Klotz am Bein
Welch ein undankbarer Titel, sollte ich damit wirklich unser altes Georg Melches Stadion meinen. Aber genauso ist es in den letzten Jahren gewesen. Dieses historische Bauwerk, welches nun schon lange nicht mehr ganz dicht, und noch weniger im Fokus des höherklassigen Fußballs gewesen ist.
Dieses wunderbare Stadion an der Hafenstrasse, welches so viele dramatische, schöne und auch schlimme Momente erlebt hat. Diese kolossale Tribüne mit ihrem spannenden Innenleben, diesen ganz besonderen Stufen, dem direkten Zugang zu diversen verräucherten Räumlichkeiten und der Einzigartigkeit, Wohnraum aufzuweisen.
Soweit die Romantik des kleinen Mannes. Zurück also zum Klotz: Je öfter man nun um das Stadion schweift, in dem Wissen, die Abrissbirne steht bereit, umso mehr fällt einem die Baufälligkeit auf. Die aufkommende Verlustangst aber schlug den desaströsen „Ist – Zustand“ immer wieder in die Flucht. Vor Jahren wäre es auch mein Wunsch gewesen, die „Haupt“ zu sanieren und den Rest drumherum neu aufzubauen.
Seit gestern aber weiß ich: Das Georg Melches Stadion wird abgerissen und das ist gut so! Ich meine, ich weiß schon länger, daß die Resterampe abgerissen wird, aber nun ist es in Ordnung für mich.
Mit freundlicher Genehmigung des Bauherren durfte ich gestern auf die Baustelle und mir ein Bild, beziehungsweise viele Bilder, des neuen Stadions an der Hafenstrasse machen. Die Bauarbeiten schreiten gut voran, sogar die Dimensionen der Tribünen sind erkennbar, gar eine erste „Ecke“. Und dann fällt vor allem eines auf: Das neue Stadion steht viel höher als unser jetziges. Würde man also versuchen, eine Tribüne zu erhalten, so würde das neue Erdreich für Parkplätze diese allein schon bis zur Mitte verschlucken!
Schlicht und einfach: Das neue Stadion wird endlich gebaut, wir wollten es unbedingt und sollten nun loslassen. Was hat uns denn letztendlich dieser Mythos gebracht? Sportlich doch immer wieder nur Nachteile. Aber das Gefühl und die besonderen Spiele und Momente, das alles behält man doch im Herzen. Und dann gibt es doch noch die vielen, vielen Fotos, die ein jeder sicher hat.
Der RWE wird niemals eine neue, echte Chance bekommen, wenn wir immer nur an den alten Dingen hängen bleiben. Ich habe gestern Abschied genommen und freue mich nun auf das Neue. Bis dahin aber freue ich mich noch auf einige schöne Stunden im Georg Melches Stadion an der Hafenstrasse 97A. Und eines weiß ich auch seit gestern: Wir werden viele und wichtige emotionale Elemente dieses Stadions an diversen Plätzen und Ecken wiederfinden. Wir sollten darauf vertrauen!
Baustellenfotos, 20. September 2011:
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Stadion Essen, Mitte September 2011 |
Und etwas Retroperspektive:
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Stadion Essen, das GMS |
Klasse Artikel, stimme Dir absolut zu !