Sonate Nr. 97a – Moll Köchelverzeichnis 1907
Musik. Man (ich) mag sich ein Leben kaum ohne vorstellen. Mit Musik geht fast alles besser, lassen sich Stimmungen ziemlich gezielt ausdrücken und vor allem gehört Musik zum Fußball wie sonst wohl nur noch der Ball. Oder Bier. Eine nicht unwesentliche Sparte der Musik stellt somit die Stadionmusik dar. Und da sind wir auch gleich bei einer der hitzigsten Diskussionen, geht es um die musikalische Beschallung rund um ein Heimspiel von Rot-Weiss Essen, angelangt. Das geht bisweilen so ans Eingemachte wie die stets kontroversen Themen Spielerverpflichtungen oder Spielebewertung.
Genau wie bei den beiden genannten Beispielen wird es auch in punkto Musik niemals, wirklich niemals diese eine Playlist geben, die von den Millionen RWE-Fans als geprüft und für gut befunden unterschrieben werden würde. Außerdem gibt es ja auch noch zeitliche Vorgaben, die Order von Musikweisen im Verein oder einfach auch Wünsche der Spieler. Zudem gibt es verschiedene Wettbewerbe. Aber vor allem: Eigentlich könnten wir locker ein Zeitfenster von drei Stunden vor Anpfiff zuzüglich Halbzeitpause und noch lange bis nach Abpfiff mit RWE eigenen Songs füllen. Eine solche Dichte an musikalischen Liebeserklärungen an den Verein in fast allen musikalischen Stilrichtungen (außer Köchelverzeichnis) ist wohl ziemlich einmalig in unserem Fußballstaate. Und nicht wenigen Fans würde es auch völlig reichen, nur diese Lieder im Stadion an der Hafenstraße hören. Sollen doch andere die ewig gleichen Dinge von Neil Diamond oder The White Stripes mitgrölen. Das wäre auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal.
Wie wir nun in punkto Lautstärke im Stadion beschallt werden, hängt von den Menschen an den Reglern, den Beschaffenheiten der Boxen und bisweilen sogar von der Windrichtung ab. Manchmal würde man sich sogar viel lieber nur mit den Sitz- oder Stehnachbarn in Ruhe unterhalten. Man sieht sich ja oftmals nur alle zwei Wochen. Aber gehen wir nochmal das Stadionprotokoll durch: Eintreten, Essen fassen und mit Becher in der Hand den Block betreten. Sofern vorhanden, Zaunfahne aufhängen und Nachbarn kurz begrüßen. Und dann beginnt eigentlich auch schon die Hitparade auf den Rängen (je nach Gegner) und aus den Boxen. Mitwippen oder das Gefühl wie früher auf den Feten zum CD-Player stürmen und schnell die CD tauschen, wenn ein Lied so richtig die aufkommende Stimmung zu killen droht, inklusive.
Apropos „Stimmung killen“, da darf ich kurz mein größtes Party-Trauma einwerfen: Es war an Silvester im Partykeller bei den Kramers. Wir waren jung und brauchten U2. Und so war es nur konsequent, das neue Jahr mit „New Years Day“ aus dem famosen ersten Live-Album „Under A Blood Red Sky“ zu beginnen. Ein unglaublich energiegeladenes Album des kleinen zornigen Iren und seiner Kapelle. Das Cover zudem getaucht in den schönsten Rot-Tönen. Der treibende Bass von Adam Clayton zog uns Feiernde also schnell wieder zurück von der Straße in den Keller, als es auf einmal einen klassischen „Musikus interruptus“ gab. Es folgten einige Sekunden der seinerzeit typischen Geräusche eines sich öffnenden und schließenden CD-Fachs. Fassungslose Stille im Raum, bevor eine Mundharmonika ertönte. Gefolgt von MMW und seiner Beichte, was er mit 18 alles so erlebt hat. Die Fete stand kurz vor der Eskalation, es fühlte sich an wie das entscheidende Gegentor in der Nachspielzeit. Aber so war das damals. Wir hatten ja noch keine Playlist und haben somit ständig selbst Hand angelegt. Müßig zu erwähnen, dass sich nach einer jeden Fete kaum eine CD mehr in der richtigen Hülle wiedergefunden hat.
