Monatsarchive: Mai 2009

Sehen oder nicht gesehen

Die spannendste Bundesliga Saison aller Zeiten hat ihre Pforten geschlossen. Meist ein Signal für den kickenden Rest der Republik, so langsam auch alle Aktivitäten auf dem grünen Rasen einzustellen. Aber, weit gefehlt: Das Transferkarussel dreht sich nicht nur, sondern hebt fast ab: Die 11 Freunde kommen in ihrer aktuellen Ausgabe mit einem Bericht unter die Raute, und die Berichterstattung im Fernsehen übertrifft fast noch das Angebot während einer laufenden Saison. Was also war im „Angebot“ (Ich habe sicher noch einige Übertragungen und Wettbewerbe übersehen) ? : Mittwoch, 27.05. 09: Champions League Finale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United. Spielbeginn um 20.45 Uhr. Auf diese Übertragung habe ich mich ganz besonders gefreut, boten doch die beteiligten Akteure eine Option auf Fußball vom Feinsten. Christiano Ronaldo wurde recht schnell entzaubert und zog seinen allseits bekannten “Flunsch”, aber die Katalanen waren an diesem Abend de facto eine Klasse besser. Messi, Etoò und Mareikes Liebling Thierry Henry, danach kann zur Zeit nicht mehr viel kommen. Verfolgt habe ich dieses Spiel mehr durch einen “Schleier”, galt es doch die RWE Pokalpleite zu verdauen. Was mir auffiel ist diese unglaubliche Entfernung der Tribünen des Olympiastadions in Rom zum Spielfeld. Donnerstag, 28.05.09: Relegation, Teil 1: Energie Cottbus – 1.FC Nürnberg. Spielbeginn um 18.00 Uhr. Das klassische Zeitfenster also bis 20.00 Uhr für Abendessen, “Kinder zu Bett bringen”, aufräumen etc. Resultat: Das Spiel wurde nur marginal durch kurze Einblicke verfolgt. Überrascht hat mich der klare 3:0 Auswärtserfolg der Clubberer schon etwas. Die Nachbetrachtung erfolgte online. Freitag, 29.05.09: Freundschaftspiel der DFB Auswahl in China eben gegen China. Spielbeginn 14.00 Uhr MESZ. Worum geht es bei dieser Reise überhaupt? Müssen ausgelaugte Profis, die unter normalen Wettbewerbsbedingungen vielleicht nicht einmal zum erweiterten Kader gehören, noch um die halbe Weltkugel gehetzt werden, nur um Imagewerbung zu betreiben? Zu diesem Zeitpunkt und mit diesem Kader ein Unterfangen, welches nur schiefgehen kann. Das Spiel endete 1:1 . Bewegte Bilder habe ich nicht gesehen, zeitnahe Ergebnisbeschaffung gleich null. Freitag, 29.05.09, Relegation, Teil 2: SC Paderborn – VfL Osnabrück. Spielbeginn 20.30 Uhr. Dieses Spiel habe ich doch recht interessiert verfolgt. Es war kein hochklassiges Spiel, unter dem nervlichen Druck auch nicht zu erwarten. Beteiligt auch drei Akteure des SC Paderborn, die in der letzten Saison noch beim RWE unter Vertrag standen und nur bei Abstieg wechseln konnten. Das erklärt für mich immer noch die Leistung gerade dieser drei Helden beim alles entscheidenden Spiel gegen den VfB Lübeck. Weiterhin in meinem Fokus: Claus-Dieter “Pele” Wollitz, in Personalunion Trainer und agilster Akteur des VfL Osnabrück. Natürlich kann ein Trainer nicht als Erfolgstrainer gelten, spielt er gegen den Abstieg, aber wie fertig der Mann nach jedem Spiel Rede und Antwort steht, das würde der Hafenstrasse gut zu Gesicht stehen. Mein absoluter Wunschtrainer für den RWE! Der SC Paderborn gewann das Spiel mit 1:0. Samstag, 30.05.09, Regionalliga West. Spielbeginn 13.30 Uhr. Der RWE empfängt zum letzten Heimspiel der Saison die Kombinierten des FSV LU/Oggersheim und gewinnt mit 3:0. Dem Spiel wohnen knapp 2.500 Zuschauer bei. Zu einem kompletten Boykott konnte ich mich nicht durchringen und hatte den Liveticker an. Märtyrerhaft. Den ganzen Frust über die Saison konnte ich im Garten abarbeiten. Samstag, 30.05.09, FA Cup Final 2009: FC Everton – Chelsea London. Spielbeginn 16.00 MESZ. Der Garten war fix, also Zeit für den Pokalwettbewerb schlechthin. Alibifunktion und ein guter Tipp: Bügelbrett entsprechend in Fernsehrichtung positionieren. Klappt fast immer. Michael Ballack durfte endlich einmal ein Finale gewinnen, wenngleich auch erst als Ersatzspieler zum Einsatz kommend. Moderiert wurde wie fast immer beim DSF aus dem Studio und New Wembley weckt im Vergleich zum römischen Olympiastadion fast klaustrophobische Gefühle beim Betrachter. Samstag, 30.05.09, DFB Pokalfinale 2009: SV Werder Bremen – SV Bayer Leverkusen. Spielbeginn 20.00 Uhr. Definitiv das Erste Spiel in dieser Woche, welches ich zu 100% verfolgt habe. Trotz Fanfreundschaft RWE/Werder und Werder als Lieblingsmannschaft der eigenen Tochter: Ich habe Bayer die Daumen gedrückt. Zum einen Ulf Kirsten und zum anderen Catenaccio geschuldet. Hat natürlich auch wieder nichts genützt, und der SV Werder hat unter dem Strich verdient gewonnen. Warum aber Steffen Simon weiterhin moderieren und vielen Fans die Lust am schönsten aller Spiele verleiden darf, das wird ein ewiges Rätsel bleiben. Ich weiß nicht, was Herr Simon sehen will, um sich nur ein einziges Mal lobend zu einem Spiel, überhaupt zu einer Spielszene, zu äußern. Sonntag, 31.05. 09, Relegation Teil 3: Club – Energie Cottbus. Die “Glubberer” haben den erwarteten Aufstieg perfekt gemacht, meine Teilnahme daran waren jeweils 5 Minuten in beiden Halbzeiten. Morgen Abend geht es dann nahtlos weiter in Sachen Relegation Teil 4. Der Fußball rollt scheinbar immer weiter, daran kann auch der RWE nichts ändern.

