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„There Is A Light That Never Goes Out“ (The Smiths)

Während die meisten von uns im Stadion waren, wurden die vielen anderen RWE-Fans durch Hafenstraße-Live, Radio Hafenstrasse oder auch diverse Liveticker auf dem Laufenden gehalten. Oder durch WhattsApp und seinem Anverwandten namens Messenger. Damals also, als die Dienste noch funktionierten und nicht das Ende der Welt bedeuteten. Moderne Medien, die uns unseren RWE (nicht immer) frei Haus liefern.

Etliche Jahre zuvor wurden wir, also die Älteren unter uns, wohl auch durch die legendäre Bundesliga-Schaltkonferenz auf WDR 2 für den Fußball sozialisiert, sofern wir nicht schon längst dem runden Leder nachjagten. Vorzugsweise gehört, während das Familiengefährt am Samstagnachmittag mit Schwamm und ordentlich Schaum vom Dreck der vergangenen Woche befreit wurde. Oder wenn es in die Badewanne ging. Mit Haare waschen natürlich. Jochen Hageleit und Kurt Brumme immer dabei. Da seinerzeit noch alle Spiele einer Liga zur selben Uhrzeit angepfiffen wurden, gab es keine Zeit für einen unterklassigen „Sidekick“. Heutzutage gibt es die ARD Bundesliga-Konferenz auf WDR 2 immer noch. Unterhaltsam und informativ zugleich geleitet durch Sven Pistor.

Und nun wird es spannend: Durch die zerstückelten Spieltage beschränkt man sich aktuell nicht mehr nur auf eine Liga, sondern kann innerhalb einer Sendung schon mal die Ligenpyramide rauf und runter von den Plätzen berichten. Vergangenes Wochenende (nach einer halben Ewigkeit) somit auch mal wieder von der Essener Hafenstraße im Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen, wie mir im Nachhinein von Freunden berichtet wurde. Selbst keine Stadiongänger, aber immer noch ziemlich treue „Liga live“ Hörer. Rot-Weiss Essen war also tatsächlich nach unglaublich vielen Jahren endlich wieder Bestandteil der Samstagnachmittag  Bundesliga-Konferenz. Das kann den Stadionbesuch natürlich nicht ersetzen, aber schön wäre es trotzdem gewesen, diesen Moment am Äther mitzuverfolgen.

Der Spezi von Sven Pistor, Burkhard Hupe, hat das Spiel RWE – RWO für den WDR am Mikrofon begleitet und soll sich in seinen Sprechzeiten immer wieder begeistert über das ganze Ambiente Hafenstraße geäußert haben, so dass er seinen Kommentatorenplatz eigentlich gar nicht mehr verlassen und direkt dableiben wollte. Sinngemäß die Antwort von Sven Pistor: Es würde ihm in diesem Fall wohl irgendein Essener Schnittchen vorbeibringen, weil die Essener halt so sind. Unserem Kuschelverein wurde also relativ unverhofft und doch einmal mehr bundesweite Aufmerksamkeit zuteil. Zudem diesmal durchweg positiv. Fein!

Durchweg positiv wären natürlich drei Punkte aus dem Spiel gegen die Nachbarkleeblätter gewesen. Aber die Punkteteilung entsprach ziemlich authentisch dem Spielverlauf: Halbzeit Eins RWE plus Halbzeit Zwei RWO gleich Unentschieden. Trotzdem bleiben wir an der Tabellenspitze und sollten darauf nicht nur stolz sein, sondern weiter aufbauen. Klar, es gibt von außen immer etwas zu bemängeln, irgendwo müssen wir ja auch hin mit unserem Fußballwissen als unbezahlte RWE-Trainer auf freiwilliger Basis. Nach dem deftigen Schlag ins Kontor gegen Straelen ging es zumeist gegen Mannschaften aus dem oberen Regal der Liga und das ziemlich erfolgreich. Es sieht gut aus, die Mängelliste ist der Mannschaft selbst bekannt und die Saison noch lang. Kommenden Samstag nun steht ein ganz schweres Spiel auf dem Programm und alle glücklichen Ticketgewinner dürfen für sich einen neuen Stadionpunkt verbuchen: Die Fußballnomaden des KFC Uerdingen haben aktuell ihre Zelte im neuen Velberter Stadion aufgeschlagen.

KFC Uerdingen, da geht man natürlich von einem hohen Sieg aus. Aber die Mannschaft hat sich gefunden und ist leider nicht mehr die Truppe, die unserem Nachbarn RWO (Seit wann ist Hajo Sommers eigentlich so dünnhäutig geworden?) einen mehr als guten Start in ein positives Torverhältnis beschert hat. Das wird beileibe kein Selbstgänger, denn wir wissen ja auch um die Motivation, wenn es gegen RWE geht. Diesmal wird das Spiel wohl nicht öffentlich-rechtlich begleitet, schließlich ist ja mal wieder Länderspielpause. Kann auch weg. Keiner will nach Katar. Platzt der Torknoten oder wird es langes Geduldspiel in Velbert? Wird also ein spannendes Spiel werden, an dessen Ende hoffentlich weiterhin die Tabellenführung steht. Das sieht einfach zu verlockend aus, unser wundervolles Emblem ganz oben auf dem Tableau. Ich finde, wir sollten auch mal aufsteigen, bevor die attraktiven Vereine ihrerseits endgültig die 3.Liga nach oben oder unten verlassen.

Verlassen hat mich auch Christian Kohlund. Fairerweise hat er mich natürlich nicht verlassen: Sein Management hat erst gar nicht auf meine Anfrage reagiert, ob Herr Kohlund mit seiner unglaublich markanten Stimme zum fünfzehnten Geburtstag von „Im Schatten der Tribüne“ einen älteren Blogtext einlesen könnte. Man liegt dort wahrscheinlich immer noch vor Lachen auf dem Tisch bei solch einer Anfrage. Auf meiner Liste standen auch noch Bastian Pastewka, Max Giermann oder Ulrike Stürzbecher. Ich habe dann Vernunft walten lassen und keine weiteren Anfragen gestartet, so dass Im Schatten der Tribüne auch weiterhin zuallererst als Lesestoff erscheint. Morgen also Geburtstag: Fünfzehn Jahre Blog. Mehr Abstiege denn Aufstiege. Insolvenzen. Keimzelle für mittlerweile drei Bücher und die wöchentliche Kolumne in der WAZ: „There Is a Light That Never Goes Out“! Wenigstes bis zum ersehnten Aufstieg.

Zum Schluss noch eine Bitte an die örtliche „Leitzentrale An- und Abreise“: Wir hatten oftmals schon mehr Zuschauer als vergangenen Samstag im Stadion. Wir hatten Jahrzehnte nicht einmal den Parkplatz, den wir jetzt haben. Aber irgendwie war das alles nicht so schlecht organisiert wie vergangenen Samstag. Manchmal ist weniger mehr. Und wenn schon Hafenrundfahrt, dann wenigstens mit dem Typen aus der Hornbach Werbung.

Straelen

Freitag, 16. April 2021: es gab an diesem Tag nicht nur den feuchten Traum aller Fußballvisionäre in Form von RB Leipzig gegen die TSG Hoffenheim, sondern als Bonus obendrauf auch noch den Aufstieg des FC Viktoria Berlin von 1899 in die dritte Bundesliga. Dort, wo wir so sehnsüchtig hinwollen und uns über eine Qualifikation über zweiundvierzig Runden Qualen müssen, hat der 2013 nach Fusion entstandene und 2018 in eine Kapitalgesellschaft umgewandelte Verein ohne taugliches Stadion die Meisterschaft und den Aufstieg nach elf Spieltagen zugesprochen bekommen (Die absolvierten Spieltage hat die Mannschaft übrigens tatswahrhaftig allesamt gewonnen (Diese Anmerkung gebührt der sportlichen Fairness!).

Dafür gratulieren wir ganz herzlich. Klasse Regelung. Endlich mal jemand, dem Corona in die Karten gespielt hat. Dass der FC Viktoria nicht einmal über ein eigenes Stadion verfügt, welches den (stets zu) hohen Anforderungen des DFB entspricht, hat nur insoweit kurz Wellen geschlagen, als dass der viertplatzierte aus Jena in den Sufstiegstopf geworfen wurde, da das dortige Paradies allen Anforderungen entspricht und zudem einem Umbau zu einer reinen Fußballarena entgegensieht.

