Schnüdel & Tani #254
Möglicherweise war das vergangene Spiel gegen den 1.FC Schweinfurt bis dato das mental anstrengendste Spiel der bisherigen Saison. Zu offensichtlich aufgebauscht die Paarung als das Spiel: Klarer Favorit empfängt krassen Außenseiter. Verstärkt zudem durch die Erkenntnis, dass die anderen Begegnungen des Spieltags aus RWE-Sicht gar nicht besser hätten ausgehen können. Das hat es in Summe so auch noch nicht gegeben. So, und hat das nun für eine euphorische Stimmung gesorgt? Nö, natürlich nicht. Denn das war dem grundsätzlich eher zur Skepsis neigenden RWE-Fan dann doch alles zu viel des Guten. „Wenn das jetzt eine Mannschaft vergeigt, dann sind wir prädestiniert dafür“ so die Erwartungshaltung nicht weniger Fans vor dem Anpfiff.
Es gab auch die Stimmen, die von vorneherein von nichts anderem ausgegangen sind, als dass wir die Schnüdel mit sechs bis acht Toren aus dem Stadion ballern. Gut, die haben sich dann aber auch in keinster Weise mit dem bisherigen Saisonverlauf des Gegners beschäftigt. Das waren bis auf die Spiele gegen den SSV Ulm und die Alemannia weitestgehend ganz enge Kisten. Von daher war ich nach dem Abpfiff einfach nur erleichtert und froh, dass auch in diesem Heimspiel der flotte Dreier an der Hafenstraße blieb. Ein Spiel mit so vielen Facetten, die eben sehr an den Nerven gezerrt haben. Dieser Sturmlauf in weiten Teilen der ersten Halbzeit. Endlich das erlösende Tor. Der abermalige Elfmeter gegen uns. Die Zitterpartie in weiten Teilen der zweiten Hälfte. Die aufkommende Unruhe und unverständliche Pfiffe von der Haupt. Die stille Rahn und endlich endlich ein Mittelstürmertor. Zuzüglich zweimal Aluminium des Gastes natürlich obendrauf: Das ging wirklich an die Substanz!
Aber drei Punkte, die sich wie eine Niederlage anfühlen, wie im Forum zu lesen war? Das ist doch Kappes. Ein Sieg ist ein Sieg! Tatsächlich sind wir aktuell fünfter der Tabelle. Punktgleich mit Platz drei und vier. Drei Punkte hinter den beiden Plätzen an der Sonne. Und doch hat man das ungute Gefühl, es wird manchmal eher an „Trainer raus“ Schals gebastelt, anstatt den Tabellenstand auch mal erfreut zur Kenntnis zu nehmen. Rot-Weiss Essen halt, irgendwas ist eben immer. Aber manchmal kann man sich ja auch mit wenigen Mitteln annähern. Wie in dem kontrovers diskutierten Einsatz der Flutlichter. Vielleicht könnte da der gemeinsame Nenner sein, dass das Stadion nach eigenen Toren für den Moment in unser aller RWE-Rot getaucht wird.
Vergangenes Heimspiel waren auch wieder die ganzen Jugendkicker mit ihren Eltern zu Gast, die an den Fußballcamps teilgenommen haben. Das ist eine wirklich schöne Atmosphäre, die der Heimbereich der Gottschalk-Tribüne dann erleben darf. Es müssen keine stabilen Rostocker Kanten hinausgebeten werden, unsere Meckerecke passt das Vokabular altersgemäß an und die größte Maloche steht dem Personal an der Fritteuse bevor, denn Pommes geht an Aktionsspieltagen ohne Ende über die Theke. Und das Beste: Die Väter und Mütter, die vor allem ja auch Frauen sind, dürfen je nach Ticket in der Reihe ihrer Wahl sitzen. Die Jugend ihrerseits geht noch viel unbedarfter mit unserem Verein um. Da ist noch nichts von dem Fatalismus zu spüren, den wir „Altgedienten“ viel zu oft in uns tragen.
Es gibt aber auch die Jugend, die gerade in einer Stadt wie Essen viel Hilfe bedarf. Und den bekommt sie dank Unterricht, in vielen Workshops und Materiell in schönen Weihnachtsgeschenken durch die Essener Chancen. Ein Plus für RWE. Auch deshalb: Danke für alles, Tani Capitain.