Arbeiter, kleine Angestellte und Arbeitslose

Kurzfristigkeit ade`. Im RWE Blog der RevierSport ein Bericht zur Situation an der Hafenstrasse:
Der Europameister in unseren Diensten ist Vergangenheit, die Tabelle zeigt nur Mittelmaß und das Stadion besitzt jetzt nur noch zweieinhalb Tribünen.
Rot-Weiss Essen versprüht derzeit nicht gerade Glanz. Aber vielleicht ist das im Moment genau das richtige für den Verein. Die Erwartungen, mit denen man auch im Sommer 2009 in die Spielzeit startete, trugen die gleichen Umrisse wie in den Jahren zuvor: Es waren hohe Erwartungen, aufgebaut auf einen großen Etat und untermauert mit der zu selbstbewussten Haltung, dass es für RWE nur einen Weg geben könnte – den nach oben nämlich, den zurück in die guten alten Zeiten. Doch Tradition schießt keine Tore, Meistertitel aus einem vergangenen Jahrtausend bringen keine Extrapunkte. Und schon gar nicht erstarren die Gegner in Ehrfurcht, weil nun das ehemals ruhmreiche Rot-Weiss Essen kommt. Genau das aber ist noch immer das Selbstverständnis von vielen rot-weissen Anhängern. Und da schließe ich mich ganz bewusst mit ein. Es fällt eben schwer, zu erkennen, dass man kein Aufstiegsrecht besitzt, nur weil man sich noch immer als der große Verein sieht, der man mal war. In meinem Fall habe ich dies alles noch gar nicht miterlebt, immerhin Zweitligaspiele mit RWE durfte ich schon schauen. Seit dem dortigen Abstieg versucht man an der Hafenstraße viel, um wieder nach oben zu kommen. Erst war die Rückkehr in Liga zwei das Ziel, dann sollte es während der Saison nur noch die Qualifikation für die neue eingleisige dritte Profiliga sein. Als auch diese misslang, wollte man schnellstmöglich wieder raus aus Liga vier. Doch da steckt man auch heute noch, ob man es in dieser Spielzeit schafft, nach oben zu entkommen, ist mal wieder fraglich – Hoffnungsschimmer und Katastrophenszenarien wechseln sich als Momentaufnahmen ab, teils wöchentlich. Doppelabstieg statt Profifußball-Comeback, das ist die Realität! Und alle Bemühungen waren stets verbunden mit viel Ausgaben, prominenten Gesichtern und der Ansage, dass die aktuelle Situation ja keineswegs der Anspruch von Rot-Weiss Essen sein könnte. Warum eigentlich nicht? Weil man in den 50ern Meister und Pokalsieger war und Helmut „Boss“ Rahn hatte? Weil man in Erstligajahren manch Sensationen schaffte und einfach was Besonderes war? Nein, das zählt auf dem Platz alles nichts. Fakt ist, dass es wohl kaum einen Verein gibt, in dem Erwartungen so konsequent, so kontinuierlich enttäuscht werden. Kaum ein Verein, an dem Anspruch („Eigentlich gehören wir mindestens in die zweite Liga“) und Wirklichkeit (Platz neun in Liga vier) so sehr voneinander entfernt sind. Es fällt ungemein schwer einzusehen und anzuerkennen, dass Rot-Weiss Essen mittlerweile in der Bedeutungslosigkeit angekommen ist, zumindest außerhalb der Stadtgrenzen oder bei den in der Republik verstreuten RWE-Anhängern. „Wie, die gibt´s noch? Welche Liga sind die denn?“, musste ich mir hier in Berlin schon anhören. Aber vielleicht hilft uns ja gerade das Eingeständnis, dass wir nichts automatisch bekommen, nur weil wir Rot-Weiss sind, dass wir wie jeder andere Klub einfach ebenso um Punkte kämpfen müssen. „Wir sind zwar Rot Weiss- Essen, aber etwas Demut stünde uns allen gut zu Gesicht!