Freaks & Buwe #251

Die vergangene englische Woche hat noch einmal den hier früher schon erwähnten Ansatz aus der Literatur verfestigt, dass der Mittelteil einer Trilogie inhaltlich schon mal etwas abfällt. Der Mittelteil hier bekanntermaßen das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück. Wobei es in der persönlichen Reflektion doch zu der Erkenntnis geführt hat, dass die direkte Enttäuschung nach dem Schlusspfiff dann doch etwas drüber war und dieses Unentschieden einfach auch der Spielweise des VfL geschuldet war. Wie schon im Spiel zuvor gegen Hansa hat der VfL wirklich clever ein Spiel als solches erst gar nicht zustande kommen lassen. Daher keine verlorenen zwei Punkte, sondern einer, mit dem man am Ende dann doch gut leben konnte.

Da das Spiel aber in viele Richtungen zu polarisieren wusste und die unterschiedlichsten Reaktionen und Gegenreaktionen hervorgerufen hat, waren es richtig kribbelige Tage voller Vorfreude und Neugier, wie sich dann der Schlussteil der englischen Woche gegen die Kogge selbst gestalten würde. Diese hatte schließlich nach der erfolgreichen Kaperfahrt gegen die Löwen wirklich alle Segel gen Essen gesetzt, nachdem man zuvor selbst an der Bremer Brücke unter dem Fußball dort leiden musste. Da sich die Dinge bei Rot-Weiss Essen immer etwas intensiver als anderswo gestalten, begnügte sich unsere Mannschaft nicht mit dem dritten Teil, sondern schob direkt einen vierten hinterher. Und zwar schön nach Halbzeiten aufgeteilt, die jede für sich fantastisch, ganz einzigartig waren und höchst intensiv von den Rängen gefeiert wurden.

Das war wirklich was für Freaks. Deren Intro sicherlich einen Anteil daran hatte, dass auch wir Fans direkt bei der Sache waren. Die erste Halbzeit somit der Sturmlauf und dem 3:0 auf der Anzeigentafel. Drei Tore, die allesamt auch schon ihre eigene Geschichte hätten schreiben können. Dann die rote Karte für Tom Moustier kurz vor der Halbzeit. Nicht einmal der traurigste Chanson von Édith Piaf hätte das Leiden unserer Nummer 28 besser darstellen können als die verzweifelte Gestik und Mimik von ihm selbst, nachdem er den Karton gezeigt bekam. Selbst der unwiderstehliche Charme von Sophie Marceau hätte in diesem Moment nicht trösten können. Es ging also dank deutlicher Führung  immer noch euphorisiert, zugleich doch etwas beunruhigt in die Halbzeitpause. Man kennt das ja mit den Pferden vor der Apotheke stehend.

Aber was wir dann erleben und bejubeln durften, war ein Abwehrkampf in Reinkultur mit gelegentlichen Nadelstichen Richtung Hansa Tor. Selten zuvor wurden erfolgreiche Grätschen, unter das Tribünendach gepöhlte Bälle und vor allem der gehaltene Elfmeter von Jakob Golz mindestens so laut bejubelt, wie die drei eigenen Tore eine Halbzeit zuvor. Das war cool, trotz der Temperaturen. Das war die  Leidenschaft einer Mannschaft, die auch aus den Tribünen die paar extra Dezibel herausgeholt hat, die es braucht, um am Ende sagen zu können: Das Ding haben wir auf und neben dem Platz als Einheit gewuppt. Vor allem hat es verdeutlicht, wie schnell man wieder auf dem Platz stehen kann und dann da sein muss. Stellvertretend hier Tobias Kraulich erwähnt, der war mit Anpfiff sowas von da. Das zeigt die Stärke unseres ganzen Kaders.

Samstag geht unsere Reise weiter und führt uns auf den Waldhof zu den irgendwie immer kriselnden Buwe. In der Tabelle liegen wir aktuell fünf Punkte vor den Baracklern. Schaut man sich dann auch noch an, dass Platz drei bis elf gerade einmal zwei Punkte trennen, grüßt er wieder, dieser alljährliche Wahnsinn 3. Liga.

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