Monatsarchive: Dezember 2014

Frohe Weihnachten

Auch in diesem Jahr wieder, und weil er so schön und auch so wahr ist: Der Brief der kleinen Virginia O`Hanlon aus New York an die “Sun” aus dem Jahre 1897 und die Antwort des Redakteurs. Bis 1950 wurde dieser Brief jedes Jahr in der “Sun” gedruckt und seit 1977 führt die “WamS” diese Tradition fort (seit 2007 auch Im Schatten der Tribüne):

„Mit Freude antworten wir sofort und auf die in ihrer Weise herausragende Mitteilung unten und drücken gleichzeitig unsere große Befriedigung aus, dass ihr gewissenhafter Autor zu den Freunden der Sun zählt:
“Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt. Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Papa sagt: Wenn du es in der Sun siehst, ist es so. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?” Virginia O’Hanlon. 115 West 59 Street
Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Alters. Sie glauben nichts, was sie nicht sehen. Sie denken, dass es nichts geben kann, was für ihren kleinen Geist nicht fassbar ist. Alle Gedanken, Virginia, ob sie nun von Erwachsenen oder Kindern sind, sind klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie würde so öde sein, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch Gefühl und Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.
Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sehen würden, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis, dass sie dort nicht sind.
Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen, oder sie sich vorstellen. Du kannst die Babyrassel auseinander reißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinander reißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseite schieben und die himmlische Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr?
Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger. Kein Weihnachtsmann! Gottseidank!, er lebt, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“
FROHE WEIHNACHTEN und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen und Euch “ISDT”

Nasse Füße!

Trockenen Fußes hat keiner zu Spielbeginn die Hafenstraße erreicht. Gewohnte Stände vor dem Stadion wurden erst gar nicht aufgebaut, die ordnenden Helfer unter ihren Plastikponchos konnten einem fast leid tun. Hafenstraßenwetter, meinten die einen, während die anderen angsterfüllt an Drainage und Verl dachten. Das Wetter blieb, die Angst vor Wasserball war dagegen unbegründet: Unser Platz in einem besseren Zustand als der Lotte ihr Acker eine Woche zuvor. Zudem auch unsere Mannschaft wesentlich verbessert im Gegensatz zur Vorwoche.

Eines kann dieser Verein: Er nimmt uns immer wieder mit in eine Gemengelage, welche ständig zwischen Euphorie und Frustration schwebt. Hier kannst Du nicht einfach in Ruhe Fußball gucken, hier lebst Du Fußball. Mit Herz und Emotion. Und so wurde vor dem Spiel August Gottschalk gedacht. Sich zu seinen Ehren erhoben; nicht geschwiegen, sondern applaudiert! Ich mag diese Applausminuten. Habe das Gefühl, mit einem Lächeln Danke sagen zu können für das Geleistete.

Danke auch denjenigen, welche uns nach Georg Melches nun auch August Gottschalk flächendeckend in Erinnerung gerufen haben. Ganz groß! Wie passend gerade jetzt  die Meistertrikots. Zumal bei diesem Wetter. Vielleicht auch ein Quantum Motivation. Wir wissen doch alle, dass Fußball auch in den Köpfen stattfindet [In den Köpfen angekommen wohl auch die Botschaft, dass ein Spiel weder durch Böller noch durch „Give aways“ positiv entschieden wird. Das kostet nur!].  Wie dem auch sei, es war wieder einmal ein Abend wie kein anderer.

In der Halbzeit dann noch die Verabschiedung eines besonders verdienten Mitarbeiters des Vereins. Die Anwesenheit und Herzlichkeit aller Mitarbeiter des RWE hierzu auf dem Rasen verdeutlichte nur eins: Es gibt auch ein stimmiges Team hinter dem Team. Der so herzlichst verabschiedete brachte auf den Punk warum: Nur der RWE!