“ Ein harter Satz. Gesprochen von Heiko Bonan, als er Trainer an der Hafenstraße war. Der Ausspruch hat ihm viel (zusätzliche) Kritik gebracht. Jetzt muss man sagen – er hatte nicht Unrecht! Aktuell sind wir einer von vielen Vereinen in Liga vier. Der Name klingt nach mehr als Lotte, Verl oder Zweitvertretungen, der Zuschauerschnitt ist noch immer beachtlich, aber mehr auch nicht. Früher hat RWE bei seinen Bemühungen eine Menge Geld verprasst, ohne dabei Erfolg zu erzielen. Nun fehlt das Geld, vielleicht klappt es ja so. Auch andere Vereine schaffen es mit niedrigem Etat erfolgreich zu sein, aktuell stehen acht davon über uns in der Tabelle, alle mit weniger Euronen ausgestattet als wir an der Hafenstraße. Vielleicht hilft es, dass Thomas Strunz nun weg ist, der Europameister, der erfolgreiche Ex-Spieler, der deutschlandweit bekannt war. Stattdessen haben wir nun Erkenbrecher und Außem, erfahrene, aber unbekannte Trainer – wie so viele andere Vereine, die mit erfahrenen, aber unbekannten Coaches Erfolg haben und am Ende sogar aufsteigen. Da braucht man keinen großen Namen für, es reicht gute Arbeit. Und bisher sind die beiden ungeschlagen. Auch haben wir, anders als früher, nicht viele bekannte Gesichter in unserem Kader; außer Kurth und vielleicht noch Mölders. Vor drei Jahren wäre Ailton wohl noch ein Kandidat an der Hafenstraße gewesen, so sehr passte er ins damals beliebte Spielerprofil. Gut, dass wir uns da weiterentwickelt haben, jetzt auf Grund der finanziellen Situation auch mussten. Unser Vorsitzender, Stefan Meutsch, sprach von einem Paradigmenwechsel, den RWE benötigt. Und genau dieser wird derzeit vollzogen: wir haben nicht mehr das dicke Konto von früher, wir werden in Zukunft weiter Spieler holen, die man erstmal googeln muss und wir haben erst einmal ein Trainerduo, das so ganz anders ist als es etwa ein Röber wäre (nämlich günstig, unbekannt, aber eben und vor allem: passend). Das alles bringt den Verein ein Stück weit näher in Richtung Normalität. Und ich glaube, das tut uns allen gut. Keine überzogenen Erwartungen, keine bekannten Altstars, kein rausgeworfenes Geld und kein falsches Anspruchsdenken mehr. Stattdessen ehrliche Arbeit und Leidenschaft mit einer Portion Demut – das könnte das neue Rot-Weiss Essen sein. Ein schrittweiser Aufbau mit vielleicht tatsächlich noch ein oder mehr Jahren in der Viertklassigkeit (gerne kürzer als länger) anstatt einer Hauruck-Aktion und eines Kraftakts. Dafür steht auch das neue Stadion, das dem Verein mittel- und langfristig eine tolle Perspektive bieten wird. Die neue Denkweise, Kurzfristigkeit adé! Dass RWE dabei nicht ein ganz stinknormaler Verein wird, dafür werden ohnehin auch in Zukunft die Fans sorgen. Wer weiter mit über 6.500 anderen Zuschauern zu den Heimspielen in Liga vier pilgert, der ist keineswegs normal, der ist positiv verrückt. Wir bleiben ein Traditionsverein, jetzt vielleicht ein bodenständiger.
Hendrik Gerstung
Erst fern von seiner Essener Heimat entdeckt Hendrik Gerstung die Leidenschaft für den Klub aus seiner Geburtsstadt. Denn wer wissen will, was „Fan sein“ wirklich bedeutet, der landet irgendwann an der Hafenstraße: Nirgends sonst erlebt man die Gefühlsverbindung Verehrung und Verzweiflung so intensiv – „Oh RWE“. I m RWE-Fanblog gibt Hendrik den rot-weissen Anhängern nun eine Stimme.
Ich hatte diesen Clip schon vor längerer Zeit einmal eingestellt, aber nun ist es wieder soweit: In Zeiten, in denen es für fast alles ein “App” gibt, nur nicht für den RWE, müssen halt andere Motivationstechniken her. Und somit hat eine gesellige Runde am Wochenende die Körperzellen dazu auserkoren, unser aller Seelenheil, auch abseits des Fußballs, zu stärken. Auf vielfachen Wunsch,Film ab…….
