahre Stadionsprecher bei Rot-Weiss Essen: Viele Regierungssprecher werden wohl weniger schicksalhaftes erlebt haben, als Walter Ruege in seiner langen Karriere. Die Sprecherkabine sein Zuhause, seine angenehme Stimme unsere Heimat. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Jubiläum der ganz besonderen Art.

Es gibt also auch ohne Spiel schon viele emotionale Momente rund um den heutigen Saisonauftakt an der Hafenstraße. Und wenn es nur das erste Würstchen am Hafenstübchen oder das Wiedersehen mit länger nicht gesehenen Tribünennachbarn ist. Emotional alleine schon die Wucht der Zahl an Fans, welche wohl heute dem Spiel beiwohnen werden. Fünfstellig wird es werden, trotz Urlaub. Unfassbar. Alle bekloppt!

Ich bin aufgeregt. Rot-Weiss Essen: Mehr als alles andere! Es geht wieder los. Wie es immer wieder losgehen wird. Aufgeben gilt nicht.

 

Rucksack? Tonne!

Schon vor der letzten Saison hatte Marcus Uhlig im Rahmen eines kleineren Zusammentreffens seine Meinung kundgetan, dass es, sinngemäß, endlich an der Zeit sei, „Lübeck“ zu vergessen. Dass es sich nicht mehr lohnt, sich daran abzuarbeiten! Sondern nur der Blick nach vorne zählt, um unser aller RWE auch sportlich wieder nach vorne zu bringen. Zugegebenermaßen war ich fast pikiert ob dieser Einstellung, denn es lässt sich weiterhin doch so trefflich leiden, geht es um diese verdammten letzten 90 Minuten an diesem verdammt heißen Tag jener verdammten Saison. Verdammt nochmal, ich bin damit einfach nie fertig geworden. Weil dieser Tag sportlich bis heute nie wieder repariert wurde. Die wundervolle NRW Saison einmal ausgenommen. Aber, irgendwie zählt die nicht im Kontext Lübeck. Wie dem auch sei: Es gab nun scheinbar wenigstens einen Verantwortlichen im Verein, für den Lübeck abgehakt ist; der ausschließlich nach vorne schaut.

Sicher auch ein Muss für ihn, denn er ist nun der Boss. Also nicht der natürlich, der bleibt einmalig, aber eben unser aktueller Chef. Und als solcher musste er natürlich auch durch die letzte Saison. Gemeinsam mit uns allen. Fand diese sportlich wohl genau so suboptimal wie wir alle, konnte trotzdem aber im Hintergrund Sponsoren davon überzeugen, hier und jetzt nicht abzuspringen. Neue gewinnen. Also da sach ich mal: Chapeau Herr Uhlig! Sollte ja auch mal erwähnt werden. Von nix kommt schließlich nix! So, das also der eine „Entscheider“ mit dem Schuss Optimismus, welcher uns schon lange abhanden gekommen ist. Und nun haben wir tatsächlich einen Zweiten hinzubekommen: Den auf sportlicher Ebene. Und auch Christian Titz macht aktuell ganz viel richtig in seiner noch so jungen Amtszeit. Und das, obwohl noch nicht ein Pflichtspiel stattgefunden hat. Gemeinhin werden Trainer ja zuallererst und völlig zurecht an Ergebnissen gemessen.

Bei Christian Titz stellt sich das aktuell ein wenig anders dar. Er überzeugte bisweilen besonders durch seine Interviews. Natürlich muss er sich nicht mehr dem Mediengewitter stellen, wie es in seiner Zeit beim HSV noch der Fall war. Aber, vielleicht ist dieser kleinere Rahmen das Geheimnis, welches die Einstellung des Trainer und Menschen Titz offenbart, die uns gerade erstaunt und für unbekannte (Vor-) Freude sorgt. In angenehmen Sprech erzählt Christian Titz u.a., dass nicht Trainer und Spieler einen Verein ausmachen, sondern all die Menschen, die diesen Verein leben. Nicht, dass wir das nicht wüssten, aber diese Demut vor dem Verein als Institution von einem zu hören, der auch mal wieder gehen wird, während wir immer bleiben: Das tut gut und zeigt das Bestreben, für den RWE und seine Menschen zu arbeiten, nicht nur für den eigenen Lebenslauf.

Dann, ja tatsächlich dann kam ein Statement, welches nun gänzlich überraschte: Aufkeimende Euphorie begrüßt der Titz, kein Witz! Und ich dachte noch hier, lass uns mal nicht euphorisch werden, dass geht wieder nach hinten los. Euphorie sieht Christian Titz also als Motor, nicht als Hemmschuh. Er will den Rucksack abschnallen, von dem gefühlt alle Vorgänger erzählten, lief es auf dem Platz nicht rund. OK, im Pott ist die Bauchtasche eh mehr gefragt als ein sperriger Rucksack. Packen wir also Lübeck in den Rucksack, schnallen diesen endlich ab und kloppen ihn in die Tonne…..