Ohne Worte

Die Reviersport zeigt auf dem Titel jubelnde Speldorfer Spieler an der Hafenstrasse und zeugte in martialischen Lettern von “Randale nach Essener Pokalaus”. Der dazugehörige Artikel wurde überschrieben mit “Eine Schande für RWE”. Damit waren aber nicht die Anhänger gemeint, obwohl die Szenen vor der Haupttribüne nicht sein sollten, es war die Mannschaft gemeint! Das rührige Vorstandsmitglied Nico Schäfer selbst war es, der die eigenen Angestellten so und völlig zurecht abkanzelte. Leichtfertig wurde die allerletzte Chance verspielt, sich wenigstens für ein Wochenende in den bundesweiten Fußballfokus zu bringen. Leichtfertig wurden 113.000 Euro zuzüglich Einnahmen verspielt. Leichtfertig wurden Sponsoren abgeschreckt und was am schlimmsten wiegt: Die unendliche Leidensfähigkeit der Essener Fans wurde auf das Arroganteste ausgenutzt. Es war doch nur noch eine Frage der Zeit, bis das Pulverfass Hafenstrasse explodierte. Keine Frage, die Aktionen nach Spielschluß haben nur marginal mit Fußball zu tun und bedeuten einen Rückfall in alte Zeiten. Aber, diese charakterlose Mannschaft hat sich diese Reaktionen selbst zuzuschreiben. Sie bekam einen Vorschuss, wurde erst gefeiert, dann angefeuert. Sie bekam einen neuen Trainer, wurde vom Publikum angemahnt, boykottiert und erhielt eine zweite,dritte und vierte Chance. Doch diese Spieler, Sascha Mölders nehme ich einmal ausdrücklich aus der Kritik heraus, ohne ihn wäre der RWE wieder abgestiegen!, diese Spieler wollten nicht gewinnen, sondern nur verdienen und haben den Sinn des Spieles gründlich missverstanden. Im Mai 2009 ist der RWE ein Schatten seiner selbst. Diese Mannschaft ist dem Verein unwürdig, aber leider wartet dieser selbst mit manch unglücklicher Aktion auf: So bekommt man im Fanshop eine Erstattung auf seine Eintrittskarte als Entschuldigung. Aber nur, wenn man vorher Fanartikel gekauft hat, und dann noch gestaffelt auf den Wert des Einkaufes. Eine gut gemeinte Idee recht unglücklich umgesetzt. Zum Schluß ein Absatz aus dem jawattdenn Spielbericht, der diese Saison auf den Punkt bringt: ”Für mich persönlich war dies der Tiefpunkt in meiner gut 25-jährigen Historie als RWE-Fan. So eine schlechte Mannschaft, so ein unsäglicher Auftritt in so einem wichtigen Spiel, das habe ich noch nie gesehen! Und ich darf behaupten, in den letzten sechs bis sieben Jahren so gut wie jedes Spiel gesehen zu haben. Noch niemals hat mich eine Mannschaft so enttäuscht. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, mir noch einen dieser Spieler in der nächsten Saison nochmal anzuschauen und/oder auch nur zu applaudieren”. Für mich nun bedeutet das Gedankenspiele, ob es jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt wäre, „Im Schatten der Tribüne“ zu beenden, bietet doch auch der lokale SV Eintracht wenig Hoffnung auf positive Schlagzeilen oder überhaupt noch erwähnenswertes. .