Bis zur 92. Minute war ich mir ziemlich sicher, dass der RWE dieses Duell zweier alter Rivalen für sich entscheiden kann. Dann der Eckball in der 93. Minute und schon vor dessen Ausführung war mir klar: Der Ball zappelt gleich im Netz, leider. Das spürt man einfach, so kam es auch und in Agonie verfallend, schweifte mein Blick über sich das nun bietende Spektakel: “Die” Haupttribüne, fast schon komplett stehend, sackte in kollektiver Verzweiflung in die Sitzschalen. Der vorher sitzende Rest outete sich nun als Fan der Münsteraner Preußen und wählte den entgegengesetzte Weg. Über 2500 Fans im Gästeblock sowie die Bank der Gäste flippten kollektiv aus; Die RWE Spieler sackten enttäuscht zu Boden oder “bedankten” sich bei den Unparteiischen und auf der Osttribüne wurde einmal mehr der Zaun auf seine Haltbarkeit hin geprüft. Das Endergebnis eines packenden Spieles lautete somit 1:1 Unentschieden. Doch ganz so einfach ist die Abhandlung dieses eminent wichtigen Spieles nun auch wieder nicht, dafür war es eine zu intensive Begegnung. 10.022 Zuschauer sorgten für einen mehr als würdigen Rahmen und füllten die verbliebenen Tribünen fast komplett. Rund um das Stadion zeugten jede Menge Polizei und Reiterstaffeln von dem Risikofaktor dieser Ansetzung. Zu Beginn eine kleine,schicke Choreographie und dann gab es erst einmal zwanzig Minuten von beiden Seiten “kräftig auf die Socken”. Erst im Anschluss beruhigte der RWE ein wenig die Partie und setzte auf spielerische Akzente. Ganz stark aber schon in dieser Phase des Spieles der Einsatz. Fast immer wurden die Preußen gedoppelt, bisweilen befanden sich gar drei Spieler in unmittelbarer Nähe des ballführenden Gegners. Dieser kam in der ersten Halbzeit zweimal gefährlich vor das rot weisse Tor, ließ aber sonst Effizienz und Spielfluss vermissen. Wieder wurde ein Tor des RWE nicht gegeben. Pause, durchatmen, hoffen und anfeuern. Und es wurde eine zweite Halbzeit geboten, wie sie der sorgengeplagte Dauergast an der Hafenstrasse seit Jahren nicht mehr gesehen hatte: Einsatz bis zum Umfallen, den Gegner fest im Griff, und eine Stimmung, die ganz zart wieder in Richtung “Mythos” tendierte. Belohnung war die schnelle Führung durch Sascha Mölders, der zwanzig Minuten später den berühmten Sack mehr als hätte zumachen können: Der Ball aber prallte von der Unterkante der Latte zurück in das Feld und einem anderen, völlig allein vor dem Tor stehenden RWE Spieler, vor die Füße. Über das anschließende Geschick, den Ball in hohem Bogen ÜBER die 17,86 m2 freie Torfläche zu köpfen, möchte ich den Mantel des Schweigens decken. Egal zu diesem Zeitpunkt, es wurde bei anhaltendem Regen weiter gerannt, geackert und gegrätscht. Die Hände waren rot ob der klatschhaftigen Unterstützung und die Stimme versagte auch langsam. Herrlich, Emotionen pur. Dann die erste Einwechslung und für mich der Bruch im Spiel. Patrick Schnier, rein äußerlich an Henry Charles Albert David Mountbatten-Windsor (genannt Prinz Harry) erinnernd, hatte eher mit seiner Standfestigkeit zu kämpfen als dem Spiel zu helfen. Zwei weitere Einwechslungen, die in Zeitlupentempo durchgezogen wurden, brachten noch mal frische Spieler, aber die anderen konnten einfach nicht mehr, zu viel Kraft hatte das Spiel bis dato gekostet. Teilweise schleppte ein Spieler den Ball in Richtung Münsteraner Strafraum, aber es konnte keiner mehr nachrücken. Preußen packte nun britische Tugenden, sprich “kick & rush” aus: Ball nach vorn, hinterher und gucken was geht. Und bis zur besagten 92. Minute ging auch nicht viel, immer stand oder lag ein RWE Bein im Weg. Es drohte alles gut zu werden. Nun sind wir aber in Essen, an der Hafenstrasse und bei RWE. Hier dauert ein Spiel nicht 90 Minuten, sondern meistens länger. Der Versuch, Zeit zu schinden rächte sich nun, denn es wurde auch bis zur 93. Minute noch weitergespielt. Endergebnis bekannt. Da der Fußball nun mal kein Konjunktiv ist, gilt es auch dieses Spiel abzuhaken und den wahnsinnigen Kampfgeist hervorzuheben. Das Spiel zwar nicht gewonnen, aber der RWE hat wieder eine Mannschaft,darauf lässt sich doch aufbauen.Im Anschluss dann ging die mit Spannung erwartete Taktik der dritten Mannschaft an diesem Tag auf: Die Polizei ließ den abwandernden Fans die Möglichkeit, die Hafenstrasse in alle Richtungen zu benutzen und die vielen Preußen Fans trotzdem fix in die Busse und zum Bahnhof zu befördern. Für einige “Fans” in rot und grün, die sich trotzdem vor und hinter der Polizeikette zum netten Gedankenaustausch versammelten, wurde wohl der Begriff “Fremdschämen” erfunden. Was für ein Spiel.
