Tradition von unten
Was können wir uns schon beklagen, es gibt sogar Traditionsvereine, die haben eine noch größere Talfahrt hinter sich. Wobei, “hinter sich” ist gut, der 1.FC Saarbrücken steckt ebenso wie der RWE weiterhin mitten im Tal der Viertligatränen. Und trotzdem konnte der 1.FCS und kommender Gegner an der Hafenstrasse die letzte Saison erfolgreich gestalten: Die Saarländer, obwohl 1993 noch Bundesligist, wurden in der letzten Saison Meister der Oberliga Südwest und waren somit sogar für eine Saison fünftklassig. Das aber lag nicht zuletzt an den strukturellen Veränderungen seitens des DFB. Wie es im hier und jetzt um den 1. FC Saarbrücken bestellt ist, verrät uns die Saisoneinschätzung des FCS Blogs, für die ich mich recht herzlich bedanke:
“Die West ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Eigentlich ja doch, nur mit dem Unterschied, dass die ehemaligen Dorfvereine nach und nach aufgestiegen sind, während der Rest sich immer noch Regionalligist schimpfen darf und das ist nun wirklich nicht mehr das, was es einmal war. Im Falle des FCS darf man sich „wieder“ Regionalligist schimpfen, was gleichermaßen Auszeichnung wie Mahnmal ist. Eine Liga mit Waldhof Mannheim, RW Essen, Preußen Münster und Eintracht Trier verspricht die Wiederkehr der Partien, nach denen man sich zwei Jahre die Finger geleckt hat, allerdings spricht dies auch nicht gerade für die anderen Traditionsvereine. Der Rest der Mannschaften besitzt im Vergleich zum Vorjahr kaum größere Attraktivität als Waldalgesheim oder Wirges, enden zu viele von ihnen nämlich mit den Kürzeln „II“ oder „U23“.
Schwierig wird es dann, wenn man die Liga, die man gerade erst erreicht hat, schon gleich wieder auf einem anderen Wege als dem rückwärtigen verlassen will. Wenn man eine Halbzeit in einem Testspiel gegen Schalke 04 ein 0:0 gehalten hat, reicht dies allerdings schon aus, um den Schalter im FCS-Hirn umzulegen, bei dem man aus dem Munde nur noch „Aufstieg, Aufstieg!“ schnattert. Tatsächlich gab es allerdings auch Spiele in der Vorbereitung, in denen man gegen Sechstligisten nicht über ein Unentschieden hinaus kam. Vielleicht hätte man sich daran orientieren sollen, dass gegen Schalke doch noch mit 0:2 verloren wurde und die anderen Mannschaften auch nicht so schlecht sein können, wenn Trier im eigenen Stadion Hannover abfertigt.
Die Saarbrücker Mannschaft ist mit jungen und erfahrenen Spielern besetzt, die teilweise nach kurzer Abstinenz von Trainerlegende Dieter Ferner wieder zum FCS zurückgeholt wurden. Manche von ihnen lösten sich dann auch von ihrem Image als „Rotes Tuch“, was wie so viele Kleinigkeiten die Saarbrücker Wankelmütigkeit bestens umschreibt. So bleibt auch abzuwarten, ob diese Geschlossenheit lange überdauert, da man gerade zum Auftakt hin mit einem mehr als anspruchsvollen Programm (Elversberg A, Trier H, Essen A, Münster H) bedacht wurde. Im schlimmsten Falle heißt das totales Chaos nach den ersten vier Spieltagen, im zweitschlimmsten Falle Überheblichkeit und Durchmarschgedanken, gekrönt von der Forderung an die Politik nach einem neuen Stadion. Geschützt ist das altehrwürdige Ludwigsparkstadion vorerst durch die Tatsache, dass sich das Saarland im Wahljahr befindet und nur bis zum 30. August jede Partei (außer den Grünen) jedem FCS-Fan ein neues Stadion versprechen würde. Eine Stahlrohrkonstruktion wie in Wiesbaden möchte in Saarbrücken kein Mensch”.
…….weitere Geschichten und sicherlich auch Erlebnisse von den beiden Spielen gegen den RWE bietet auch “Der Leuchtturm”
Da ich schon einige Saarländer kennenlernen durfte, kann ich sagen: Manch Saarländer ist völlig schmerzbefreit. Das liegt vielleicht an dem geschichtlichen Hin und Her. Mir fallen dann gerne die Witze ein, in denen man Ostfriesen, Bayern, Hessen…egal beliebig einsetzen könnte. Der hier geht am besten mit Saarländern:
Im Saarland wurde neulich ein Jogger erschossen. Zu seiner Verteidigung meinte der Schütze: „Ahjo, stund 'Reebok' hinne druff“ (Liebe Pälzä, falls dat Pälzisch is', dud mer läd, passt och).