Heat.
Es gibt keine empirischen Daten darüber, ob die Inhalte hier im Blog wirklich vom ersten bis zum letzten Satz gelesen waren. Aber wahrscheinlich werden manche diesmal schon nach dem folgenden Satz damit aufhören: Ich habe das Spiel keineswegs als langweilig oder müden Sommerkick erlebt, wie es eigentlich in fast jeder Berichterstattung über das Spiel geschrieben steht. Und gerade in Anbetracht der herrschenden Temperaturen, die schon für die Fans in der prallen Sonne ohne Bewegung eine echte Herausforderung waren, gingen die Spieler beider Mannschaften im Hochofen Hafenstraße durchaus engagiert zu Werke. Vollprofi hin oder her: Diese gnadenlose Sonne auf dem Platz geht an die Substanz. Die Definition Sommerkick für ein Fußballspiel würde ich persönlich somit doch mit anderen Parametern versehen wollen.
Das war eigentlich kein torloses Unentschieden der schlechteren Sorte. Natürlich kein flirrende Achterbahnfahrt mit jeder Menge prickelnden Torraumszenen hüben wie drüben. Aber irgendwo dazwischen halt. Soweit also mein Coming-Out als fußballerisch eher schlichtes Gemüt verbunden mit dem wohl seltenen RWE-Gen, das Glas im Zweifelsfalle lieber halb voll als halb leer zu betrachten. Was natürlich nicht ausschließt, das ein oder andere Mal auch lautstark zu meckern. Irgendetwas ist ja immer auf dem Feld, bei dem man sich gewünscht hätte, dass der Ball anders kommt, oder unser Spieler zum Ball hingeht anstatt zu warten, diesen auf den Fuß gelegt zu bekommen. Sowas halt. Aber wer auf der Schiene von Box zu Box das Umschaltspiel diametral abkippt, um so den Unterschiedspieler des Gegners in seiner progressiven Passgenauigkeit daran zu hindern, dass eigene Chancenvolumen zu erhöhen: Also das vermag ich nicht zu erkennen.
Ebenso sind für mich Tiefenläufe durch den Halbraum Richtung gefährliche Zone nicht immer auf Anhieb zu erkennen. Ich springe einfach reflexartig auf, wenn unsere Mannschaft bei schnellen Kontern Richtung gegnerisches Tor unterwegs ist und zeitgleich der Rahn-Roar einsetzt. Mir reicht also aus, wenn unsere Mannschaft alles, wirklich alles gibt, um das Spiel für unser Emblem zu gewinnen. Vielleicht wird so eine Einstellung ja irgendwann als sogenanntes „Berlinski-Phänomen“ Einzug in die Handbücher der Taktiknerds finden. Ganz wichtig auch: Immer nur den Ball anstatt Infos durchstecken. Was ich aber erkennen konnte war, dass die aktuell so hochgelobte Arminia weit unter ihren scheinbaren Möglichkeiten geblieben ist. Da hatte ich mehr Gefahr für unser Tor befürchtet. Glücklicherweise hatten somit auch auf Seiten der Ostwestfalen Fahrkarten Hochkonjunktur. Drei Spiele und vier Punkte, so die bisherige Bilanz im Hause RWE. Das ist ausbaufähig, fünf Punkte hätten es durchaus sein können. Vielleicht auch schon derer sechs, um den (Punkte-)Würfel dann auch so gut wie von allen Seiten betrachtet zu haben. Aber es ist sogar für einen Taktiklegastheniker wie mich eine ständige Weiterentwicklung im Spiel unserer Mannschaft zu erkennen.
