#zweieins
Aufregung an der Hafenstraße, die kreativen Köpfe rauchen. Möglicherweise überlegt Sascha Peljhan sogar, den Release von Naketano zu verschieben. Aus aktuellem Anlass macht es schließlich Sinn, zuerst eine Untermarke der allseits beliebten Hafenstreetwear aus dem Boden zu stampfen. Kreiert und produziert für den Fanshop unter dem namensgebenden Logo #zweieins Zeugs. Es wird dann den Hoodie „Musti“ geben, den Jogger „Ron“ oder die Handschuhe „Jakob“. Die Übergangsjacke „Zay“ und die Beruhigungsdecke „Dabro“.
Die ganze Linie wird nicht nur die typischen Insignien der Hafenstreetwear tragen, sondern auch durch eine hochwertige und markante Stickerei mit den Daten der #zweieins Spiele glänzen. Ob wir jetzt kommenden Sonntag erneut ein Spiel mit diesem Ausgang und einem einmal mehr spannenden Spielverlauf erleben werden, das kann keiner vorhersagen. Aber eines können wir, die es mit Rot-Weiss Essen halten, sicher alle unterschreiben: Schon während eines laufenden Spiels freut man sich direkt schon auf das nächste.
Das war nicht immer so, und deshalb sollten wir diese Momentaufnahme einfach nur genießen. In der Regionalliga war der dritte Tabellenplatz so viele Jahre inakzeptabel, selbst der zweite Tabellenplatz bedeutete dort, doch nur der erste Verlierer zu sein. Und nun sind wir Dritter in der dritten Liga. Mit einem negativen Torverhältnis. Kannste Dir eigentlich auch nicht ausdenken. Aber prompt lauert bei einigen direkt schon wieder die Sorge, den Trainer zu verlieren, der vor gar nicht allzu langer Zeit noch zur Persona non grata erklärt wurde. Im harmlosesten Fall.
Oder dass die gute Leistung unserer Spieler das Interesse anderer Vereine wecken könnte. Ja klar wird es das, denn so funktioniert das Geschäftsmodell Profifußball nun mal. Aber so schnell geht das dann nun auch wieder nicht, und man sollte sich davon nicht treiben lassen, was mal passieren könnte, sondern hier und jetzt genießen, dass unsere Spieler diese famose mannschaftlich geschlossene Leistung hinlegen. Es sind auch nicht nur einzelne Spieler, die Interesse wecken, sondern Rot-Weiss Essen als Mannschaft und Verein hat sich dadurch wieder in den Vordergrund gespielt. Da mache ich mir doch nicht freiwillig und hausgemacht schon wieder die nächsten negativen Gedanken.
Nein, ich genieße das gerade in vollen Zügen, habe unglaubliche Freude an dem Fußball, den wir spielen, und sehe eine Gemeinschaft, die einem warm ums Herz werden lässt. Ist auch gut so, der Pumpe so was Gutes zu tun, denn die Spielverläufe mit all ihren Dramen waren in den letzten Wochen an sich schon eine kardiologische Herausforderung nach der anderen.
Es war nun Samstag nach dem Bielefeld Spiel, als der grölende Tross aus dem Stadion Richtung Hafenstraße zog. Die Glocke am Bahnübergang wurde immer wieder freudig malträtiert, als auf Höhe Hafenstübchen plötzlich und unerwartet von einem Fan der „Schreck vom Niederrhein“ angestimmt wurde. Und er bekam vielstimmig auf jede Frage seine Antwort. Wäre es in dem Moment nicht ausnahmsweise kurzfristig trocken gewesen, es wäre in dem Moment kein Regen von oben gekommen, sondern Freudentränen all derer, die nicht mehr bei uns im Stadion sein können. Ein kurzes, aber schönes Erlebnis! Da hat sich jemand spontan in sehr große Fußstapfen getraut.
