Unappetitlich & Exorbitant #235

Die beiden letzten Spiele des vergangenen Spieltages waren für Rot-Weiss Essen und unser aller Gemütszustand nach dem Unentschieden gegen die SpVgg Unterhaching tabellarisch von sehr großer Bedeutung: Fällt man im Ligabarometer wieder unter die 5% Hürde, oder darf man Stand jetzt noch im Parlament der 3.Liga verweilen? Dank unseres alten Koalitionspartners SC Verl, mit dem wir in gemeinsamer, jahrelanger Ligenzugehörigkeit viele Sträuße ausgefochten haben, dürfen wir auch diese Woche auf dem emotional so wichtigen Nichtabstiegsplatz verbleiben.

Der VfL Osnabrück hat mal wieder nicht mitgespielt, wie überhaupt im Spiel gegen die Dortmunder Zweitvertretung eigentlich nicht gespielt wurde. Ich habe mir die erste Halbzeit angeschaut und aufgrund der Absage an den Fußball beim Stande von 0:0 abgeschaltet. Dabei trotzdem einen Sieg für den VfL vorhersagend. Eine Halbzeit wie eine Dschungelprüfung, so unappetitlich das VfL Spiel. Interessiert aber schon heute keinen mehr rund um die Brücke, wie es zu den drei Punkten gekommen ist, man hat sie schließlich. Punkt!  Darüber hat sogar Jussi Adler-Olsen mit „Erwartung – Der Marco-Effekt“ einen Thriller geschrieben. 

Unsere Roten hingegen haben einen Tag zuvor einen wahren Sturmlauf gegen die Münchner Vorstädter hingelegt, dabei selbst ein Tor zugelassen, aber vorne nur einmal getroffen. Die exorbitante Anzahl an Chancen dank nimmermüden Einsatzes unserer Mannschaft blieb so ohne den mehr als verdienten Siegtreffer. Die Schwabl Gang aus der Münchner Vorstadt bleibt somit weiterhin unser Angstgegner, datiert doch unser letzter Erfolg vom 10.12.1989. Damals, als schon tagelang die ersten Löcher in die Berliner Mauer gekloppt wurden und Politiker noch Politiker waren, anstatt größtenteils nur noch einander zu diffamieren.

Im Vergleich dazu konnte man unserer Mannschaft am Samstag niemals den ehrlichen Einsatz absprechen, wirklich die Bedarfe der Situation zu erkennen und alles daran zu setzen, den dritten Sieg in Folge zu holen. Es hat leider nicht sollen sein, vielleicht wäre es für den Moment auch des Guten etwas zu viel gewesen. Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen sind eine gute Quote aber können auch nach diesem Spieltag den Ernst der Lage keineswegs verwässern. Wir steuern allesamt wohl auf den intensivsten Abstiegskampf zu, den diese so traditionell wilde wie faszinierende Liga erlebt hat.

Wir werden diesen auch erfolgreich überstehen, daran habe ich weiterhin null Zweifel, aber es wird alles andere als ein Blutdrucksenker. Ein Grund zur Zuversicht besteht für mich in den Aktionen und Emotionen der Mannschaft selbst. Die Lethargie der Hinrunde mit dem negativen Höhepunkt Rostock ist einem Miteinander gewichen. Wir wissen nun nicht, wie Liberté, Égalité, Tom Moustiér“ dem neuen „Einer für alle, alle für einen“ in der Kabine vorsteht, aber seine Entwicklung zuzüglich Einsatz plus Spielverständnis ist wohl etwas, wonach sich die Hafenstraße seit langer Zeit gesehnt hat.

Ja die Sehnsucht, sie hat uns in romantischen Gedanken seit Jahrzehnten immer mal wieder gen Edinburgh entführt. Einmal wieder Rot-Weiss Essen International spielen sehen. Wer will denn zum hundertsten Male Bayern versus Real, wenn man nur ein einziges Mal die Hibs an der Easter Road bekommen kann? Und tatsächlich wird wenigstens dieser Traum am 9.Juli 2025 wahr, denn Hibernian Edinburgh hat den wohl größten Gegner seiner Vereinsgeschichte aus Anlass des 150en Geburtstags zu einer Reunion eingeladen. Endlich erlebt RWE den Sunshine on Leith.

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