Schickimicki.

Ja nee, geht gar nicht hier. Stand ja auch so vergangenen Sonntag in der „Welt am Sonntag“. RWE goes WamS. Eine solch große Seite als Verein & Viertligist in einer überregionalen Sonntagszeitung zu bekommen ist schon eine schöne Sache. Nennen wir es aktuell den Titzeffekt. Inklusive einiger leider falsch recherchierten Fakten: Natürlich gab es kein 2003er Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen. Und das man von der „Rahn“ die Turnhalle des nördlichen Nachbarn sehen soll, also ich weiss nicht. Selbst wenn es so wäre….das interessiert hier definitiv nichts und niemanden.

Was aber interessiert ist die Tatsache, dass nach diversen Leistungstests im Vorfeld heute das richtige Training für die kommende Saison aufgenommen wurde. Von über zweihundert Fans beobachtet übrigens. Das Interesse also schon wieder auf Pegel 97a. Der Kader mittlerweile  fast komplett; einem einem wilden Vorstellungsritt der letzten zwei Tage geschuldet. Somit umfasst der Kader aktuell vierundzwanzig Spieler. Oder auch: Achtundvierzig Beine für ein Halleluja. Möglicherweise können aber noch zwei bis drei Spieler hinzustoßen, so der Trainer an seinem ersten Hüttenabend im so sehr geschätzten Fanprojekt.

Bei so viel neuen Namen doch noch einmal der kurze Blick zurück: Der Baier Benni mittlerweile in seiner Heimat Aschaffenburg bei der dortigen Viktoria unter Vertrag genommen; sehr schön! Ich würde mich ja beispielsweise auch sehr freuen, wüsste ich, dass Timo Brauer gut unterkommt. Ich hoffe, alle Ehemaligen finden ihr sportliches Glück. Woanders ist auch Fußball.

Es fällt nun schwer, eine kompetente Meinung zur neuformierten Mannschaft abzugeben. Dafür habe ich auch zu wenig Ahnung vom Fußball, um hier ein „Urteil“ zu fällen. Also Ahnung im Sinne von Spielerbeurteilungen. Das steht mir nicht zu. Das Gefühl sagt mir aber, dass trotz Trainerwechsel inmitten der Spielerakquise eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spieler gefunden wurde, die zusammen passen könnte. Auch wurden die einzelnen Mannschaftsteile auf dem Papier sinnvoll verstärkt und wurde sich um die U23 Regel gekümmert. So stellt es sich mir da, so lesen sich die Kommentare und so drückt es sich in dem zarten Pflänzchen Hoffnung aus, welches aktuell überall zu spüren ist. Sich auch in dem bisherigen Stand der verkauften Dauerkarten widerspiegelt. Manchmal ist schon Euphorie zu spüren. Gut, dass sind dann erfahrungsgemäß aber auch die ersten, die nach zwei Spieltagen schon wieder alles schwarz sehen. So geht Hafenstraße nun mal.

Das wird sicher auch noch der Trainer erfahren, der immer noch die Verpflichtung mit der aktuell größten Aufmerksamkeit ist und wohl auch  bleiben wird. Möglicherweise ein Pluspunkt für die Spieler, nicht so sehr im Fokus zu stehen. Ich bin nun sehr gespannt auf den Fußball, den wir zukünftig zu sehen bekommen. Mit Spieltitz zum Spititzenreiter? Oder doch die selbe Prozedur wie jedes Jahr? Wir werden es sehen.

Wann kommt der Spielplan raus?

Cappeln-Hagelage Ost

Es ist 23:30 Uhr auf dem Rastplatz Cappeln-Hagelage Ost auf der A1, halbe Strecke zwischen Essen und Hamburg gelegen. Sanfte Nebelschwaden ziehen über die angrenzenden Felder, die Trucker sich ihr Schlafshirt an. Die letzte Zigarette ist geraucht, der letzte Smalltalk gehalten. Es gilt die Ruhezeiten einzuhalten, bevor es wieder auf die Bahn gehen darf. Keine außergewöhnlichen Vorkommnisse also. Somit bekommt auch keiner mit, dass ein Wagen mit Essener Kennzeichen leise auf den Rastplatz rollt und die Lichthupe zweimal betätigt (Gut, dass man sich vorher auf zweimal geeinigt hat, denn eintausendneunhundertundsiebenmal wäre für ein Geheimtreffen dann doch des Guten zu viel gewesen). Aus dem Dunkeln heraus blinkt nun ebenfalls zweimal die Lichthupe, und wie von Geisterhand gesteuert rollt aus dem Unterholz ein Fahrzeug der gehobeneren Klasse mit Kennzeichen HH dem Wagen mit Essener Kennzeichen entgegen.

