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Das Bier gewinnt!

Ab heute ist Schluss mit lustig. Die ungestörten Überholmanöver auf dem Tabellenhighway to Hell sind Geschichte: Borussia Dortmund startet wieder in den Trainings- und Ligabetrieb. Mit sicherlich exakt ausgewogener Anzahl an Spielern, um allen Auflagen gerecht zu werden. Fünf Spiele gegen drei Spiele bei zwei Punkten im Voraus: Die Karten liegen weitestgehend auf dem Tisch. Vielleicht sollten wir spätestens Sonntag vor dem zeitgleichen Anpfiff beider relevanten Spiele in Köln und Straelen eine Runde Diazepam für alle schmeißen, um die mittlerweile doch arg strapazierten Nerven in den Griff zu bekommen.

Vorher aber haben unsere Roten noch eine andere Aufgabe zu bewältigen: Heute Abend geht es ab 19:00 Uhr gegen den Sportverein 1919 Straelen e. V im „Europapokal Vier“ (früher mal als Niederrheinpokal bekannt) um den Einzug in das Finale. Das zweite Halbfinale bestreiten zudem der Wuppertaler SV und der MSV Duisburg. Immer öfter nun stellt sich die Frage der Belastungssteuerung unser arg strapazierten Fußballer. Oder der einer möglichen Rotation. Ordnet man das Halbfinale dem Ligaspiel am Sonntag unter oder doch nicht? Und warum hatten wir keinen Frühling?

Wir können sicher darauf vertrauen, dass unser Trainerteam natürlich auch heute auf Sieg stellt, um ins Finale durchstecken zu können. Daher sollten die Körner einmal mehr reichen, um mit den Spielerpässen in die Schnittstelle zu kommen. Im Ernst und abseits der Phrasendrescherei: Heute ist Pokal und der hat seine eigenen Gesetze…

Die Spiele als Freilos im DFB Pokal haben uns allen nicht nur unvergessene sportliche Momente beschert, sondern natürlich auch Bares für rare Zeiten in die Kassen gespielt. In Zeiten der Pandemie ein unverhoffter Baustein, der Rücklagen schafft und Möglichkeiten bietet. Alles in allem ein gern durchlebtes Szenario, welches man auch für die kommende Saison gerne wieder mitnehmen möchte. Somit auch hier: Niemals aufgeben!

Der heutige Gegner aus Straelen übrigens Sonntag der Erste der „glorreichen Fünf“ gegen den BVB und somit auch ein Zünglein an der Waage Aufstieg. Das dachte sich wohl auch das stets rührige Team von jawattdenn und hat sich intern überlegt, wie man Fußballer immer noch am Besten dafür motivieren kann, ein Spiel zu gewinnen. Hier kommt als Ergebnis nach vielen Zoom-Meetings die alte Kreisliga Wahrheit „Das Bier gewinnt“ ins Spiel: Was hat Rot-Weiss Essen, was andere nicht haben? Außer „Alles natürlich“ kommt direkt danach unser gutes Stauder als unschlagbares Argument! Weder in Straelen, Wuppertal, Rödinghausen oder Bergisch-Gladbach gibt es meines Wissens eine eigene Brauerei. Und Homberg als Stadtteil von Duisburg dürfte unter KöPi genug leiden.

Die Motivation war also schnell gefunden, beschlossen und verkündet: Derjenigen Mannschaft, die es schafft, gegen Borussia Dortmund einen Punkt zu holen, winken 50 Liter Stauder. Sorgt der Anreiz Stauder gar für richtig flüssige Beine und solch perlende Kombinationen, so dass es zu einem Sieg gereicht, werden sogar 100 Liter Stauder ausgelobt. Das ist natürlich kein unlauterer Wettbewerb, aber allemal eine Hommage an Fußballligen, in welchen sportliche Dinge im Nachgang stets bei einer Kiste Bier geklärt wurden und hoffentlich bald wieder werden. Die Stutzen dabei schon auf Halbmast, aber noch so hoch, so dass die Schachtel Kippen darin Halt finden kann.