Es sind diese gewissen Abende, an denen man nicht ins Bett findet. Meistens in Verbindung mit aufwühlenden Ereignissen, Abschnitten oder einem gewissen Maß an Reizüberflutung. Im heutigen Fall schlägt ein Mix aus allem zu Buche. Grundsätzlich habe ich schon mal besser geschlafen, ab Montag bestimmt der Wecker wieder zu einer unchristlichen Zeit den Lebensrhythmus und ich bin mir noch nicht sicher, ob das 0:0 Unentschieden des RWE bei den Jungpharmazeuten aus Leverkusen nun einen gewonnenen oder zwei verlorene Punkte zur Folge hat. Dem Vernehmen nach wurde dem RWE ein Elfmeter vergönnt und ein blitzsauberes Tor aberkannt. Wenn dem so ist, sind es zwei verlorene Punkte. Andererseits bin ich zunächst froh, dass nicht verloren wurde. so können die nächsten beiden Spiele gegen die momentanen Top Teams aus Münster und Lotte als “Underdog” angegangen werden. Da der RWE aber nicht irgendein Verein ist, war er für anderthalb Stunden auch im ZDF zu sehen. Wenn auch nur in Form von Devotionalien, die geschickt im heutigen “Lutter” Krimi platziert wurden. Ein spannender Krimi, in dem Jochen Krol mit der gewohnten Nonchalance ermittelte. Ja und im Zuge dieser Schlaflosigkeit ermittelt man dann Musik, die seinerzeit in Dauerschleife gehört wurde. Auf ein solches Lied bin ich gerade gestoßen: Sophie B. Hawkins ist die Auserwählte, die mich für einen gewissen Zeitraum mit zerrissenen Jeans, unkonventionellen Bewegungsabläufen und Lockenpracht der Aussage ihres Liedes recht nahe brachte.
Der erste Teil der Millennium Trilogie “Verblendung” ist in Deutschland lediglich in kleinerem Rahmen, sprich in ausgewählten Kinos, angelaufen. Eigentlich eine Überraschung in Anbetracht der drei Millionen Leser. 688 Seiten Roman wurden in 153 Minuten Film zusammengefasst und die vergehen wie im so oft zitierten Fluge. Natürlich kann der Film nicht so in die Tiefe gehen, fallen manche Figuren und Affären dem Zeitraster zum Opfer. All das fällt kaum ins Gewicht, überwiegt doch die Faszination, einer Verfilmung beizuwohnen, die das “geistige Auge” beim Lesen 1:1 auf die Leinwand adaptiert hat. Es sind exakt die Gesichter, die Landschaft und die Kälte zu sehen, die der Leser so und nicht anders zu erwarten hatte. Noch mehr als im Buch konzentriert sich das Geschehen auf die beiden Hauptprotagonisten “Mikael Blomkvist” (Michael Nyqvist) und Lisbeth Salander (Noomi Rapace). Und hier wartet der Film auch schon mit seinem grössten Coup auf: Es wurde eine Lisbeth “wie aus dem Buche” gefunden: Noomi Rapace spielt die Lisbeth mit einer zurückhaltenden und doch gleichermaßen alles aussagenden Mimik und entspricht der Optik. In Konfliktsituationen ungemein physisch daherkommend und wahrlich kräftig zupackend, wird gerade während eines Liebesaktes mit “Mikael” all ihre Anspannung und innere Zerrissenheit deutlich. Das, was sich in einem Buch weitaus differenzierter beschreiben lässt,und von Stieg Larsson immer wieder thematisiert wurde, gelingt dem Film in einer eindrucksvollen Sequenz: In Großaufnahme wird hier keine Erotik gezeigt, sondern der Blick auf Lisbeth`s höchst angespannte Muskulatur gelenkt, die sogar das riesige Drachenmotiv auf ihrem Rücken kurz zum Leben erweckt. Das war es dann und mit einem schlichten “Nacht” verlässt Lisbeth einen ratlosen Mikael. Der Film selber ist in eher kühlen, harten Farben gehalten, so dass sich auch die schwarz weiß Fotografien bestens in die Szenerie einfügen. Schauspieler und Bilder ergeben so einen wahrlich stimmigen Film. Die Trilogie zu kennen ist aber von Vorteil, denn nur dann fügen sich die Bilder zusammen.