Ein Fenster öffnet sich langsam und ein leises „Marcus?“ ist zu hören. Gegenüber geht eine Autotür. Ein Mann steigt aus, schüttelt sich vom langen Sitzen vergeblich die vierte Liga aus den Beinen und antwortet ebenso leise „Christian?“….

Natürlich hat sich die erste Kontaktaufnahme zwischen unserem neuen Trainer Christian Titz und Marcus Uhlig so nicht zugetragen. Und nein, es stand auch nicht schon seit fast dreizehn Tagen fest, dass Karsten Neitzel seines Amtes enthoben werden würde. Man schätzte Karsten Neitzel und seine Arbeit an der Hafenstraße, wusste um einen Trainer, der fachlich wie menschlich durchaus zu den besseren der letzten Dekade an der Hafenstraße gehört hat. Dummerweise konnten die Ergebnisse dieses nicht belegen und  rutschte ihm auch der ein oder andere etwas unglückliche Satz heraus. Das emotionale Umfeld an der Hafenstraße leicht verärgernd. Die Punkte, diese untrügliche Kennziffer erfolgreichen Arbeitens, sie stimmten einfach nicht mehr mit den Ansprüchen überein. Zu wenig davon wurden unter Karsten Neitzel erreicht. Und das nach dem so erfolgreichen Saisonbeginn.

Trotzdem hatte man weder einen neuen Trainer auf dem Schirm, noch die Absicht, den alten von seinen Pflichten zu entbinden. Gleichfalls aber sah man schon die Stimmung der letzten Saison; sah die Unzufriedenheit auf den Rängen, die sich immer öfter auch in dem einfachen Reflex „Trainer raus“ Gehör verschaffte. Eine verfahrene Situation für alle im Verein, dreht man doch gerade im Kader alles auf Links, hört dazu die Wünsche und Vorstellungen des Trainers. Und kein Witz: Auf keiner Rechnung stand bislang der Titz!

Es werden schwere Stunden gewesen sein, in welchem die Erkenntnis gereift ist, dass der „Rucksack“ auf Karsten Neitzels Rücken für 2019/20 vielleicht ein doch zu schwerer sein könnte (Wir alle schleppen dieses unförmige Teil seit „Lübeck“ mit uns herum, wissen wie schwer es wiegt).  Wer auch immer jetzt den Namen Christian Titz in das Rot-Weisse Spiel gebracht hat….ich weiss es nicht. Was ich weiss ist, dass es eine Option war, die sich ziemlich plötzlich und unerwartet ergeben hat. Es gab keine Verhandlungen im Vorfeld mit Christian Titz, während fröhlich weiter mit Karsten Neitzel geplant wurde. Es hat sich alles auf eine Schnittstelle zugespitzt, an welcher fast zeitgleich eben jene zwei Entscheidungen getroffen wurden. Manchmal ist das halt so, und hoffentlich endlich zum Wohle von Rot-Weiss Essen (und somit von uns allen, denn wir sind der RWE!)!

Lieber Karsten Neitzel, es hat auch bei Ihnen nicht sein sollen. Wer weiss, bei wem es überhaupt eines Tages passieren wird. Auf jeden Fall danken wir Ihnen für die Zeit an der Hafenstraße.

Christian Titz also nun der amtierende Trainer an der Hafenstraße. Ja, was soll man dazu sagen? Medial als Königstransfer; als Kracher, Transferhammer und Lösung für fast alle Probleme gehandelt, die ein viertklassiger Verein eben so haben kann. Ich musste ihn erst googeln…. fand ihn aber sehr sympathisch in der Pressekonferenz und auch seine berufliche Vita gibt durchaus Anlass zur Hoffnung, mal etwas längerfristig auf der Trainerposition denken zu dürfen. Lieber Herr Titz, herzlich willkommen anne Hafenstraße. Machen Sie sich unsterblich. Keiner kann vorher erahnen, was sportlicher Erfolg mit Rot-Weiss Essen bedeutet. Glauben Sie mir, etwas vergleichbares würden Sie nie wieder erleben. Diese Leidenschaft für diesen Verein. Diese Sehnsucht nach was besseres. Helfen Sie uns dabei und Sie werden erleben, wie wir Fans Ihnen und unserer Mannschaft helfen können und werden. Nur der RWE!