Liest man nun quer durch alle Rot-Weissen Kanäle, so findet sich eine solch breite Unterstützung für die Idee der jawattdenns, so dass die Mannschaften mit Punktgewinnen gegen den BVB ihre Saisonabschlussfeier fast in trockenen Tüchern haben dürften. Von Grillwürstchen über weitere Stauderspenden bis hin zu Zwiebeln ist alles dabei. Da dürfte sich das Engagement auf dem Feld endlich einmal so richtig lohnen. Was ist schon eine Siegprämie allein, wenn man dazu noch die kleine Persönlichkeit bekommen kann? Und natürlich plündert auch „ISDT“ als „Hangaround“ von jawattdenn seine Vereinskasse, und ist mit einer Kiste Stauder im Falle von Unentschieden oder Sieg dabei.

Viel mehr können wir aktuell leider nicht tun, um unsere Mannschaft auf unsere Weise zu unterstützen. Den Fußballgott allein anzubeten bringt gerade auch nicht wirklich viel. Zum einen ist der eh nie da, wenn man ihn braucht, und zum anderen dürfte er schon unter einem unheilbaren Burnout leiden, was seinen Auftrag DFB angeht. Aber, wir sollten nicht nur kritisch sein: Das mit Schalke hat er endlich mal hinbekommen. Wurde ja auch Zeit!

Jetzt geht es in die finale Phase, die allen noch einmal so richtig alles abverlangen dürfte. Auf dem Rasen und vor den Monitoren. Hoffnung im Mai, ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl.

Fachmänner für Bodenbeläge

Ker, was geht es uns gut gerade. Also im übertragenen Sinne natürlich. Unsere Mannschaft bereitet uns wirklich Freude. Was lange währt, könnte endlich gut werden. Vielleicht schon kommendes Jahr, wenn so viel anderes auch wieder gut werden könnte. Man muss die Jungs in unseren Trikots jetzt nicht mehr vor jedem Spiel fragen, wie es sich anfühlt, ohne Fans zu spielen: Das fühlt sich Kacke an. Punkt! Und wird vor jedem wichtigen Heimspiel neu gefragt einfach nicht besser. Wir fehlen Ihnen und sie fehlen uns. Aber deshalb sind wir trotzdem immer dabei. Wie heißt es doch in den Gesängen: „Wir ziehen voran, als Euer zwölfter Mann. Durch Regen und Stream. Durch Sturm und Radio…RWE ohoooo“. Also, wir wuppen das trotzdem gemeinsam. Speziell schon Morgen wieder gegen die Wuppis.

Natürlich ist man allein aufgrund der Tabellensituation Favorit gegen den WSV. Wir sind oben, und sie relativ im Tal der Tabelle. Aber noch sind wir nicht bei Mittwoch, sondern bei der Aufarbeitung der vergangenen, erfolgreichen Woche. Und bei einer Schlagzeile, die man ewig lesen könnte: „BVB demontiert Schalke und bleibt RWE auf den Fersen“. Natürlich hat sie zwei kleine Schönheitsfehler: Zum einen hätten sich die Blauen mit ihrer Zwoten nur einmal genau so anstrengen können wie noch gegen uns, und zum anderen bleiben doch eher unsere Roten den Schwarz-Gelben auf den Fersen. Realistisch betrachtet, sollten die jungen Borussen ihre beiden Nachholspiele erfolgreich gestalten. Aktuell sind die Spiele aber nicht gespielt, und somit grüßen eben die Kicker von der Hafenstraße ziemlich fröhlich von der Tabellenspitze. Sechs Punkte und sechs Tore die Bilanz der vergangenen Woche. Man muss das als RWE auch einfach beiseite schieben, und kann den BVB jetzt nicht andauernd als über einem schwebendes Damoklesschwert von Woche zu Woche mitnehmen. Das klärt sich alles im Laufe der Saison.

Das Spiel unter der Woche verblüffte Anwesende durch einen Auftritt der jungen Fohlen, der so gar nicht einer traditionell spielstarken Zweitvertretung ähnlich sah. Man überließ uns ja fast komplett Ball und Raum, so dass sich die Essener über mehr Ballbesitz freuen durften, als manch Kind im Bällebad eines Möbelhauses. Ecken und Abschlüsse ebenfalls en masse vorhanden, es war gar von einem Klassenunterschied die Rede, doch der verdiente Lohn in Form eigener Tore blieb bis weit in die zweite Hälfte verwehrt. Sandro Plechaty war es dann mit seinem ersten Saisontor, welches allen Fans vor den Empfangsgeräten den Blutdruck zu senken vermochte. Man kennt das ja aus früheren Jahren, wo eine hemmungslose spielerische Überlegenheit schon mal in einem eiskalten Gegentor mündete. Doch auch das in diesem Jahr kein Thema: In der Schlussminute traf dann Isaiah Young ebenfalls das erste Mal für die neuen Farben und ein Geduldsspiel nahm ein gutes Ende. Gut zu wissen, dass es auch mal die Kollegen waren, die das mit den Toren geregelt haben.