Sollten dann kommende Woche vielleicht noch Verpflichtungen getätigt werden und wird zeitnah endlich dieses Transferfenster geschlossen, dann kommt zudem Ruhe rein. Wenigstens mal für eine kurze Zeit, schließlich geht der Bumms mit dem Fenster ja schon bald wieder los. Ich bleibe dabei: Mit Anpfiff der Saison sollte ein Kader über die gesamte Dauer hinweg verbindlich für alle Vereine in der Liga stehen. Aber wieder zurück zum Spiel: Das sich mit Abpfiff die Ränge fast schneller geleert hatten, als in jedem handelsüblichen Stadion der Premier-League, lag vielleicht daran, dass ein Unentschieden für den Fußballfan am Ende des Tages emotional betrachtet weder Fisch noch Fleisch bedeutet. Da kann man weder groß ab- noch euphorisch zuwinken. Aber hier war es tatsächlich vor allem auf den Plätzen, die das ganze Spiel der Sonne ausgesetzt waren, eher eine Flucht in den Schatten als vor der Leistung unserer Mannschaft. Da gingen tatasächlich auch die Fans an ihre Grenzen.
Übrigens sind wir sind in Essen einfach zu nett zu unseren Gästefans: Die bekommen nicht nur eine optimale Sicht geboten, sondern haben auf ihrer Tribünenseite eigentlich auch immer Schatten, egal um welche Uhrzeit angepfiffen wird. Na gut, nicht wenige Gästefans haben ja von Haus aus schon einen richtigen Schatten. Apropos Gästefans: Im persönlichen Ranking seit unserer Ankunft in der 3. Liga hat dieser Auftritt der Bielefelder Fans vergangenen Samstag den Auftritt der Osnabrücker in der Saison 22/23 vom ersten Platz meiner nicht real existierenden Tabelle verdrängt. Dauerhaft in G1 ansässig sitzt man ja sehr nahe an der „Quelle“ und bekommt sehr viel vom Wirken der Gästefans mit. Und hier hatten die Bielefelder von Arminis bis Opis einen wirklich bunten Strauß von einfacher Anfeuerung bis hin zu melodischen Gesängen mitgebracht. Den Ausschlag für Platz 1 gab nun die beeindruckende Mischung aus minutenlanger Klatsch- und Gesangseinlage. Das hatte echt Verve. Irgendwie ganz anders als beispielsweise die Dynamos, die stumpf ihr Gesangbuch abarbeiten inklusive komplett sinnbefreiter Trillerpfeifeneinlage.
Einen ganz anderen Weg geht man ja in Saarbrücken, wo man sich eher dem französischen Chanson zugehörig fühlt oder bei RB Leipzig, wo man gar nichts fühlt außer immer genau das, was die eigene Marketingabteilung vorgibt. Der Protest bei unserem Pokalspiel war übrigens jederzeit angemessen, keine Ahnung, was „Vonne Hafenstraße“ da geritten hat.
Dienstag schon geht es weiter mit der ersten Runde im Niederrhein-Pokal gegen den Bezirksligisten Spvgg Sterkrade 06/07 und schon wieder wurde einem unterklassigen Verein aus der Nachbarschaft das Spiel des Lebens auf der heimischen Sportanlage genommen. Sind die Fanströme in den ersten Pokalrunden des unterklassigen Wettbewerbs eigentlich niemanden im Verband oder den Sicherheitsbehörden bekannt oder warum die seit einiger Zeit immer öfter geltende Willkür, dass der Spielort zugunsten des Profivereins getauscht werden muss? Gebt den kleineren Vereinen endlich das Heimrecht zurück. So ein Wettbewerb lebt gerade in den ersten Runden durch die Wurst vom Holzkohlegrill, freiwillige Ordner mit Armbinde und siebzigjähriger Vereinszugehörigkeit sowie einem schummerigen Flutlicht, welches gerade noch das Tor gegenüber erkennen lässt. Den Sterkradern nun hätte man allein schon aus Sympathie zu dem Stadionnamen „Am dicken Stein“ dieses Spiel zuhause gegönnt.
Volle Zustimmung in allen Punkten! Ich war allerdings froh als der Abpfiff ertönte. Denn so ein Lucky Punsh hätte auch gegen uns fallen können. Jawattdenn hat schön analysiert, dass die Vorbehalte gegen den Brauseverein absolut gerechtfertigt sind. Vonne Hafenstraße hat wohl schon die weiße Fahne gehisst.
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