Monatsarchive: Dezember 2016

Gestern. Heute. Morgen.

Gestern gab es Rot-Weiss Essen. Heute gibt es Rot-Weiss Essen und auch morgen wird es den RWE geben. So hoffe ich jedenfalls, denn ansonsten wäre ich um einen großen Prozentsatz meines Lebens ärmer. Rasenballsport Leipzig zum Beispiel gibt es erst seit 2009. Das ist lange nach gestern. Ganz ganz lange! Und doch beschleicht sich aktuell das Gefühl im hiesigen Fußball, man müsste sich bisweilen eher dafür entschuldigen, Fan eines vor 2009 gegründeten Vereins zu sein, als sich zu eben einem solchen Verein zu bekennen. Nicht ganz unschuldig daran der unzweifelhaft erfolgreiche Fußball, den die „Leipziger“ da spielen. Diese sportliche Leistung sollten wir im Gegensatz zu allem anderen, was das Konstrukt ausmacht, auch anerkennen. Das gebietet die sportliche Fairness.

Nun gibt es ja zwei Optionen: Entweder man wechselt mit fliegenden Fahnen in das Lager der Dosen, befreit sich von allem Ballast der Tradition; geht steil ob der sportlichen Höhenflüge und feiert dann alsbald den Meistertitel mit den ganzen neuen Erfolgsfans in diversen sozialen Medien. Oder man bekennt sich weiterhin zur Erfolglosigkeit der eigenen Mannschaft, des eigenen Vereins und seiner Historie. Als Bayern Fan ist die Entscheidung nicht schwer, in Dortmund natürlich auch nicht; stimmt dort doch auch der sportliche Ertrag. Selbst in Köln und Frankfurt ist man dieser Tage höchsterfreut über den Tabellenplatz und hat keine Zeit für sonst dort gern gesehene Emotionen ausschließlich in den Farben schwarz  oder weiß.

Wir haben diesbezüglich mal wieder die Arschkarte gezogen. Eine tolle Tradition können wir temporär durchaus vorweisen, aber das war es dann leider auch schon. Wir Fans von Rot-Weiss Essen können uns zwar zur Tradition bekennen; können diese aber nicht mit aktuellen sportlichen Erfolgen kompensieren. Wir folgen einem dieser Vereine, der von seiner Historie lebt. Meisterschaft und Pokalsieg stets wie eine Monstranz vor sich her tragend. Zum Glück haben wir an der Hafenstraße etwas, was viele dieser gestern erfolgreichen Vereine nicht mehr haben: Rot-Weiss Essen kann sich wenigstens der unerschütterlichen Treue seiner Fans erfreuen, auch wenn das Verhältnis aktuell vielleicht nicht das Beste zu sein scheint. Viertklassig seit 2008, da bröckelt schon mal so manch Fangeneration schlichtweg weg. Daß wir dennoch in so großer Zahl und in solch verschiedenen Generationen immer wieder zur Hafenstraße pilgern, ist nicht normal und wohl eben dieser Tradition zu verdanken. Daher sollten wir dankbar für diese sein.

Der Verein sollte ganz ganz sensibel und  vorsichtig mit seinem höchsten Gut, den Fans, umgehen, denn ohne Fans wäre Rot-Weiss Essen auch nur noch Staub in der Wüste der gescheiterten ehemaligen hochklassigen Ruhrpott Vereine. So jedoch sind wir auch in der Dürre der Viertklassigkeit immer noch eine Oase an Vereinstreue. Darauf könnte man aufbauen, sofern es denn endlich mal eine Mannschaft geben würde, die Stein um Stein so platziert, ein sportliches Fundament legt, auf dem wir Fans uns sicher fühlen und den Aufbau beständig begleiten können.