Wieder einmal drei Punkte gegen den Trübsinn der Aktualität und gegen das Gefühl, nichts dazu beitragen zu können, dass es gerade so gut läuft wie es läuft. Aber, besser es läuft gerade ohne uns, als dass es mit uns nicht laufen würde. Ball flach halten, Pobacken zusammenkneifen und Punkte zählen. Das ist das, womit wir gerade am besten helfen können. Shoppen geht natürlich auch. Die neuen Klamotten noch mehr ansehnlich als die „Linie“ der vergangenen Saison schon. Da wird die schlabberige RWE Jeans ganz gebleicht vor Neid, denn endlich bekommen wir den Traum tragbarer Alltagszugehörigkeiten weiter und immer weiter erfüllt.

Am Samstag ging es dann ja nach Duisburg zur derzeitigen Nummer Eins der Stadt, dem VfB Homberg. Vergangene Saison noch im Wedaustadion des designierten Absteigers ausgetragen, konnte auch diese Begegnung ohne Zuschauer locker auf angestammten Homberger Geläuf gespielt werden. Wobei Geläuf als Begrifflichkeit für das Spielfeld im PCC Stadion der VfB’ler noch sehr charmant umschrieben ist. Trainer Neidhart erwies sich aber als Fachmann für Bodenbeläge und passte diesen einmal mehr Aufstellung und taktische Ausrichtung bestmöglich an. Da auch der VfB Homberg keinesfalls gewillt war, den Essenern den Platz so zu überlassen, wie es noch am Mittwoch in Rheydt der Fall war, entwickelte sich ein munteres Spiel. Mit einer frühen Führung für den RWE! Simon Engelmann war es, der sein Torkonto weiter zu erhöhen wusste. Die kurze Irritation darüber, dass auch andere Rot-Weisse wissen, wo das Tor steht, somit kurzzeitig geklärt.

Anhand der Bewegtbilder wähnte man sich zwischendurch übrigens auf einer Nordseefähre bei Windstärke acht oder neun, so sehr windete es in Rheinnähe und pfiff es aus den Lautsprechern. Die Schleppkähne auf dem Rhein im Hintergrund und die zahlreichen, in ausreichendem Abstand zueinander stehenden Zaungäste vermittelten einmal mehr in dieser Saison ein uriges Gefühl in der Betrachtung. Mitte der ersten Halbzeit knallte dann unser Fußballgott Marcel Platzek den Ball mit einem satten Rechtsschuss in des Gegners Tor und rechtfertigte mindestens damit seinen Platz in der Startaufstellung. Diese Flexibilität aktuell das ganz große Plus bei RWE. Die Aufstellung vor dem Spiel mittlerweile ähnlich spannend wie noch vergangene Saison, aber der Matchplan dahinter irgendwie strukturierter. Da in Rheydt auch Sandro Plechaty Lust am Tore schiessen gefunden hatte, legte er in Homberg zum zwischenzeitlichen 3:0 noch vor der Pause nach. Es ist wichtig, dass immer mehr Spieler treffen und so die Last des Torerfolgs auf mehrere Schultern verteilen. Aber natürlich blieb es doch an Simon Engelmann, die beiden anderen Treffer mit seinem zehnten Tor zu umrahmen, so dass es schlussendlich der erste deutliche Erfolg der Rot-Weissen wurde.

Man könnte sagen, dass die Torkuh vom Eis geholt und der Torbock umgestossen wurde. Man kann es aber auch lassen, weil es sich irgendwie bescheuert liest. Was man aber unglaublich erleichtert zur Kenntnis nehmen kann ist, dass Simon Engelmann bei uns einfach dort weitermacht, wo er in Rödinghausen aufgehört hat. Das ist eine der großen Überraschungen dieser Saison. Bislang war es doch eher so, dass neue Spieler oftmals ihre großen Qualitäten beim abgebenden Verein im Spind haben liegen lassen. Wir haben da so unsere Erfahrungswerte gesammelt. Ein weiteres Indiz also für die (sportliche) Saison der Saisons.

