Stöbert man gelegentlich durch die verschiedenen elementaren Fanforen unseres Vereins, so ist man sich dort nur sehr selten in allen Themen rund um unseren Kuschelverein einig. Also genau so, wie das in einem konstruktiven Diskurs auch sein sollte. Nur ist das mit dem „konstruktiv“ je nach Nachrichtenlage nicht immer so ganz einfach. Einige winken alles von Vereinsseite als gegeben durch, andere sind da schon deutlich kritischer. Und wieder andere, ja also da könnte Rot-Weiss Essen sogar übers Wasser gehen, und sofort würde der Vorwurf laut, dass man ja selbst zu dämlich ist, um zu schwimmen.

Aber in einem sind wir uns immer und überall einig: Wir teilen uns das Sorgerecht für den RWE. Da lässt sich der ein oder andere Sorgerechtstreit schon aus Prinzip kaum vermeiden, aber von Scheidung ist trotzdem so gut wie nie die Rede. Und einen anderen oder eine andere als den RWE? Undenkbar! Natürlich zahlen wir auch Unterhalt. Immer pünktlich und wie jedes Jahr wieder viel mehr als eigentlich geplant. Gut, dass wir nur von der Tabelle der 3. Liga abhängig sind, und nicht von der Düsseldorfer Tabelle genötigt werden. Allesamt vereint hat uns Sorgeberechtigte in dieser Sommerpause sicher dieser eine Satz, den wir alle wahrscheinlich in unserem Leben auch schon diverse Male gehört haben dürften: „Was soll aus Dir nur werden?“.

Diese Sorge auf Rot-Weiss gemünzt hat uns die aktuelle Sommerpause vielleicht etwas mehr beschäftigt als in den beiden Saisons zuvor. Gut, dass uns die schöne Europameisterschaft im eigenen Land gut abzulenken wusste. Aber abgesehen von dieser knallbunten Fußballsause war die eigentlich entspannteste Zeit eines Fußballfans, nämlich die zwischen den „Jahren“ (Saisons) diesmal nicht so lässig, wie man es halt von früher gewohnt war. Es gab einfach sehr viele Themen, die sich bisweilen unrund angefühlt haben und die sicherlich auch noch Zeit benötigen, um komplett rund zu laufen.

Aber was nachvollziehbar am meisten Sorge bereitet haben dürfte, waren die Spieler, die irgendwie erst tröpfchenweise und dann lange gar nicht mehr kamen. Und so fühlten wir dieses als sehr große Sorge, wurde doch ansonsten in der 3.Liga fleißig verpflichtet. Und dazu wurde auch noch oft untereinander gewechselt, während unser Kader klein blieb. Vonne Hafenstraße wollte im Talk fast schon für unsere Drittliga-Beerdigung sammeln lassen, so düster die dortige Prognose. Als dann auch noch Sandro Plechaty im Testspiel gegen die Werkself auflief, drohte es inhaltlich kurzzeitig überzukochen, so erhitzt die Gemüter. Aber die Regularien geben es her, und ein Trikot ist heute doch in minutenschnelle mit dem Plotter personalisiert. Ich habe die Häme über die Vorgehensweise nicht verstanden und betrachte es auch nicht als Armutszeugnis. Aber klar, das war schon sehr speziell.

Weiterhin wurden dazu die noch freien Werbeflächen im Stadion mit in den Topf geworfen, und der Zaubertrank der schlechten Laune war perfekt zubereitet. Jeder hat halt sein Sorgerecht auf individuelle Art und Weise wahrgenommen. Auch die ganzen Saisonprognosen auf den Sportseiten waren bereits geschrieben und wie zu erwarten, fanden wir uns darin vermehrt in der zweiten Tabellenhälfte wieder. Doch eines schönen Sonntags grinste uns von überall Ahmet Arslan im roten Heimtrikot entgegen. Und die Laune wandelte sich allerorten direkt zum Besseren. Es war jetzt nicht der Spieler selbst, man sollte nie Wunderdinge erwarten. Aber diesen Transfer doch möglich gemacht zu haben, das tut einfach gut.