Monatsarchive: Dezember 2009

Frohes neues…..

Allerorten wird sich auf die letzte Nacht des Jahres vorbereitet, Zeit um vergangenes Revue passieren zu lassen und sich auf das neue Jahr zu freuen. Zurückblicken mag ich nicht mehr, aber möchte ich auch wirklich nach vorne schauen, “meinen” Fußball betreffend ? Und um Worte ringend einige ich mich einfach darauf, dass mir wohl nichts anderes übrig bleibt: Zum einen geht es nun mal weiter, immer weiter, und zum anderen wird es besser. So oder so. Hier in Nordhorn hatte das erste Heimspiel nach den schlechten Nachrichten bezüglich einer möglichen Insolvenz eine blamable 0:6 Heimschlappe gegen den BV Cloppenburg zur Folge. Ein Spiel, welches zu Beginn ganze 180 und zum Schluß nur noch deren 98 Zuschauer verfolgten. Ein ganz klares Votum dafür, dass den Nordhornern das Schicksal der einstigen Nummer 1 in der Stadt am Allerwertesten vorbei geht. Letzten Meldungen zufolge scheint sich aber ein Silberstreif am Horizont abzuzeichnen, der den SV Eintracht mindestens die Saison zu Ende spielen lässt. Im Sommer dann greift ja eine abermalige Ligenreform des DFB (Ihr Helden!!) und dann wird sich zeigen, ob sich der SVE für die eingleisige Oberliga qualifiziert hat und diese auch anstrebt, oder ob es eine weitere Liga nach unten geht. Den Silberstreif am Horizont gilt es in Essen an der Hafenstrasse ganz vorzüglich von der Haupttribüne aus zu betrachten: Dafür wurde extra ein Teil der “Nord” und ein Flutlichtmast entsorgt. Bitterkeit beiseite, denn die Thematik Stadionbau in Essen ist tragisch genug. Ewig die gleichen Argumente Für und Wider bringen den Verein keinen Schritte weiter, die Ergebnisse auf dem Feld leider auch nicht. Richtig dumm aber die Entscheidung, einfach mal mit dem Abriss zu beginnen, ohne die Finanzierung stehen zu haben. Einmal mehr einzigartig. Einzigartig auch die Granden in Verein und Stadt, wenn sie zu diesem Thema befragt werden. So zitiere ich gerne Stefan Meutsch, seines Zeichens 1. Vorsitzender aus dem Interview mit dem RWE Fanblog: “Ohne mich aufs Frühjahr festzulegen denke ich, dass die politische Willensbildung in Essen mit einem positiven Ergebnis in Sachen Stadionneubau abgeschlossen ist”. Aha, und was besagt das nun? Der Oberbürgermeister der Stadt Essen, Reinhard Paß, macht zwar deutlich, dass die Stadt eine funktionstüchtige Stadionimmobilie an der Hafenstrasse benötigt, da allein die Instandhaltung des übriggebliebenen Georg-Melches Stadion 500.000€ jährlich verschlingt. Eine Umsetzung der bisherigen (Achtung!) Stadionpläne kann aber nur umgesetzt werden, wenn der RWE auch in der nächsten Saison mindestens weiterhin viertklassig spielt. Auch hier kann ich den Konsens der Aussage nicht genau erkennen. Der RWE wird definitiv in der nächsten Saison viertklassig spielen. Man kann also erahnen, auch in den unteren Ligen wird es ein spannendes kommendes Jahr werden. Und das in beiden Fällen wohl nur sekundär auf dem Feld. Anbei ein Bild aus dem Jahre 2007, Auswärts in Oberhausen. Ein Stadion, wo man sich fragt: DFB Auflagen?, eine Liga seinerzeit (Regionalliga West), in der der RWE heute gerne wäre und ein Gegner, der nun sogar zwei Klassen höher spielt. Ein passendes Bild, um das Jahr zu beschließen. Einen guten Rutsch und ein gesundes und friedliches Jahr 2010.