Abseits der Hafenstraße gab es rund um das runde Leder noch zwei bemerkenswerte Meldungen: Der FSV Mainz hat sein erstes Saisonspiel gewonnen und damit Gelsenkirchen den Platz der Plätze überlassen. Und der von mir sehr geschätzte Kicker fragt in einem großen Interview ausgerechnet den Boss der Dosen, wie sich die Zukunft des Fußballs darstellen kann. Ey, dann kannste auch eine Pizza fragen, ob sie sich eine Zukunft nach dem Backblech vorstellen kann. Da bedarf es anderer Stimmen, die gehört werden müssen. Aber definitiv nicht die aus Fuschl am See.

Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet (Heinz Rühmann)

Es hatte für alle was von den berühmten „begossenen Pudeln“ , die es an diesem letzten Spiel vor der Winterpause 2019/20 mit dem RWE hielten. Nicht nur dass das Wetter ziemlich demonstrativ eine bessere Kulisse zu verhindern wusste; allein das Endergebnis hat die Rot-Weissen mal so richtig nass gemacht.

Die Häme blühte direkt nach Abpfiff wie sonst nur Lippenherpes oder anderes unnützes Zeugs. Ein Journalist der Reviersport zum Beispiel „zwitscherte“ direkt im Anschluss an das Spiel auf Twitter, dass man ja gegen den VfB Homberg nicht zu verlieren hätte; es typisch RWE und nun alle Euphorie dahin sei. Nö, diesbezüglich halte ich dagegen: Man spielt in einer Liga; man kann immer gegen einen Ligakonkurrenten verlieren. Auch, wenn es die tabellarische Situation vielleicht gerade nicht so vorherbestimmt. Übrigens ist es auch nicht mehr typisch RWE! Natürlich haben wir lange Jahre immer dann „verkackt“, wenn es darauf ankam. Aber, es kommt noch nicht darauf an. Wir holen uns diese Punkte an anderer Stelle wieder, während einer der Mitbewerber vielleicht seinerseits gegen den VfB Homberg verliert.

Die Glaskugel ist gerade in der Reinigung, daher können wir diesbezüglich natürlich noch keine gesicherte Prognose abgeben. Fakt aber: Das Spiel war in seiner Historie und Endergebnis ein richtiger, ungeplanter Schlag in die vielzitierte Ihr wisst schon. Oder einmal auf die Zwölf. Wie auch immer: Diese Niederlage sollte so eigentlich nicht vorkommen. Vielleicht war genau das der Knackpunkt: Waren die Unseren zu selbstsicher in ihrem Bestreben, der Hafenstraße mit drei weiteren Punkten das schönste Weihnachtsfest seit vielen Jahren zu bescheren? Macht die Tabelle möglicherweise arrogant und nachlässig, geht es gegen einen Verein aus der unteren Region? ich glaube, es war nichts davon! Es war einfach dieses eine Spiel, welches passieren kann und auch passiert. Dieses eine Spiel, in welchem der vermeintliche „Underdog“ alles raushaut; dem erklärtem Favoriten das Leben aber auch so was von schwer macht. Zudem das Schussglück, etwas Schusseligkeit in Rot und Weiss nebst bestens aufgelegtem Schnapper auf seiner Seite weiß. Abpfiff inklusive Niederlage!

Nun mag der Verdacht naheliegen, dass in Anbetracht der Punktverluste das Rennen um den Relegationsplatz schon zu Weihnachten gelaufen ist. Das Stauder anne Hafenstraße zu Weihnachten also doch wie immer halbleer? Nee, es ist nicht wie immer. Es ist anders. Deshalb werden wir am Saisonende auch auf diesem verfluchten Relegationsplatz stehen. Einfach deshalb, weil wir nicht einfach können! Aber eben auch deshalb, weil wir unerschütterlich daran glauben. So hoffe ich jedenfalls (Ich für meinen Teil habe Urlaub beantragt). Und weil wir Lust auf diese zwei (an sich so ungerechten) Relegationsspiele haben. Weil wir das Stadion dafür haben, und unser Stauder am Ende des Jahres 2019 tatswahrhaftig endlich halbvoll ist!