Getraut haben sich auch viele Fans der Arminia in den Heimblock „G1“ der Gottschalk-Tribüne. Verfolgt man auch nur annähernd interessiert vor einem jeden Heimspiel die Entwicklung in Sachen Tickets, so war nach dem Start des freien Verkaufs schnell klar, dass es hier fast eine konzentrierte Aktion seitens der Bielefelder gegeben haben muss, um diesem Spiel trotz ausverkaufter Gästeblöcke beizuwohnen. Nun haben sie sich die Hafenstraße nicht so einverleiben können, wie es noch die Frankfurter in Barcelona geschafft haben, aber es waren sehr viele, zu viele, Auswärtsfans bei uns in „G1“. Und weil sie so viele waren, sind einige die Geschichte vielleicht auch zu offensiv angegangen, was wiederum nicht jedem Heimfan gefiel, so dass zwischenzeitlich seitens der Ordnungskräfte immer mal wieder regulierend eingegriffen werden musste.
Fakt ist, dass bei jedem Spiel mit hohem Gästeaufkommen auch Anhänger des Gastvereins in G1 sitzen. Meistens in Zivil und bisweilen herrlich verkrampft neutral wirken wollend, so dass man es ihnen direkt ansieht. Und dann ist doch alles gut. Man respektiert, dass man eigentlich hier nicht seinen Platz hat und verhält sich entsprechend. Kennt man selbst auch aus diversen Besuchen auswärts. Und ganz ehrlich: Dann kann der Schal oder das Trikot doch auch mal daheimbleiben. Seinen Verein trägt man doch zuallererst im Herzen. Aber schon gegen den HSV wurde dieses ungeschriebene Gesetz nicht mehr eingehalten, trugen die Hamburger von Trikot bis Kutte alles im Block spazieren.
Vielleicht muss man da noch mal ran, ob das in dem Ausmaße in Zukunft irgendwie verhindert werden kann. Oder man verhält sich als Gästefan dann einfach entsprechend. Das Konfliktpotential ist so leider einfach viel zu groß. Grundsätzlich sollte aber trotzdem immer gelten: Lieber „Halts Maul“ rufen, als aufs Maul geben. Mal flapsig ausgedrückt. Also nochmal: „G1“ auf der Gottschalk Tribüne ist Heimblock. Punkt!
Zuzüglich dieser störenden Nebengeräusche hatten einige Bielefelder Fans laut eigenem Forum so ihre optischen Probleme mit unserem Stadionumfeld. Natürlich ist die „Alm“ inmitten der Stadt, eingerahmt von Schrebergärten und der baulich wirklich sehr schönen und eleganten Melanchthonstraße eine eigene ästhetische Kategorie. Aber für uns ist die Hafenstraße nun mal der Prachtboulevard schlechthin. Es gibt keine schönere Straße und keine schönere Umgebung. Sicher müssen wir in Sachen Lautstärke erst noch wieder am Mythos Hafenstraße arbeiten. Aber unser drumherum ist und bleibt einfach auf ewig der Boulevard of broken Dreams. Wenn Ihr es mit unseren Augen sehen könntet, Ihr würdet es verstehen!
Leider bietet sich für (ordnungsgemäße) Gästefans seit 2005 ja nicht mehr die Gelegenheit, die Hafenstraße vor einem Spiel in ihrem ganzen kulturellen Treiben zu erleben, da ja nun anderweitig das Stadion betretend. Ansonsten würdet Ihr sehen, wie Glockenhorst vor dem Hafenstübchen aus „Der Zauberlehrling“ rezitiert und unser Stadionsprecherteam im Anschluss daran eine Kantate von J. S. Bach singt. Die Fahnengirls versorgen die Fans mit Blumen und aus dem Hintergrund kommt der Corteo der aktiven Fanszene zu den Klängen von Smetanas „Die Moldau“ immer näher. Aus dem Hafenstübchen und einer Polizeiwanne werden Stauder und Kaffee gereicht, bevor die Fans ergriffen Richtung Stadion weiterziehen. Von wegen heruntergekommen und asozial. Wo wir sind ist Fußballkultur noch Programm. Auch wenn das hier möglicherweise etwas überzogen war…
Aber trotzdem: Ich finde, wir haben das herrlichste Fleckchen Erde überhaupt und das ist alles andere als schäbig. Also ja ok, man könnte vielleicht an mancher Stelle, aber egal. Mein Tipp nun für das kommende Spiel gegen den leidenden Waldhof kaum überraschend: #zweieins!