Wenn ein Text ohne Überschrift begonnen wird, dann deshalb, weil die passende noch nicht gefunden wurde. Das ist insofern interessant, weil man ja weiß worüber es eigentlich zu schreiben gilt. Und genau in diesem Dilemma stecke ich gerade. Geht es doch nicht um die sonst üblichen Themen hier, sondern um den Fakt, dass “ISDT” in dieser Woche in sein viertes Jahr geht. Auch das ja nichts Weltbewegendes. Was mich aber wirklich bewegt ist die Gelegenheit, einmal zu reflektieren, was mir diese drei Jahre “Im Schatten der Tribüne” so gebracht haben. Und das, ja das wäre nun wirklich eine Überschrift wert. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass der Plan, etwas zum historischen Tribünenneubau hier in Nordhorn zu veröffentlichen, so schnell von der Herzensangelegenheit RWE überrollt wird. Ich hätte auch aber nicht gedacht, dass mir das Bloggen dabei hilft, den Verlust eines geliebten Freundes und profunden Fußballkenners wenigstens in Ansätzen zu kompensieren. Wenn ich ehrlich bin, ist es bislang bei den Ansätzen geblieben, der Schmerz sitzt tief. Schreiben ist demnach auch Therapie, das Spiel des RWE war es weniger in den letzten Jahren. Doch bin ich lieber in der vierten Liga an der Hafenstrasse, als in Wolfsburg Meister. Das mein lokaler Verein, der SV Eintracht, hier so an Inhalten verloren hat, tut mir sehr leid, aber auch ein Produkt der Vereinsführung. Was nun den “Godfather of Goodness” formerly known as Bono betrifft: Der Lebenstraum von einem Thekenabend bleibt bestehen, in meinem Falle allerdings mit Adam Clayton. U2 war auch in diesem Jahr wieder jeden Cent und jede Emotion wert. Das aber nur zu den Inhalten, viel mehr erfreue ich mich an den Kontakten, die sich seit Beginn von “ISDT” ergeben haben. Natürlich, die allermeisten davon sind und werden immer interaktive Kontakte bleiben. Aber, es wird sich ausgetauscht, ich lerne dazu, sammle Erfahrungen und kann meinerseits auch jemanden informieren, hoffentlich begeistern,erfreuen oder auch kritisch stimmen. So füllt sich dann die “Lesezeichenliste” im Browser oder die Linkliste bei ISDT. Und einmal abgesehen von den Freunden des realen Lebens wie den Inselalben oder dem Soziokulturellen, gibt es ein paar Blogs oder Homepages, die über das alltägliche Lesen hinausgehen und zu denen eine ureigene Beziehung aufgebaut wird.. andora zum Beispiel kann man doch nicht einfach so lesen, diese charismatische Präsenz in Sachen Kunst, Eisern Union und angewandtem Widerstand gegen die ehemalige DDR ist für meine künstlerische Einfältigkeit kaum zu begreifen. Welch Freude daher über die ein oder andere Mail des “meesters” oder gar der Einladung auf ein Spiel an der alten Försterei. Scudetto steht stellvertretend für all das literarische aus Bochum, hat mir schöne Kleinkunstabende, ein Autogramm von Ente Lippens und ein wenig Beistand in der Midlife Crisis beschert. Angedacht ist auch so ein lesenswertes Beispiel für einen ein Blog, der viel mehr zu bieten hat, als “nur” den Fußball. Hier mag ich besonders gerne die Twitter Erlebnisse des Autors Heinzkamke und empfinde es als sympathisch, dass auch andere Männer gerne mal ihre Portemonnaies verlegen. Nicht zu vergessen natürlich jawattdenn: Vielen Dank Euch, dass ich jederzeit auf die Bilder zugreifen darf. Hier freue ich mich auf ein persönliches Treffen vor dem Münster Spiel. Dann gibt es noch den umtriebigen Probek, das textilvergehen und,und,und. Will sagen: Ich habe in diesen drei Jahren viel kennen- aber noch mehr gelernt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Kennengelernt, das ist doch eine passende Überschrift. Alles wird gut.
