Finesse. Vitesse. Günter. #220

Das war’s, es ist vorbei. Die Europameisterschaft 2024 hat nun schon einige Tage ihre Pforten geschlossen. Dortmunds duschende Dänen, hüpfende Holländer, schlüpperlose Schotten und die wie immer weltbeste Zaun- und Kneipenbeflaggung der Engländer sind Geschichte. Millionen weiße Trikots aus einem Marketingcoup wandern in die hinterste Ecke der Kleiderschränke oder werden auf Plattformen angeboten, da man von nun an nicht mehr viel mit dem Fußball am Hut haben wird. Was bedeutet: Der Vereinsfußball übernimmt ab sofort wieder.

Es war ein schönes Turnier, diese EM in unserem Lande. Und es war für alle vielleicht auch deshalb ein ganz besonderes Fest, da eingebettet zwischen weniger schönen Turnieren, die ausgetragen wurden und noch ausgetragen werden. Dass die Bahn auch in der Turnierzeit das getan hat, was sie immer macht, nämlich Probleme, war fast schon beruhigend. Es hätte vielleicht zu hohe Erwartungen bei den reisefreudigen RWE-Fans für die Auswärtsfahrten der kommenden Saison geweckt. Wir Fans kehren also wieder zurück zu unseren Vereinen und sind ab sofort wieder Rivalen. In den Farben getrennt und der Pöbelei vereint.

Wobei es so ganz dann doch nicht vorbei ist mit Europa für uns Fans von Rot-Weiss Essen. Trainingslager im niederländischen Arnheim, so der aktuelle Wochenplan. Eine Woche Training mit sicher gut durchdachter Finesse, aber leider ohne Spiel gegen Vitesse. Nach satten fünfunddreißig Jahren in der obersten Spielklasse weiß man dort gerade nicht einmal, wo und ob man überhaupt in der kommenden Saison antreten wird. Aktuell hat man bei Vitesse nicht einmal ein Bankkonto. Das Konto von Rot-Weiss Essen hingegen hat wie immer Bestand und wird nun doch nicht mit Auslagen für Ahmet Arslan belastet. Selten bekam unser Verein so viel mediale Aufmerksamkeit für einen Spieler. Natürlich kann keiner vorhersagen, ob der Spieler genau der Richtige für uns gewesen wäre. Aber es ist dann doch gut, dass nun der zitierte Haken hinter dem Namen gesetzt wurde.

Wenn wohl auch nicht wie erhofft. War es anfangs allein der Name, welcher direkt bei einigen das Unterputzkabel am Hals schwellen ließ, war es kurze Zeit später wieder der Umstand, dass wir im berühmten (Spieler-) Regal scheinbar nicht über Bückebene hinaus tätig werden. Aber speziell in der Historie von Rot-Weiss Essen wissen wir doch zur Genüge, dass die großen und teuren Namen nicht immer Garanten für eine erfolgreiche Saison und intaktes Mannschaftsgefüge waren. Daher finde ich den Ansatz, keine wilden Dinge machen zu wollen, durchaus nachvollziehbar und fast beruhigend. Überhaupt wird in der 3. Liga sehr viel innerhalb der Liga „Verein wechsle Dich“ gespielt oder werden viele Transfers aus unteren Ligen getätigt. Und wenn Spieler aus dem Ausland verpflichtet werden, dann kommen sie oft von Vereinen, die gefühlt auch auf dem Niveau unserer Liga tätig sind. Selbst Hansa Rostock oder Arminia Bielefeld können sich ja auch nicht ein siebzehnjähriges Talent aus Barcelona leisten.

In der 3. Liga müssen also kreative Lösungen her, die bestenfalls eine homogene Mannschaft formen. Und ich glaube, dass unser RWE dafür genau das richtige Trainerteam beisammenhat. Außerdem ist speziell unser Verein wie eine dieser legendären Matrjoschka Puppen: Da ist immer was drin. Die 3. Liga war leider nicht mehr drin für den wundervollsten Menschen, den es jemals bei Rot-Weiss Essen gegeben hat. Vor 5 Jahren am (natürlich) 19.07.19 hat uns Günter Barchfeld für immer verlassen. Er war Herz und Seele von RWE zugleich.

Ein Kommentar

  • Avatar von rueweigel

    Bin voll deiner Meinung: keine großen Namen (mit dickem Gehalt), sondern homogene Truppe aufstellen. Was das wert ist, hat man ja nach dem Abgang von Felix Bastians gesehen. Und bitte keine Spieler ab Ende 20.

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