Monatsarchive: Februar 2010

Stimmungsmache

Rund 10 Wochen haben die Spieler des heimischen SV Eintracht kein Ligaspiel mehr bestritten. Die Winterpause, Winter ohne Pause sowie der Rückzug des VfL Germania Leer hatten zur Folge, dass das nächste Spiel erst am 07.März hier am Heideweg in Nordhorn angepfiffen wird.

Auch das Thema Insolvenz hat sich in den Winterschlaf begeben, findet doch eine öffentliche Diskussion kaum statt und arbeiten Entscheidungsträger hoffentlich weiter an einer Lösung, die in den GN schon einmal angedacht wurde. Es gibt also einmal mehr wenig zu berichten über das einstige Flaggschiff der Stadt Nordhorn.

Das kann so jetzt nicht sein, dachte sich also ausgerechnet der Handballaffine Sportjournalist der GN und platzierte direkt neben dem Vorbericht für das abendliche Handballspiel einen “Querschläger” unter dem Titel: “Nordhorn,Neid und Narren”. Einmal mehr bewies der Journalist, dass eine Kommentarspalte wunderbar dazu genutzt werden kann, um mal wieder ein wenig Öl in das Feuer zu gießen, welches zum Glück nur noch ganz schwach köchelte.

Ich würde gerne den ganzen Text hier wiedergeben, bin mir aber nicht ganz sicher, ob das rechtlich erlaubt ist. Von daher zitiere ich vielleicht Passagen, möchte aber definitiv mein Unverständnis über diesen Artikel zum Ausdruck bringen. “Das die Weinroten möglicherweise von der Bildfläche verschwinden, macht die Funktionäre anderer Vereine in der Kreisstadt schon ganz närrisch. Höhnisch reiben sich da manche die Hände”. Da hat der Autor zu Beginn des “Querschlägers” festgestellt, dass Karneval vorbei ist, um sich dann selber der 5. Jahreszeit argumentativ zu bedienen.

Und dann ist es doch so ein alter Hut, dass die Vereine in und um Nordhorn herum in ungesunder und blockierender Rivalität zueinander existieren, und auch der SV Eintracht in der Vergangenheit viele Imagefehler begangen hat. Ich kenne aber hoffentlich keine Funktionäre anderer Vereine, die sich ob eines Verschwinden des SV Eintracht närrisch die Hände reiben würden. Zu schnell könnte es auch den eigenen Verein treffen. Dieses Unterfangen unterstelle ich einfach mal dem Verfasser des heutigen Querschlägers. “Brandaktuell” natürlich auch der Hinweis auf die neue Tribüne am Heideweg, die mittlerweile schon im vierten Jahr an Ort und Stelle steht, so neu also nicht mehr ist.

Auch damit können keine Nadelstiche mehr gesetzt werden, sondern glänzt hier eher Desinteresse: Das Stadion ist ein städtisches Stadion, und der SV Eintracht hatte nicht allein vor, in dieser Dimension zu bauen. Allen war klar, dass in diesem Stadion jeweils der ranghöchste Verein der Grafschaft zu spielen hat, auch wenn es auf dem Gelände des SV Eintracht steht und für uns Fans stets der “Eintracht Platz” bleiben wird. Im übrigen steht die Finanzierung der Tribüne weiterhin und sind Ligabetrieb, Altlasten und ausbleibende Sponsorengelder der Grund für den Vorhof zur Insolvenz.

“Als Sambadrom für den benachbarten Karnevalsclub Alemannia ist es wohl zu klein”. Welch seriöser Journalismus, welch ein Zusammenhang. Wir können die Tribüne nicht mehr wegdiskutieren, aber wenigstens sollte fachlich darüber berichtet werden. Kein Wort natürlich davon, dass schon Spiele im Stadion stattgefunden haben, die ohne Tribüne so nie in Nordhorn zustande gekommen wären. Und auch manch Derby viele Zuschauerplätze auf der Tribüne belegen konnte. Aber, das war ja nicht Sinn des “Querschlägers”. Hier sollte einmal richtig von hinten in die Beine getreten werden, ohne das der Ball auch nur in der Nähe ist. Eigentlich sollte nicht darauf reagiert werden, aber ich falle gerne mit hochroten Wangen und erhöhtem Blutdruck darauf rein.