Es geht also auch relativ einfach, in den Profifußball aufsteigen, anstatt sich wie wir mit einer lästigen Zweitvertretung herumzukloppen, drei Mittel nicht immer den unseren entsprechen. Klar spielen wir beide stets gegen dieselben Gegner und haben es zuletzt manches Mal selbst verdaddelt, aber die Umstände und Untergründe wurden das ein oder andere Mal schon faszinierend in Richtung BVB gelenkt. man erinnere sich nur an das Hinspiel gegen unseren Nachbarn RWO: Der Nebel hat die Führung der Kleeblätter geschluckt und als torlosen „Re-Start“ wieder ausgeworfen. Faszinierend!

Unter der Woche nun hatte Lippstadt einmal mehr positives zu vermelden, so dass es wieder nicht zum Heimspiel gegen den SVL kam. Für die einen kamen wir so wieder aus dem Rhythmus und konnten uns nicht wie erhofft dem BVB annähern. Für die anderen hingegen wurde der seit einiger Zeit unheilvolle Mittwoch umgangen und bleibt das Spiel als optionales drei Punkte Dingen weiter in der Hinterhand.

Bleibt also von der englischen Woche lediglich das Spiel heute und zwar auswärts beim dortigen Sportverein von 1919. Die Kanarienvögel aus dem Kreis Kleve sind in dieser außergewöhnlichen Saison als Neuling ziemlich gut unterwegs und Habens schon stolze vierundvierzig Punkte gesammelt. Das sind nach Adam Riese übrigens elf Punkte mehr als der stolzeste aller stolzen Aufsteiger in die dritte Bundesliga an seinen elf Spieltagen sammeln konnte.

Und wer hätte jemals gedacht, dass wir nicht nur am Samstag alle den Fünfer für den Stream aus Straelen investieren, sonder gleich auch etwas mehr für den sonntäglichen Kick aus Oberhausen hinterher? Ein Wochenende im Zeichen des Kleeblattes sorgt prinzipiell für leichtes Magengrummeln, aber es ist wie es ist: RWO möchte ja eigentlich auch immer nur wie RWE sein, und an diesem Wochenende dürfen sich die Kleeblätter endlich einmal auch so fühlen. Unser Zuspruch ist ihnen gewiss! Was natürlich den Auswärtserfolg der eigenen und wahren rot-weissen voraussetzt. Gewinnen wir das Spiel in Straelen nicht, kann uns das Spiel tags drauf zwischen Emscher und Rhein-Herne Kanal direkt wieder am Allerwertesten vorbei gehen.

Ein Aufstieg nach elf Spieltagen bedeutet natürlich auch, seit ziemlich Anger zeit keine Einnahmen mehr generiert zu haben. Nicht einmal den obligatorischen „Streaming Zehner“. Von unverhofften Einnahmen aus dem DFB Pokal einmal ganz abgesehen. Da wäre einmal eine „Unter dem Strich“ Rechnung der Finanzvorstände aus Essen und Berlin genau interessant: ist def Wunsch und das Füllhorn dritte Liga so groß, so dass elf Spieltage plus monatelanger Flaute besser zu ertragen sind, als zweiundvierzig Spieltage zuzüglich moderater Einnahmen? Aber gut, wir sollten die große Fanbasis des FC Viktoria nicht unterschätzen. Da wurde sicher Millionen im Fanshop umgesetzt.

Leider sind wir aber auch weiterhin nicht bei „Wünsch Dir was“, sondern bei „So Isses“, denn ansonsten hätten die Sympathien im Nordosten natürlich eher einer Mannschaft wie dem FC Carl-Zeiss gegolten denn einer weiteren Vereinigung monetärer Optimierung im Sinne von RBL und Hoppelheim. Deren Spiel endete übrigens mit einem torlosen Unentschieden. Ein passendes Ergebnis, welches sich ziemlich mit dem emotionalen Esprit beider Mannschaften deckt.

Ach RWE, in Anbetracht Deiner fußballerischen DNA kann es trotzdem noch zu einem Aufstieg in dieser Saison reichen. Und wenn es in der sechsten Minute der Nachspielzeit am allerletzten Spieltag ist. Wir können halt nicht einfach. Und somit glaube ich weiter an das Wunder von (der) Bern(e)!

Auswärtssieg!

Geduld ist das Trostpflaster der Sehnsucht (T.W Keßler)! MAZ ab…

Es dürfte überraschen, wenn ein Fan einer Mannschaft sagt, dass er auch andere Vereine vermisst. Aber es ist in der Tat so. Schließlich sind wir zwar in den Farben (oder den Buchstaben) getrennt, aber gegen Corona vereint. Und vermissen selbst diese bescheidene Liga. Unseren Fußball! Die Sticheleien gegen andere Vereine und dessen Fans. Die Emotionen, wenn unsere Mannschaften auflaufen und die Fahnen wehen. Wir vermissen das Bier davor, währenddessen und danach. Wir können nicht mehr vergnügt nach einem Spiel nach Hause fahren. Wir können ja nicht einmal mehr nach einer Niederlage frustriert den Heimweg antreten. Nein, momentan müssen wir im wahrsten Sinne des Wortes den Ball flach halten. Und da das Spiel gegen Corona ein Gemeinschaftsdingen erster Güte ist, frage ich mich nicht nur ständig, wie es unserem RWE geht, sondern auch, wie es wohl den anderen gehen mag. Daher einfach mal angefragt bei uns im Hause. In Aachen, bei RWO und am Zoo. 

Kleine Anmerkung am Rande: Die Fragen gingen vor jener Telefonkonferenz raus, bei jener viele Vereine einer Meinung waren. Unser RWE diese nicht vertreten kann und die kleinen Fohlen sich nicht entscheiden wollten. Die Reise ins sportlich Ungewisse bei bleibender wirtschaftlicher Problemantik geht also weiter. Dabei wissen wir alle eines doch schon jetzt: Es wird keine gerechte Lösung geben!  Die Antworten aus Essen und Aachen trudelten vor der „TelKo“ ein, die aus Oberhausen danach und entsprechend der Situation angepasst. Danke, Danke, Danke Euch!

Aus Wuppertal kam leider keine Rückmeldung. Irgendwie verständlich, hat doch der WSV wie immer am meisten von uns allen zu kämpfen. Muss sich einmal mehr neu sortieren. Daher beste Grüße an den Zoo: Für uns kommt das Spiel gegen W(uppertal) immer noch vor dem Spiel gegen V(erl). Auch wenn es das Alphabet anders sehen mag.

Aus Aachen berichtet nun Klaus Schwarze; aus Oberhausen Ernst Huberty und aus Essen Kurt Brumme. MAZ ab:

Wie geht es Euch? Haltet Ihr Euch und vor allen Dingen, haltet Ihr durch, so ohne das Tagesgeschäft Heimspiel?

Martin vom Hofe (Geschäftsführer Alemannia Aachen): Natürlich ging es uns schon besser aber wir halten uns über Wasser – wir sind gespannt was uns morgen der Verband in der Telefonkonferenz sagen wird.

Marcus Uhlig (Dem RWE sein Vorsteher): Gesundheitlich sind wir bisher glücklicherweise alle vom Corona Virus verschont geblieben. Trotzdem fehlt es uns, auf die Heimspiele hinzuarbeiten, im Stadion zu stehen und mit unserem RWE mitzufiebern. Was uns beunruhigt ist jedoch vor allem die Ungewissheit, wie und wann es weitergeht und wie wir sicherstellen, dass unser Verein diese Krise übersteht.

Thorsten Sterna (Leiter Medien & Kommunikation RWO): Erstmal sind wir tatsächlich überrascht, dass diese Anfrage ins Haus geflattert kam. Aber das allein zeigt uns doch, dass wir letztendlich alle in einem Boot sitzen. Irgendwie kann der eine ohne den anderen nicht. Aber wenn man Corona etwas Positives abgewinnen kann, dann die Tatsache, dass sich alle wieder auf die Basics besinnen und auch mal an der Nachbar-Tür anklopfen. Das freut uns auch in Oberhausen. Aber zurück zur Frage: Uns geht es den Umständen entsprechend. Was ist ein Fußballverein ohne Fußball? Ein Verein. Ein Team, das eng zusammenrückt und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Am Ende fehlt uns aber einfach unser Kerngeschäft – der Fußball. Genau wie Euch in Essen auch.

Geistertickets, virtuelle Biere und kalorienfreie Bratwurst…nicht nur bei RWE aktuell im Angebot. Was passiert diesbezüglich bei Euch und wie ist die Resonanz der Fans? 