Relegation

Ab dieser Woche ist es wieder soweit: Relegationsspiele, wohin das sportlich interessierte Auge blickt. Auch der Begriff Relegation hat seinen Ursprung im lateinischen und leitet sich ab von “regulare” (fortschicken,ausschließen,verbannen….). Die Römer nutzen die Relegation als milde Form der Verbannung auf Zeit. Schön zu sehen jedes Jahr an Ostern im Klassiker “Ben Hur”. Bezogen auf Verbannung, weniger auf das milde darin. Im hier und jetzt wird der Begriff Relegation nur noch in Hochschulen und eben im Fußball verwandt. Vom 28.Mai bis zum 01. Juni treffen nun die Mannschaften aufeinander, die der Relegation auf Geheiß des DFB neues Leben einhauchen: Energie Cottbus trifft auf den Club und der SC Paderborn fordert den VfL Osnabrück heraus. Natürlich gibt es in vielen Bundesländern und den jeweiligen unteren Ligen auch noch weitere Relegationsspiele, nur gab es die schon immer und sind auch nicht bundesweit von Interesse. Im Nordhorner Fokus steht da das Relegationsspiel des SV Vorwärts Nordhorn, der bei Daumen hoch in die Oberliga aufsteigen würde. Das hätte ein Aufeinandertreffen mit dem SV Eintracht zur Folge. Ein echtes Lokalderby also. Aber um diesen Begriff kümmere ich mich dann, wenn es soweit ist. ich drücke übrigens Pele Wollitz und seinen Osnabrückern die Daumen. Ein klasse Trainer und Typ, den ich liebend gerne an der Hafenstrasse sehen würde….. als Trainer des RWE.

Saisonabschluss, Teil 1

Die Oberliga Niedersachsen West hat ihre erste Saison nach der Ligenreform gespielt und der SV Eintracht hat die Saison als Vizemeister beendet. Eine Saison, die mit der DFB Pokal Teilnahme und dem Erstrundenspiel gegen den SV Werder begann und vergangenen Samstag mit der 2:4 Niederlage gegen den SV Bavenstedt abgeschlossen wurde. Augenscheinlich ein gutes, erfolgreiches Jahr für die Weinroten. Doch der Blick trübt ein wenig, gibt es doch Anlass genug, der Zukunft eher sorgenvoll denn optimistisch entgegenzublicken. Dabei spielt der Abstieg in der Vorsaison eigentlich kaum eine Rolle, waren doch alle Zuschauermagneten wieder fein mit von der Partie. Die Sorgen beziehen sich eher auf die Vereinsspitze. Spitze jetzt mal nur als Synonym, weniger als Beleg für Leistung. Der Vorsitzende also zurückgetreten, keine Jahreshauptversammlung nebst potentiellen Kandidaten in Sicht. Die neue Tribüne hat sich zwar von vorne schön bewährt, sich aber von hinten immer noch nicht herausge”putz”t und dürfte so bleibende Schäden und möglicherweise höhere Folgekosten davon tragen. Aber wen kümmert das schon? Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Verantwortlichen mitbekommen haben, dass sich der Zuschauerschnitt seit der Saison 05/06 von damals 732 Fans pro Spiel auf nunmehr knapp über 400 fast halbiert hat. Es grenzt schon an ein Wunder, dass es die Mannschaft trotzdem zu diesem zweiten Platz gebracht hat. Wie, und ob es überhaupt in der nächsten Saison weitergeht, ich wüsste momentan noch nicht einmal einen Ansprechpartner für diese Frage… aber wenn es weitergeht (und das wird es doch wohl….), dann wird es sich abseits des Platzes so zutragen, wie es Lutz Jahnke so treffend gezeichnet hat: Gemütlich. Der große Fußball wird in Nordhorn nicht mehr heimisch, aber als Treffpunkt für gesellige 90 Minuten im kleinen Rahmen, da ist man am Heideweg immer noch richtig.