Die gestrige Nacht brachte uns den ersten Nachtfrost, und an entsprechender Stelle liegt schon die Winterbekleidung nebst Wärmedämmung für die Extremitäten zur Ausgabe bereit. Scheinbar kommt der Herbst in diesem Jahr ohne seine oftmals stürmischen Begleiterscheinungen aus. Übertragen auf den Fußball bedeutet das für mich, mit einer Situation “klarkommen” zu müssen, die ich so seit Beginn von “ISDT” vor 3 Jahren noch nicht erlebt habe: Die Lage bei Rot Weiss Essen hat sich stabilisiert. Das muss man erst mal lesen und dann auch noch verstehen: Die Lage bei Rot Weis Essen hat sich stabilisiert. Natürlich kann und muss hier noch differenziert werden, bezieht sich diese Aussage doch allein auf den sportlichen Sektor. In Zahlen und Fakten bedeutet dies eine kleine Serie von drei ungeschlagenen Spielen in der Liga, dem Weiterkommen im Pokal und einem Torrausch in einem Freundschaftsspiel. Sogar der in Ungnade gefallenen Michael Lorenz ist nun wieder in den Kader aufgerückt. Vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass die Lohnbuchhaltung ihn stets noch in der ersten Elf zu führen hatte. Eine weitere Neuverpflichtung für die Innenverteidigung vermag auch auf Unverständnis zu stoßen in Anbetracht des Millionendefizites. Fast nebenbei wurde nun auch dem Trainerduo die offizielle Lizenz zum Weitermachen erteilt. Unisono übrigens die Aussagen der beiden, an der Taktik und den Trainingsinhalten nichts verändert zu haben. Einem Drahtseilakt, und somit mächtig instabil, kommt weiterhin das Projekt Stadionbau gleich: Hier taumelt man an der Hafenstrasse zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Haushaltssicherungskonzept und Weltwirtschaftskrise. In einem Interview mit der Revier Sport hat Stadtdirektor Hülsmann den Leser an seiner Vorstellungskraft teilhaben lassen. Genau diese fehlt ihm nämlich gänzlich im Hinblick darauf, den Restposten Georg Melches Stadion in seinem jetzigen Zustand weiter als Spielstätte zu betreiben. Das nächste Verfallsdatum steht auch schon Mitte nächsten Jahres an: Bis dahin gilt noch die Genehmigung für die marode “Haupt” (ich mag diese Tribüne fürchterlich gerne). Ohne Dach könnte vielleicht noch etwas länger gespielt werden. Nur, wer vermag sich das Stadion dann noch vor seinem geistigen Auge vorzustellen?: “Nord” zu 1/3 aus den Augen, “West” schon lange aus dem Sinn, “Haupt” ohne Dach; Einzig die “Ost” böte dem völligen Verfall Paroli. Hier kann nun die Mannschaft in Vorleistung treten und durch weitere stabile Punktausbeute den Kritikern ein wenig das Wasser abgraben.
