Kurzware: Dalai Lama & Schlemihl

Obwohl wir Menschen gerne Smalltalk betreiben würden, da zudem auch Nachbarn, winken wir uns zumeist nur aus der Ferne zu, wenn wir mit unseren geliebten Vierbeinern die Abendrunde in unserer „Hood“ gehen. Bei uns an der Leine der Typus „sympathische Rumpelenne“, die jedem anderen Artgenossen zeigen will, dass sie nicht nur der liebste Hund jemals ist, sondern zudem allzeit bereit, an den geruchintensivsten Stellen des Gegenübers eine Nase zu ziehen. Oder alternativ das Tanzbein schwingen möchte.

Dafür wird auch auf Liebe gemacht. Das Gegenüber zwar von fast identischer Körperstatue, aber vom Charakter her eher ängstlich, so dass überschwängliche Avancen unsererseits immer Fluchttendenzen seinerseits hervorrufen. Meistens rennen wir dann in den nächsten Hund hinein, kommen wieder nicht voran, da sich unsere auch dem nächsten Artgenossen vor die Füße wirft. Aber das tut jetzt nichts zur Sache!

An jenem Abend jedoch, da war alles anders, das Herrchen mit dem eher ängstlichen Hund an der Leine setzte Prioritäten und geradezu zum Sprint an, um uns einzuholen. Die Befindlichkeiten der Vierbeiner waren im Moment zweitrangig, denn es ging um etwas ebenfalls ganz Besonderes. Man ahnt: Es sollte im weiteren Verlauf um Rot-Weiss Essen gehen! Was auch sonst könnte an einem flachen Wochentag gegen 18:45 Uhr im beschaulichen Nordhorn so von Interesse sein, um einen ängstlichen Hund mit den Worten „Das musst Du jetzt mal aushalten“ zu einem Treffen mit „Rumpelenne“ zu nötigen.

Es wurde somit geheimnisvoll, denn es handelte sich plötzlich und von uns unerwartet um eine Übergabe. Man fühlte sich fast an ein Treffen mit Schlemihl aus der Sesamstraße erinnert. Aber anstatt Uhren wechselte ein Aufkleber mit dem simplen wie schönen RWE-Emblem den Besitzer, zuzüglich der dazu aufklärenden Geschichte: Unser Nachbar hat seit Jahren einen Freund, kennengelernt über die gemeinsame Branche, der nicht nur dem RWE sehr zugetan, sondern eines Tages auch zum Buddhismus konvertiert ist. Und hat sich mittlerweile in diesem als zumeist friedfertig bekanntem Glaubenskosmos einen Status erworben, der es ihm erlaubt, als einer der wenigen Auserwählten persönlich in direkten Kontakt mit dem Dalai Lama zu treten.

Also quasi so, als würde man früher mit dem Boss am Tresen sitzen. Das war auch nicht vielen vergönnt, aber in der Friesenstube sicher viel einfacher arrangiert. Zu einem dieser Treffen nun hat jener befreundete Konvertit unseres Nachbarn einige RWE-Kleber mitgenommen und von seiner Heiligkeit segnen lassen. Klingt erstmal schräg, ist aber exakt so passiert. Und einen dieser vom Dalai Lama gesegneten Aufkleber bekam nun der Freund, der ja unser Nachbar ist aber das Problem mit dem ängstlichen Hund hat, um ihn an uns zu übergeben.

Sooo, nun haben wir die Fakten sortiert warum wir einen vom Dalai Lama gesegneten Rot-Weiss Essen Aufkleber im Haus haben und natürlich nicht an irgendeinem Laternenmast entweihen werden. Der aktuelle Papst würde am liebsten nur Merch von San Lorenzo segnen, und zu viele andere Religionsführer anstatt RWE-Kleber zu oft Waffen. Wir haben also tatsächlich nun ein Unikat daheim und grundsätzlich beruhigt es ein wenig, dass diese zu erwartende schwierige Saison etwas an göttlicher Fügung erfährt. Manchmal muss man einfach auch nur daran glauben. Aber diese Geschichte allein, die ist doch mindestens schon mal das Weiterkommen in Mühlheim und drei Punkte gegen den SV Wehen-Wiesbaden wert.

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