Symbolcharakter

Das erste Spiel in diesem Jahr hat der RWE erfolgreich für sich entscheiden können: Der SC Verl wurde im Spiel 1 nach dem Wechsel von Sascha Mölders mit 2:0 bezwungen. Gab es dem Vernehmen nach in der ersten Halbzeit noch Rumpelfußball als Ergebnis einer Findungsphase zu sehen, klappte das Zusammenspiel in der zweiten Halbzeit besser: Ein paar schöne Kombinationen waren zu sehen (fairerweise bleibt anzumerken: Nach der überraschenden Führung) und eben auch zwei Tore.

Vielleicht geht meine Theorie auf, dass das Spiel des RWE nun schwerer auszurechnen ist. So erzielte der Kapitän und unermüdliche Kämpfer Danny Herzig seinen ersten Saisontreffer und auch Sebastian Stachnik traf und war am zweiten Tor beteiligt. Alles in allem ein klassischer Arbeitssieg. Angetrieben wurden die Spieler von gut aufgelegten Fans, welche durch die vielfältigen Aktionen der letzten Wochen wohl eine Art Reunion durchmachen und vermehrt an einem Strang ziehen.

So war es auch ein symbolträchtiger Abend, welcher durch die jawattdenn Fotografen wieder einmal stimmungsvoll eingefangen wurde. Ich habe mir erlaubt, einige Bilder noch zu verstärken, um auf die entsprechenden Aussagen und Zustände besonders hinzuweisen.

Am Mittwoch nun kommt es im Verbandspokal zur Neuauflage des letztjährigen Endspiels: Der VfB Speldorf gastiert an der Hafenstrasse. Der Pokal sollte nun zur absoluten „Chefsache“ erklärt werden, denn ein Erreichen des DFB Pokals bringt überlebenswichtige Einnahmen, öffentliche Aufmerksamkeit und vielleicht auch Bewegung in Sachen Stadion.

Fear of the Dark

Abseits der Stadionproblematik befürchtet gerade ein User im RWE Forum der Revier Sport, dass die relative Ruhe im und um den Verein selber als schlechtes Zeichen zu deuten sei. Das sehe ich nicht so, denn vielleicht wird einfach nur in Ruhe gearbeitet. Zeigt aber auch die latente Angst davor, dass an der Hafenstrasse so oder so die Lichter ausgehen könnten. Und endlich habe ich einen Kontext um auch eine meiner absoluten Lieblingsstimmen und Band hier unterzubringen: Please welcome Bruce Dickinson feat. Iron Maiden…

