Zirkus Maximus
Maximale Aufmerksamkeit war den Bayern einmal mehr gewiss. Die Entlassung von Jürgen Klinsmann sprengte medial so ziemlich alles dagewesene. Extrasendungen, extra Videotextseiten, der Blätterwald und die Blogosphäre standen und stehen noch Kopf. Trainer wurden immer schon entlassen. Manchmal zurecht, manchmal aber auch nur deshalb, weil eine Mannschaft viel schwerer auszutauschen ist. Nur beim deutschen Rekordmeister, da ist scheinbar viel mehr passiert als das bloße Scheitern einer neuen Philosophie. Warum hat allein das als sonst recht unktitische Arena Publikum immer ungehaltener auf den Trainer und/oder Menschen Klinsmann reagiert? Für mich hat aus der Ferne betrachtet nicht nur der Trainer seinen Job verloren, sondern es gibt eigentlich noch viel mehr Verlierer und wie sonst üblich, kaum Gewinner. Die Fans haben verloren, weil sie viel Geld für oftmals unansehnliche Spiele bezahlt haben. „Das Gremium“ hat verloren. Wen auch immer KH Rummenigge damit meint, auf jeden Fall muß „Das Gremium“ als Schuldiger herhalten das Konzept Klinsmanns abgenickt zu haben, und reiht sich somit in die Reihe der Verlierer ein. Da stehen auch schon Spieler, die nicht wirklich besser wurden. Viele haben sich hinter dem Trainer und seiner medialen Strahlkraft versteckt und leistungstechnisch ausgeruht. Hier gilt nach wie vor die alte Regel, dass ein Trainer keine Tore schiessen kann. Nach Kahn kam,sollte halten und verlor Michael Rensing seinen Platz im Tor. Ein weiterer großer Verlierer, dem die Handschuhe wohl noch eine Nummer zu groß waren, der aber auch mit jeder Bewegung an seinem Vorgänger gemessen wurde. Einen Torhüter kann man leider nicht so behutsam aufbauen wie einen Feldspieler. Hier gilt es nachzufragen zum Beispiel bei Andreas Wessels. Wer hat noch verloren: Ulli und Kalle natürlich, denn warum hätte nicht bis nach der Saison gewartet werden können? Franz nicht, denn der hat ja schon vor Wochen angekündigt, dass es vielleicht ganz gut sei, kein Meister zu werden. Und so kamen beim FC Bayern in dieser Saison viele Faktoren zusammen, die den nicht immer glücklich agierenden Jürgen Klinsmann scheitern ließen. All das rechtfertigt aber nicht die billige Polemik, die bisweilen von Boulevard und Fans an den Tag gelegt wurde. Die Zeit hat sich hier ganz treffend mit dem Thema schon kurz vor der Entlassung befasst. Nun also Jupp Heynkes als Heilsbringer bis zum Saisonende. Die Intention entzieht sich mir völlig. Ich hätte für den Rest der Saison nun das Prinzip Büskens walten lassen, und zum Beispiel Mehmet Scholl an die Seitenlinie beordert. Oder wenigstens endlich einmal Paul Breitner an die Seitenlinie gelassen. Ob Lothar völlig vergessen wurde? Wie dem auch sei, einen großen Verlierer könnte es am Ende der Saison noch geben: Die Bundesliga und ihren Fußball, sollten die Bayern doch noch die Meisterschaft gewinnen.
