Monatsarchive: November 2009

Ohne Moos nix loos

Fußball wird mit den Beinen gespielt und mit dem Kopf gewonnen. Diese einleuchtende These könnte für die erneute Heimniederlage des RWE gegen die Zweitvertretung aus Mönchengladbach herangezogen werden. Der Kopf hat nämlich keinen Gehaltseingang zu verzeichnen gehabt, wie soll er da seinen Beinen einen guten Lauf empfehlen? Das Ende vom Lied: Eine weitere Hiobsbotschaft für den RWE und seine Fans. Und besonders bitter auch für die Angestellten des Vereines, die sicherlich momentan einen besseren Job verrichten als die Wanderarbeiter auf dem grünen Rasen: Auch sie warten noch auf ihr Gehalt. Welch Ansammlung der schlechten Nachrichten in dieser Woche. Quo Vadis, RWE? Ja und dann gab es noch den 2:1 Erfolg der heimischen Eintracht über die Kickers aus Emden. Und ja, ich würde auch gerne wieder etwas mehr über den Verein vom Heideweg schreiben, nur gibt es doch nicht viel neues, und wenn dann auch nur finanzielle Horrorszenarien. Und Informationen unter dem Mantel der Verschwiegenheit werde ich hier natürlich nicht veröffentlichen. Ein Spiegelbild der höherklassigen Amateurligen als Folge des DFB Gebaren hier auch in Nordhorn: Keine Trikotsponsoren, wilde Sau spielende Gästefans (bzw. Subunternehmer in Sachen Randale aus dem Emsland) und grundsätzlich zu wenig Zuschauer, um auf Dauer höherklassigen Amateurfußball anzubieten. Wahrscheinlich waren die Stromkosten höher als die Einnahmen. Und zu guter Letzt: Bevor sich der alte Vorstand nicht öffentlich erklärt und in einer Mitgliederversammlung entlastet wird, ist es sehr schwer, dem Verein noch kreativ gegenüberzustehen. Dabei bleibe ich.

Partisanen

Der Fall der Mauer ist in diesen Tagen in aller Munde. Aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar, dass ein solch historisches Ereignis ohne Privatfernsehen, Internet, Handys oder gar Twitter passieren konnte. Und doch, es war so und so wie es war, war es auch gut. Die Historie dieser Tage kennt jeder, aber können wir, die wir nicht in der ehemaligen DDR gelebt haben, uns wirklich ein Bild davon machen, was es bedeutet hat, in diesem Staate zu Leben, wenn man nicht Teil des Systems war? Nach zwanzig Jahren gestehe ich mir ein, dass die DDR damals sehr weit weg war, und eine Vereinigung auch noch nicht in meinem realen Leben stattgefunden hat. Dieses ist vielleicht wirklich auch geographischen Gesichtspunkten geschuldet, denn hier in Nordhorn sind wir sowas von “Wessis”, dass wir fast schon eher “Ostholländer” denn Sachsen sind. “Unsere” Grenze war die in Richtung Niederlande, zwei Kilometer entfernt und ein kleiner Junge hat es damals als sehr spannend empfunden, kontrolliert zu werden. Natürlich haben wir nie mehr als die erlaubten Mengen an Kaffee und Tabak in die BRD eingeführt, davon gehe ich nun mal aus. Aber eine Grenze in einer solch Dimension wie die Zonengrenze, das konnte man sich hier nicht vorstellen. Die Bundesjugendspiele 1986 haben uns dann nach Berlin geführt und auch durch die “Zone”. Aber auch hier die Frage: Was haben wir denn von der DDR seiner Tage mitbekommen? Schon spannend, wie die Grenzer den Bus des Turnverein Nordhorn unter die Lupe genommen haben. Viel wichtiger aber doch der Intershop. Noch spannender der Grenzübergang in Berlin selber: Eine Straße, und doch zwei Welten, zwei Länder gar und unterschiedliche Systeme. Und auch hier unserer Eindruck: Berliner Weisse mit Schuß im Palast der Republik. Ergo: Dieses Land war uns sehr fremd und nun trat unsere Psychologiedozentin am Morgen des 10. November 1989 vor uns und berichtete all denen, die es noch überhaupt nicht mitbekommen hatten, von den Ereignissen der damaligen Nacht. Das alles ist nun zwanzig Jahre her und erst jetzt bekomme ich langsam, aber sicher einen Eindruck, welch perfidem System die Menschen in der ehemaligen DDR unterworfen waren. “Schuld” daran unter anderem die Stasi Akte andoras und sein nicht endendes Engagement, darauf hinzuweisen, dass letztendlich nicht wirklich eine Revolution stattgefunden hat, in der man seine Peiniger aus dem Land jagt. Trotzdem ist es immer ein Grund zu feiern, wenn ein Land seiner Fesseln beraubt wird. Nur, wo sind denn all die Schergen geblieben, die dem System zu seiner Existenz verholfen haben und was ist in den vergangenen zwanzig Jahren im Osten unserer Republik nun letztendlich passiert? Ich denke, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis sich Ost und West wirklich angeglichen haben und vorurteilsfrei miteinander umgehen können. Und es ist nicht böse gemeint, wenn mir Denekamp näher als Dresden ist.