Das Leben des Brian

Die Rede ist hier nicht von demjenigen Brian, der in seiner frühchristlichen Jugend einer Sandale hinterherlief, sondern von Brian Clough, dem langjährigen Erfolgstrainer von Nottingham Forrest.

Das aber der oft benutzte Zusatz „Erfolgs…..“ einen Menschen nur zu Unrecht charakterisiert, beweist der wundervolle Film „The Damned United“. Die hochtrabend anmutende Eigenwerbung „Der Fußballfilm des Jahrzehnts“ darf ruhigen Gewissens und kommentarlos so stehen gelassen werden: Wer sich in dem Film „Das Wunder von Bern“ von Sönke Wortmann nicht sattsehen konnte an der Kulisse, und sich mittendrin fühlte in dem Lebensgefühl der 50ziger Jahre, der ist in „The Damned United“ bestens aufgehoben.

Genauso liebevoll und Bildgewaltig zeigt uns der Regisseur Tom Hooper das England Mitte der 60ziger bis Mitte der 70ziger Jahre. Die Stadien noch eingebettet in Wohnviertel, die Katakomben in „Racing Green“, die Tribünen aus Holz und die Direktoren in Mantel und Hut. Diese Optik bedarf eigentlich keiner Story mehr.

Hat sie aber natürlich und so sind wir wieder bei Brian Clough: Als recht junger Trainer beim Kellerkind der zweiten Division, Derby County in Lohn und Brot, kommt im FA Cup das damalige Nonplusultra im englischen Fußball, nämlich Leeds United nebst Erfolgscoach Don Revie in den Baseball Ground. Aus einem, wie sich später herausstellt, Versehen heraus begrüßt Don Revie aber nicht Brian Clough, der für sein Trainervorbild in liebevoller Kleinarbeit diesen Tag vorbereitet hat. Der Egozentriker Brian Clough (famose Darstellung eines bisweilen an manischer Selbstüberschätzung leidenden Trainers durch Michael Sheen)leidet und baut ab diesem Tage ein Feindbild auf, welches es zu besiegen gilt! (Auch wenn der eigene sportliche Erfolg es nicht mehr nötig hätte).

Und ausgerechnet das sportliche Schicksal will es, dass Brian Clough an der Elland Road bei Leeds United Trainer wird,und zwar als Nachfolger von Don Revie. Gerade einmal 44 Tage dauert sein Engagement bei United und seine Zerissenheit zwischen Talent, Können auf der einen und andauernder Provokation auf der anderen Seite wird noch zusätzlich erschwert durch eine Mannschaft, die zurecht als die wohl härteste Mannschaft apostrophiert wird, die je in einer Liga gespielt hat. Billy Bremner mag hier stellvertretend für all die anderen Raubeine stehen.

Ergo: Es hat nicht sollen sein und ein Auftritt in einem TV Studio rückt ein wenig die Selbstherrlichkeit von Brian Clough gerade. Seine weniger rühmliche Karriere als Alkoholiker wird übrigens recht dezent in Randbemerkungen angedeutet. Ich könnte noch Stunden weiter über diesen Film referieren, seine starken und ausdrucksvollen Bilder und die Menschen in diesem Film wie zum Beispiel der treuen Seele Peter Taylor. Seinen besonderen Reiz bezieht der Film eben dadurch, dass es sich zum einen um eine reale Geschichte handelt und zum anderen durch die Zeitsprünge, in der die Geschichte erzählt wird. Fazit: Einer für das eigene Archiv!

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…und dann gab es noch…

…..“Ultra-Blutiger Sonntag“ Ein italienischer Film, gedreht Anfang der 90ziger Jahre. Schwerpunktmäßig handelt der Film von der Auswärtsfahrt einer Gruppe Ultras der Roma (AS Rom) Richtung Turin zum Spiel bei Juventus.

Nebenbei geht es noch um eine klassische Liebesgeschichte in Form einer Dreiecksbeziehung und um die Frage, wer Fabio zur Toilette begleiten muss. Grundsätzlich vermag die Bezeichnung „Ultra“ als Titel dieses Films verwirren, steht hier doch nicht nur die Unterstützung der eigenen Mannschaft im Vordergrund, sondern fast ausschließlich die Gewalt und deren “Legendenbildung” während der Zugfahrt. Trotzdem bietet der Film einen guten Eindruck darüber, was Auswärtsfahrten gemeinhin für Strapazen bedeuten und wie Umgangsformen bisweilen außer Kraft gesetzt werden. Die schwülstige Atmosphäre der überfüllten Zugabteile; Die Rauchschwaden von Zigaretten und anderen bewusstseinserweiternden Substanzen; Die Kombination Nahaufnahme mit einer Musik, die jedem Derrick zur Ehre gereicht hätte, ergeben dieses stimmige Szenario. Ein Film, der heute aber einer genauen Beschreibung bedarf, bestünde doch sonst die Gefahr, den Begriff „Ultra“ direkt in die negative Schublade abzulegen, such wenn sich die Ultra Szene heute manche Fragen gefallen lassen muß. Auf soziale Hintergründe verzichtet „Ultra“ komplett. Kein großer Hinweis darauf, warum „Principe“ für zwei Jahre in Haft war, oder auf das soziale Umfeld der anderen Protagonisten. Vielleicht hätte es dem Film aber auch in seiner Konsequenz nicht gut getan. Konsequent auch das offene Ende des Films. Fazit hier: Kein Kuschelfilm, keine schönen Bilder. Keine Figuren, die besondere Sympathien hervorrufen. Ein Film aber, der die Bedeutung des Fußballs als Lebensinhalt darstellt und die Möglichkeit, dadurch sein mangelndes Selbstwertgefühl aufzubauen. Das wird in den seltenen Konfliktfreien Dialogen deutlich.

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