Ehre wem Ehre gebührt.
Oguzhan Kefkir hat einen neuen Verein gefunden. Wie dieser Blog als letztes erfuhr und somit noch nicht darüber berichten konnte. Aber nun ist es dieser Redaktion ja bekannt. „Uns Ötzi“ läuft also in der kommenden Saison ausgerechnet für Rot-Weiß Oberhausen auf. Das ist per se nichts Schlimmes, aber da die Verhandlungen sicherlich nicht in der Kürze seit Abpfiff Pokalfinale geführt wurden, lief Ötzi somit in dem Wissen auf, noch im Trikot von Rot-Weiss Essen gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber Rot-Weiß Oberhausen aufzulaufen.
Was wir auf den Rängen zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten. Und dann passiert das Spiel, schreibt seine Engelmann Geschichte und setzt nun im Nachgang noch den Sportsgeist und tadellosen Charakter von Oguzhan Kefkir als Sahnehäubchen obendrauf. Den Elfmeter in der Nachspielzeit eines 200.000€ Spiels musst Du auch erst einmal verwandeln. Nachdem man auf den Tribünen das ganze Spiel über nicht eine Sekunde Zweifel daran hatte, dass Ötzi hier und heute wieder einmal alles für RWE geben wird, war die Ausführung des Elfmeters dann die wirklich allerletzte Bestätigung. Man hätte ihm nicht einmal eine Fahrkarte übelgenommen. Aber dieses Ding (zwar etwas rumpelig) zu verwandeln, um sich dann vor den Fans in einer großartigen Geste zu verbeugen, das geht in die Historie der ganz großen emotionalen Momente ein, die wir jemals an der Hafenstraße erleben durften.
Nun könnte man vielleicht auf Seiten der RWO-Fans etwas angesäuert sein, getreu dem Motto: „Warum haste nicht einfach daneben geballert?“ Nee, muss man nicht, denn man kann sich viel mehr auf einen Sportler freuen, der schon bald alles für das zukünftige Kleeblatt auf der Brust geben wird. Und zwar (leider) dann auch gegen RWE kommende Saison, sollte man sich im Pokal wiedersehen. Lieber Oguzhan, dass hatte Stil! Und so hatte das Drehbuch Pokalfinale für alle der drei scheidenden Musketiere besondere Momente vorgesehen. Das Tor von Simon Engelmann, den Elfmeter für Oguzhan Kefkir und die Kapitänsbinde und das Megafon für „Rampensau“ Felix Herzenbruch.
Das war dann in Summe mit dem Titelgewinn und den Abschieden zuzüglich des noch angegriffenen Nervenkostüms nach unglaublich aufreibender Saison alles in allem der Nährboden für manch feuchte Augen. Ein großer Dank auch allen anderen Spielern, die unseren Verein nun verlassen werden. Vielleicht gingen Eure Abschiede ein wenig unter, aber Ihr wurdet gebraucht und wart da. Danke!
Da waren vergangenen Samstag im Glutofen Hafenstraße auch viele Anhänger aus Oberhausen. So viele wie eigentlich noch nie bei uns im Stadion. Und man hat sie nicht nur sehr gut gehört, sondern auch optisch durchaus ansprechend wahrgenommen. Das lag zum einen an den einheitlichen Trikots, über dessen Motto man sich in diesen Tagen sicherlich trefflich streiten könnte, aber auch am Intro. Und da die Pyrotechnik wirklich nur zu Spielbeginn als „Vorspann“ eingesetzt wurde, nicht die berühmte Hand verlasen hat und in Verbindung mit den Fahnen ein wirklich stimmiges Bild abgegeben hat, könnte es der ganzen Diskussion um Pyrotechnik sogar als Beispiel dienen, wie es gehen kann. Wie es nicht gehen darf, hat man ja zuvor in Wiesbaden und am selben Abend noch im Berliner Olympiastadion erleben müssen. Raketen auf das Feld, in andere Blöcke geworfene Fackeln, diese ganzen üblen Böller…nee, Fußballkultur am Arsch! Selbst nach dem verlorenen Pokalfinale zeigten die Fans des Nachbarn Größe, respektierten die Leistung ihrer Mannschaft und feierten sie dafür. Und das nach einer Niederlage ausgerechnet gegen den doch so verhassten Nachbarn aus Essen. Auch das Verhalten der Gästefans hatte also, so fair muss man bei aller Rivalität sein, einen großen Anteil daran, dass der ganze Rahmen um das Pokalfinale ein äußerst stimmiger war.
Dieser Niederrheinpokal kommt in der Bewertung bei uns oftmals zu schlecht weg, aber man kommt eben nicht umhin, ihn seit vielen Jahren erfolgreich spielen müssen, um immer wieder mal im DFB-Pokal vertreten zu sein. Den einfachen Weg über die Ligen Zugehörigkeit haben wir schließlich viele Jahre selbst vermasselt. Ich bin also froh darüber, dass es diesen Pokal gibt. Ein Wettbewerb klassischer Prägung ohne Gruppenphase oder anderes Gedöns. Weiterkommen oder rausfliegen: Ist doch schön! Wem das aber unter der eigenen Würde ist, der sollte dann so viel Anstand besitzen, auch in der ersten DFB-Pokalhauptrunde auf einen Stadionbesuch zu verzichten. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis wir wieder in einen anderen Topf wandern, wenn es um die Auslosung in der Sportschau geht. Bis dahin bin ich um jeden Gewinn des Niederrheinpokals dankbar.
Dieser zehnte Titelgewinn aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit letztendlich verdient, aber noch in der ersten Hälfte war einmal mehr viel Demut auf den Tribünen der Heimfans angebracht. Unser Motor läuft, aber stottert einfach viel zu oft. Irgendein Warnlämpchen leuchtet fast immer. Wenigstens hat die Wartung zur Halbzeit nicht nur innerhalb unserer Mannschaft etwas bewirkt, sondern dadurch bedingt, auch die Atmosphäre im Stadion ordentlich angeheizt. Zusätzlich zu den Temperaturen. Das Stadion, die Kulisse, die beiden Vereine…unser Spiel war schon ein wenig abgekoppelt vom Slogan „Finaltag der Amateure“ und in einer eigenen Liga unterwegs. Es war also glücklicherweise ein stimmiges, letztes Mal in der Saison 2022/23 mit Pokal hochstemmen, Ehrenrunde und nochmal Abschied nehmen. Weiter gehts somit in der Saison 2023/24. Und sollte unser Verein unter anderem dafür noch einen Abwehrspieler von Format, Ligatauglichkeit und mit 1907% Herz für die Sache auf der Findungsagenda haben: Wir wüssten da einen….