Stuttgart

Stuttgart ist zwar stets angedacht, kommt als Tatort aber noch nicht so selbstverständlich daher, wie zum Beispiel die Kollegen aus Köln, Münster oder München. Im März hatte ich zuletzt einige Gedanken niedergeschrieben, das schwäbische Ermittler-Duo “Thorsten Lannert” und “Sebastian Bootz” betreffend. Gestern nun die 750. Tatort Folge: “Altlasten” so der Arbeitstitel, wird sicherlich niemals als ein solcher in die Tatort Geschichte eingehen. Für mich hat es dieser Krimi, nein: Dieses wunderbar gefühlvolle Stück Leben, auf Anhieb auf das Treppchen geschafft. Mögen auch professionelle Rezensionen schwanken zwischen Langeweile und schwerer Kost, so gibt es für mich nur ein Prädikat: Einer für das eigene Archiv. Für den- oder diejenige, die sich den Krimi noch in dieser Woche via Mediathek anschauen möchte, verzichte ich auf eine inhaltliche Darstellung, die Spannung so vielleicht noch ein wenig aufrechterhaltend. Wichtiger allemal sind die Charaktere und die vielen zwischenmenschlichen Untertöne, die uns das Drehbuch von Katrin Bühlig da beschert hat: Der Hausarzt, den eine Budgetierung vielleicht an den Rand des hippokratischen Eides und in die Nähe einer Straftat bringt, ein schwarzes Schaf in der Familie, der Schwiegersohn, welcher mit anderen Moralvorstellungen arbeitet, die gestresste Frau und Mutter, die trotz behindertem Kind und pflegebedürftigem Vater Karriere machen will….eigentlich Zutaten aus der kriminellen Klassikerkiste. Hier war aber das schwarze Schaf nicht ganz schwarz, der Karrierist nicht ganz ohne Moral usw. Und dann war da noch eine wunderbare Bibiana Zeller ,die ihrer Filmfigur der demenzkranken Witwe Brise Schubert eine Würde und Stil verlieh, die ich so in dieser Form noch nicht erlebt habe. Eine beeindruckender Wechsel zwischen der Anwaltsgattin mit gehobenen Umgangsformen, den Momenten der Demenz und denen der Todessehnsucht. Ein im Grundton stiller Tatort, die Dienstwaffe am schlanken Gürtel des Sebastian Bootz blieb diesmal nur Staffage. Zudem bekamen auch die beiden Hauptprotagonisten Zeit und Raum, ihre Figuren weiter auszubauen und diesen ein wenig mehr dessen zu verleihen, was anderen “Kollegen” vielleicht vorbehalten bleibt: Eine private Seite mit allen Facetten. Exemplarisch dafür stehen die Sequenzen im Treppenhaus des Thorsten Lannert und vor allem das genial eingestreute “Mensch ärgere Dich nicht” Duell zwischen Bootz und Schwiegermutter inklusive passender Musik. Verschweigen möchte ich auch nicht das Mitwirken der Staatsanwältin Emilia Alvarez a`la Carolina Vera. Und ebensowenig verschweigen möchte ich, dass da Frau Alvarez und ihr Kleidungsstil eher meine Begeisterung hervorrufen als die schauspielerische Leistung. Ergo: Ein wunderbarer Film, eigentlich voller Klischees behaftet, aber Dank der Regie und der schauspielerischen Leistung niemals in dessen Nähe abdriftend. Gucken!

Frohe Weihnachten

Auch in diesem Jahr wieder, und weil er so schön und auch so wahr ist: Der Brief der kleinen Virginia O`Hanlon aus New York an die „Sun“ aus dem Jahre 1897 und die Antwort des Redakteurs. Bis 1950 wurde dieser Brief jedes Jahr in der „Sun“ gedruckt und seit 1977 führt die „WamS“ diese Tradition fort (seit 2007 auch „ISDT“):

„Mit Freude antworten wir sofort und auf die in ihrer Weise herausragende Mitteilung unten und drücken gleichzeitig unsere große Befriedigung aus, dass ihr gewissenhafter Autor zu den Freunden der Sun zählt:

„Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt.“Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.“Papa sagt ’Wenn du es in der Sun siehst, ist es so.Bitte sagen Sie mir die Wahrheit; gibt es einen Weihnachtsmann? „Virginia O’Hanlon.“115 West 59 Street

Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Alters. Sie glauben nichts, was sie nicht sehen. Sie denken, dass es nichts geben kann, was für ihren kleinen Geist nicht fassbar ist. Alle Gedanken, Virginia, ob sie nun von Erwachsenen oder Kindern sind, sind klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist. Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie würde so öde sein, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch Gefühl und Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sehen würden, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis, dass sie dort nicht sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen, oder sie sich vorstellen. Du kannst die Babyrassel auseinander reißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinander reißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseite schieben und die himmlische Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger. Kein Weihnachtsmann! Gottseidank!, er lebt, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“

FROHE WEIHNACHTEN und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen und Euch „ISDT“