Martin vom Hofe: Wir verkaufen auch schon länger unser goldenes Ticket. Für 10 Euro gibt es einen Gutschein für eine Wurst oder ein Getränk. Es haben sogar Rot-Weisse bei uns gekauft – absoluter Rahnsinn! ☺ Darüber hinaus gibt es immer mal wieder Versteigerungen von Alemannia-Artikeln wie Trikots, Bilder etc.

Marcus Uhlig: Bei dieser Frage erübrigt sich ja die Antwort von der Hafenstraße. Eines wollen wir aber noch loswerden: Wir sind tief beeindruckt von unseren Fans und auch ein Stück weit stolz darauf, wie solidarisch sich unsere Anhänger in Krisenzeiten zeigen. „Rot-Weiss Essen, wir halten zusammen“ ist nicht nur eine Liedzeile, sondern wird an der Hafenstraße gelebt.

Thorsten Sterna: Wir waren mit den Geisterspiel-Tickets ja sehr früh dran. Die Idee keimte intern schon, bevor sie der VfL Bochum als erster Revierverein umgesetzt hat. Aber da waren die Techniker in Sachen Umsetzung eben einen Tag schneller. Daraus entstehen dann Folge-Aktionen, weil eben jeder von uns seinen Stadionbesuch vor Augen abspult und sich hinterfragt: Was gehört noch dazu? Darum ähneln sich die Aktionen der Vereine auch so. Das hat nichts mit Abschreiben oder so zu tun. Das sind einfach grundlegende Artikel, mit denen ein Verein Geld verdient. Wir gönnen es jedem, wenn er dadurch sein Corona-Loch stopfen kann. Unsere Fans haben das quasi per Social Media mit angestoßen. Darum konnten wir auch problemlos behaupten, dass uns der Wunsch der Fans Befehl sei. Über die Solidaritätsschiene konnten wir einige Fans und Freunde mobilisieren. Das ist eine tolle Erkenntnis. Ich hoffe, sie hält an, bis wir wieder richtige Spieltagskarten verkaufen können, denn dann können wir auch im Stadion ordentlich Eigenwerbung betreiben. Aber bis hierhin muss man unseren Unterstützern – die es der Bestellerliste nach zu urteilen von Sylt bis Bad Tölz gibt – ein großes Kompliment machen.

Es wird viel spekuliert, wie mit der coronistisch unterbrochenen Saison nun weiter zu verfahren ist. Es muss ja irgendwie weitergehen, auch ohne Eierlikörchen. Von Saisonabbruch bis hin zur Verlängerung vor leeren Tribünen ist fast alles dabei. Was ist Euer Wunsch für die restliche Saison?

Martin vom Hofe: Ich glaube wir sind leider weit entfernt von Wünsch Dir was. Aber wenn Ihr mich so fragt: Saisonabbruch und Alemannia und RWE in Liga 3!

Marcus Uhlig: Leere Tribünen stellen uns wirtschaftlich vor eine fast unlösbare Aufgabe, weil wir unsere Kosten wieder hochfahren müssten, gleichzeitig aber keine Einnahmen über unsere Heimspiele generieren könnten und uns mit Rückforderungen von Dauerkarteninhabern und Sponsoren konfrontiert werden. Da sprechen wir dann mal eben über 2,5 Millionen Euro. Daher würden wir uns wünschen, dass die Saison zu einem späteren Zeitpunkt zu Ende gespielt werden kann oder abgebrochen wird, wobei in einem solchen Fall das bisherige sportliche Abschneiden sowie die Chance auf sportlichen Erfolg zwingend mitgedacht werden müsste. 

Thorsten Sterna: Da ein Großteil unserer Saisonplanung auf den Zuschauerzahlen basiert, wäre es genauso fatal wie für RWE, wenn wir zu Geisterspielen gezwungen werden. Erst kürzlich hat die Regierung das Kontaktverbot verlängert und dem Verband die Entscheidung quasi aufdiktiert. Alles andere als eine Bestätigung des Votums seitens des Verbandspräsidiums würde uns nur schwer wundern. Eine „künstliche“ Verlängerung bis ins nächste Jahr sehen wir aus diversen Gründen für undenkbar – und auch rechtlich angreifbar.

Die obere Hälfte der dritten Liga wünscht keine Zweigleisigkeit; befürchtet sportliche Verwässerung und finanzielle Verluste magenta-ler Art. Die untere Hälfte der Drittligisten würde für einen „Saisonus interruptus“ plädieren. Ohne Absteiger natürlich (Diese Schlingel). Und ambitionierte Regionalligisten könnten sich bisweilen sehr für eine zweigleisige Dritte Bundesliga erwärmen. Wie sieht der Wunsch für die Zukunft aus?

Martin vom Hofe: Allgemeiner Wunsch nach einer richtigen Reform ist ja schon seit längerem da. Nun hätte man da ja ggf. mal die Chance es coronabedingt aufzugleisen. Das „Wie“ ist und bleibt aber doch die Gretchenfrage.

Marcus Uhlig: Wir sollten uns in der aktuellen Situation zumindest keine Denkverbote auferlegen. Der Übergang von Liga 4 in Liga 3 ist längst als Fehler im System erkannt. Eine zweigleisige 3. Liga würde den Flaschenhals weiten und würde dazu führen, wirtschaftliche Folgen für einige Vereinen zumindest abzuschwächen.    

Thorsten Sterna: Ist doch klar. Wer einmal etwas hat, gibt es auch ungern wieder. Aber das muss ja nicht zwingend so eintreffen. Die zweigleisige 3. Liga ist aus mehreren Gründen spannend. Sie lässt die Vereine ihre bisherigen Ausgaben durch kürzere Reisewege und weniger Hotelkosten reduzieren. Auf der Habenseite könnten die vielen Derbys, die dadurch generiert werden, zu Buche schlagen. Es wäre auf jeden Fall eine großartige Sache für alle Freunde des Traditionsfußballs. Als Schlingel würde ich die aktuelle untere Drittliga-Hälfte nicht unbedingt bezeichnen. Durch Corona sind alle Vereine mehr als genug gestraft. Jetzt wäre es das richtige Zeichen der Verbände, in diesem für alle Beteiligten schwierigen Jahr nur Gewinner zu produzieren. Das schafft man ganz leicht mit der einmaligen Aussetzung der Abstiegsregel. Wenn die Verbände sich dafür öffnen und dann auch noch die 3. Liga anpassen, könnten auch die Verbände als Gewinner der Coronakrise vom Platz gehen.

Wir wissen ja aus Essen, dass „Geisterspiele“ in der Regionalliga möglicherweise Punkte bringen können, ohne TV Vertrag aber keine rentable Veranstaltung darstellen. Im Gegenteil, die Kosten  für das „Drumherum“ dürften ein weiteres Verlustgeschäft bedeuten. Grundsätzlich und losgelöst von unserer gemeinsamen Liga die Frage an den Fußballfan: Geisterspiele im TV, guckt man sich die wirklich gerne an? Und hat Dieter Karten mit seiner steilen These Recht, dass Bundesliga Fußball ohne Zuschauer/Emotionen qualitativ profitieren kann?

Martin  vom Hofe: Ich habe mir auch das Spiel Gladbach gegen Köln angeguckt. Es war schon gruselig aber aktuell ist halt nichts und ich würde es so werten für mich, dass es der Übergang zur neuen Saison ist, in der hoffentlich wieder alles beim Alten ist.

Marcus Uhlig: Nein, das sehe ich anders. Fans und Emotionen sind ein extrem wichtiger Teil dieses Sports. Was Geisterspiele angeht, ist unsere Position ja bekannt. 

Thorsten Sterna: Machen wir uns nichts vor: Zum Fußball gehören Emotionen. Das gegenseitige Befeuern der Fanblöcke, der Jubel beim entscheidenden 1:0 in der Nachspielzeit und so weiter. Aber über allem steht nun mal die Gesundheit der Menschen. Die muss immer gewährleistet sein. Wenn das nicht der Fall ist, muss man Kompromisse eingehen. Wenn es den 36 Klubs da oben weiterhilft, dann kann dieser Kompromiss das Geisterspiel sein. Davon, dass es die Klubs da oben gibt, profitieren wir ja auch. Sei es bei Zuschauereinnahmen durch Testspiele oder Transfers von Talenten unter den Nachwuchsleistungszentren (NLZ). Andersrum brauchen die Top-Klubs uns natürlich auch. Wenn wir wegbrechen würden – und mit „wir“ meine ich sämtliche Viertligisten, die freiwillig ein NLZ unterhalten – DAS würden die da oben auch merken. Dann kommen die Felix Passlacks, Gideon Jungs, Max Meyers und Co. nicht mehr so zielstrebig oben an. Deshalb: Leben und leben lassen. Am Ende sitzen wir auch hier wieder in einem Boot.