wenn von dem VfL Bochum die Rede ist, taucht vor dem geistigen Auge automatisch eine graue Maus auf. Der VfL Bochum, die graue Maus der Bundesliga, einstmals unabsteigbar, das gallische Dorf des Fußballs, wird es doch von Fußballhochburgen wie Rot Weiss Essen und Westfalia Herne eingeschlossen. Aus diesem Dilemma resultiert ein, für die Bundesliga dieser Tage, zu geringer Zuschauerzuspruch. Und trotzdem verkörpert der VfL durch einige seiner Fans in besonderer Weise die These, dass Fußball ein Kulturgut ist. Endlich kann der VfL dann auch profitieren: Lautet das Ergebnis der Formel “RWE + Fans” oftmals und zu unrecht von den Medien unterstützt “Ärger”, ergibt selbige Formel mit den Faktoren “VfL + Fans” das Ergebnis: “Sänger, Autoren, Kultur”. Das Augenmerk gilt hier nun den Autoren, namentlich (mal wieder) Frank Goosen und Ben Redelings, (die übrigens in ihren Publikationen immer wieder das zelebrieren, wofür der VfL nun wirklich nicht steht: Den gepflegten Doppelpass). Im letzten Jahr nun erschien von Frank Goosen das Buch “Weil Samstag ist” und handelt in der “Ich Form” von Fußballgeschichten natürlich aus dem Dunstkreis des VfL. Schlussendlich aber auch von der Kunst, Beruf, Familie und Leidenschaft unter einen Hut zu bringen um dabei noch auf selbigen sein zu müssen, damit der eigene Nachwuchs die richtigen Farben übernimmt. Wieder einmal kann sich der Leser nicht dem Ruhrpott Charme entziehen und folgt dem Autor gerne auf seiner kleinen Reise auf der Suche nach dem Sinn des Samstags. Mein schönstes Leseerlebnis in diesem Buch berichtet von einem Besuch des Auswärtsspiels in der Arena zu Gelsenkirchen, Stichwort “Scotty”! Erst seit kurzem erhältlich ist das neue Werk des Bochumer Autors und Filmemachers Ben Redelings und heisst: “Dem Fußball sein Zuhause”. Kein Roman wie “So viel Zeit”, sondern eine wunderbare Auflistung vieler kleiner und großer Anekdoten rund um den Ruhrgebietsfußball. Man muss den Fußball, aber vor allem seine Heimat lieben, um so akribisch all diese schönen und bisweilen gar rührenden Geschichten zu sammeln. Fußball aus einer Zeit, in der Spieler und Fans noch eine Einheit waren und so beiderseitig zum eigenen Sinn des Lebens beitrugen. Einer Zeit in der die Spieler noch “Mucki”,”Köttel”, “Ata”, “Penny” oder “Ennatz” hießen. Einige Geschichten sind bekannt, oder schon Bestandteil der Scudetto Abende gewesen. Viele andere aber unbekannt, zeugen von dem Witz und Charme der Protagonisten und wollen bisweilen hinterfragt werden, wie Ben Redelings denn nun ausgerechnet an diese Geschichte geraten ist. Ein schönes Buch, kurzweilig und stets mit einem Schmunzeln im Gesicht zu lesen. Und, das Auge liest ja bekanntlich mit (logisch): Allein die Covergestaltung zwingt fast schon zu einem Kauf. Schließen möchte ich neben einer unbedingten Kaufempfehlung für beide Bücher mit einer netten Anekdote aus “Dem Fußball sein Zuhause”:
“Ende der fünfziger Jahre.Ein Mann sitzt im ausverkauften Westfalia Stadion in Herne. Der Sitz neben ihm ist frei. Irritiert fragt ihn sein Nebenmann, ob der Platz denn nicht vergeben sei. “Nein”, lautet die Antwort, “Der Sitz ist leer”. “Aber das ist unmöglich! das komplette Stadion ist doch seit Wochen ausverkauft. Westfalia schreibt Fußballgeschichte, und dann lässt jemand seinen Platz unbenutzt? Das ist doch Wahnsinn!”.”Nein, so ist das nicht. Der Sitz gehört mir.Meine Frau wollte mitkommen,sie ist aber leider kürzlich verstorben. Wir sind immer zusammen zur Westfalia gegangen. Seit jeher!”. “Oh, das tut mir leid. Mein Beileid. Aber sagen Sie: Wollte denn niemand anderes mitkommen? Ein Verwandter oder ein Freund vielleicht?” Der Mann schüttelt den Kopf: “Nein, leider nicht. Die sind alle auf der Beerdigung”.
