Herzklabaster.

Der Kaiser ist tot, es lebe der Kaiser! Welch ein majestätisch schöner Schuss von Nils Kaiser zum Ausgleich in den Winkel des Freiburger Tores. Aber anstatt den eigene Jubel nach dem Ausgleich auch choreografiert zelebrieren zu können, kommt von hinten Ron Berlinski als Vertreter des Proletariats und zeigt keinerlei Respekt vor des Kaisers Kleider. Zack, einmal fest in das Textil gegriffen und den Kaiser direkt wieder in die Spur gebracht. Audienz immer erst nach Abpfiff! Jeder andere wäre übrigens gestolpert.

Vielleicht haben Berlinski und Kaiser durch den abgebrochenen Jubel sogar die wertvollen Sekunden herausgeholt, die dann auch tatsächlich noch den Siegtreffer ermöglicht haben. Man weiß es nicht. Was man aber weiß ist, dass man an der Hafenstraße schon seit einigen Heimspielen Fußball in seiner ursprünglichsten Form geboten bekommt. Meistens spielt unser RWE den Gegner in Grund und Boden, vergisst dabei leider noch zu oft, die bisweilen wunderschön vorgetragenen Angriffe in Tore umzumünzen. Auch gegen den SC Freiburg gab es somit die ein oder andere spielerische Delikatesse zu beobachten.

Allerdings gestehen wir das Kombinationsspiel zu oft auch dem Gegner zu, so dass die Gegentore aus den Spielen gegen den HFC und Viktoria, vor allem aber gegen die Freiburger Zweitvertretung für die Gästefans schön anzuschauen waren, aber unter dem Strich Fehler in unserem Abwehrverhalten bedeuten. Glücklicherweise werden daheim anne Hafenstraße Fehler gemeinsam ausgebügelt und steht mit unglaublicher Willens- und Energieleistung seit einiger Zeit am Ende immer der Sieg. Dieser Geist der Hafenstraße entwickelt sich vor allem in der zweiten Halbzeit, wenn Mannschaft und Tribünen noch mehr eine Einheit bilden.

Egal, ob man in der Halbzeit noch berechtigt unzufrieden war und egal wie es steht: Geht es wieder raus, ist erstmal Schluss mit schlechter Laune, denn wir wissen ja: Die letzten Minuten kommen bestimmt! Wenn man das jetzt mal genau so in München und/oder Regensburg hinbekommen würde, wie genial wäre das? Aber zurück zum Spiel: Verdient geführt, zweimal kalt abgeduscht. Ausgeglichen und wieder einen auf die Fresse bekommen. Dann der Kaiserschmarrn und als Kirsche auf der Torte das Foul an Marvin Obuz. Elfmeter!  Wie selbstverständlich schnappt sich der erst kurz zuvor eingewechselte Moussa Doumbouya die Kugel und verwandelt mit einer Souveränität, die komplette Ekstase und Happos Tollhaus Hafenstraße zur Folge hatte. Und wie üblich rannten auch sie wieder, die in den roten Trainingsjacken da draußen.

Meine Güte, da kommst du aktuell auf dem Feld kaum zum Zuge und dann dieses Selbstbewusstsein. Es ist eben wirklich jeder wichtig bei RWE! Nach dem 1:0 fand ich es noch witzig, Walter Ruege zu imitieren und „Rot-Weiss Essen 1 – Freiburg 2“ zu blödeln, so als semilustiges Wortspiel. Konnte ja nicht ahnen, dass es zur Halbzeit dann tatsächlich so steht. Neben der Freude über die drei Punkte, hat es mich ja vor allem gefreut, dass sich Isi Young in der dritten Minute nichts gerissen oder gebrochen hat, so wie ihn der Gegenspieler aus vollem Lauf gegen den Knöchel erwischt hat. Mehr Rot geht eigentlich nicht. Aber Isi macht wie immer Isi Dinge und steht einfach wieder auf. Bestätigt zudem einmal mehr seine schon Wochen andauernde gute Form.

In Form schon während des Spiels einige Forensiker, wie man im Nachgang eines jeden Spiels lesen kann, scrollt man dann gedankenverloren durch den Spieltagsthread. Vielleicht kann man einfach erst nach einem Spiel seine Gedanken, konstruktive Kritik oder was auch immer posten, anstatt schon während der Begegnung alles in Schutt und Asche zu schreiben. Ich verstehe auch gar nicht, warum überhaupt Zeit dafür ist, denn das Spiel läuft doch. Natürlich sind Rückstände, Abwehrfehler oder verpasste Torchancen ärgerlich. Aber daran immer wieder Personalien festzumachen oder eine eigene Agenda zu verfolgen, dass ist doch alles andere als konstruktiv und sicherlich auch nicht für den Moment befriedigend. Wenn man ganz ehrlich ist.

Vorher und nachher, dann ist wichtig im Forum. Dazwischen könnte doch am besten nach Adi Preißler verfahren werden und gibt man zuerst einmal dem Spiel die Chance, sich über seine Gesamtheit zu entfalten. Vielleicht mal so als Anregung. Oder eben als frommer Wunsch formuliert.

Für München und Regensburg habe ich gleich mehrere fromme Wünsche: Zum einen mal wieder den einen oder anderen Auswärtspunkt und zum andern funktionierende Verbindungen für die mitreisenden Fans. Denn nicht wenige werden sich binnen weniger Tage sogar gleich zweimal auf den Weg in den Freistaat des Provinzfürsten Söder hin und zurück machen. Das ist eine stramme Leistung, die nicht nur viel Zeit und Geld kostet, sondern auch eine hohes Maß an Leidenschaft mit sich bringt. Und die sollte unsere Mannschaft mal wieder belohnen. Wobei man Leidenschaft für unseren Verein jetzt nicht an gefahrenen Kilometern messen sollte. Das ist bei uns Fans wie mit unserer Mannschaft: Wir alle sind RWE! 

Danke für diesen wilden Ritt gegen den SC Freiburg.

Ein Kommentar

  • Michael Hartmann
    Avatar von Michael Hartmann

    Für mich war Berlinski mit seiner Aktion nach dem Ausgleich der Mann des Tages. Das nenne ich mal Mentalität.
    Und als RWE Fan wohnhaft im Freistaat Bayern, werde. Ich die Rot-Weissen natürlich am Dienstag live im Stadion unterstützen. #nurderrwe

Hinterlasse eine Antwort zu Michael Hartmann Antwort abbrechen