Herr und Frau Breitbach
Rot Weiss Essen und die 70er, Karsten Kiepert hat sie in einem Buch beschrieben. Und diesem Buch nun einen „Sidekick“ hinzugefügt, wie er im Buche steht. Neunzehn Protagonisten jener Tage kommen in „Interviews mit Legenden“ zu Wort [Warum dieses Buch, zudem noch zeitversetzt, erklärt Karsten Kiepert in seinem Vorwort]. Eigentlich ist der Untertitel falsch gewählt, besteht grundsätzlich ein Interview doch aus Fragen und Antworten, es sei denn der „Prinz von Homburg“ steht Rede ohne Antwort.
Hier werden jedoch Geschichten erzählt, wird ein guter Pass gespielt, der geschickt aufgenommen zu einer feinen Anekdote verwertet wird. Die heutige „Ich sag mal“, „Ja gut äh“ oder verständnislos guckende „Mixed Zone“ Spielergeneration wird wohl kaum in 30 Jahren eine ähnlich freie Erzählweise über damalige Erlebnisse bieten können. Despektierlich gewiss, aber auch der Generation geschuldet und daher nicht böse gemeint. Für alles andere haben wir Jürgen Klopp und Philipp Lahm.
Frappierend ähnlich die letzte Aussagen derer, welche eine spannende Dekade an der Hafenstraße maßgeblich mitgeprägt haben: In dem Zeitraum der Interviews um 2010 hatte fast keiner mehr Kontakt zu RWE. Von „Der Verein kümmert sich auch kein bisschen um seine Vergangenheit“ bis hin zu „Aber ein bisschen abstossend ist natürlich das, was die in den letzten 25 Jahren aus dem Verein gemacht haben“ reicht die Bandbreite, welche sich leider zumeist auf ein „Nein, keinen Kontakt mehr“ reduziert.
Spannend auch zu lesen, wie sehr ein Willi Lippens zu dieser Zeit polarisierte. Fast ein jeder der ehemaligen Mitspieler hat ihn in der Rubrik „Nullsieben Fragen“ als bester oder lustigster Spieler auf dem Zettel. Bisweilen jedoch auch als Unruheherd, und das nicht nur für den Gegner, in Erinnerung. Gut zu wissen auch, dass eine Ente nach verlorenen Pokerpartien an den Fingernägel kaut. Und Harry de Vlugt als Schlaghosen Model: Privatfotos aus jener Zeit als großes Kino!
Schön zu lesen bei einigen die immer noch vorhandenen Emotionen, geht es um die Hafenstraße, die Fans und überhaupt den Verein! Dieses Schalke ist oft ein Thema, zudem wurde heimlich im Bus geraucht und fühlten sich einige als Lieblinge von Herrn und Frau Breitbach, obwohl die Spieler bisweilen den Anschein hatten, dass dem Platzwart zunächst der Rasen und dann die Spieler ans Herz gewachsen waren.
Nun hat sich Karsten Kiepert von „Books on Demand“ über Taschenbücher zu einem Hardcover hochgeschrieben, und wissen wir nicht, in welcher Verpackung sein nächstes rot weisses Werk gestaltet wird; Aber: Dieses Buch kann getrost hübsch verpackt und unter den Weihnachtsbaum gelegt werden.
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