Kommt die Stadt Euch als Verein entgegen? Bis September ist noch lange hin. Alles will weiter gepflegt werden für den ersehnten (Ball-)Tag X. Und auch das macht sich ja nicht von alleine.

Martin vom Hofe: Hier befindet man sich noch in Gesprächen.

Marcus Uhlig: Die Stadt hält hier alles gut in Schuss, der Platz sieht so gut aus, wie seit vielen Monaten nicht mehr. Was jetzt noch fehlt, ist der Fußball.

Thorsten Sterna: Glücklicherweise ja. Das Oberhausener Gebäudemanagement, die OGM, hat uns zunächst bis Mitte des Jahres auf sämtliche Räumlichkeiten die Miete erlassen. Das ist ein großes Pfund und da sind wir der OGM sehr dankbar. In den letzten Spielen vor der Pandemie sah unser Trainingsplatz, gelinde gesagt, nicht schön aus. Auch das Spielfeld im Stadion Niederrhein war teilweise in einem desolaten Zustand, sodass sich sogar unser Cheftrainer Mike Terranova zu der Aussage hinreißen ließ, dass er den Rasen in seiner siebenjährigen RWO-Zeit so nie gesehen hat. Aber mittlerweile muss man unsere Grünflächen als die großen Gewinner der Auszeit erwähnen. Beide Plätze sind auch dank der Bearbeitung der unermüdlichen Pflegekräfte der OGM wieder in einem erstklassigen Zustand. Wenn es allein danach ginge, könnte es gerne bald wieder losgehen (lacht).

Wie geht es Eurer Mannschaft? Den Spielern? Wird wieder trainiert und was macht Corona mit der Psyche eines Sportlers, der an die Kette gelegt ist? Klar, ein jeder kann sich individuell fit halten. Aber die Abläufe auf dem Feld und all das, was den Mannschaftssport ausmacht: All das darf momentan nicht stattfinden. Kann das auf lange Zeit kompensiert werden? 

Martin vom Hofe: Das ist eine gute Frage die wohl kaum einer beantworten kann. Es wird Ihnen so gehen wie vielen anderen Arbeitern aktuell die in Kurzarbeit sind. Wir haben uns das alles bestimmt nicht so vorgestellt. Für die Jungs wünsche ich mir natürlich, dass sie bald aus dem öden individuellen Trainingsalltag rauskommen und wieder auf den grünen Rasen dürfen – aber das steht leider noch in den Sternen wann dies sein wird.

Marcus Uhlig: Das kann es ganz und gar nicht. Fußball ist ein Mannschaftssport, daher müssen Spieler zusammen funktionieren. Man kann noch so fit sein: Individuelles Training kann nie ein Ersatz für Mannschaftstraining sein.

Thorsten Sterna: Momentan befinden sich alle Spieler im Standby-Modus und halten sich individuell fit. Jeder Spieler hat einen eigenen Trainingsplan von unserem Trainerstab mitbekommen. Aber irgendwann kennt man dann auch jeden Baum im Park und hat die Zeiten der anderen Jogger auch auswendig drauf. Die Jungs wollen Fußball spielen! Sie wollen mit dem Ball arbeiten, Spielzüge einstudieren und Wettkämpfe bestreiten. Aber all das darf momentan nicht stattfinden. Wie würden Sie sich fühlen, wenn man Ihnen Ihr Spielzeug wegnehmen würde? Natürlich arbeitet der eine oder andere auch an seinem zweiten Standbein und büffelt grad Stoff für die Uni weg. Aber letztendlich sehnen sich alle wieder nach dem guten alten Fußballspiel.

Das erste Spiel nach dem „Hustensohn“: Wird der Fußball ein anderer sein? Gibt es den Zweikampf, wie wir ihn kennen? Oder die Jubeltraube nach einem Tor? Oder ist das Stadion voller denn je und wird inbrünstiger als jemals zuvor gesungen? 

Martin vom Hofe: Ich denke schon, dass alles ein wenig anderes sein wird denn es ist aktuell nicht gerade vorstellbar, dass alles wie gehabt weitergeht zumal ja erst mal (zumindest in den oberen Ligen) Geisterspiele drohen. Ich hatte mich eigentlich schon auf den ausverkauften Tivoli gegen Rot-Weiss gefreut da alle endlich wieder im Mai ins Stadion dürfen aber…..

Marcus Uhlig: Die  Hafenstraße ist nicht ohne RWE-Fans zu denken, die sich in den Armen liegen. Ich glaube, die Sehnsucht nach Fußball wird nach überstandener Coronakrise so groß sein, dass wir noch stimmungsvollere und noch ausgelassenere Spiele an der Hafenstraße erleben. Darauf freue ich mich jetzt schon. 

Thorsten Sterna: Ich weiß, es ist unhöflich, aber dennoch gestatten Sie mir diese Gegenfrage: Bis Oktober sollen Großveranstaltungen nicht möglich sein. Was heißt das für den Fußball? Was sind Großveranstaltungen? Werden die Stadionkapazitäten zunächst auf 100, 200 oder 500 Zuschauer runtergeschraubt oder gehen wir sofort wieder „All in“? Der Fußball wird sich definitiv verändern. Natürlich hoffen alle auf ausverkaufte Stadien, wenn das Kontaktverbot wieder aufgehoben ist, aber so vorsichtig, wie unsere Politiker sich an die ganze Thematik begeben – was nicht zwingend falsch sein muss – denke ich einfach, dass wir uns auch im Fußball langsam wieder herantasten. Hoffen wir einfach mal, dass der neue Spielplan es gut mit uns meint und das nächste Derby weit weg von allen Krisen vorsieht. Sicher ist sicher (lacht).

Ich wünsche Euch und Euren Vereinen, dass wir uns alle spätestens irgendwann eines Tages wieder gesund und in alter Rivalität im Stadion wiedersehen. Egal ob Tivoli, Niederrhein Stadion, anne Hafenstraße oder am Zoo…Corona ist hart, aber wir sind härter! Und natürlich (dass wird man mir weder in Aachen noch in Oberhausen verübeln): Nur der RWE! Wir geben zurück ins Studio* zu Addi Furler. 

*Zunächst noch einmal kurz die Schalte zu Thorsten Sterna mit dem Schlusswort: Das wünschen wir uns auch. Vielen Dank für die Kontaktaufnahme. Wir drücken Euch auch die Daumen, dass die ganze Nummer möglichst schadlos an Euch und uns vorbeigeht. Haltet durch und bleibt alle gesund!

Gerade meldete sich noch Werner Hansch mit einer aktuellen Meldung: Corona trägt tatsächlich zur „Konsoledisierung“ bei und sorgt so für Duelle der etwas anderen Art im Klassiker am 9.Mai zwischen der Alemannia & RWE. Wir können für 2€ Tickets dafür erwerben und den Tivoli noch voller als 2015 machen. Da geteiltes Leid halbes Leid ist, kommen die Erlöse aus dem Ticketing beiden Vereinen zu gleichen Teilen zu. Der Gewinner an der Konsole bekommt zudem ein handsigniertes 111 Gründe RWE Buch. Wenn das mal kein Anreiz ist…

Tränen sind der Augen edle Sprache Robert Herrick (1591 – 1674), englischer Pfarrer und Dichter

Ja meine Güte, was soll ich auch lange drumherum schreiben: Als Oguzhan Kefkir in der einundachtzigsten Minute das Tor traf; unser aller RWE somit endlich in einem Heimspiel wieder einen Treffer verbuchen konnte, da hob es mich nicht nur aus der eh kaum genutzten Sitzschale, sondern verwässerte fast zeitgleich auch die Augen. Ich habe mir dieses Tor so sehr für unseren Verein und für uns alle gewünscht, so dass ein rationaler Umgang damit kaum mehr möglich war. Ich wollte nach diesem schrecklichen Rödinghausen Spiel  endlich wieder dieses rumpelnde „Ene mene miste, es rappelt in der Kiste“ hören. Wollte spüren und sehen, dass es noch immer nicht vorbei ist mit all unserer Sehnsucht und mit all unseren Träumen. Ich glaube, ich habe auch gar nicht sofort realisiert, dass das Tor auch wirklich gezählt hat, gab es doch vorher den Stolperer mit Rot-Weisser und Rot-Weißer Beteiligung. Vielleicht suchte ich in dem Moment den unseligen VAR, damit mir einer Halt und Sicherheit zu geben vermochte. Glücklicherweise blieb der Blick auf den Monitor fern, der Torschrei von drei Tribünen aber umso intensiver. Das Tor zählte somit tatsächlich, wir führten.