Suboptimal

Gemäß meinem Alter kann ich die Jahre auf einer Skala von 1 bis 43 verteilen. Unabhängig der Tatsache, dass rein biologisch betrachtet, die ersten Jahre nicht mit in eine rein hypothetische Wertung einbezogen werden könnten: Dieses Jahr nimmt auf jeden Fall den letzten Platz ein. Es kann nur besser werden. So, und darauf fußen dann auch schon die sportlichen Hoffnungen für das nächste Kalenderjahr. Von Saison zu Saison darf bei einigen Vereinen wohl nicht mehr gedacht werden. Der RWE, wer hätte das gedacht, gehört zwingend dazu. Der Deutsche Meister von 1955 ist an seinem Tiefpunkt angelangt. Weniger die Tatsache, weiterhin viertklassig zu sein steht hier sinnbildlich, sondern eher das Stadion. Kurzer Rückblick: Am 08. August wurde ich mit 8.560 anderen hoffnungsfrohen Fans Zeuge optimistischer Reden, einem Spatenstich, Videopräsentationen und einem 2:0 Heimsieg der rot – weissen. Trainer und Fünfjahresplan in Personalunion war da noch Thomas Strunz. Sehr intensiv, eloquent in der Wortwahl und glaubwürdig kamen seine Botschaften herüber. Die sich nach Erfolg sehnende Basis des Vereines, die Fans, glaubten bisweilen, der Messias selbstredend sei erschienen. Ich übrigens auch, zu sicher und fest zementiert schien der Neubau auf und neben dem Feld. Ende August sah die Situation dann schon wieder ganz anders aus, ein neuer Bürgermeister regiert in Essen, und auch die Bezirksregierung in Düsseldorf zählte die Stadt Essen in ihren Investitionsplänen an. Ende Dezember, um das alles einmal auf den Punkt zu bringen stellt sich die Situation dann so dar: Die Webpräsenz zum Stadionbau gestaltet sich bis dato lediglich als Mix aus vergeblichen Hoffnungen und bitterer Realität: Der Teilabriss der Nordtribüne und Abbau eines Flutlichtmastes kann weiterhin im Zeitraffer verfolgt werden. Die Freude daran ist allerdings vergangen. Scheinbar einflussreiche Kräfte versuchen einmal mehr das Projekt Stadion zu torpedieren (Das diese “Kräfte” bei sportlichen Erfolg und neuem Stadion die ersten sein werden, die als VIP`s geladen werden wollen, dürfte wohl jedem klar sein….) und auch die Vereinsführung zieht nicht wirklich an einem Strang. Leider konnte auch die Mannschaft nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen und eines Tages auch Thomas Strunz nicht mehr seinen Vertrag (wollen schon, allein er durfte nicht). Die bisherigen Co- Trainer Aussem und Erkenbrecher übernahmen nun gleichberechtigt die Mannschaft, bisweilen “unterstützt” von Vorstandsmitgliedern, die mal eben zur Halbzeit die Kabine stürmen. Ja, an der Hafenstrasse geht es nun einmal hoch her, aber bei allen Emotionen sollte doch irgendjemand endlich in der Lage sein, den gordischen Knoten RWE zu lösen. Vielleicht sind es ja einmal mehr die Fans, die den nötigen Impuls dazu geben: Auf der Seite Du bist RWE werden Unterschriften gesammelt, um diese als Petition einzureichen. In kurzer Zeit kamen so bis zum heutigen Tage 6250 Unterschriften zusammen. Den üblichen Kritikern nicht viel im Verhältnis zur Einwohnerzahl der Stadt Essen, aber schon genug um ein Ausrufungszeichen zu setzen und es geht ja weiter! Die Mannschaft kann dieses vielleicht im nächsten Jahr auch noch an der ein oder anderen Stelle tun, zum Aufstieg wird es wohl nicht reichen. Und doch kann es 2010 einfach nur besser werden: RWE war wer, ist wer und wird immer wer sein. Anbei einige Impressionen der letzten Spiele.