Aber zurück zum Eigentlichen und meiner Idee, so zu tun, als ob ich selbst das Musikprogramm rund um ein Heimspiel von Rot-Weiss Essen gestalten dürfte.
Was wäre also wenn?
Der RWE-Countdown wird unbedingt ein RWE-Countdown bleiben und die dreißig Minuten bis Anpfiff werden zwingend mit den uns bekannten RWE-Liedern verbracht werden. Walter, Oppa, Adiole, Lieder von Frank „Mono“ Malz und die Fahnengirls…was muss, das muss.
Aber die Stunde von Stadionöffnung bis eben zu jenem Countdown, die würde ich unter dem Aspekt der „treibenden Musik“ gestalten wollen. Songs also, die für mich in Sachen Eröffnung oder Liedaufbau einfach was treibendes haben, einen mitnehmen und das ganze Stadion in Wallung bringen. Zeitgenau angepasst auf die verschiedenen Aktionen auf dem Rasen.
Was treibt mich nun an? Wir eröffnen mit:
„Learn to Fly“ von den Foo Fighters. Schnörkeloser Rock zum Auftakt in einer Länge von 3:52 Minuten. Die Füße fangen an sich zu bewegen. Wichtig im Winter.
Es folgt „Slippery People“ in der Live Version von Talking Heads. Nicht dass ich nun irgendjemand bei RWE für schlüpfrig halte, aber bei diesem Song schalten sich schon ganz andere Körperteile mit ein. Und das bei einer Dauer von 4:02 Minuten.
Weiter geht es mit „The Catalyst“ von Linkin Park. Eigentlich hat jeder Song von Linkin Park etwas treibendes, steuert immer auf eine Eskalation zu. Hier nimmt man aber zum Schluss noch ein wenig Tempo raus. Ein guter Moment, um vielleicht die gegnerischen Torhüter beim Warm-Up auszupfeifen. Auf jeden Fall man kann den viel zu früh verstorbenen Chester Bennington gar nicht oft genug im Stadion hören. Lieddauer: 5:40 Minuten.
Klar, U2 darf mit „I will Follow“ aus besagtem Red-Rocks Album nicht fehlen. The Edge treibt mit seiner Gitarre jeden Balljungen direkt auf den zugewiesenen Platz rund um das Spielfeld. Wie lange? Exakt 4:10 Minuten lang.
Ein Paradestück in Sachen „treibender Musik“ ist das schottische Gegenstück zu U2: In „Waterfront“ treibt Simple Minds den Bass über 4:50 Minuten durch einen Song, der sich auch hervorragend für regnerische (Spiel-)Abende eignet. Ruhig stehen bleibt da kaum jemand.
Jetzt wäre der Zeitpunkt, dass Jakob Golz und seine Torkumpels aus den Katakomben kommen.
Passend hierzu: „Poundcake“ von Van Halen. Natürlich sind unsere Schnapper alles andere als Pfannkuchen. Aber Van Halen packt hier so kompromisslos zu, wie der beste Torwart der 3. Liga. Lieddauer: 5:22 Minuten.
Und dann kommt die Feldspieler. Und hier würde mich extrem „Swastika Eyes“ von Primal Scream triggern. Der Song ist Nervosität pur. Und das über 3:57 Minuten. Hier werden die letzten Prozente an Vorfreude herausgeholt.
Habe ich noch Zeit bis zum Countdown? Dann geht es weiter mit…
….„Radar Love“ von Golden Earing. Ein Klassiker der treibenden Rocksongs, wenn es denn diese Kategorie geben dürfte. 6:27 Minuten stetige Steigerung. Da wippt selbst die Rahn und schüttelt die Gottschalk die Haare.
Im Anschluss daran kann man 3:40 Minuten lang mit INXS für eine „New Sensation“ träumen. Auch so ein Song, welcher treibt. Auf andere Art als unser Stauder. Und das über einen Zeitraum von 3:40 Minuten.
Man ist mittlerweile angefixt und denkt sich: was für Genies an den Reglern, geht ja völlig ab hier. Und schon treiben es Aerosmith und Run-DMC mit „Walk this Way“ weiter auf die Spitze. Und zwar exakt 5:10 Minuten lang.