Am Geländer festgehalten, konnte ich endlich schluchzen. Meine Güte wie peinlich, es war doch nur ein profanes Tor in einem ganz normalen Ligaspiel. Es war ja nicht einmal ein Derby oder dergleichen.  Falsch gedacht, es war unter dem Strich definitiv mehr in diesem Moment: Es war das Tor dafür, dass es weitergeht. Weitergeht mit unseren Hoffnungen und Sehnsüchten. Weitergeht mit der Liga und dem unwahrscheinlichen Augenblick, den SC Verl oder auch RWO noch zu überholen, was den unseligen Relegationsplatz anbelangt. Der SV Rödinghausen hat sich seinerseits in den letzten Tagen selbst aus dem Spiel genommen und auf das aufwendige Lizensierungsverfahren zur dritten Bundesliga verzichtet.  Rein sportlich betrachtet ein Katastrophe, denn wenn bescheuerte DFB Regularien über Wohl und Wehe entscheiden, bleibt der Sport leider auf der Strecke. „Meister müssen aufsteigen“, so zeugt ein RWE Transparent Woche für Woche darum, worum es wirklich geht. Nun aber ist die Liga ein weiteres Mal um ihre sportliche Identität beraubt worden. Erst Wattenscheid, nun Rödinghausen. Die beim DFB haben scheinbar wirklich nur noch Watte im Kopf. Ein Verein wie Rödinghausen spielt eine geile Saison. Leider, aber Punkt! Aber er wird niemals ein 10.000 Zuschauer fassendes Stadion benötigen, füllen oder was auch immer. Was seit Ihr nur für ein realitätsfremdes Volk da in den DFB Stuben.

Rödinghausen, das sind aber auch die mit den sterbenden Schwänen zwei Wochen zuvor, also nun raus aus dem Rennen. Bleiben noch die stabilen Verler, die Nachbarn aus Oberhausen und eben wir. Glücklicherweise noch wir, denn die Trefferquote von 1,7 Toren pro Spiel lässt nicht unbedingt auf eine souveräne Offensive schließen. Oftmals reicht das eine Tor aus, um die anwesenden Rot-Weissen in Ekstase zu versetzen. Minimalprinzip at it`s  Best! Gut, zurück zu Kefkir und dem Tor gegen RWO: Endlich realisiert, das es wirklich passiert, waren die nächsten Minuten bis zum Abpfiff wieder einmal die schlimmsten, die es bislang zu überstehen galt. Wie immer natürlich. Aber es hat zum Schluss tatswahrhaftig gereicht, und RWO wurde erneut bezwungen. Herrgott von Bentheim, welche Erleichterung nach Abpfiff.

Aber grundsätzlich und überhaupt: Was ist das eigentlich für eine Saison? Die Tabelle so schief wie der schiefe Turm von Suurhusen/Ostfriesland, unser RWE aktuell scheinbar nur noch im zweiwöchigen Heimrhythmus unterwegs. Klarheit gibt es da keine, außer der Gewissheit, dass prinzipiell der SC Verl durch ist. Selbst wenn wir an deren Poststraße gewinnen, bedarf es noch einiger Ausfälle ostwestfälischer Natur, bevor bei uns oder in Oberhausen die Post abgeht. Und was ist nur mit unseren geklauten drei Punkten aus dem Wattenscheid Spiel? Normal ist das also alles nicht mehr aktuell, und so können auch Reaktionen nicht mehr normal ausfallen. Das hat dann schlicht schon mal ungeplante Tränen zur Folge. Tränen der Erleichterung.

Wo mein Verständnis dann jedesmal aufhört ist unter anderem, wenn Stauder durch die Gegend geworfen wird. Mit Stauder wirft man nicht! Das gehört getrunken. Ohne wenn und aber! In Maßen natürlich und bewusst genossen! Jetzt ist wieder spielfreies Wochenende. Das bedeutet, wir können wieder nur zugucken. Und doch bin ich auf irgendeiner Art optimistisch, was das Erreichen dieses bekloppten Relegationsplatz angeht. Einfach mal so aufsteigen, das können wir nicht. Wir brauchen die kleinen und großen Dramen, die der Fußball in all seiner Güte und Strenge zu bieten hat. Wir brauchen das Komplettprogramm an Schmerz und Leidenschaft.

Wir brauchen weiter weiter Hoffnung!

In diesem Sinne (Eine gemischte Tüte Fußball).

Bevor es zu denjenigen Zeilen geht, die sich natürlich um unser aller RWE drehen und heute auch wieder auf Papier zu lesen sind, einige Gedanken, die sich allgemein rund um den Fußball angestaut haben und kurz verarbeitet werden wollen:

Der Fußball ist noch nicht ganz verloren! Diese steile These mag überraschend klingen im Nachgang eines Pokalhalbfinales, in welchem ein Konstrukt endlich den ersehnten Einzug in ein Pokalfinale geschafft hat. Und das 134 Jahre nach Gründung! Ist uns natürlich Brause, kann somit weg. Aber: Es gibt sie aktuell wirklich, diese kleinen Hoffnungsschimmer. Als da wären, ganz subjektiv betrachtet:

Ajax Amsterdam: Sicher ist Ajax eine tolle Mannschaft, würde sie doch sonst nicht in der Champions League an den Start gehen. Aber für dortige Verhältnisse natürlich eine Low Budget Truppe, krasser Außenseiter und für die Großkopferten überhaupt nicht auf dem Schirm. Stört die Mannschaft aber mal so gar nicht, werden doch die gewünschten Machtverhältnisse auf dem Feld einfach und spielerisch ziemlich genial durcheinandergewirbelt. Darauf eine Tüte und „Three Little Birds“.

DAZN: Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Bezahlsender für DAS Fußball TV Erlebnis aktuell gesorgt hat? Aber dass, was DAZN im Spiel der Frankfurter Eintracht gegen Benfica Lissabon in Bild und Ton nach Abpfiff abgeliefert hat, war nichts anderes als Liebe zu unserem Fußball! Keine Werbung störte die verdienten Feierlichkeiten der Frankfurter Homogenität zwischen Mannschaft und Fans. Das waren Bilder, die man gar nicht mehr gewohnt war, die unter die Haut gingen. Auch ohne Fan der Frankfurter zu sein. Das war ganz großes Fußballemotionskino; ein Lehrfilm für alle anderen Sender. Danke dafür!

Eintracht Frankfurt: Siehe DAZN. Tolle Saison. Unsere Sanitäranlagen waren seinerzeit trotzdem nicht soooo begeistert von Euch.

SV Waldhof Mannheim: Der Verband hat ja nun wirklich alles versucht, den Waldhof für das Fehlverhalten einiger auf ewig zu bestrafen und mit absurden Strafen zu belegen. Die Mannschaft hat sich aber trotzdem einmal mehr nicht davon beirren lassen und ist nach drei verlorenen Relegationen und insgesamt sechzehn (und wir jammern herum) schweren Jahren endlich wieder in den Profifußball aufgestiegen. Wir kommen bald nach!

Stauder: Der RWE stagniert auf dem Platz, aber Stauder zollt den Leistungen auf den Rängen Tribut. Bleibt nicht nur treu, sondern erhöht noch sein monetäres Engagement. Eine (Pils-)Blume der Stadt weiter das Bier des Vereins. Grün ist Stauder, grün ist die Hoffnung. Lecker!

Sicher gibt es noch weitere Beispiele für den kleinen Hoffnungsschimmer Fußball abseits der Gier und Statuten. Wer selbst welche in Sachen Fußball erlebt hat, mag sie  sehr gerne hier erzählen.