Der benachbarte Verein Westfalia Herne hat aktuell auf seiner Homepage einen Slogan, um den ich den Verein fast beneide: „Aus Tradition wird Zukunft….“ steht dort geschrieben. Ein Slogan, der eigentlich alles aussagt und zugleich beinhaltet, dass Tradition nicht zwingend Ballast sein muss, sondern auch jede Menge Chancen beinhaltet. Ein Konstrukt namens Rasenballsport hat vielleicht Zukunft, aber noch lange keine Tradition. Rot-Weiss Essen jedoch hat Tradition und Zukunft. Wenn wir es schaffen, all das Wunderbare, was unseren Verein ausmacht zu bündeln mit dem gewissen Hauch an (schwerer) Geduld. Verbunden mit der Gewissheit, dass es uns auch dann noch geben wird, wenn der Dosenverkäufer eines Tages keine Lust mehr hat und vielleicht gen China abwandert, wo die Perversion des Geldes gerade einen neuen Höhepunkt zu finden scheint.

Wir können natürlich jederzeit gehen. Oder wir bleiben treu und üben uns in Geduld, was nicht wirklich immer einfach ist. So einfach ist das! Ich für meinen Teil bin lieber ehrlich unterklassig als hochklassig Dose.

Frohe Weihnachten!

Auch in diesem Jahr wieder, und weil er so schön und auch so wahr ist: Der Brief der kleinen Virginia O`Hanlon aus New York an die “Sun” aus dem Jahre 1897 und die Antwort des Redakteurs. Bis 1950 wurde dieser Brief jedes Jahr in der “Sun” gedruckt und seit 1977 führt die “WamS” diese Tradition fort (seit 2007 auch Im Schatten der Tribüne):

„Mit Freude antworten wir sofort und auf die in ihrer Weise herausragende Mitteilung unten und drücken gleichzeitig unsere große Befriedigung aus, dass ihr gewissenhafter Autor zu den Freunden der Sun zählt:

“Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt. Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Papa sagt: Wenn du es in der Sun siehst, ist es so. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?” Virginia O’Hanlon. 115 West 59 Street

Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Alters. Sie glauben nichts, was sie nicht sehen. Sie denken, dass es nichts geben kann, was für ihren kleinen Geist nicht fassbar ist. Alle Gedanken, Virginia, ob sie nun von Erwachsenen oder Kindern sind, sind klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie würde so öde sein, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch Gefühl und Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.

Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sehen würden, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis, dass sie dort nicht sind.

Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen, oder sie sich vorstellen. Du kannst die Babyrassel auseinander reißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinander reißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseite schieben und die himmlische Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr?

Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger. Kein Weihnachtsmann! Gottseidank!, er lebt, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“

FROHE WEIHNACHTEN und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen und Euch “ISDT”

Brief an Jay-Jay

JayJay ist ein ganz besonderer Junge und mit seinem wunderbaren Vater auf der Suche nach einem ganz besonderen Verein. Dafür bereisen beide Wochenende für Wochenende als Wochenendrebellen die Stadien unserer Republik und dafür schreiben Fans verschiedenster Vereine Jay-Jay Briefe, um die selbsternannte „Mannschaft-für-Sohn-Findungskommission“ bei ihrer nicht immer leichten Aufgabe zu unterstützen. Aber sind wir doch mal ehrlich: Eigentlich kann es doch für einen besonderen Jungen nur einen einzigen besonderen Verein geben. Dachte ich so bei mir, und setzte mich hin, um dem heute elfjährigen Jay-Jay etwas geschriebenes an die Hand zu geben, welches hoffentlich das Interesse an unser aller Verein RWE wecken könnte.

Nun steht ein Besuch der Hafenstraße im kommenden Jahr bereits auf dem Zettel der „Vater-Sohn Findungskommission“.  Vielleicht aber können wir bis dahin mit einem Zitat aus Casablanca auf einen weiteren Fan für unseren ach so nervenaufreibenden Verein hoffen: „Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald und dann den Rest deines Lebens“ um dann nach Abpfiff aus gut unterrichteten Kreisen der Findungskommission ein weiteres Zitat aus diesem Filmklassiker zu vernehmen: „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. 