Unersetzbar

Der RWE hat gerade im Saarland gespielt und dort beim SV Elversberg mit dem 0:0 einen Auswärtspunkt ergattert. Somit können sich die Kicker von der Hafenstrasse wieder in die Hinterbank verziehen, denn Morgen ab 15.30 Uhr gilt Bundesliga und gehen alle Fußballfans wieder auf „Sender“. Der letzte Bundesligaspieltag steht an, und das Radio wird dabei eine zentrale Position einnehmen. Das Radio und seine legendären Konferenzschaltungen sind live, wenn auch nicht in Farbe. Hier wird nichts beschönigt, und alles passiert in Echtzeit. Das ganz grosse Drama bleibt vielleicht nun aussen vor, hat doch mein Favorit auf den Titel, die Hertha, Nerven gezeigt. Im Normalfall geht der Titel also in diesem Jahr nach Wolfsburg. Vielleicht aber haben die Regisseure des letzten Spieltages ein Einsehen und warten mit der Entscheidung bis kurz vor Schluß, damit uns Hörern wieder ein unvergessliches Radioerlebnis blüht.

Es hat nicht sollen sein

Werder Bremen hat also das letzte UEFA CUP Endspiel alter Prägung mit 1:2 gegen Schachtjor Donezk verloren. Es war nicht das Werder Bremen der Halbfinals, es war zudem auch noch ein schlechtes Fußballspiel von beiden Mannschaften. Kein richtiges Passspiel, viele Unterbrechungen, unnötig produziert durch eine bisweilen recht antiautoritäre Spielleitung des Unparteiischen. Ich habe auch den Drang und absoluten Willen zum Erfolg vermisst; Diesen berühmten Zug zum gegnerischen Tor. Von zwei schlechten Mannschaften waren also die Schwarzmeerbrasilianer am Ende der letztendlich verdiente Sieger. Es ist schon schade, wenn solch Endspiele aufgrund der hohen nervlichen Belastung der Akteure oftmals zu zähen Angelegenheiten werden. Mir fallen spontan nur zwei Gegenbeispiele ein, beide mit Beteiligung des Liverpool FC: Das UEFA CUP Endspiel 2001: In einem Finale furioso wurden die Basken des CD Alaves mit 5:4 nach Verlängerung bezwungen, oder das Finale der Champions League 2005 gegen den AC Milan: Da gelang das Kunststück, einen 0:3 Rückstand zur Pause noch zu egalisieren nebst anschließendem Erfolg im Elfmeterschießen. Ansonsten bleiben von den vielen Endspielen häufig nur Ergebnis und Sieger haften. Apropos Sieger: Der VfL Wolfsburg könnte zum Co- Sieger des gestrigen Finals mutieren, müssen doch die Werder Spieler diese Niederlage erst einmal verdauen. Rein hypothetischer Natur die Frage , ob sich der HSV gestern erfolgreicher verkauft hätte. Tschüss UEFA Cup, ich fand Dich gut.

