Uns kann keiner! #206
Während man in vielen der vergangenen (Regionalliga-) Jahre als Fan von Rot-Weiss Essen schon deshalb den Jahreswechsel kaum abwarten konnte, da die Saison spätestens Ende Oktober auch schon wieder gelaufen war, und selbst das endlich erreichte, gelobte Land 3.Liga uns allen am Jahresende doch nur einen heftigen Katarrh anstatt entspannter Vereinsmomente bescherte, so war es in der vergangenen Woche endlich soweit: Während abseits des Sports alles andere als Hoffnung geschweige denn Friede, Freude Eierkuchen herrscht, ist es ausgerechnet unser aller gemeinsamer Nenner Rot-Weiss Essen, weswegen wir dann doch ein Stück weit optimistisch in das gerade begonnene neue Jahre wechseln durften.
Und was das geöffnete Transferfenster angeht: Das kann eigentlich schon geschlossen werden. Wir bleiben schließlich auf jeden Fall, und Neuzugänge auf den Tribünen sind jederzeit herzlich willkommen. Und wenn die Mannschaft auch im Jahr 2024 dort anknüpfen kann, wo sie 2023 aufgehört hat, dann mache ich mir keine Sorgen, dass die Leidenschaft für unseren Verein nicht ausschließlich wie gehabt zumeist familienintern weitergegeben wird. Allein die leidenschaftliche Art und Weise auf dem Feld dürfte zwangsläufig weiter dafür sorgen, dass jahrelang enttäuschte Fans weiterhin in großer Zahl zurückkehren, und viele neue Fans ihr Herz an der Hafenstraße und den RWE verlieren.
Die Wahrnehmung ist durch die vergangenen Wochen und Monate zudem eine ganz andere geworden. Genaugenommen im Anschluss an die Spiele in Unterhaching und daheim gegen den SC Verl. Während die Anhänger der zahlreichen Rivalen nach null Punkten bei neun Gegentoren aus dem Grinsen gar nicht herauskamen und die immer noch hohe Zahl der vereinseigenen „Nörglerschaft“ endlich wieder den Untergang herbeisehnen konnte, gelang so plötzlich der Turnaround, so dass man selbst heute noch kaum begreifen kann, wie Mannschaft und Trainerteam dieses Kunststück hinbekommen haben. Und je weiter der Lauf andauerte wurde klar, dass es keine Glückssträhne mehr war, sondern das Produkt harter Arbeit.
Alles untermauert von der Grundtugend erfolgreicher Mannschaften, denen man so viel sportlichen Erfolg eigentlich gar nicht zutrauen würde: Mannschaftliche Geschlossenheit. Natürlich haben auch die vielen eigenen Tore in der letzten Minute, den allerletzten Sekunden oder gar fast mit Abpfiff ihren nicht zu unterschätzenden Anteil daran. Stets wurde der Torschütze nicht nur von den Mitspielern auf dem Feld unter sich begraben, sondern gab es auch wahre Jubelläufe von der Bank und dem sogenannten Aufwärmort in Richtung Jubeltraube. Und was die Bierduschen für die Fans auf den Tribünen, sind dann für den sprintenden Fußballer von draußen die fliegenden Trainingsjacken, Trinkflaschen oder was auch immer.
Natürlich würden auch diese Spieler lieber selbst auf dem Feld stehen, und brodelt der Frust in Anbetracht der eigenen Einsatzzeiten bei dem einen oder anderen. Aber alle zusammen sind wichtig, werden gebraucht und bilden eine Einheit. So kommt es bei mir an, so nehme ich es wahr und das macht mir wirklich Hoffnung auf dieses frisch begonnene Jahr.
In die Liste der emotionalsten Spiele des vergangenen Jahres würde ich unbedingt noch das Heimspiel gegen die Chemiker aus Halle hinzufügen wollen. Dieses Spiel war in seiner ganzen Entwicklung auf dem Feld und den Tribünen ein Lehrstück dafür, wie man sich selbst niemals mehr aufgibt und dadurch den Gegner geradezu mürbe bearbeitet hat. So kann uns keiner. Auch in 2024 nicht!