Der Brief:

Lieber Jay-Jay,

sehr interessiert verfolge ich seit längerer Zeit Deinen Weg durch die Stadien der Republik und die damit auch verbundene Suche nach einem Verein, der Dein Herz erobern könnte. Und ich glaube (nein, ich weiss es!), ich habe da einen Verein für Dich, der Dein Fanherz im Sturm erobern kann und von dem in all den wunderbaren Briefen an Dich noch nicht einmal die Rede ist: Rot-Weiss Essen hat das Potential, die Wochenendrebellen langfristig an ein Stadion zu binden und Dich in den Kreis all dieser tollen Menschen aufzunehmen, die die Seele von Rot-Weiss Essen ausmachen. Na gut, natürlich hat der RWE in seinem Umfeld auch weniger tolle Menschen zu bieten, aber das ist dann leider wie bei jedem anderen Verein auch. Was wir jetzt aktuell nicht haben, ist besonders großer sportlicher Erfolg. Und das ehrlich gesagt schon ziemlich lange nicht mehr. Trotzdem aber gucken immer noch so viele Fans die Heimspiele des RWE oder begleiten diesen zu den Auswärtsspielen, so dass manch Zweitligaverein neidisch an die Hafenstraße nach Essen schaut. Erwähnte ich es schon? Wir spielen aktuell in der viertklassigen Regionalliga West.

Was wir aber definitiv zu bieten haben, ist eine große Geschichte mit ganz vielen bekannten Namen, wie zum Beispiel Helmut Rahn oder Willi „Ente“ Lippens. Der Helmut Rahn lebt leider nicht mehr und Willi Lippens spielt auch nicht mehr aktiv, da schon über siebzig Jahre alt. (Ente Lippens hatte aber vergangene Saison sogar noch einen Spielerpass. Das ist aber eine eigene Geschichte) Wenn Ihr zukünftig mit Zeit an die Hafenstraße 97a anreist, um ein Spiel Deines neuen Lieblingsvereins anzuschauen, dann besucht doch einfach vor dem Spiel die „Friesenstube“. Dieses Lokal war zu Lebzeiten die Stammkneipe von unserem „Boss“ Helmut Rahn und da kann man auch heute noch an seinem Platz sitzend (also da wo Helmut Rahn seinen Stammplatz hatte) Kaffee, Kuchen oder ein lecker Pils für Erwachsene genießen. Und viele Dinge angucken, die an Helmut Rahn erinnern. Der Helmut hat schließlich auch ganz viel dazu beigetragen, dass Deutschland 1954 erstmals Weltmeister im Fußball wurde. Aber das weisst Du sicher alles schon längst. Und wenn Du mehr über Helmut Rahn wissen möchtest: er hat schon ziemlich früh ein Buch über sich geschrieben.

Der Willi Lippens ist durch die Zeit von Rot-Weiss Essen in der Bundesliga bekannt geworden. Da hat er so manchen Gegenspieler schwindelig gespielt und durch seinen ganz besonderen Laufstil bekam er schnell den Spitznamen „Ente“. Willi Lippens rannte irgendwie nicht, sondern watschelte halt so vor sich hin. In den sieben Jahren Bundesliga hatte der RWE auch nicht so viel Erfolg, aber er war immerhin mal einige Zeit mit dabei. In dieser Zeit hatte sich der Verein dann auch den Ruf erworben, dass in Essen an der Hafenstraße ein, sagen wir mal, etwas rauher Wind für Fans der Gastmannschaften weht. Aber es ging auch herzlich zu. Die Fankurve in diesen Tagen hieß „Westkurve“ und hat auch heute noch einen legendären Ruf, obwohl sie schon 1994 abgerissen wurde. Unser Stadion, das Georg Melches Stadion, war schon damals sehr alt, und deshalb musste die Westkurve als Erstes abgerissen werden. Leider hat man keine neue Tribüne mehr aufgebaut. Ob das einfach vergessen wurde; nicht genug Geld dafür da war oder warum auch immer…auf jeden Fall hatte der RWE dann ganz lange Zeit einfach nur ein Stadion mit drei Tribünen. Auch wieder etwas, was andere Vereine in ihrer Geschichte nicht bieten können. Ok, dafür hatten sie vielleicht Stadien, welche einfach auch „besser in Schuss“ waren. Uns Fans egal, wir liebten unser „GMS“ bis zum letzten Tage und vermissen es auch heute noch.

