Eisern!

So begrüssen sich Menschen untereinander, welche zugleich auch Unioner sind. Festgestellt Stunden vor dem Pokalkrimi an der Hafenstraße! Diese Spezies Mensch sitzt nun hunderte von Kilometern abseits der Alten Försterei in einem Borbecker Brauhaus und trifft dabei zufällig auf andere Menschen dieser Spezies. Anstatt sich nun entweder vor Freude um den Hals zu fallen, oder die Köpfe zusammenzustecken, ob man diese Fans schon mal in seinem persönlichen Block gesehen hat, nichts von alledem! Ein jeder gibt ein freundliches „Eisern“ von sich, und die Sachlage ist geklärt: Egal, wer Du bist oder woher Du kommst: Unioner biste und das allein zählt.
Gefällt mir und fand ich insofern gut, da sich das Gespräch wieder auf unseren Tisch beschränken konnte.Wir hatten doch keine Zeit. Es war mir ein Vergnügen! Gilt dann noch zu klären, ob sich auch Paare oder gar Familien dieser Spezies am Frühstückstisch auschließlich mit „Eisern“ begrüssen, oder ob da noch Raum für anderes bleibt. Der Auswärtsblock ward auf jeden Fall gut gefüllt, so dass sich ca. 1.500 Unioner eisern zu begrüssen hatten. Vielleicht ein Grund dafür, dass Unioner immer frühzeitig in ihrem Block sind. Für uns bedeutete es natürlich einen selten herrlichen Anblick, wird es wohl auch in dieser Saison dass einzige Spiel an der Hafenstrasse bleiben, welches mit diesem Prädikat aufweisen kann. Laut und ausdauernd in ihren Anfeuerungen waren sie auch noch.
Zudem Heimfans, also alle anderen, welche mit einer zwischenzeitlichen Lautstärke und Inbrunst den RWE dermaßen anfeuerten, so dass Georg Melches fast von seiner Wolke 97a gefallen sein dürfte. Die neue Bude kann was.Und dieser Abend ließ erahnen, was Mannschaft und Fans ereichen können. Recht entspannt, um noch kurz ein Auge auf die Logistik zu werfen, ging es augenscheinlich vor dem Spiel zu. Es schien keine grossen Debatten um die Plätze zu geben, allein einige Lücken auf der „Haupt“ ließen stutzen. Die Verpflegungsstände stießen an diesem Abend offensichtlich an ihre Grenzen. Hier können sicher noch Optimierungen gefunden werden, zum Beispiel in Form von weiteren Ständen „außerzäunig“.
Eiigen Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes wünsche ich zudem eine Schulung darüber, daß man nicht auf dem Catwalk läuft, dem Publikum bisweilen die Sicht nehmend. Derweil andere ihrer Kollegen stets den Eindruck operativer Hektik vermittelten, obwohl die Rotterdamer gar nicht vor Ort waren. Hier lobe ich mir den Zivilbeamten, bei einer Selbstgedrehten lässig das Spiel verfolgend. Das Diktat des DFB nun kollidierte vor Anpfiff einmal mehr mit den Gepflogenheiten des RWE, ein Spiel musikalisch einzuläuten. Kann die Pokalhymne durchaus für Gänsehaut sorgen, Adiole aber noch viel mehr! Zudem scheinen die Ultras Essen im Dezennium ihres Lebens eine solch kreative Hochphase zu durchleben, welche uns nicht nur phänomenale Abschiedsmomente beschert hat. UE organisierte eine Begrüßung der eigenen Mannschaft, wie sie gar nicht schöner sein kann. Es geht doch nichts über den „Bonbonera Style“ mit fliegendem Konfetti und Luftschlangen, untermalt mit einer schmissigen Botschaft. Wunderbare Momente und Anpfiff!
Mit selbigem endet zumeist die Kernkompetenz von „ISDT“, können wir doch besser das Gefühl Fußball, als dessen taktische Ausrichtung erzählen. Müssten wir doch dann auch von einer aufopferungsvoll kämpfenden, bisweilen spielerisch auf gleicher Ebene agierenden Essener Mannschaft berichten. Von bisweilen hart einsteigenden Unionern, aber auch von deren Chancenplus unter gütiger Mithilfe dessen, was früher einmal aus Holz war. Davon, daß eine Zweiklassengesellschaft höchstens marginal zu spüren war. Aber sie war dann eben doch immer wieder vorhanden: In diesen kleinen Momenten der Balleroberung, der körperlichen Verfassung, der Explosivität und dem direkteren Zug zum Tor. Daher war diese letzte Chance nebst erfolgreicher Verwertung eigentlich logisch. Betont aber deutlich eben diese unglaubliche Leistung der jungen Essener Mannschaft und ihrer Fans auf den Tribünen.
Vielleicht mag es anderswo funktionieren, aber in Essen an der Hafenstraße funktioniert Fußball weiterhin nur in einer Wechselwirkung zwischen Fans und Mannschaft. So wie sonst wohl nur noch bei Union, am Bieberer Berg oder in Hoffenheim. Die unermüdliche Unterstützung der eigenen Mannschaft bei einem Viertligisten und die erleichterte kleine Feier im Anschluss: Durchaus lobenswert, gäbe es in anderen Stadien eher Kritik, warum der klassentiefere Verein nicht zweistellig bezwungen wurde. Aber der RWE ist eben nicht irgendwer.
Fremdschämen ist dann gelegentlich und leider auch heute noch in Momenten erhobener Mittelfinger angezeigt, auch wenn dieser „Gassenhauer“ „…..und vergessen“ wirklich arm und unter der Gürtellinie ist. Noch schlimmer allerdings, wenn mancher nicht mal seinen Mittelfinger findet, erstaunt die Anzahl seiner Finger durchzählt, aber Hauptsache Richtung Gästefans pöbeln. Mag aber auch nur an der Witterung gelegen haben. Anfeuern ist aber allemal die bessere Alternative!
Wir schweifen wie üblich ab und kommen daher auf direktem Wege zur bittersten Erkenntnis des Abends, dem Abpfiff! Wie paralysiert standen die Spieler des RWE vor ihren Fans, bisweilen lagen sie auch völlig ausgepumpt und leer auf dem Rasen. Kaum fähig zu begreifen, daß sie soeben mit stehenden Ovationen gefeiert werden. So ist das in Essen an der Hafenstraße: Wer kämpft, kann und darf verlieren!
Abschließend möchten wir nun anregen, sich als RWE Fans in Zukunft mit „Georg Melches“ zu begrüßen. Wobei es mit Sicherheit zu Beginn zu folgendem Dialog kommen könnte: „Georg Melches“ ….“Wo?“! Das war es also mit dem Europapokal 2012. Am Samstag wartet Fortuna Köln und der ewige Provinzfürst Südstadion auf den RWE und sein Gefolge. In diesem Sinne: Nur der RWE, Georg Melches!

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