Drohende Insolvenz

Wenn früher Jahreshauptversammlungen beim SV Eintracht Nordhorn anstanden, wurde zumeist relativ spät und auf den Vereinsseiten der lokalen Presse kurz und knapp darüber berichtet. In diesem Jahr ist das anders, schon zwei Tage später wartet die GN mit einem ebenso guten wie auch besorgniserregenden Artikel auf. Die mit Spannung erwartete Versammlung gewährte dem alten Vorstand seine Entlastung. Für mich ein gutes Ergebnis, um endlich mit der Ära des alten Vorsitzenden abschließen zu können. Die angestrebten Neuwahlen wurden aber trotzdem gecancelt. Der Grund dafür ist recht einfacher Natur: Es gilt erst einmal den Verein als solchen am Leben zu erhalten. Das ist grob umrissen das Ergebnis, zu dem ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer und Steuerberater nach Prüfung der Aktenlage gekommen ist. Genauer gesagt: Der SV Eintracht Nordhorn kämpft gegen die drohende Insolvenz und viel Zeit bleibt nicht mehr um diese abzuwenden. Die neue Tribüne, als Fanal der Hoffnung gedacht und gebaut, scheint dem Verein nun eher ein Mahnmal zu werden: Fast zwei Drittel der unter dem Strich anfallenden Schulden in Höhe von etwa 380000 Euro sind diesem Projekt zuzuordnen. Sehr bitter dabei auch der Fakt, dass die Tribüne noch nicht einmal fertiggestellt ist. Sämtliche Funktionsräume unterhalb der Ränge sind noch im Rohbau befindlich und nicht verputzt. Im Klartext bedeutet das: Einen weiteren kalten Winter und ein schönes Bauwerk droht baufällig zu werden. Die Frage nach den Pokalgeldern wurde nun auch endlich offiziell beantwortet: Ohne dieses Zubrot hätte der SV Eintracht schon früher an die Tür zur Insolvenz geklopft. Ich bin einfach nur froh, dass die Sachlage nun publik gemacht wurde. Einiges wusste ich bereits, aber ein Wort ist ein Wort. Wie geht es nun weiter beim SV Eintracht, dessen Bestreben es war, auch den immer wieder neuen, bisweilen abstrusen, Vorgaben des DFB zu entsprechen. Für mich einmal mehr ein Beleg dafür, wie die Auflagen und Ligen des DFB den kleinen, ambitionierten Amateurvereinen das Genick brechen können. Können, nicht müssen! Hier geht es auch um fehlende, gleichwohl eingeplante Sponsorengelder. Dramatisch auch der Rückgang der Zuschauerzahlen. Hier hatte ich mir durch den Komfort einer neuen Tribüne eine Steigerung der Zuschauerzahlen erhofft. Aber, was fast überall im Gleichschritt einhergeht, muss in Nordhorn noch lange nicht funktionieren: Waren es in der Saison 03/04 durchschnittlich noch 904 Zuschauer am “alten” Heideweg, so sind es heuer gerade einmal 357 Zuschauer. Nichtsdestotrotz entnehme ich dem Artikel einige positive Aspekte. Frische Sponsorengelder stehen scheinbar für den Fall, die Insolvenz abwenden zu können, bereit und auch die Mitglieder (Das bin ich nur bei RWE) reagierten zwar geschockt, aber dennoch gefasst und dem Verein zugewandt. Heute Abend geht es einmal mehr gegen den BV Cloppenburg, zur zweiten Halbzeit sollte ich es schaffen und bin dann sehr gespannt auf die Gefühlswelt am Heideweg. Wenn Minus mal Minus doch Plus ergibt, dann sind der RWE und die Eintracht gefühlt ein FC Bayern. Monetär betrachtet jetzt.

Am Scheideweg

der Fußball im Dezember 2009 steht für mich einmal mehr, aber vielleicht noch nie so konsequent an einem Scheideweg. Man ist geneigt zu empfinden, dass all die negativen Begleiterscheinungen dieses wunderbaren Sports, anstelle auf Jahrzehnte verteilt, auf wenige Wochen komprimiert werden. Wettskandal und Freitod, sportliches Scheitern und Drohgebärden, Willkür und Wahnsinn, Verträge und die Sehnsucht nach der Mami. Der Fußball unserer Tage droht aus den Fugen zu geraten, verstrickt sich in der Unfähigkeit zur Selbstkritik und ächzt unter dem Joch der permanenten Sucht nach Neuigkeiten. Was tun?