Und das, obwohl wir gleich daneben ein tolles neues Stadion gebaut bekommen haben. Das heisst jetzt „Stadion Essen“, aber wir Fans gehen einfach immer weiter an die Hafenstraße 97a. Das ist nämlich auch das tolle bei RWE: Wenn andere Vereine ein neues Stadion bekommen, stehen diese meistens außerhalb der Stadt. Unser Stadion ist in Bergeborbeck geblieben und somit konnten die vielen Fans ihren gewohnten Weg zum Stadion behalten. Die Gegend ist nicht besonders schön, aber man sieht überall, dass es sich hier um Fußball und um Rot-Weiss Essen dreht. Ihr müsst mal im Winter zu einem Freitag Abend Spiel kommen, wenn die Flutlichter (leider nicht mehr die schönen alten) angehen und sich diese ganz bestimmte Geräuschkulisse auftut, die ankommende Fans so mit sich bringen. Rund um das Stadion ist auch mittlerweile ganz viel passiert und erinnert an den Verein und das Georg-Melches Stadion. Das heisst, wenn Du oder Dein Papa gerne fotografieren, so gibt es ganz viel zu entdecken. Da steht zum Beispiel das Denkmal von Helmut Rahn, ein alter Flutlichtmast; da steht die Bergarbeiterfigur „kurze Fuffzehn“ mit Lore, der alte Schriftzug des „GMS“. Im Stadion gibt es die Büste von Vereinsgründer Georg Melches und die Meisterschale mit dem Meisterwimpel.

Meisterschale deshalb, da der RWE tatsächlich schon einmal Deutscher Meister war. Und Deutscher Pokalsieger. Das ist natürlich schon ziemlich lange her, war es doch 1953 (Pokalsieg) und 1955 (Deutscher Meister). Aber da wir Fans des RWE immer eine ziemlich große Klappe haben, singen wir auch heute noch oft: „Deutscher Meister ist nur der RWE“. Das wir in der letzten Saison beinahe auch noch aus der vierten Liga abgestiegen wären, verschweige ich dann mal lieber. Aber Jay Jay, wie heißt es doch so schön: Liebe kennt keine Liga. Egal aber, in welcher Liga Rot-Weiss Essen auch spielt, der Ablauf vor jedem Heimspiel ist immer der gleiche: Wir haben nämlich die Fahnengirls, die vor dem Spiel mit ihren rot – weißen Fahnen auflaufen und wir haben zwei Lieder, die jeder RWE Fan schon mit in die Wiege gelegt bekommt: „Opa Luscheskowski“ und „Adiole“. Die Schalker, die alle RWE Fans ziemlich doof finden, haben den Opa mal nachgemacht, aber nur in Essen an der Hafenstraße bei RWE gibt es lautstark gesungen den „Oppa“. Dazu kommt dann meistens noch das Steiger Lied und dann kommt auch schon die Mannschaft. Meistens ist es dann mit dem Spaß vorbei, aber als Fan erträgt man natürlich auch die schlechten Spiele. Dann wird hier halt immer ordentlich gemeckert. Und wie sie hier an der Hafenstraße meckern und maulen können…eine wahre Wonne. Aber, wenn die Fans auch noch so sehr auf das Spiel ihres RWE schimpfen, so sehr zeigt dass auch nur ihre Liebe zum Verein.