Betrachten wir die Relegationsdinge einmal realistisch: Der SC Verl auf Platz 1: Das Heimspiel könnte nicht ausgetragen werden, da der Platz unbespielbar. Der SV Rödinghausen auf Platz 1: Die Heimstätte würde nicht genehmigt werden, da der Gästeblock eigentlich nicht einmal Rindviechern zugemutet werden darf. Rot-Weiß Oberhausen auf Platz 1: Rot-Weiß wer? Also müsste sich eh unser aller RWE erbarmen und diesen so wichtigen ersten Tabellenplatz am Ende der Saison belegen. Von Gästeblock, über Rasen und Kapazitäten: Wir könnten Relegation. Also rein organisatorisch jetzt.

Gut, soweit ist es noch lange nicht, aber die Messe ist auch noch lange nicht gelesen. Wir durften seit dem Amtsantritt von Jörn Nowak Ende Mai und dem von Christian Titz Mitte Juni einiges an Veränderungen erleben. Zumeist zum Besseren. Haben viele neue Spielernamen auswendig und manchmal sogar lieben gelernt. Wissen nun, dass die Rotation eindeutig gegenüber der Stammformation in Führung liegt und auch Königstransfers nicht immer Machthaber darstellen. Wir haben im Pokal, statistisch betrachtet, Tor um Tor erzielt; in der Liga daran gespart und in Testspielen bisweilen „wilde Sau“ gespielt: Einmal Rot-Weiss mit alles dabei bitte. Der Zuschauerschnitt konnte fast verdoppelt werden und auswärts habe wir den bisher gastgebenden Vereinen selbstredend die höchste Saisoneinnahme beschert. Muss der Haltener Marketingmann irgendwie vergessen haben zu erwähnen! Es läuft also eigentlich alles ganz gut bis hierhin.

Ok, sind wir ehrlich: In der Liga fehlt uns definitiv das ein oder andere Tor. Der souveräner Erfolg. Diese komplette Euphorie in der ganzen Stadt. Aber, wem wollen wir das verdenken, noch nicht euphorisch zu sein? Wir haben so lange im (Liga-)keller gehockt, da bedarf es wohl nicht nur einer Saison, um endlich wieder aufrecht gehen und selbstbewusst von „Nur der RWE“ singen zu können. Aber wie geschrieben: Wir haben da eine tolle Mannschaft, sind auf einem guten Weg und ich glaube fest daran, den eigenen Urlaub für einen Tag irgendwo im Osten der Republik zu Relegationszwecken zu verbringen. Ich will das einfach. Ich will endlich aufsteigen. Und ich habe einfach Freude an dieser aktuellen Mannschaft meines Vereins. Mein RWE ist gerade nicht halbleer, sondern halbvoll!

DENN SIE WISSEN, WAS SIE TUN!

Was unterscheidet die aktuelle Mannschaft des RWE von James Dean und Natalie Wood im fast gleichnamigen Hollywood Klassiker von 1955? Dean & Wood wussten als Filmfiguren Jim & Judy laut Drehbuch nicht genau was sie taten, weshalb der großartige Film auch DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN (Im Original: „Rebel without a Cause“) heißt. Für Liebhaber der Leinwand sicher ein Frevel, eine Legende wie James Dean als Vergleich für unseren notorisch erfolglosen Verein zu benutzen. Aber, das kann wird sich ändern, das mit der sportlichen Erfolglosigkeit. Zumal wir ja durchaus auch schon mal als Legende bezeichnet werden.

Es sind erst zwei Saisonspiele gespielt, die Arbeit zwischen Trainerteam und neuformierter Mannschaft somit immer noch ganz am Anfang einer hoffentlich langen, gemeinsamen Reise. Die Ergebnisse von jeweils 2:1 für unsere Farben lassen auf harte Arbeit und weniger auf Überflieger schließen. Harte Arbeit wird immer gerne genommen an der Hafenstraße, dieser selbsternannten Fußballunterschicht. Somit sind die ersten sechs Punkte schon mal ein anerkennendes Nicken wert. Das sollte als Euphorie erst einmal ausreichen. Was aber zur allgemeinen Zufriedenheit beiträgt ist das Gefühl, dass die da auf dem Platz wirklich wissen, was sie tun. Das sieht alles schon sehr gut aus. Das sieht nach Fußball aus. Wohltuend die Ballsicherheit unserer Spieler, interessant der Spielaufbau. So ganz kommen wir damit noch nicht klar, aber großer Herzklabaster konnte bislang vermieden werden. Auch, weil die Hintermannschaft sehr aufmerksam agiert und die Gefahr für den Schnapper somit weitestgehend minimieren konnte. Man merkt, dass nicht nur der Trainer seine Philosophie konsequent auf die Mannschaft überträgt, sondern dass diese jene welche auch auf den Platz bringt.