Völker hört die Signale

Einmal abgesehen von dem derzeitigen sportlichen Sinkflug, erlebte der RWE auch außerhalb des Platzes immer mal wieder eine imageschädigende Bruchlandung. Dem Begriff „sozial“ in Verbindung mit diesem wunderbaren Verein wurde daher in den Gazetten fast automatisch ein dickes „A“ vorneweg gestellt. Das Klima in Essen war, ist und wird immer etwas rauer sein als anderswo, dafür aber immer ehrlich und mitunter herzlich. Und auch sogenannte Problemfans sind doch in erster Linie rot – weisse. Aber unter dieser harten Schale im Norden Essens verbirgt sich ein weicher Kern, der das „A“ auf das herzlichste ignorieren kann: Im Umfeld des RWE, oder direkt durch den Verein initiiert, existieren eine Vielzahl von sozialen Projekten oder Ideen. Und, wie es sich für soziale Arbeit an der Basis gehört, wird sie zwar dokumentiert, aber nicht in den Vordergrund gestellt. Nicht alle Fußballfans wissen daher, dass der RWE seit 1993 im ghanaischen Accra einen Verein samt integrierter Fußballschule unterstützt. Die Geschichte zu dieser Partnerschaft läßt sich hier und hier nachlesen. Übrigens ist der RWA in Ghana das, was der RWE hierzulande auch gerne wäre: In der 2. Liga. Nun wird auch in der nächsten Saison in der Viertklassigkeit gespielt, was das Europapokalziel 2010 aber nur kurzfristig verzögert. Aber auch hier wird am Fanprojekt inklusive Fanbetreuer festgehalten. Eine Institution, die manch anderer Verein nach einem Abstieg, unter Hinweis auf geringere Einnahmen, sofort auflösen würde. Die Unterstützung des Vereines für Peter und bei dem Besuch unseres WFCG an der Hafenstrasse sind weitere Bausteine im sozialen Gefüge RWE. Nun also beim letzten Heimspiel gegen den SV Bayer 04 II eine weitere Aktion: Fußball gemeinsam erleben hieß das Motto, unter welchem ein Integrationstag an der Hafenstrasse durchgeführt wurde. Gemeinsam mit dem AWO Fanprojekt wurde ein Zeichen für Toleranz und Integration im Essener Norden gesetzt. Eine weitere Aktion, die das Engagement des Vereines und seiner Fans positiv unterstreicht.

Viva la Zwote

Es war noch zu früh für die erste Fahrt alleine nach Essen. Natürlich bin ich des öfteren allein zu den Spielen des RWE gefahren, aber da existierte mindestens eine telefonische Standleitung. Zudem das Unwetter und auch der Status eines „Freundschaftsspieles“: Die Hafenstrasse muß noch bis zum 20. Mai warten. Erfreulicherweise hat der RWE den Middendorp`schen Kulturschock gut verdaut und die Nachwuchsmannschaft des SV Bayer 04 Leverkusen mit 3:0 bezwungen. Das war das dritte Spiel in Folge ohne Niederlage. Da geht noch was….nee, das war jetzt ein Scherz. Somit gab es die Gelegenheit, recht ungeplant zu einer zweiten Halbzeit an den Heideweg zu fahren. Dort war der SV Wietmarschen bei der zweiten Mannschaft des SV Eintracht zu Gast. Das Spitzenspiel der Kreisliga stand an. Nichts besonderes eigentlich, würde der Spielertrainer der grün weissen aus dem benachbarten Örtchen nicht Gerd „Harry“ Goolkate heissen. Jener Harry, der in der Oberliga Saison 2004/05 44 mal in das gegnerische Tor traf. Jener Harry, der bisweilen als optische Doublette von Stefan Kretschmar durchging; Zuschauerliebling und Gegners Feindbild zugleich, und definitiv der einzige Spieler des SV Eintracht, der es jemals bis in die 11 Freunde geschafft hat (Ausgabe Nr. 50). Harrys neue Manschaft hatte viele Zuschauer mitgebracht, so dass insgesamt fast mehr Publikum anwesend war, als bei den letzten Heimspielen der „1.“. Eintrachts „Zwote“ verlor das Spiel mit 1:4 und auch Harry Goolkate schoss sein Tor.

Ein Tag mit X

Soll heissen: Dieser Tag war nix. Ein wenig Ablenkung bot da die ordentliche Jahreshauptversammlung des RWE, die bei Reviersport live verfolgt werden konnte. Bitterer Fakt neben der sportlichen Viertklassigkeit ist der aktuelle Stand von 11,646 Millionen Euro Schulden, demgegenüber nur 2 Millionen an Guthaben stehen. Eine Situation, die prinzipiell nicht gut enden kann, zur Zeit aber durch das Mitspielen der Hauptgläubiger zumindestens nicht in der Insolvenz enden wird. Erstaunt nehme ich dann aber zur Kenntnis, das der Etat in der kommenden Saison noch einmal erhöht werden werden soll, wenn auch geringfügig. Das riecht nach Erfolg um jeden Preis. Geld schiesst keine Tore sage ich nur dazu, war doch der Etat in dieser Saison nicht unwesentlich geringer. Die Jokerkarte Stadionbau scheint hier aber doch zu stechen. Übrigens betont Thomas Strunz , dass die Spieler teilweise Angst hatten, in der vergifteten Atmosphäre an der Hafenstrasse aufzulaufen. Der RWE, seine Mannschaft und seine Fans: In dieser Saison ein Paradebeispiel für sportlich negative Synergieeffekte. Was nun die neuen, gerade genehmigten Strukturen für den Verein bedeuten, und wie diese überhaupt nun aussehen: Da muß ich mich dann erst einmal einlesen. Weitere Ablenkung bot mir neben der Jahreshauptversammlung eine recht neue Seite, um Portraits effektvoll in ein Bild einzubinden. Einige richtig gute Ideen sind dabei, manches wirkt erzwungen.