Über Rot-Weiss Essen gibt es mittlerweile ganz viele Bücher, dass heisst Du hast auch ohne Spielbesuch die Möglichkeit, sich ganz viel mit dem RWE zu beschäftigen. Und unser Fanprojekt bietet von Foto- über Gitarrenkurse und Filmabende auch ganz, ganz viel für den Fan an. Das Fanprojekt musste leider umziehen, weil im neuen Stadion leider keine Räume für Fans geplant waren, was natürlich ganz blöd ist. Aber an Spieltagen steht nun ein Container im Schatten der (West-) Tribüne. Als man mir das geschrieben hat, habe ich mich sehr gefreut, denn so heisst ja auch mein RWE Blog. Übrigens hat auch Otto Rehhagel lange für den RWE gespielt, denn auch Otto Rehhagel ist ein Essener Junge. Ach Jay Jay, es gibt noch soviel, was es über den RWE zu berichten gibt, und was ihn so einzigartig macht: Sei es die ganz lange Südamerikareise, das DFB Pokalendspiel in Berlin oder die ganzen Geschichten über besondere Spieler und Fans. Aber dann würde der Brief hier ein Buch werden und Du sollst meinen Verein doch selbst entdecken. In einem der vielen Lieder über Rot-Weiss Essen heisst es: „Wo sind wir zuhause, wo wird man uns immer hör`n……an der Hafenstraße RWE“. Ich glaube, Du könntest ebenfalls an der Hafenstraße als Fan Dein zuhause finden.

Nur der RWE!
Herzlichst,

Uwe „ISDT“

Der sechzigste Geburtstag

Walter Ruege wird heute sechzig Jahre jung und sitzt gefühlt seit ebenso vielen Jahren am Mikrofon der Hafenstraße. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag lieber Herr Ruege. Als kleines Geschenk und Dankeschön (auch an die Fahnengirls) das siebte Kapitel. Später hoffentlich auch noch die drei Punkte, die diesen runden Ehrentag ziemlich rund machen würden. Ich bin überzeugt, die Mannschaft möchte Sie heute auch gerne beschenken.

Weil wir Fahnengirls statt Cheerleader haben. Und Walter Ruege.

Der Fußball dieser Tage lebt ja nicht immer nur von der Konstante, es müssen stetig Neuerungen her. Stadionsprecher werden zu Marktschreiern, die Stadionmusik wird zur Krachorgie. Das Stadion soll nicht mehr Stadion, sondern eine Event Location für die ganze Familie werden. Sofern Stadionkapazität und Familienbudget das überhaupt hergeben.

Wie wohltuend das Prozedere vor Spielbeginn an der Hafenstraße. Im neuen Stadion Essen nicht anders als im guten alten Georg Melches Stadion. Allgemeinen als „RWE Countdown“ bekannt, werden eine halbe Stunde vor Anpfiff rot-weiße Gassenhauer gespielt. Zudem sorgt Walter Ruege seit über sechsunddreißig Jahren ruhig und mit angenehmer Stimme am Mikrofon für die nötigen Informationen. Was man halt so braucht als Fan vor dem Spiel.

Seltene Ausflüge in die Moderne inklusive „Animationsversuche“ werden Walter Ruege schnell verziehen und galant überhört. Man möchte ihn in den Arm nehmen, verkündet er hörbar mitleidend die Tore für den Gegner, oder Ungemach auf den Rängen. Die Hafenstraße ohne ihn? Unvorstellbar. Ebenso unvorstellbar auch eine Hafenstraße ohne die Fahnengirls.

Unter dem Dach des AWO Fanprojektes zuhause, bilden die Fahnengirls stets vor Spielbeginn und zur Halbzeit den optischen Höhepunkt auf dem Rasen. Sie schwenken zum Rhythmus der Lieder ihre Fahnen in den Vereinsfarben. Nichts dramatisches also mag man denken. Aber zum Glück eben auch keine opulente Choreografie „Poms“ schwenkender Sportlerinnen in kurzen Röcken. Bei allem Respekt für die sportliche Leistung dieser, aber das passt nicht zur Hafenstraße. So weißt Du als Fan, was Dich erwartet. Wenigstens vor dem Spiel. Diese angenehme Konstante. Was auch besser ist, denn das danach gebotene ist meistens nicht zielführend, dem nächsten Spielbesuch freudig entgegenzusehen.

Vielleicht nehmen wir auf den Rängen das Wirken der Fahnengirls so selbstverständlich dar, so dass es uns erst wieder bewusst werden würde, sollten vor einem Spiel mal keine Fahnen geschwungen werden. Der Fan, das Gewohnheitstier. Das die Fahnengirls übrigens bei Wind und Wetter auf dem Platz stehen, während man gefühlt keinen Fan vor die Tür jagen möchte, kommt noch bewundernd hinzu.