„Und es war Sommer…

…und das Spiel gab sich so als sei ich überhaupt nicht da. Und um die Schultern trugen sie nur ihr nasses Haar. Ich war verlegen und ich wusste nicht wohin mit meinem Blick, der wie gefesselt an diesem Spiel hing“.

Soweit textlich etwas abgewandelt dieses „Und es war Sommer“ von Peter Maffay. Während er in seinem Text jedoch komplett Testosteron gesteuert fast ausschließlich ans Pimpern mit einer weitaus älteren Frau, möglicherweise im Rahmen der Heuernte Ende August, dachte, bin ich inhaltlich auf einer ganz anderen Ebene unterwegs. An diesem Dienstag Abend war ich bei Yann Sommer, seinen fantastischen Paraden und diesem epischen Halbfinalrückspiel zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona.

Ich habe überhaupt keine Aktien für einen der beiden Vereine, aber wir haben nun mal ein Prime Abo. Und so habe ich beschlossen, für Inter zu sein, denn Fußball schauen, ohne für eine Mannschaft zu sein, ist mir fast unmöglich. So bin ich bei Schalke Spielen wirklich immer für den Gegner. Und auch bei RB Leipzig bin ich für den Gegner. Es sei denn, sie spielen gegen Schalke. Aber ein solches Spiel würde ich auch erst gar nicht schauen, daher stellt sich hier die Frage erst gar nicht. Ich war also für die Nero Azzurro, irgendwie auch für San Siro und für diese melodischen Gesänge. Der Regen musste natürlich wie bestellt kommen, denn kein epischer Pokalkampf kommt ohne Regen aus. Fußballgesetz halt.

Was mich bei Inter triggert, ist aktuell das Heimtrikot. Wie kann man dieses klassische Trikot mit den Längsstreifen (ich liebe längsgestreifte Trikots) verunstalten, indem man auf einer Hälfte die Vereinsfarben fast psychedelisch angeordnet hat?  Nun, ich muss es ja auch nicht toll finden, geschweige denn kaufen. Aber das Spiel, das war toll. Das hatte alles, was den Fußball so faszinierend macht. Das hatte fast Rot-Weiss Essen Niveau. Ich musste schmunzeln, als die Kommentatoren irgendwann angemerkt hatten, dass nach der Führung von Barca einige Zuschauer das Stadion schon verlassen haben. Dumm gelaufen.

Erinnerte mich spontan an unseren auch epischen Pokalkampf gegen die Eisernen aus Berlin am 29. Juli 2011, als ebenfalls schon einige Fans die damals zweieinhalb Tribünen verließen in dem Gefühl, dass 2:1 reicht zum Weiterkommen. Doch dann kam die Nachspielzeit und Zweiligafreak Simon Terodde traf zum Ausgleich. Muss ja auch jeder für sich selbst wissen, wann man kommt und geht, aber das Beste wurde so verpasst.

Zurück zu Inter versus Barca: Es war also Sommer, und gleich drei Spieler des FCB fuhren einen Konter in Überzahl auf sein Tor. Eigentlich gab es in diesen Sekunden nur die eine Frage: Wer von den dreien macht das Tor? Die Option, dass der Sommer im nasskalten Frühling dieses zu verhindern weiß, gab es für den Moment einfach nicht. Aber es kam genau so. Welch eine Parade. Davon träumt man doch als Torwart, die möchte man eines Tages in Öl auf Leinwand im Museum hängen sehen und seinen Enkelkindern zeigen. Es war zudem ein Fußballspiel, welches gefühlt niemals enden wollte, denn selbst in der Verlängerung gab es noch Nachspielzeit auf die Nachspielzeit. Und jede Minute mehr wurde genossen.

Und um zu verdeutlichen, wie gut, wie intensiv und wie leidenschaftlich dieses Spiel war, hier der Beweis: Meine Frau schaut nie Fußball mit mir. Sie hofft natürlich, dass unser RWE so oft wie möglich gewinnt. Möglicherweise aus Eigeninteresse, aber immer auch aus Liebe zu mir und zu RWE. Wegen mir. In den letzten Minuten des Spiels nun wurde tatsächlich der Kopfhörer abgenommen, der Laptop ausgeschaltet, und das Ende des Spiels miterlebt. Es muss also ein epischer Fußballabend gewesen sein, wie man ihn in dieser Intensität erneut nicht sehr oft erleben wird. Aber wenn eine Mannschaft das toppen kann, dann natürlich nur unser RWE. Vielleicht schon kommenden Sonntag im „Alle in Rot“ Spiel gegen den VfL Osnabrück. Schal nicht vergessen!

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