Sonntag kamen sie selbst aus Aurich, um der neuen Mannschaft die Daumen zu drücken und um diese zu unterstützen. Ostfriesen wissen was sie tun und was gut ist. RWE weltweit!  Gut gefüllt dann doch zu Spielbeginn der Bereich der Rot-Weissen Fans. Weniger gut wohl die Tatsache, dass man vom Parkplatz aus gefühlt erst halb Duisburg zu Fuß durchqueren musste, um Einlass zu finden. Das hätte geschickter gelöst werden können. Wie dem auch sei: Es war optisch und stimmungstechnisch das zweite Heimspiel der Saison, hielten es doch knapp Dreieinhalbtausend der Fünftausendzweihundert Fans im Stadion mit dem RWE. Und nicht wenige von ihnen sangen die neunzig Minuten komplett durch. Eine Leistung, die durchaus auch mal gewürdigt werden sollte. Da bedarf es schon eine Menge Schmackes in der Stimme, um das durchzustehen.

Der VfB Homberg seinerseits ein durchaus charmanter Gastgeber, bedenkt man, dass er den Gast nicht in seinem eigenen Wohnzimmer empfangen durfte. Da ist man dann einfach nicht so ungezwungen wie sonst vielleicht zuhause und hapert es dann schon mal organisatorisch an der einen oder anderen Stelle. Die Mannschaft des VfB jedenfalls wird noch manch anderen Gegner vor eine harte Probe stellen und weiter Punkte sammeln. Schön, dass auch ihr bisweilen lautstarke Anfeuerung zuteil wurde.

Auch (fast) schön, dass unsere Mannschaft in den letzten Minuten noch in jenen Schlendrian verfiel, der tragischerweise wie festgetackert in der rot-weissen DNA sein Dasein fristet. Der vielfache Verweis im Anschluss an das Spiel, dass vorherige Mannschaften des RWE das Dingen dann noch verloren hätten, vermag nicht zu beruhigen. Es beruhigt eher, und das ist dann das Schöne daran, dass es dem Trainer missfiel. Wie sicher auch vielen seiner Vorgänger, ohne Zweifel. Aber möglicherweise gelingt es jetzt endlich einmal, den Kollegen Schlendrian aus dem Mannschaftsbus zu werfen. Soll er die letzten Minuten woanders verbringen, aber nicht mehr bei uns.

Ach, und wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte: Bei uns könnte die Torgefahr noch etwas gesteigert werden. Es ist schön, wenn die Balldominanz ein gefälliges Spiel Richtung gegnerisches Tor zulässt, ohne dass der Gegner groß mitspielen darf, der finale Schmerz für den Gegner dabei aber ausbleibt. So blieb es zur Halbzeit beim torlosen Unentschieden, trotz eben jener Dominanz unsererseits. Ohne Frage, es war schon schick anzuschauen. Zur Halbzeit also trotzdem zufrieden und der Welt einen Wunsch kundgetan:

Ich konnte in der Halbzeit ja nicht ahnen, dass mein Wunsch in der 55. Minute tatsächlich in Erfüllung gehen würde. Gepaart mit meinem vor Spielbeginn geäußerten Endergebnis von 2:1 für unser aller RWE auf einen Wettschein gebracht, und ich hätte nie mehr bloggen müssen. Mein Fahrer hätte mich in Zukunft zu den Spielen abgeholt. Ich tippe aber nicht, daher nichts mit Quote und Traumgewinn. Scheissendreck! Trotzdem ist ein Tor in einer 55. Minute für Rot-Weiss Essen immer noch ein besonderes Tor und viel wichtiger als alles andere. Besonders auch durch die Art und Weise wie Oguzhan Kefkir dieses Ding gemacht hat. Das 2:0 in der 72. Minute durch erneut Kefkir ebenfalls nicht schlecht, sondern sogar auch wieder richtig gut: Sich selbst per Fuß vorlegen um dann mit dem Kopf zu vollenden, kann man mal machen!

Danach folgte noch jener schon thematisierte Schlendrian und eine weitere, verdiente, Feier mit den eigenen Fans. Diese Mannschaft macht Lust auf das nächste Spiel. Und die Tabellensituation aktuell steigert die Vorfreude durchaus noch ein wenig mehr. Macht  Sonntag  die Hütte voll!