Hochrechnung

Die zweite Halbzeit der heutigen Bundesligapiele hat gerade begonnen und ich kann schon den zukünftigen Deutschen Meister präsentieren: Die olle Dame Hertha wird es nach 78 Jahren mal wieder werden. Und warum weiss ich das? Nun, mein persönlicher „Infratest“ heisst wieder Restprogramm und hat mir folgendes Ergebnis nach ein paar Klicks ermittelt. Ein paar Ligen tiefer hat heute auch der RWE bei der zweiten Mannschaft des VfL Borussia Mönchengladbach gespielt. Heraus kam ein 2:2 Unentschieden. Ein Punkt gegen den Trend der Auswärtsniederlagen und vielleicht zwei Tore für die Moral, wurde doch ein 0:2 Rückstand aufgeholt.

Hart wie Kruppstahl

Welch plakative Überschrift, aber definitiv der Beleg dafür, dass der Dreiteiler über die Familie Krupp keinen Geistesblitz an den Tag brachte. Schon im Vorfeld der Trilogie war mir die harsche Kritik an der Aufarbeitung, auch aus den „eigenen Reihen“, bewusst. Aber die Affinität zur Stadt Essen, der Besuch in der Villa Hügel, auf der Margarethenhöhe und diverser Lektüre über die Familie Krupp ließen einen „Boykott“ nicht zu. Diese Familie in 270 Minuten zu ergründen ist ja an sich schon ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, und somit blieben manche Charaktere unbenannt oder nur kurz am Rande erwähnt. Diese innere Zerissenheit des Friedrich Alfred (Fritz) Krupp ob seiner Homosexualität, die drei Jahre Haft des letzten Krupp (Alfried), dessen Obsession für seine LP Sammlung, das Verhältnis von Mutter Margarethe zu Tochter Bertha, der Habitus von Arndt von Bohlen und Halbach, all solch spannende Faktoren blieben natürlich auch in ihrer Tiefe unberührt. Zudem war Bertha wohl nicht so kalt und auf Kruppstahl gedrillt, wie es das bisweilen hölzerne Spiel von Iris Berben vermuten ließ. Und zur Krönung durfte nicht einmal an und in der Villa Hügel gedreht werden, sondern musste auf das ebenfalls beeindruckende Schloss Nordkirchen ausgewichen werden. Und trotzdem: Diese Krupps waren sehenswert. Auch in dieser Verfilmung ohne grosse Ecken und Kanten kamen sie rüber: Die Zwänge und Verhaltensweisen daraus, denen sich Alfried Krupp zu unterwerfen hatte. Die Wendehalspolitik und das Befeuern der Kriegsindustrie jenseits der Moral zugunsten des Geschäftsergebnisses. Und irgendwo ja auch der Kruppianer. Das Leben in einem überdimensionalisierten Wohnraum ohne doch Privatsphäre genießen zu dürfen und vieles mehr. Das Buch der Familie Krupp wurde quergelesen, und doch in prächtigen Bildern erzählt, von daher lohnt sich eine dreiteilige Stippvisite durchaus. Ein Besuch in Nordkirchen und dem dortigen Schloss aber auch unabhängig von der Tatsache, einmal dort auf der Treppe zu stehen, wo schon „die“ Berben stand. Zudem mache ich mir wie immer gerne ein eigenes Bild (bzw. Foto).

"Heimsieg"

Der RWE, beziehungsweise seine aktuellen Lizensspieler, haben heute abend gegen den Tabellenvorletzten aus Kleve mit 3:0 gewonnen. Der 29 Tage Trainer hatte sich ja gen Zypern aufgemacht, um die Reporter dort zu Maßregeln.Somit tat sich Thomas Strunz nun auch noch den Platz an der Seitenlinie an. Hoffentlich kennt Herr Middendorp die zypriotische Übersetzung des Begriffes „Bratwurst“. Bitterkeit beiseite, denn in dem derzeitigen Chaos an der Hafenstrasse trifft bei dieser Trainerposse sicherlich nicht nur dem x-ten Ex-Trainer die Schuld. Der heutige Sieg wird aber einmal mehr überschattet von diesen quälenden Differenzen innerhalb der Essener Fanszene, die ihren Ursprung in der Teilung der Nordtribüne findet. Somit lohnt sich ein Blick in das Forum in den nächsten Tagen eher marginal, gehen doch interessante Fakten und Einträge in dem Wust der gegenseitigen Vorhaltungen bisweilen unter. Sehr gespannt bin ich aber auf den Bericht und die Fotos von jawattdenn zum Spiel. Zwischen Vereinsliebe und Ultra Affinität nun die passenden Worte zu finden wird sehr schwer, aber ich glaube, das bekommen die „Macher“ hin. Die Verantwortlichen dagegen müssen es nun nach erfolgtem Klassenerhalt hinbekommen, die Heimbank endlich einmal langfristig adäquat zu besetzen.

