Neue Saison – Neue Hütte – die alten Schmuddelkinder!
„Ein Auftakt nach Maß“, welch abgedroschene Plattitüde, welch Wahrheit! Eine Saison mit einem Auswärtserfolg zu beginnen, zudem vor großer Kulisse; Von zigtausenden eigenen Fans begleitet, in den Schlussminuten in Führung zu gehen! All das ist natürlich nicht Maßarbeit, lediglich Vereinstreue und Glück im Doppelpack. Bringt aber Selbstvertrauen! Leben wir während einer Saison doch einzig als Konjunktiv und ist bei aktuellem Tabellenstand noch alles drin. So zwischen Meisterschaft und Abstieg…
Überhaupt, was wird das denn schon wieder für eine Saison mit unserem Elixier namens Rot Weiss Essen? Das wird doch wieder alles andere als normal! Der Grund steht neben den Resten des guten, alten Georg Melches Stadion auf selbigem erbaut und wird die neue Heimat für den RWE. Na gut, für den farbenunabhängigen höherklassigen Fußball der Stadt Essen halt. Ein Stadion, erbaut aber auch auf einer Wechselwirkung: Ohne RWE als Ankermieter gäbe es das Stadion nicht. Ohne die Stadt Essen aber auch nicht. Und ohne diejenigen, die einer Planinsolvenz zugestimmt haben, schon mal gar nicht. Daher an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön.
Ich hoffe, der RWE entschädigt für die monetären Verluste nun mit sportlichen Gewinnen. Was manchmal gar nicht so einfach ist, denn ein neues Stadion bringt nicht immer sofort den gewünschten sportlichen Erfolg mit sich. Muß sich doch alles erst einmal finden: Die Fans ihre neuen Plätze, die Logistik ihren Lauf, der Spieler die richtige Umkleidekabine, der Ordner seine Ordnung und wir unsere Lieblingsfrikadellenverkäuferin.
Will heißen: Das Niederrheinstadion in Oberhausen am vergangenen Freitag war bekannteres Terrain als unser neu zu beziehendes Stadion Essen. Das alte Schmuddelkind namens Fan sollte also ein wenig Geduld mitbringen und sich selbst auch eine Eingewöhnungszeit verordnen. Zu vertraut das GMS, zu bekannt die alten Gesichter an den alten Plätzen, auch wenn diese in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder verpflanzt wurden. Zudem ja auch wieder eine Übergangssaison, steht die „Steh“ doch erst zur nächsten Saison. Und bleiben die Sitze bis dato auch hoffentlich an Ort und Stelle, egal wie hoch die Emotionen gerade fliegen.
Fliegen, grandiose Überleitung: In den ersten beiden Spielen in der neuen Hütte geht es nicht um Ligapunkte. Diese sollten aufgrund der Baumaßnahmen weiter Auswärts geholt werden. In den ersten beiden Spielen fliegt eine Mannschaft aus dem Wettbewerb. Vorzugsweise die Gastmannschaft. Was bei einem Bezirksligisten in der ersten Runde des Niederrheinpokals machbar sein sollte. Rot Weiss Lintdorf heißt der Verein, welchem am 15.August 2012 als Erstem die Ehre zuteil wird, im neuen Stadion auflaufen zu dürfen. RW Lintdorf und SV Hönnepel/Niedermörmter; Anfang und Ende; Stadion Essen und Georg Melches Stadion: Die Spieler dieser Vereine werden ein Stück Essener Fußballgeschichte sein.
Fünf Tage später dann endlich wieder Europapokal in Essen. Der 1. FC Union Berlin, in der letzten Saison noch zu Gast im DFB Pokal, wird der Auftaktgegner auf internationalem Parkett. Ein Traumlos zudem. Auch wenn eines ganz sicher nicht passieren wird: Die Eisernen werden alles daran setzen, um das Ausscheiden der letzten Saison vergessen zu machen. Sie werden uns also nicht unterschätzen. Vielleicht aber gerade deshalb übermotiviert sein, worin dann wieder der Vorteil für den RWE liegen könnte. Womit wir also wieder beim Konjunktiv wären. Und am Ende. Also: Herzlich willkommen Saison 2012/13. Glückauf und mögest Du lange eine sportlich offene sein.