Protestnote an die Stadt Essen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Mitglieder des Rats der Stadt Essen,

Die Frage nach einer neuen Spielstätte an der Hafenstraße weitet sich zu einer Neverending-Story aus. Durch das erneute Vertagen dieses Themas auf Januar 2010 und wenig Hoffnung weckende Äußerungen zum künftigen städtischen Engagement steigt die Sorge bei den Anhängern und Freunden von Rot-Weiss-Essen. Die Sorge, dass sich die Stadt aus dem Thema häppchenweise zurückzieht und das noch immer sportliche Aushängeschild der Ruhrmetropole seinem Schicksal überlässt. Wir sind der Meinung, dass Essen als Kulturspielstätte gerade des „kleinen Manns“ dringend ein neues Fußball-Stadion braucht. Und zwar nicht erst seit heute, sondern schon seit langen Jahren, ja fast Jahrzehnten. Und zwar unabhängig von der aktuellen Spielklassen. Es wird von jenem Verein bespielt, der in dieser Stadt weiterhin stark verwurzelt ist und bei Heimspielen noch immer zum Teil mehr Zuschauer anzieht als andere Städten mit Dritt-oder sogar Zweitligateams. Wir empfinden es als unfair, wenn jetzt so getan wird, als habe Rot-Weiss Essen zum Großteil selbst Schuld an der momentanen Situation. Sicher wurden an der Hafenstraße in den letzten Jahren viel zu viele Gelder verbrannt. Doch die Stadt Essen hat es seit Jahrzehnten versäumt – Stichwort Abriss Westkurve – ein Stadionneubauprojekt auf den Weg zu bringen. Und damit die Rahmenbedingungen, unter denen erfolgreicher Profifußball heute überhaupt erst möglich ist. Wir fordern daher gerade mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2010 jetzt einen klaren Pro-Kurs der Stadt in Sachen Stadion, ein Ende des ständigen Aussitzens und Herumlavierens, ein Bekenntnis zu einer Arena als unverzichtbaren Teil des kulturellen Angebots in dieser Stadt. Essen putzt sich überall heraus, droht aber im Spitzensport von der bundesweiten Landkarte zu verschwinden. Für eine Stadt mit einer Einwohnerzahl von 580.000 ist es peinlich, über keine den modernen Ansprüchen genügende sportliche Infrastruktur zu verfügen. Ihr Vorgänger Wolfgang Reiniger hat des öfteren den Begriff der sozialen Symmetrie in dieser Stadt angesprochen. Zu Recht. Der Essener Nordwesten befindet sich schon jetzt in einer bedenklichen Schieflage – ein Stadionbau mit damit verbundenen Infrastruktur-Maßnahmen könnte diese Viertel aufwerten und vor einem weiteren Absturz bewahren. Es ist sicher legitim zu fordern, dass auch der Verein RWE jetzt noch einmal seine Hausaufgaben nachbessert und ein tragfähiges Sparkonzept vorlegt. Doch jetzt den schwarzen Peter an den Verein zurückzugeben – frei nach dem Motto „Was stören mich meine wahltaktischen Versprechungen von gestern“ – ist Täuschung am Wahlvolk und ein klassischer „Fehl-Paß“. Sie haben schon jetzt Millionen in die Ablösung der Kölmel-Altlasten, den Teilabriss der Nordtribüne und der Aufbereitung des Geländes hinter der Ex-Westkurve investiert. Soll das alles für die Katz gewesen sein? Wie wollen sie dem Steuerzahler diese Ausgaben erklären? Herr Paß: Wollen Sie dieses Projekt jetzt stoppen, ehe es wirklich losgeht? Wollen Sie den zehntausenden Gästen im nächsten Jahr eine marode Fußballruine als Attraktion verkaufen? Essen macht sich zum Gespött ganz Deutschlands. Schon die Fußball-Damen-WM 2011 ist an unserer Stadt vorbeigegangen – statt dessen erhielt das deutlich kleinere Bochum den Zuschlag. Ein schmerzlicher Prestige-Verlust. Herr Paß, wir fordern Sie auf, nein bitten Sie: Finden sie die vergleichsweise bescheidenen 31 Millionen – warum werden eigentlich die Handelshof-Erlöse jetzt nicht mehr wie einst geplant für den Stadionbau verwendet? – und machen sie das Bauvorhaben nicht vom Verbleib in einer bestimmten Liga abhängig. Dieser Fehler wurde schon in der Ära Reiniger/Hempelmann begangen, als es hieß, RWE müsse sich erst in der 2. Liga (!) längere Zeit etablieren. Wir RWE-Fans und Essener Bürger fordern noch einmal: Ende des Schlingerkurses, ernsthafter Beginn der Bauarbeiten im Frühjahr 2010. Zum Wohle von Rot-Weiss-Essen, zum Wohle von ganz Essen. Denn: We love this city!

Unter diesem Link kann das Schreiben in der Reviersport nachgelesen und der aktuelle Stand der Forumsunterstützer eingesehen werden.