Das schöne Spiel.

Sie werden wieder mehr, die frohen Stunden seit wir uns gefunden. Grundsätzlich vorab: Natürlich hätten wir gewinnen müssen. Und natürlich wäre es sowas von verdient gewesen. Es ist also ein bisschen so wie dieses eine herrlich frischgezapfte Pils, dem lediglich die wunderschöne Blume vergönnt ist. Die Briten kennen das! Aber einmal abgesehen davon, dass in Summe zwei Punkte verloren wurden, war es ein Auftritt unserer Mannschaft, die vor allem in der ersten Halbzeit einen Fußball gespielt hat, den wir in dieser lustbetonten Form bis dato einfach nicht mehr gewohnt waren. Es war das schöne Spiel, gepaart mit den Elementen, die wir gerne als Hafenstraßen-Fußball verklären. So viel „Aaaah“ und „Oooooh“ zuzüglich Szenenapplaus hatten wir auf den Tribünen schon lange nicht mehr in unserem Repertoire. So lief der Ball nicht einmal in der Aufstiegssaison durch die Reihen unserer Spieler.

Nun gibt dieses Spiel keine Garantie darauf, schon kommenden Sonntag in Ulm und um Ulm und um Ulm herum erneut die Leichtigkeit des Seins geboten zu bekommen. Und überhaupt sind am Ende des Tages drei Punkte nach langweiligem Rumpelfußball immer noch ertragreicher als ein solch spielerischer Glanzmoment. Aber das trotzdem erlebt zu haben. Zu erfahren, was unsere Mannschaft in der Lage ist auf dem Platz umzusetzen: Das war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und für die ich wirklich dankbar bin. Vielleicht nimmt die Mannschaft einfach die herrlich langgezogene Schießaufforderung (fasziniert mich jedes Mal aufs Neue) von den Tribünen mal an und pöhlt öfter auf das Tor, anstatt noch einmal den eventuell besser postierten Nebenmann zu finden. So wie Thomas Eisfeld gegen Preußen Münster zum Beispiel. Hält die Mannschaft aber nun das spielerische Niveau, dann bin ich zuversichtlich, dass das dann auch mit den Toren öfter funktionieren wird.

Es war aber nicht nur das Spiel mit einem erstaunlich schwachen Jahn als Gegner, welches seinen Teil zu einem rundum gelungenen Nachmittag anne Hafenstraße beigetragen hatte: Wir hatten auch schönes Wetter. Zudem mit Sandy einen verdienten Träger der diesjährigen Georg-Melches-Medaille. Man muss nicht unbedingt Fan seiner Musik sein, aber selbst dann kommt man nicht umhin, diese musikalisch eingespielte, gar unglaubliche Spendensumme mit stehender Ovation und einem riesigen Dank zu quittieren. Dafür zieht man gerne den Hut vor dem Mann mit dem Hut! Ebenfalls im Blickpunkt die vielen Jubilare unter den Mitgliedern, die für ein Foto aufgestellt wurden wie einst die Fischer Chöre vor einem Konzert. So viele Jahre RWE auf dem Buckel, so viel mit unserem Verein erlebt! Aber in den Gesichtern war vor allem Stolz zu lesen.

In die Gesichter der Rude-Fans konnte man von der gegenüberliegenden Tribüne nun nicht blicken, da natürlich zu weit entfernt. Aber dafür war uns vor allem in „G1“ die volle Pracht der opulenten Choreografie zum fünfzehnten Geburtstag der Gruppe vergönnt. Den eigenen Geburtstag genutzt, um nicht nur sich selbst zu feiern, sondern auch hier das ganze Stadion zu anhaltendem Applaus zu animieren. Ich würde sagen: Einfach mal alles richtig gemacht. Dazu und auch zum Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch! Was allerdings den berühmten „Monk“ in mir fast wuschig gemacht hat, war das nicht ganz straff gezogene Element unter dem Tribünendach. Es hat ansonsten von den Maßen perfekt gepasst und in Verbindung mit den Fans auf der ausverkauften „West“ ein wirklich kompaktes Bild in Rot und Weiß abgegeben. Das dürfte gerne da hängen blieben. Straff gezogen natürlich!

Die Rude-Fans haben also die Latte für zukünftige Jubiläen auf Fanseite bei Rot-Weiss Essen ziemlich hochgelegt. In drei Jahren wird „Im Schatten der Tribüne“ zwanzig Jahre alt, und da sollten wir uns am besten jetzt schon mal überlegen wir uns dann in „G1“ am besten präsentieren. Vielleicht machen wir dann was mit drei Fähnchen oder drei DIN-A4 Pappen. Es wird auf jeden Fall magisch. Eventuell. Hauptsache, die Mannschaft spielt dann auch so mit, wie vergangenen Samstag.

Apropos „G1“: Im Block diesmal hauptsächlich die Teilnehmer des RWE-Sommercamps in familiärer Begleitung. Und was soll man sagen: Die vielen Hundert Jungen in RWE-Trikots, ihre Begeisterung zunächst für die Mannschaft und dann vielfach für den Eismann: Auch das ein Puzzleteil für diesen wunderbar harmonischen Fußballnachmittag. Dazu manch mütterliche Prosecco-Lerche oder stolzer Großvater. Und manchmal hatte das auch was von einem Sack voller Flöhe hüten, war doch vielen die Mythologie einer Zaunfahne gänzlich unbekannt, und musste man gefühlt mehr auf das Stück Stoff aufpassen, als vielleicht beim kommenden Heimspiel gegen die Dynamos und deren sicher wieder vielen Inkognito-Fans in „G1“. Es war einfach faszinierend, die Zukunft von Rot-Weiss Essen um einem herum vereint in einem Block zu sehen. Das war eben auch ein wichtiger Baustein eines allem in allem unvergesslichen Heimspiels. Es waren eben nur fast frohe Stunden.

Was nun der wirklich größte Verdienst von Christoph Dabrowski, seinem Team und der gesamten Mannschaft aktuell ist: Man freut sich mit Abpfiff direkt wieder auf das kommende Spiel und zählt die Tage bis dahin. Und nicht vergessen: Wenn man nicht weiß, wohin mit dem Ball, einfach mal auf das gegnerische Tor pöhlen! Selbst ein fieser Aufsetzer kann schließlich auch mal ins Tor kullern. Und vielleicht sollten wir uns auf den Tribünen auch was auf die Fahne schreiben, denn irgendwas ist dann doch immer: Vorzugsweise den respektvollen Umgang mit ausgewechselten Spielern, die uns im Spiel eventuell nicht ganz überzeugt haben. Vom Platz geht immer ein Spieler der eigenen Mannschaft, das darf man niemals vergessen. Da ist Hohn oder gar noch schlimmeres völlig fehl am Platze! 

2 Kommentare

  • Avatar von nullsiebenblog

    Sehr guter Beitrag mal wieder. Man muss beinahe schon ein bisschen froh sein, dass wir nicht noch gewonnen haben, sonst würden die ersten schon auf den Aufstieg spekulieren. Andererseits mag ich mir gar nicht vorstellen, was wieder los wäre, wenn die abgefälschte Flanke nicht aufs sondern ins Tor geflogen wäre.

    Übrigens: ist dem Pils die Blume nicht versagt anstatt vergönnt in dem Zusammenhang?

  • Avatar von isdt

    Dankeschön 😀. Ja in der Tat wären drei Punkte und somit ein temporärer Platz zwei für einige nicht gut gewesen. Wir kennen das mit den Extremen bei uns.

    Ob versagt oder vergönnt: Hauptsache Stauder🥳.

Hinterlasse einen Kommentar