Chronisten & Ligapokal #253

Die Chronisten der bekannten Datenbanken sind sich jetzt nicht zu einhundert Prozent einig, ob es denn nun 50 oder doch schon 55 Spiele zwischen den Rivalen MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen gegeben hat. Aber egal wie man es auch betrachtet: In Anbetracht der Gründungsdaten beider Vereine und der räumlichen Nähe eine eigentlich erstaunliche geringe Zahl an offiziellen Spielen. Es war tatsächlich erst der 18. November 1951, als der RWE in der damaligen Oberliga West erstmalig auf den Aufsteiger Meidericher SV traf. Im Stadion an der Hafenstraße wurde vor 25.000 Zuschauern direkt klargemacht, wer die Nummer 1 am Niederrhein ist und mit 4:2 gewonnen.

Die Jahre zuvor hat man tatsächlich von Vereinsgründung an immer irgendwie nebeneinander, über- oder untereinander in den Klassen oder Ligen gekickt, nur halt nie gegeneinander. Die Ligenstruktur seinerzeit eben noch eine ganz andere. Und ja, unser RWE war gerne mal eine Liga höher unterwegs. Was sich dann ja in der Moderne langfristig ändern sollte. Bis wir uns dann 2022 endlich wieder in der 3. Liga auf Augenhöhe begegnen sollten. Seit wir dort endlich wieder vertreten sind, haben die Zebras noch kein einziges Mal gegen uns gewinnen können. Zuzüglich dem Finale im Niederrheinpokal vergangene Saison steht die Statistik somit eindeutig auf Rot.

Der einzige Erfolg auf Duisburger Seite seitdem war, den Boss auf dem Boss Becher an der Hafenstraße im Trikot der Zebras zu sehen. Da war schon diebische Freude zu verspüren. Zwei ganz interessante offizielle Begegnungen gab es in der Saison 1972/73, und das, obwohl der MSV in der Bundesliga, und der RWE in der Regionalliga West unterwegs waren. Es war auch nicht der DFB-Pokal, denn dort traf man lediglich 1994 und 1998 aufeinander. Es handelte sich um den DFB-Ligapokal. Und zwar tatsächlich der erste seiner Art im deutschen Fußball. In regionale Gruppen aufgeteilt wurde dieser Wettbewerb erfunden, um den aufgrund der olympischen Spiele von München späteren Saisonbeginn der Fußballligen zu überbrücken. Hin- und Rückspiel gingen insgesamt 4:4 aus, dass Zuschauerinteresse nicht wirklich vorhanden und am Ende gewann eh Borussia Mönchengladbach die Gruppe.

Danach war erstmal Schicht im Schacht mit dem Ligapokal, bevor er 1997 reaktiviert und irgendwann endgültig und zurecht wieder abgeschafft wurde. Er war einfach so überflüssig wie so vieles im modernen Fußball. Nicht überflüssig, sondern überlebenswichtig war unser Jahr in der NRW-Liga. Irgendwie überlebt, irgendwie an der Auflösung vorbeigeschrammt. Mit einer Schülermannschaft ins Rennen gegangen, die die Liga dann souverän gewinnen sollte. Aber eben auch mit Spielen gegen die Zweitvertretung des MSV. In den offiziellen Statistiken sind diese beiden Saisonspiele nicht vermerkt, aber auch sie sind Bestandteil der Geschichte zwischen Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg.

Wie natürlich auch Horst Schimanski. Schließlich ging unser ewiger Lieblingskommissar während seiner TV-Dienstzeit nur einmal zum Fußball. Und welches andere Spiel hätte sich dann auch angeboten, als das Derby im April 1983 zwischen MSV und RWE, um Teil der Folge „Zweierlei Blut“ zu werden. Alles Geschichte, aber durchaus spannend. So wie es auch Sonntag werden wird. Es gibt keinen klaren Favoriten für das erneute Aufeinandertreffen. Nach der Niederlage auf Giesings Höhen müssen die Zebras erstmal ihre Streifen sortieren, während die Roten sich mit dem knappsten aller Ergebnisse gegen Viktoria Köln für Oberhausen rehabilitiert haben. Spannung also garantiert.

Hinterlasse einen Kommentar