Wie in Lotte geriet der RWE zwar auch in Rückstand, scheint aber zur Zeit auf Selbstqual zu stehen, kommt erst danach so richtig in die Puschen. Dann aber werden jene schon mal gegen eleganteres Schuhwerk getauscht: Raumgreifende Pässe, Solis auf tiefem Boden und Kampf bildeten die Grundlage für drei wunderbare Tore. Eines schöner anzuschauen als das andere. Wobei eigene Treffer immer schön sind, auch reingestolpert. Als Garnitur obendrauf noch zweimal der Pfosten und andere Torschüsse. Die Gäste aus Wiedenbrück rechtfertigten ihren Tabellenplatz ebenso. Kurzum: Ein herrlicher Fußballabend. Es braucht halt nicht immer Sonnenschein und 20 Grad. Rot-Weiss Essen war somit nach dem Schlusspfiff wieder Tabellenführer, mindestens für eine Nacht.

Und da wir uns nun in die Winterpause begeben, vielleicht noch einige abschließende Gedanken: Fast nicht mehr nachvollziehbar, wie wir uns alle miteinander nach hoffnungsvollem Saisonbeginn in den Abwärtstsrudel begeben haben. Mahnung für die Zukunft. Dann aber durch miteinander reden so aus dieser Krise herauszukommen: Das schaffen auch nicht viele. Stilbildend für die Zukunft. Und Ihr wisst Bescheid: Vor jeder Saison mal eben „Tach“ sagen. Kostet nicht viel, kann aber unbezahlbar sein! Für alles andere gibt es Gelsenkirchen.

Überhaupt bietet diese saisonale und adventliche Jahreszeit eine gute Gelegenheit grundsätzlich einmal Danke zu sagen. Und zwar völlig subjektiv: Danke allen Fans, die immer und überall vor Ort sind, denen kein Weg zu weit scheint. Danke Dir am Megafon, dass Du ein gutes Gespür dafür hast, dass Fans aller Couleur auf der Westtribüne stehen und somit von Haus aus eine breite Mischung an traditionellen und neuen Fangesängen mitbringen. Für mich passt das! Danke auch für den unermüdlichen Einsatz an Trommel und Stimme. Danke Fanprojekt, Fanvertreter, Sangesbarden und rot-weissen Rappern. Danke  Vereinshistoriker, Autoren und Bewahrer der Tradition. Danke Fanradios, Fanzine und uralte Ultras!

Natürlich gefällt nicht automatisch jedes Lied, nur weil es von einem RWE Fan kommt oder steht jedes Buch direkt im heimischen Regal. Die Vielzahl und Vielschichtigkeit ist es, welche beeindruckt. Und dass alle sich unter dem Strich immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner einigen: Nur der RWE!

Und weil es gerade so schön und frisch aus dem Adventskalender gekullert kommt: Danke FC Hennef 05. Der RWE, am Ende eines langen Jahres doch noch Spitze.

„Was bist Du denn für einen?“ Der Prolog

Während der Staatsratsvorsitzende unseres Vereins noch intervenieren und telefonieren musste, begann drinnen schon die Betriebsratsversammlung der Essener Nikolausinnung bei Fässchen und kalten Kaltgetränken. Strikte Fantrennung einmal mehr misslungen. Natürlich fanden auch die Verantwortlichen noch ihren Zugang zur Tribüne, bekamen die Nikoläuse schnell Gesellschaft einiger Wichtel und waren überhaupt fast alle Tribünen fest in rot-weisser Hand. Wen galt es auch zu trennen?

Lotte sollte nicht mehr hyperventilieren wenn der RWE kommt, sondern sich einfach daran erfreuen. So wie noch zu Beginn unserer gemeinsamen Ligazugehörigkeit. Der wichtige Rest ist kurz erzählt: Kein gutes Spiel auf buckeligem Geläuf. Lotte gallig und der RWE ohne die Dominanz und Stärken der vergangenen Spiele.

Vielleicht ein schlechteres Spiel zur richtigen Zeit, um mal zu gucken, wie es wirklich um die Beziehung zwischen Mannschaft und Fans bestellt ist. So wurde neben dem Punkt auch die beruhigende Erkenntnis gewonnen, dass diese Beziehung wieder schwächere Auftritte aushält, ohne gleich in Panik oder schlimmeres zu verfallen.

Und doch tat es schon weh, diese ach so wunderbare Tabellenführung recht schnell wieder abgeben zu müssen. Jetzt, wo wir alle endlich von oben grüßen durften; Funk und Fernsehen wieder aufmerksam werden. Jetzt, wo die bundesweite Fanseele lieber Bergeborbeck statt Brause im Profifußball sehen will.

Fortsetzung folgt!