Ihr seid Leer und wir sind voll

Damals wars, gefühlte 2o Jahre her. Da spielten der SV Eintracht und Germania Leer zum ersten und bis dato einzigen Mal gemeinsam in einer Liga. Es war heiß, und die drei anwesenden Germania Fans zündeten zwei Bengalos, als ihnen der lokale Kultfan aus tiefster Inbrunst im ansonsten wie üblich stillen Eintracht Stadion obigen Satz entgegenschmetterte. Darauf muß man erst einmal kommen. Auf jeden Fall verbinden wir hier ein Spiel gegen die Germania zwingend mit diesem Bonmot. Seit dem letzten „Worst Case“ vom 22. April gab es nun drei Heimspiele am Heideweg. Und siehe da, mit den genesenen Spielern kam auch der Erfolg zurück: Der VfV Hildesheim wurde 2:0 bezwungen, der benachbarte TUS Lingen gar 8:1, und heute Abend eben Germania Leer mit 5:2. Durchschnittlich 210 Fans wohnten diesen, leider sportlich bedeutungslosen, Spielen bei. Bitter umso mehr, kann sich doch der VfB Oldenburg einfach nicht entscheidend absetzen. Den Oldenburgern haftet so langsam der RWE Fluch an, entscheidende Spiele einfach nicht gewinnen zu können. Heute reichte es gerade noch zu einem 3:3 Unentschieden beim alten Rivalen aus dem Emsland. Und nun bitte tief durchatmen: das Spiel sahen 9475 Zuschauer. Gut, im Emsland wird immer viel mit Freikarten gewedelt, aber trotzdem eine riesen Kulisse in der fünften Liga. Fast 4000 Fans mehr als zeitgleich in Essen und natürlich nur gefühlt ein paar mehr als am Heideweg. Trotzdem ist die Mannschaft des SV Eintracht schon jetzt der große Gewinner dieser Saison: Wer sich trotz dieser katastrophalen Vereinsführung so behauptet, der hat allen Respekt verdient.

Fremdschämen

Ernst Middendorp ist seit heute um 15.59 Uhr kein RWE Trainer mehr. Die Revier Sport hat es als erste gezwitschert, gerade zog die Vereinsseite nach. Peinlich, peinlich RWE. Egal was da vorgefallen ist, wie tief kann man noch sinken ?. Und den grinsenden „Spielern“, den kann man nur den Rat geben: Macht endlich Euren Job, für den Ihr bezahlt werdet. Peter würde sagen: „Allet Plimsen“.

Fünf vor zwölf

Psychologen hier? Warum klappt es gegen klassenhöhere Mannschaften im Pokal und präsentiert sich eine Manschaft als solche, um im anschließenden Ligaspiel gegen die Zweitmainzer wieder zu verlieren? Das vor Eintracht Niveau (obwohl…) auf den Rängen, denn gestern Abend waren 600 Zuschauer am Bruchweg anwesend. Einen Tag zuvor an gleicher Stelle sorgten 20.300 Zuschauer für ein ausverkauftes Haus. Ein krasser Beleg dafür, wo der RWE gelandet ist. Und, wenn sich die Mannschaft nicht endlich einmal zusammenreisst…..es sind nur noch 12 Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz. Wenn die Mannschaft Charakter hat, dann erstattet sie aus der Mannschaftskasse allen 100 unverbesserlichen RWE Fans die Fahrtkosten nach Mainz. Was ist los in einer Mannschaft, in der nicht einmal mehr der obligatorische Trainerwechsel die obligatorischen (kurzfristigen) Erfolge nach sich zieht? Da ist ja in der Liga nicht einmal besonderer Wille zu erkennen. Und was ist denn mit dem Versprechen einiger Spieler , den selbstverschuldeten Abstieg mit „reparieren“ zu wollen? Der Begriff „Reparatur“ muß wohl eher als Synonym für das Aussitzen eines gut dotierten Vertrages bewertet werden. Oder bedingt das bloße Tragen eines Meistersternes über dem Vereinsenblem eine Arroganz, die in der vierten Liga gnadenlos bestraft wird? Aufwachen, es ist fünf vor zwölf. Vielleicht aber auch schon 22 Minuten vor 13.00 Uhr.