Nun aber wieder RWE, noch einmal kurz RWO und dann ist das einfach mal so:

Unser aller RWE hat Ostersonntag bei Viktoria Köln ein respektables Unentschieden geholt. Torlos das Ganze, was logischerweise bedeutet, selbst nicht getroffen zu haben. Aber, der selbsternannte Meister seiner Klasse; dieser Verein der Massen aus Köln…der hat eben auch kein Tor erzielt. Ein Null zu Null der schlussendlich besseren Sorte, wurde doch hinten clever verteidigt und ging es auch mal ganz gut in Richtung Kölner Strafraum. Dort war dann aber auch schnell Schluss, die echte Torgefahr blieb aus. Trotzdem ein Achtungserfolg einer weiter arg dezimierten Mannschaft. Alle Achtung definitiv auch den mitgereisten Fans, die nicht wie unsereiner den PC Bildschirm als Quelle der Spielverfolgung auserkoren hatten, sondern sich ganz in echt und in Farbe auf den Weg nach Köln machten. Dort nicht nur eine schön anzuschauende Choreo präsentierten, sondern auch für Fußballatmosphäre verbaler Natur sorgten. Hat man bei Viktoria ja alles eher weniger. Darf man auch ruhig mal so schreiben. Als Gratiszugabe bekamen die Mitgereisten auf der Gegengerade natürlich jede Menge österliche Frühlingssonne ab. Auch nicht schlecht, kostet sonst. 

Nicht schlecht auch die Zweitvertretung des 1.FC Köln. In der zweiten Begegnung des Tages unter dem Motto „Ruhrpott vs Domstadt“ wurde mit 6:1 beim Nachbarn RW Oberhausen gewonnen. An dieser Stelle sei einmal erwähnt: Damit haben wir nichts zu tun! Wir, also unser RWE, hatte auch nichts mit der vorzeitigen Verkündung des Wechsels von Jörn Nowak zu RWE zu tun. Auch wenn Ostern die Zeit der Verkündigung ist; man an der Emscher endlich die Zeit gekommen sah, den Nachbarn aus Essen als den bitterbösen Rivalen zu positionieren: Wir pellen uns darauf höchstens ein Ei. Ist doch so, Ostern halt. Rot-Weiß Oberhausen legt eine dermaßen respektable Saison hin, die uns mehr als nur sportlichen Respekt abnötigt, uns bisweilen sogar neidisch macht. Ach was, nicht nur bisweilen: RWO spielt um unseren Traum Aufstieg mit. Wir nicht! Aber, das Umfeld der Kleeblätter spielt nicht um den Aufstieg mit, trägt die Mannschaft nicht und kommt nicht in angemessener Zahl in das Stadion. So versucht man nun im Verein Rot-Weiß Oberhausen auf unsere Kosten Stimmung zu machen. Der Eindruck wird auf jeden Fall erweckt! In einem offenen Brief ist zudem von einem „östlichen Nachbarn“ die Rede. Was jetzt aber der VfB Bottrop als östlicher Nachbar damit zu tun hat, erschließt sich mir überhaupt nicht mehr. Der VfB ist da völlig außen vor.

Was ich sagen will: Es ist jetzt gut gewesen, und in Hinblick auf das bald folgende, sportliche Aufeinandertreffen im Niederrheinstadion sollten auch auf Oberhausener Seite die Emotionen wieder auf das Normalmaß heruntergebrochen werden. Es ist schön, Euer Nummer Eins Rivale zu sein (War das nicht mal der MSV?), aber Ihr seit nun mal einfach nicht der unserige. Isso! Ist auch  nicht böse gemeint. Seit stolz auf das Erreichte und vielleicht langt es ja, dank unserer Schützenhilfe bei Viktoria, doch noch für den Aufstieg. Dann winkt ja möglicherweise wieder der MSV und könnt Ihr endlich loslassen, was uns betrifft. Täte allen gut. In diesem Sinne….

Postskriptum: Meine Güte, was taten mir die beiden Benfica Fans leid, die sich in Frankfurt/Oder wiedergefunden hatten. Sie taten mir auch dann noch leid, als außer mir   schon alle von dem Geniestreich aus dem Hause 11Freunde wussten. Liebe Freunde deren 11 Ihr seid: Da habt Ihr wirklich richtig schön den Finger in die Wunde des sich immer schneller drehenden Online Zirkus gelegt. Da ist dann unter anderem auch DAZN drauf reingefallen, was letztendlich natürlich Abzüge in der B-Note gibt.

SUNSHINE ON LEITH. ABSATZ Zwei.

Eigentlich war ich mit Absatz eins ja noch nicht wirklich fertig. Die Idee war, dass, wenn nun alle Vereine ihre Ligen verlassen und „rübermachen“ wollen, auch der RWE einfach eines Tages die Regionalliga West verlässt. Lass die einen ihre Superliga für Sofafans und wieder andere eine  Liga Nordish by Nature schaffen usw. Wir gehen nach Schottland und versuchen in der dortigen Championship Fuß zu fassen. Der Vorteil: Wir wären numerisch wieder zweitklassig und könnten endlich auch die Spiele gegen Rot Weiß Oberhausen zu den Akten legen. Das Derby in der Championship würden wir dann gegen den alten und bisher einzigen Europapokalgegner Hibernian Edinburgh spielen. Natürlich spielen die Hibs ihre Derbys eigentlich und ausschließlich gegen die Hearts, aber die Medien brauchen ja immer was um „hochzusterilisieren“  und trennen doch beide Hauptstadtvereine aktuell eine Liga. Da würden wir einfach die entstandene Lücke füllen. Gut, die Auswärtsspiele wären für uns Fans etwas beschwerlicher, was Zeit- und monetären Aufwand beträfe, aber was täte man nicht alles für den Verein. Und Schottland ist immer eine Reise wert.

Ok, das Konjunktiv mal beiseite gepackt, steht in der Realität tatsächlich mal wieder ein Besuch in Oberhausen bei RWO an. Da wo es meistens regnet. Von oben, nicht Punkte für uns. Das gilt es mal wieder zu ändern, schließlich waren die letzten Ligaspiele gegen die Kleeblätter ernüchternd genug. Wie immer würden drei Punkte auch Argument dagegen sein, die Saison schon frühzeitig als Wettbewerb um die goldenen Ananas abzuhaken. Wir sind zwar immer noch im Jahr1 von Hoch3, aber größtmögliche tabellarische Spannung täte natürlich allen Vereinen im Flaschenhals Regionalliga gut. Es sei denn, man ist eine Zweitvertretung und nicht wirklich auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Ananas will ich nur auf Toast Hawai, aber nicht im Saisonverlauf.

Sonntag also die nächste Gelegenheit für die wahren rot-weissen, sich weiter zu stabilisieren und endlich den ersten Dreier seit dem 3.8.2012 bei den Kleeblättern einzufahren. Überhaupt sind ja die bis dato gewonnenen Spiele bei RWO deutlich in der Minderheit (Das natürlich die jeweilige Ligenzugehörigkeit im Zeitfaktor eine Rolle spielt, schenken wir uns mal in der Betrachtung). Vor 2012 war es 1995, als unsere Roten mit dem knappsten aller Ergebnisse dort gewinnen konnten und davor sorgte Frank Mill 1979 mit seinen zwei Treffern für einen 2:1 Erfolg. Also erst 16 Jahre und dann 17 Jahre auf einen Erfolg gewartet. Das würde bedeuten: Auf Basis dieser Grundlage müssten wir nun 18 weitere Jahre auf den nächsten Dreier im Niederrheinstadion warten. Um Himmels Willen, das wäre dann ja 2030. Geht gar nicht. Und vielleicht gibt es den Fußball dann überhaupt nicht mehr, da die Blase doch mal geplatzt ist. Also: Wir können nicht warten. Sonntag wird gewonnen und gut ist. Punkt! Also unter dieser Aussage, sonst natürlich deren drei.

In Oberhausen sind in der Regel um die 10.000 Fans vor Ort, treffen RWO und RWE aufeinander. „Seismographische Ausschläge“ inklusive: So waren es am 11.4.1970 28.000 Fans, die eng an eng stehend die gute Kanalluft erleben wollten. Zehn Jahre später, am 21.12.1980 waren es hingegen nur 3.500 Fans, die den Weg in das Niederrheinstadion gefunden hatten. Auch wenn es Sonntag wohl nicht fünfstellig werden wird, die 5.600 Fans der vergangenen Saison sollten doch übertroffen werden. Obwohl das Wetter Sonntag mal wieder pünktlich den Novemberblues zu beinhalten scheint. Frieren für den RWE vor und während des Spiels. Nach Abpfiff jedoch scheint uns hoffentlich die Sonne aus dem Allerwertesten und wärmt die Fanseele somit wieder auf. Für Rechenexempel an der Tabelle taugt aber auch ein möglicher Dreier noch nicht. Aktuell ist es wohl am Besten, einfach von Spieltag zu Spieltag zu denken, sich eher an einer eintretenden Konstanz im Spiel und gesunden Spielern auf dem Rasen zu erfreuen. Alles andere macht nur kirre.