Die Kultur von Tausenden

Im Schatten der Tribüne als stiller Beobachter des Fußballs? Nun, in den letzten zwei Wochen war das der Fall. Natürlich hauptsächlich dadurch resultierend, dass der relevante Fußball weiterhin unter den Wetterbedingungen zu leiden hat. Spielausfälle also in Saarbrücken, wo der RWE anzutreten hatte, aber auch hier in Nordhorn. Es wird Zeit, dass der DFB Rasenheizungen ab der Kreisklasse aufwärts zur Bedingung macht. Natürlich bietet der Fußball abseits und auf dem Rasen genug Stoff um aufbereitet oder kommentiert zu werden: Der DFB zum Beispiel, und die Erfahrungen, dass auch ein Gigant in Form des größten und reichsten Einzelsportverbandes ins Wanken geraten kann. Dazu beigetragen haben solch Ereignisse, dass sich ein Eventmanager unter anderem zum Generalbevollmächtigten in Sachen Bundestrainerauswahl (ich unterstelle hier einmal die Absicht, den streitbaren Matthias Sammer blocken zu wollen) aufschwingen wollte; Bonizahlungen getarnt als Gegenleistung für Vertragsunterschriften sorgten für berechtigte Unruhe; Aber auch unglückliche Außendarstellungen des DFB Präsidiums unter Mitwirkung gezielt gestreuter Internas und nicht zuletzt die Erkenntnis, dass auch das “heile Haus DFB” nicht vor menschlichen Fehltritten wie vielleicht im Falle Amerell gewappnet ist. Und dort, wo der Ball schon wieder rollt, sorgen Holländer für Verzückung, Kölner für rote Karten und Augsburger für eine neue Rollenverteilung in der zweiten Bundesliga. Aber all das war es nicht, was hier für eine Pause sorgte: Es ist und bleibt die Unfähigkeit, dass politische Geschehen rund um das Stadion für die Stadt Essen in Worte fassen zu können. Ist Stand zur Zeit ist der, dass das Thema einmal mehr von der Tagesordnung gestrichen wurde und sich vor Sommer nichts tun wird. Wir drehen uns also weiterhin im Kreise. Das Ziel Sommer ist durchaus geschickt gewählt, denn die Betriebserlaubnis für die Haupttribüne erlischt Mitte des Jahres. Das dieses wunderschöne. und doch so marode Bauwerk eine weitere Genehmigung erfährt, glaubt nun keiner mehr, denn dann sind Instandhaltungen in Millionenhöhe fällig! Und wir alle haben nun gelernt: Essen ist mit fast drei Milliarden Euro verschuldet und hängt am Tropf der Bezirksregierung in Düsseldorf. Also hilft nur ein Lizenzentzug des lästigen und ebenso finanzschwachen RWE weiter, um endlich den Verein von der Ausgabenliste streichen zu können: Keine Lizenz bedeutet kein Stadion und der Verein kann auf einem der vielen Ascheplätze der Stadt neu gegründet werden. Die Wahlkampf- und “Schal in die Kamera” halten Verarsche des vergangenen August ist natürlich vergessen und auch den Startschuss für den Teilabriss der Nordtribüne will natürlich keiner gegeben haben. Und das ist es, was zugleich sprachlos und wütend macht: Wer reißt denn erst sein Haus ein um dann festzustellen, dass kein Geld für ein neues vorhanden ist? Der Peinlichkeit wird da zum zweiten Mal die Krone aufgesetzt, denn schon 1994 wurde die Westkurve erst abgerissen und auch seinerzeit fehlte ganz plötzlich und unerwartet das Geld,um die Seele der Fans wieder neu aufzubauen. Schildbürgerstreiche neu definiert. Bitter, peinlich und tausende von Fans um ihre, wenn auch kleine, Kultur bringend. Ja, museale Kultur will auch erlebt, gefördert und gepflegt werden. Aber die vielbeschworene Symmetrie des Nordens wird hier zu einer Lachnummer von Politikern, die sich einmal mehr nicht um ihr Geschwätz von gestern kümmern. Zur nächsten Wahl aber, da erinnert man sich wohl rechtzeitig wieder, wer an die Urne geht. Und doch, es tut sich was und die oftmals gespaltene Fanszene des RWE macht mobil gegen dieses Possenspiel. Zur Zeit wachsen so viele Ideen, sind so viele Dinge zeitgleich geplant, so dass man mitunter den Überblick verlieren kann, da ähnliche Dinge auf zu vielen Plattformen diskutiert werden. Das Ziel vor Augen, all die Kreativität zu bündeln und als Sprachrohr zu dienen, hat sich die Faninitiative Essen gebildet. Den Initiatoren wünsche ich viel Erfolg und eine rege Beteiligung am 20.März 2010. Denn dann findet eine erste Großkundgebung mit hoffentlich vielen Beteiligten statt. So, und vielleicht hat auch “ISDT” seine Sprachlosigkeit überwunden…