Essen diese chomatösen Schlappen #209
Niemals würden wir die Redensart „Mit Kanonen auf Spatzen schießen“ in die Tat umsetzen wollen. Keiner sollte mit Kanonen auf irgendetwas schießen wollen! Wir wandeln das Ganze also um in flapsiges „Mit Bälle auf Spatzen schießen“. Samstag ist es also endlich so weit, dieses Spiel Rot-Weiss Essen gegen den SSV Ulm, von dem auf einmal alle reden. Nur der Söder nicht, der hält sich wie üblich inhaltlich am Tiefpunkt auf und kümmert sich um Wuppertal und Erkenschwick. Es steht also ein Spitzenspiel an, von dem wohl kein Experte im Vorfeld der Saison davon ausgehen konnte, dass es eins sein wird. Fußball, Du alte Wundertüte!
Seit dem vergangenen Wochenende können wir Schwimm- und Sportvereine, so dass wir das als gutes Omen für den Samstag nehmen sollten, ist doch auch der SSV Ulm ein Schwimm- und Sportverein. Allerdings ist das wohl ein sentimentales Überbleibsel, denn rein formaljuristisch spielen wir am Samstag gegen das Fußballunternehmen SSV Ulm 1846 Fußball GmbH & Co. KGaA, mit den weiteren Zweigen Kommanditaktionär und Komplementär-GmbH. Der Sozialromantiker in mir schüttelt sich, derweil es der Mehrzahl der konsequent einseitig veranlagten Doppelpass-Diskutanten eine Spur freudiger Erregung bescheren dürfte.
Freudig erregt sind wir aktuell auch, in Anbetracht der sportlichen Leistungen unserer Mannschaft. Selbst in den Niederlagen gab es diese vielen großartigen spielerischen Momente, und hätte man nicht verlieren müssen. Da ist etwas zusammengewachsen, was hoffentlich auch in großer Zahl zusammenbleibt. Und wenn die Gespräche dadurch gefühlt länger dauern, als es manch Fan lieb ist, dann müssen wir das einfach auch mal aushalten. Lieber langsam und konzentriert gemeinsam etwas Gutes planen, als vorschnell und unreflektiert jemand vom Hof jagen zu wollen, hatten wir ja auch schon gelegentlich. Vielleicht ist es auch einfach eine ungewohnte Situation, dass es bei so vielen Spielern mit der Leistung passt, dass es mannschaftsintern mehr als zu funktionieren scheint. Und dass die Spieler für Trainer und Verein bereit sind, ihre letzten Stutzen zu geben.
Macht schon Spaß gerade. Spaß haben auch die kreativen Köpfe auf der Geschäftsstelle von RWE, geht man doch gerade inhaltlich neue und spannende Wege, schnürt ein Paket mit bekannten Essener Musikern, Free-Runnern und Influenzern nach dem anderen und generiert so Aufmerksamkeit. Die besondere Authentizität rührt vor allem daher, da fast alle Protagonisten Rot-Weisse aus Leidenschaft sind. Man bedient also den Zeitgeist und wem das nun zu viel für die jüngeren Generationen ist: Vielleicht hat man ja auch schon bei René Pascal einen Fuß in der Tür. Diese Essener haben also den Schlappen an und rappen sich einen (allerdings muss hier wohl mindestens ein Wort „gepiept“ werden, um stadiontauglich zu sein). Mittlerweile dürfte es so viele gute Lieder zu Rot-Weiss Essen geben, so dass das Vorprogramm ganz allein damit bestritten werden könnte. Birgt allerdings die Gefahr, dass man vor Anpfiff schon heiser sein dürfte.
Samstag Heimspiel und ein sicherlich prall gefüllter Heimbereich. Kennt man in Oberhausen nicht so, da stehen auf den Tribünen weniger Menschen als beim Super-Bowl im Innenraum. Aber vielleicht hilft ja der ein oder andere Fan der Kleeblätter mit, den Gästeblock zu füllen, pfeifen dort doch die Spatzen freundschaftlich von den Dächern. Superstars sind am Samstag nicht zu erwarten, in Essen hat man unter der Woche für die Fliesentische lieber den Swiffer in der Hand als am Wochenende im Stadion die Swift im Arm. Hoffentlich wird es sehr schnell Samstag. Und dann endlich wieder dem grölenden Tross hinterher.