Das Ende eines Auswärtsfluches und der Beginn einer kleinen Siegesserie. Anstatt hier fröhlich in die Tasten zu hauen und die Erfolgserlebnisse des SV Eintracht in Meppen und des RWE bei der Eintracht in Trier aufzuarbeiten, sehe ich mich geradezu “bloggiert”. Damit kann ich ja gar nicht umgehen. Vielleicht, oder besser gesagt ziemlich sicher, ist es auch nicht nur der Fußball, der zu dieser Geisteshaltung führt. Aber, trotzdem kurz die Fakten des Wochenendes, die sich so schön lesen: Am Freitag Abend reiste der SV Eintracht einmal mehr in das benachbarte Emsland um wie in den vergangenen sechs Jahren als Aufbaugegner für den ehemaligen Zweitligisten (Mein erstes RWE Auswärtsspiel fand natürlich während dieser Dekade statt) zu fungieren. Ein lupenreiner Hattrick von Dennis Brode, eine katastrophale Leistung der Heimmannschaft, und der Fluch der Vivaris Arena war bezwungen. Der Fußball hier im Nordwesten der Republik wird sich wohl auf Jahre hinaus nicht mehr für höhere Ligen empfehlen. Zu strukturschwach die Region, zudem einseitig begrenzt durch die Niederlande und ihren nahegelegenen Erstligisten aus Enschede und Almelo. Sehr oft begegnen mir auf dem Weg von oder zur Arbeit die Kleinbusse des FC Twente, um die Talente der Region einzusammeln. Nichtsdestotrotz ein feiner Erfolg für den Minikader des SV Eintracht und ein Beleg dafür, das es wenigstens mannschaftsintern zu stimmen scheint. Soweit zum Freitagsspiel. Tags darauf reisten die Essener an die Mosel um es mal gegen den neuen Pokalschreck und Wettpaten Mario Basler “zu versuchen”. Die Pokalerfolge der Trierer und die Auslosung zur nächsten Runde haben mich sehr optimistisch gestimmt. Birgt doch die Psyche eines Sportlers latent die Gefahr, das Alltagsgeschäft zugunsten dieser, vielleicht einzigartigen Spiele der Karriere, zu vernachlässigen. Mit dieser Prognose lag ich wohl richtig: Ein wie befreit aufspielender RWE bezwang Eintracht Trier gleich mit 4:0. Alle vier Tore erreichten mich übrigens via sms im Kino. Ein Service, für den ich mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei “Dompfaff” bedanken möchte (Der Filmtitel findet sich in der Überschrift wieder).Nun also endlich der Beginn einer längst geforderten Serie: Drei Spiele nach der Demission von Thomas Strunz stehen 7 Punkte und der Sprung auf Tabellenplatz neun zu Buche. Die Herren Meutsch und Bückemeier haben öffentlich ihren Strauß ausgefochten und auch die Webcam hängt noch am Flutlichtmast des Georg Melches Stadions. Es ist scheinbar ein wenig der (dringend benötigten) Ruhe eingekehrt an der Hafenstrasse. Jetzt noch einen Punkt aus dem nächsten Auswärtsspiel bei den Jungpharmazeuten und im Heimspiel gegen den alten Westrivalen aus Münster dürfte es recht eng auf den verbliebenen Tribünen werden. Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Dazwischen geht nicht viel an der Hafenstrasse. Das macht es aber aus, den Mythos und das Gefühl Rot Weiss Essen.
Dieser vielschichtige, düstere Charakter Lisbeth Salander ist ab heute nicht mehr nur im Kopfkino aktiv, sondern auch auf der Leinwand zu erleben. Ohne viel Getöse und fast wie aus dem Nichts ist er da: Der erste Teil der Millennium Trilogie läuft heute in den Kinos an. Mit meiner Besetzung lag ich völlig daneben, aber ich denke, das tut der Qualität des Filmes keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Bei den professionellen Kritikern findet der Film, der übrigens wie das Buch Verblendung heißt, sehr viel Lob und Anerkennung. Bleibt nun abzuwarten, da keine Hollywood Produktion, wann der Film seinen Weg in die relative Provinz hier findet.