Kirre machen bisweilen auch folgende Gedanken: Ist eigentlich unsere Tradition an diesem nicht enden wollenden Dilemma der Viertklassigkeit mit schuld? Oder anders gefragt: Hindern uns vergangene Erfolge und die Erinnerung daran, endlich eine Mannschaft in Ruhe wachsen zu lassen, um uns aus diesem sportlichen Tal der Tränen zu führen?  Fakt ist, wir können an der Tradition von Rot-Weiss Essen nichts ändern. Wir werden immer weiter mit Attributen wie Deutscher Meister; schlafender Riese; Zuschauerkrösus; Helmut Rahn und Willi Lippens; Bundesliga etc. in Verbindung gebracht werden. Und das ist auch gut so, weil es gut war. Selbst wenn wir rund um das Stadion alles abbauen und verbuddeln würden, was an bessere sportliche Zeiten erinnert: Man würde uns wieder daran erinnern. Aus der Nummer kommen wir einfach nicht mehr raus. Also sollten wir die Tradition bewahren; stolz darauf sein aber nur nicht vergessen, dass wir im Hier und Heute spielen und nach vorne gucken müssen. Nur vorne wartet ein Aufstieg. Hinten lediglich schöne Gedanken an früher! Wer nun nicht mehr auf unsere Tradition Wert legen möchte, oder auf unser mitunter kompliziertes und hochemotionales Umfeld: Wer also ausschließlich sportlichen Erfolg will; ja für den wurde extra der zukünftige Deutsche Meister  Rasendose Leipzig erfunden.

Um nun als Fan des RWE aber durchzuhalten gehört wohl auch, nicht wie so oft über Gegner zu jammern, die manch Fan als zu unwürdig für unsere einstmals glorreichen Kicker betrachtet. Das bringt rein gar nichts. Wir spielen immer gegen genau die Gegner, die sich in der gleichen Liga oder im selben Pokalwettbewerb befinden wie wir auch. Dem Namen nach klangvollere Vereine muss man sich erarbeiten. Außerdem gehe ich ja wegen Rot-Weiss Essen in`s Stadion und nicht des Gegners wegen. OK, und für Bratwurst und Stauder. Nur der RWE!

Das Gesetz der Trägheit

Ungekannte Gefühle machten sich vor diesem Spiel breit: So etwas wie Vorfreude schlich sich ein. Tatsächlich: Ich freute mich auf das Spiel des RWE gegen den Nachbarn aus Oberhausen. Aber warum eigentlich? Vielleicht weil es bis auf weiteres der letzte Besuch sein dürfte, oder weil sich die sportliche Situation etwas entspannt hatte? Auf die Freunde vor Ort oder auch darauf, Fritz Herkenrath zu Ehren applaudieren zu dürfen? Zwei Tage danach gibt es keine Antwort mehr auf diese Frage, denn die eigenen Mannschaft hat einmal mehr und diesmal so richtig ohne Ansage enttäuscht. Vor dem Spiel jedoch ging es nach Monaten mal wieder mit der „RWE Hit Mix CD“ an Bord auf die Reise gen Glutofen Essen. Lautstark mitgesungen wurden etliche Fanbusse eines benachbarten Bundesligisten  überholt. Denn sie wissen nicht was sie tun!

Warum nun schon um 13:00 Uhr angepfiffen werden musste, konnte nicht so richtig in Erfahrung gebracht werden; der guten Laune rund um das Stadion tat es aber scheinbar keinen Abbruch, sollte doch der endgültige Klassenerhalt ( Für temporäre Leser: tatsächlich Klassenerhalt, nicht Relegationsplatz oder dergleichen!) hier und heute gesichert werden. Nur unsere Mannschaft jedoch, die hat davon leider nicht viel mitbekommen! Würde man von Stehgeigern oder von Sommerfußball sprechen, so würde man jeden Stehgeiger und jeden Sommerfußballer prinzipiell beleidigen. Welch blutleere und fast pomadige Vorstellung in der ersten Halbzeit. Zugegebenermaßen von beiden Mannschaften! Vielleicht hatte ja doch die ungewohnte Anstoßzeit inklusive ebenso ungewohnt hoher Temperaturen seine Finger mit im Spiel. Das war bei allen schlechten Spielen in dieser schlechten Saison definitiv die schlechteste Halbzeit. Paradox wirkte im Verhältnis dazu die nimmermüde und durchgängige Anfeuerung von der „West“.

Mit dem Ende der torlosen ersten Halbzeit rissen die schlechten Nachrichten allerdings noch lange nicht ab: Denn es folgte ja tatsächlich noch eine zweite Halbzeit, die es zu überstehen galt. Hätte man abstimmen lassen, ob weitergespielt oder das Spiel zur Halbzeit als beendet gewertet werden dürfte, so hätten sich die allermeisten der geduldigen  Zuschauer sicher für das sofortige Ende entschieden. Natürlich wurde die zweite Halbzeit gespielt; lag der Fokus zudem immer noch auf die Beruhigung der Seele durch die möglichen drei Punkte auf dem Platz. Wenn die erste Halbzeit nun überhaupt eine sportlich verwertbare Erkenntnis brachte, dann die, wie wichtig ein Benjamin Baier aktuell für unser Spiel ist. Jemand der wenigstens einmal aus der zweiten Reihe den unverhofften Schuss ansetzt, und auch mal die eigenen Mitspieler wachrütteln kann. Dem neuen Trainer jedoch wurde endgültig und deutlich deutlich vor Augen geführt, auf welches Abenteuer er sich mit der aktuellen Mannschaft eingelassen hat.

Der Nachbar aus Oberhausen, selbst auch in dieser ersten Halbzeit nicht die hellste Kerze auf der Spieltorte konnte in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr anders, als die Essener Trägheit mit Toren zu bestrafen. Endlich wurde das Betteln erhört, in Rückstand zu geraten. Blitzsauber wurde zweimal die Abwehr ausgehebelt und an Heimann vorbei eingeschoben beziehungsweise reingestochert. Man lacht an der Emscher wahrscheinlich noch immer darüber, wie simpel das an diesem Samstag möglich wahr. Vielleicht war es Galgenhumor, oder die Freude an einem wirklich gelungenen, neuem Lied auf der Tribüne: Die „West“ sang unverdrossen weiter, es kamen keine Schmähungen gegen die eigene Mannschaft, die es ansonsten schon bei wesentlich  besseren Leistungen und Rückstand gegeben hätte. Das Werfen von Gegenständen sollte trotzdem und überhaupt endlich einmal unterlassen werden! Wir sind nur noch auf Bewährung auf den Tribünen! Eine Atmosphäre also , die in der Beziehung zwischen den Geschehnissen auf Rasen und Tribünen einem Verwirrspiel glich.

Es wurde also nichts mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Wie dumm auch von uns Fans, das von der aktuellen Mannschaft zu erwarten. Wie dummdreist aber auch von nicht einmal einer Handvoll trunkener und scheinbar von Sonnenstich  geplagten Besuchern die Aktion, die Würde eines gegnerischen Spielers anzutasten. Das geht in keinster Weise und wurde entsprechend im Spielverlauf von Leon Binder kommentiert und geregelt. Eine bedauernswerte Randnotiz, die im Spielverlauf außer den Beteiligten selbst wirklich kaum einer mitbekommen hat. Ich denke, dann hätte es einen größeren Aufschrei gegeben. So jedenfalls war der Weg frei für den Berichterstatter der RevierSport, den RWE einmal mehr unter Generalverdacht zu stellen.