Das längste Spiel aller Zeiten

Da kann von einem verdienten Sieger nicht mehr die Rede sein: Mit 19:18 nach Elfmeterschiessen gewann Olympiakos Piräus das diesjährige Pokallfinale gegen AEK Athen. Am Ende der regulären 120 Minuten stand es 4:4. Eine Empfehlung an die beiden Torhüter: Solarium und Wet Gel, dann klappt es auch mit den Elfern.

Masematte

So viel Fußball, da bleibt nicht viel Zeit für TV Erlebnisse der anderen Art. Bei dem Gebotenen aber auch nicht weiter tragisch. So wird halt selektiv zur Fernbedienung gegriffen. Gedrückt wurde diese zuletzt, um den aktuellen Fall des schnüffelnden Antiquars aus Münster zu verfolgen. Wilsbergs neuester Auftrag hieß „Doktorspiele“ und schon die harte Optik verhieß einen anderen Fall. Zwar gibt es bei Wilsberg fast in jeder Folge auch den klassischen Mord, im Anschluß daran wird aber eher kalauernd „drumherum“ ermittelt. Dieses dramatische Ende aber, das war für diese Serie neu: Fast wie weiland bei Winnetou und seinem Kumpel Old Shatterhand in Teil 3. Gar nicht mehr so neu ist der, für mich, heimliche Star der Serie: „Overbeck!“ Ganz den Launen seiner (Film) Chefin ausgeliefert entwickelt Overbeck immer mehr sein eigenes Profil. Fast schon autistische Züge treten zu Tage, wenn Overbeck in einer Szene im Hintergrund am Fahrzeug stehend mit seiner Dienstwaffe spielt und dabei dummerweise den Reifen zerschiesst. Grandios auch sein Spiel mit der Sonnenbrille zur CSI Filmmusik. Dazu noch die „Ödipussi“ Sequenz in Unterhose….diese Filmfigur hebt Humor auf ein sehr hohes Niveau, ohne den ganzen Fall dadurch in irgendeiner Form der Lächerlichkeit preiszugeben. Im Gegenzug wurde die Figur des „Ecki Talkötter“ von seiner Tollpatschigkeit befreit, so daß die Balance wieder stimmt. Noch ist der Film in der ZDF Mediathek zu sehen.

Die kleinen Fußballfreuden des Alltags

Na es geht doch: Nach drei Spielen ohne Torerfolg hat der RWE gleich derer zwei erziehlt: Das Halbfinale im Niederrhein Pokalwettbewerb (Besser bekannt als Diebels Pokal) wurde mit 2:1 gegen den höherklassigen Wuppertaler SV gewonnen. Für mich die grösste Sensation, dass diesem Spiel, in einem früher kaum wahrgenommenen Wettbewerb, fast 6500 Zuschauer beiwohnten. Der optische Boykott blieb zurecht weiter aufrechterhalten, fragt sich der Fan nach dieser couragierten Leistung zurecht: Warum nicht so in der Liga ? Ein Erfolg, der zugleich das viel zitierte Balsam für die geschundenen Fanseelen darstellt, und die Option auf den Einzug in die erste DFB Hauptpokalrunde aufrechterhält. Im Finale heißt der Gegner VfB Speldorf, und spielt unterklassig. Das heißt widerum nichts gutes für den RWE, denn mit einer Favoritenstellung kommt der Verein nicht klar. Spielort und Datum werden noch bekanntgegeben. Ich werde dabei sein und meinen persönlichen Boykott aufgeben. Erfolgsfan…Einen Tag nach der peinlichen Vorstellung in Verl fand übrigens eine weitere im VIP Zelt an der Hafenstrasse statt: Thomas Strunz referierte über die geplante Neustrukturierung des Vereines. Das Interesse an diesem dokumentierte die Zahl von 500 Gästen. Die Mannschaft hatte sich unter die Fans zu mischen, um einmal nahe dran zu sein am Puls des Vereines. Soweit das, und dann findet Morgen noch eine Feier statt: Hier feiern Essener und Bremer Fans jeder Halbzeit sich und ihre lange Fanfreundschaft. Viel Spaß dabei.