Natürlich könnten wir unserer fiktiven Liste als treibende Kräfte auch „Thunderstruck“ von AC/DC oder „Enter Sandman“ von Metallica beifügen. Aber wir sind hier ja nicht beim College-Football.
Nein, an der Hafenstraße geht es zielstrebig in Richtung RWE-Countdown, und da darf Def Leppard mit „Gods of War“ nicht fehlen. Dieser Basslauf treibt. Eine gemeinsame Vereinshymne hingegen wird die Band aus Sheffield nie aufnehmen können. Wednesday und United finden hier beide ihre Anhänger. Der aufwühlende Song geht über 6:09 Minuten. Vielleicht könnte man aber auch alternativ „Hysteria“ mit einem der schönsten Gitarrensoli für zwei Leadgitarren zugleich spielen. Dauert ebenso lange und hysterisch sind wir ja auch gerne mal.
Das Spiel, beziehungsweise der RWE-Countdown rückt immer näher. Gut, legen wir noch einen drauf und hauen mit „Two Tribes“ von Frankie goes to Hollywood so richtig was raus, dass antreibt. Von wegen nur Power of Love…3:28 Minuten dauert diese Sause.
Wir nähern uns dem Ende, das Herz flattert schon reichlich. Zeit also für Heart, nochmal so richtig den „Barracuda“ rauszulassen. Und zwar für ganze 4:22 Minuten.
Zum Abschluss dann on Top logischerweise ZZ Top. Denn unsere Spieler sind schließlich immer „Sharp dressed Man“. Sogar über 4:18 Minuten.
Soweit also meine Ideen für eine launige Stunde im Stadion. Und Lieder für die besonderen Momente haben wir natürlich auch auf Lager. Können dann bei Bedarf jederzeit aufgerufen werden:
„Have a nice Day! von den Sterephonics nach einem Sieg.
„The Whole of the Moon“ der Waterboys an atmosphärischen Freitagabenden
„Friday I`m in Love“ von The Cure. Ebenfalls bestens geeignet für Freitagabend unter Flutlicht.
„September“ von Earth, Wind & Fire für Spiele im…genau!
Natürlich würden wir die Stones oder Beatles auch noch unterbringen. Von Queen ganz zu schweigen. Auch wenn wir nicht allzu oft we are the Champions sind. Aber melodisch sind wir allemal.
Und dann gibt es auch noch zwei Songs, die ich eigentlich ziemlich cool finde, die Vereine dahinter sogar auch, aber es gibt da einfach inhaltliche oder musikalische Grenzen:
Da wäre zum einen UB40 aus Birmingham, die Birmingham City verfallen sind und somit niemals einen Song für Aston Villa, WBA oder die Wanderers produzieren würden. Und zudem ist „Forever True“ auch noch ein ziemlich cooles Lied und City für mich durchaus sympathisch als ewiger Looser. Aber dieses ständige „Royal Blue“ im Song geht dann doch zu weit…
Und dann wäre da noch die allerbeste Tormusik abgesehen von „Adiole“ natürlich: Hier haben sich QPR aus London mit „Papa`s“ got an brand new Pigbag eine wahre Perle ausgesucht. Welche man aber auch nur in diesem Mittelteil ertragen kann. Aber unabhängig von dem extremen Nervfaktor des Liedes in Gänze: Das als Tormusik ist ganz großes Kino.
So, und was machen wir nun damit? Natürlich nichts. Aber sollte ich mir tatsächlich vom Verein etwas zum zwanzigsten Geburtstag von „ISDT“ in zwei Jahren wünschen dürfen, dann wäre es für ein Spiel genau diese Playlist.
Solange es nicht mit den Doors und „This is end“ endet, alles prima 😉
Micha 68
Ich sach mal so: Samstag Abpfiff. 1:0 für uns in der Nachspielzeit. Und dann wird für die Dosen kurz the Doors angespielt? Na, das hätte doch was ;). Aber ansonsten gebe ich Dir Recht: Der Song hat mich tatsäschlich schon immer genervt.
Wie immer ein Klasse-Beitrag.
Es wäre super, wenn zum 20. Deine Wunschplaylist läuft.
Paranoid und Black Betty sind auch prima Anheizer. 😉
Die beiden Songs nehmen wir dann definitiv noch in die Playlist mit auf. Die gehen schließ´lich so richtig in die Beine. Aber nur bei unter 30 Grad.