Rot-Weiss Essen benötigt in der kommenden Saison nicht nur endlich wieder eine Mannschaft, die diesen Namen und unser Trikot auch verdient; sondern auch eine Berichterstattung, die sich mit Fakten und Fußball beschäftigt, anstatt in Boulevard Manier Geschehnisse oder Gesagtes aus dem Zusammenhang zu reißen und auf mögliches Fehlverhalten einiger weniger zu warten. Wir sind nicht doof, wir Fans wissen doch, dass der RWE nicht sonderlich gut gelitten ist im Hause RevierSport. Wir wollen keine Hofberichterstattung, denn das ist auch keinem zuträglich! Aber ich glaube, Verein, Fans und natürlich auch auch Medien ihrerseits haben ein Recht auf eine gegenseitig faire Behandlung. Auf gut recherchierte Beiträge, deren Inhalte den Sachverhalt erzählen und nicht auf eine reisserische Überschrift, der kaum  wirkliche Fakten folgen, dafür aber Klicks generieren . Wenn in längst vergangenen Tagen vielleicht mal Fehler auf beiden Seiten gemacht wurden, dann ist es an der Zeit, nun einen Punkt zu setzen. In Münster zum Beispiel hat diese Form der Berichterstattung leider auch Überhand genommen, was die Preußen gar zu einem offenen Brief veranlasste. Weniger ist manchmal mehr! Die WAZ Essen kann es doch auch, berichtet sportjournalistisch und den Tatsachen geschuldet. Und das sicher nicht nur, weil die West ihren Namen trägt.

Diesen finalen Punkt können wir alle ja bald auch endlich unter die aktuelle Saison setzen. Gottseidank. Nie zuvor habe ich so viele Fans so müde erlebt. Veteranen in Rot und Weiß, der ständigen Enttäuschungen überdrüssig. Vielleicht kann ja  kommenden Samstag endlich der Klassenerhalt geschafft werden und dann das Endspiel im Europapokal der Landesmeister gegen den Wuppertaler SV die Saison wenigstens auf Papier und Konto halbwegs noch retten. Nur der RWE!

Srivaddhanaprabha

Weit nach Mitternacht noch Udo Lindenberg zu hören, dass geht nur mit einem Pils dabei und hört sich allein von seinen Texten schon nach Kneipe an. Melancholie macht sich breit. Melancholie kann ich gut. Pils habe ich auch noch. Zeit und Muße also, die Dinge der letzten Tage einmal zu sortieren. Gestern haben wir die traurige Nachricht bekommen, dass Fritz Herkenrath bereits am 18. April dieses Jahres im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Geboren in Köln, feierte Fritz Herkenrath seine größten sportlichen Erfolge hier an der Hafenstraße in Essen. Ein tadelloser Sportsmann alter Schule; Schultätigkeit nach der Karriere. Die Meistermannschaft von 1955 nun vollzählig versammelt im Himmel; hier unten auf Erden kann jetzt keiner mehr davon erzählen. Wir zehren nunmehr endgültig von den Erinnerungen an längst vergangene, sportlich so erfolgreiche Tage. Niemals jedoch werden wir diese Fußballer vergessen, die unserem Verein so viel Gutes beschert haben. Auf ewig werden wir hoffentlich ihr Andenken bewahren und ihnen Samstag gedenken.

An der Hafenstraße dieser Tage ist es momentan relativ ruhig geworden. Die Kommentarspalten schwappen nicht mehr über vor Verzweiflung, Wut und dem Strafbestand der Beleidigung. Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen sorgten für eine kaum mehr gekannte Entspannung des rot-weißen Herzmuskel. Wir alle hatten den Rubikon Richtung Abstiegspanik gefühlt längst überschritten; normal war doch keiner in den letzten Wochen und Monaten unterwegs. Wir wussten und wissen alle: Ein Abstieg diese Saison und den Mythos können wir uns definitiv von der Backe putzen. Sieben Tage, vierundzwanzig Stunden Angst. Das zehrt an den Nerven. Das kostet Kraft. Unbezahlter Bluthochdruck vom Feinsten. Fan eines aktuell mäßig begabten Viertligisten zu sein geht an die Substanz, und ist unter dem Strich doch so viel mehr wert, als ein Ausscheiden im Halbfinale der Champions League. Ich möchte nicht tauschen. Nie mehr!

Ziemlich zeitgleich bejubelt gefühlt die ganze Fußballwelt die erste Meisterschaft des bis dato relativ unbekannten Vereins Leicester City aus England. Diese leider nicht auf dem grünen Rasen, sondern erst einen Tag später auf dem Sofa errungen. Chelsea sei Dank. Warum aber dreht die ganze Fußballwelt nun frei und mutiert zu Füchsen, obwohl aus Tradition eher den Reds zugetan? Auch Leicester City ist kein Verein mehr alter Prägung und hat mit Vichai Srivaddhanaprabha einen Milliardär als Eigentümer. Formal also nicht wirklich viel anderes als in den Akten Hopp,Mateschitz oder Abramowitsch zum Beispiel. Im diesjährigen Ranking, die finanzielle Kaderschwere betreffend, rangieren die „Foxes“ in England auf Platz 12 und 127 Millionen Euro in den Beinen. Was übrigens und interessanterweise in Deutschland den monetären Platz 7 einbringen würde. Insgesamt wird der Kader momentan auf 300 Millionen britische Pfund taxiert. In etwa also dem Börsenwert von ISDT.

Ich glaube, die Freude mit und am „Meister Leicester City“ liegt einem ganz anderem Faszinosum zugrunde: Nämlich dem der Meisterschaft und dem Wettkampf, der zur selbigen führen kann. Oder eben auch nicht. Auch in Leicester wird nicht mit Peanuts bezahlt, aber hier hat sich eine Mannschaft gefunden, die fast abgestiegen, ein Miteinander entwickelt hat, welches finanzielle Schwergewichte auszuhebeln verstand und der Basis endlich wieder die Hoffnung zurückgeben konnte, dass Fußball Wettbewerb und nicht nur Scheckheft ist. Der britische Fan war es leid, immer nur die selben Vereine um die Meisterschaft spielen zu sehen. Und man kann es auch nachvollziehen. Was wäre hierzulande wohl los, würden der 1.FC Köln, die SG Eintracht Frankfurt oder unser aller Rot-Weiss Essen in einem Par­force­ritt sondergleichen die Meisterschale holen?  Die Sympathien aller wären für ein Jahr gesichert.

Vielleicht geht es auch noch ein Stück weiter: Karl-Heinz Rummenigge zum Beispiel will Setzlisten und somit die altbewährten Wettbewerbe quasi am Nasenring durch die imaginäre Arena ziehen. Nee, er kann sich seine Setzlisten sonstwo hinstecken! Gewinner wird nur, wer die Wettbewerbe annimmt,  übersteht und nicht plant. Leicester City hat den Wettbewerb angenommen und diesen gewonnen. Das wohl die einmalige Faszination aktuell um einen Meistertitel in England. Rot-Weiss Essen muss noch viel trainieren um eines Tages überhaupt in den Wettbewerb um die deutsche Meisterschaft einsteigen zu können. Aber wir würden dann keine Setzlisten, sondern Gegner wollen.

Samstag nun aber erst einmal Oberhausen der Gegner. RWE gegen RWO. Bis auf weiteres das letzte Spiel in einem Stadion, gilt es ja alsbald den eigenen Wettbewerb anzutreten und natürlich zu gewinnen.

Heute nur Kummer.

Der Tatort vorbei, alle anderen nun zu Bett. Das Sonntagsritual verlangt nach den Regionalsportsendungen. Lustlos „hin- und hergezappt“ arbeitet der Kopf auf Hochtouren, sucht nach Gründen. Whattsapp oder sms zeugen von Gleichgesinnten, welche sich ebenfalls krank vor Kummer fühlen ob der erneuten Niederlage. Feuchte Augen ohne sich dafür zu schämen.

Der Erfolg gegen Bochum ließ erahnen, dass es das Spiel ist, welches nicht spielerisch leicht anzuschauen ist. Drei Punkte, dass war es aber, was zählt. Somit galt es sich überzeugen zu lassen. Dem negativen Bauchgefühl zum Trotze. Heute dann wieder so ein Spiel. Allerdings ohne die stets alles übertünchenden Punkte. Der RWE hat bei RWO mit 0:1 verloren. Und somit aktuell wohl auch die Chance auf den Relegationsplatz nachhaltig verspielt. Verspielt… welch Anachronismus!

Schlecht gestartet, miteinander geredet, dann die Herbstmeisterschaft….ja dann kommst Du doch mit einer Brust aus der Winterpause, die so breit, dass Pamela Anderson vor Neid erblasst. Läufst in Aachen und Oberhausen vor Tausenden mitgereister Fans und Hoffnungen auf. Wirst geliebt und unterstützt. Aber wer bin ich, nun in Kritik zu verfallen. Still leiden kann ich aber auch nicht und teile dieses also mit.

Lieber RWE, ich bin nicht traurig über die Spiele nach der Winterpause: Nein, meine Welt ist heute zusammengebrochen. Wird wohl wieder besser.