Ist mir alles egal, Hauptsache Du bist da!
Laut einer aktuellen Umfrage des ADAC bezeichnen 36,5 Millionen Bundesbürger den RWE als ihren Lieblingsverein! Der Innenminister Nordrhein Westfalens plant einen öffentlichen Brief zum Zwecke, den RWE und seine pflegeleichte Anhängerschaft möglichst bald im Profifußball zu sehen; Das Dschungelbuch 2015 wird komplett von der ersten Elf des FC Schalke bestritten und §33 Absatz 2 der Straßenverkehrsordnung verhindert einen rot weissen Schildbürgerstreich. Soweit über den Daumen gepeilt die ersten Headlines des gerade begonnenen Jahres.
Schon Samstag soll der Ball nicht nur in der Beletage wieder rollen, sondern auch in der Holzklasse, da wo wir zuhause. Das Nachholspiel bei Viktoria Köln steht an. Genau weiss man das aber erst, wenn im Sportpark Höhenberg auch wirklich angepfiffen wird. Das Wetter erweist sich exakt dort als bisweilen besonders kapriziös. Das der dortige Trainer immer noch mit Nachnamen Wollitz heisst, verwundert. Neue Spieler hingegen sind nicht wunderlich. Sollen sie, gibt höchstens Streit. Das unser Trainer immer noch Übungsleiter ist, mag hingegen ein Zeichen von Stärke sein, aber auch Verpflichtung und ganz sicher ein Signal.
Das, nennen wir es „System Knappmann“, hat auf dem Feld nicht wie erhofft funktioniert. Christian Knappmann hat seine Tore gemacht, war der gewünschte Charakterkopf auf und auch ausserhalb des Platzes und doch zu statisch für die ansonsten gerne so agilen rot weissen. Daran nun die bisweilen katastrophalen Vorstellungen festzumachen ist natürlich genauso vermessen, wie eine kollektive Schuldzuweisung in Richtung sportlicher Leitung.
Vielleicht kam die Erkenntnis zu spät, war der Umgang mit Kritik nicht immer souverän. Dem Gegenüber aber stand der gesuchte Dialog mit den Fans, manch Gang zum Zaun trotz verbaler Anfeindungen und zwischenzeitlich vergifteter Atmosphäre. Die Verpflichtung liegt nun in der gewissenhaften Vorbereitung der Mannschaft, um das Signal der Ruhe und des Vertrauens durch die Vereinsführung verstanden zu wissen. Auf dem Platz können es definitiv weiterhin nur die Spieler richten. Wenn aber nach Abpfiff der Wollitz gerne eskalieren möge und der Wrobel unter der sicher wieder katastrophal sitzenden RWE Mütze grient: Ja dann war es ein sportlich guter Auftakt in das rot weisse Jahr des Wassermanns.
Ziemlich bescheuert eigentlich, diese Tierkreiszeichen. Besonders in Anbetracht der überflüssigen Wassermassen des letzten Jahres. Dem Vernehmen nach geht es für ein Heimspiel noch einmal in den Umkleidecontainer, bevor erneut der zweite Erstbezug stattfinden kann. Oder ist es der erste Zweitbezug ? Watergate 2013 eben! Nun gut, Feuchtgebiete sollten der Vergangenheit angehören, aber nass machen könnten wir den ein oder anderen Ligakontrahenten schon noch, bevor es im Halbfinale des Europapokals am 8. April gegen den MSV Duisburg geht.
Aus vielerlei Gründen übrigens: Erfolge in der Liga könnten den Zuschauerschnitt auch bei relativ sportlicher Bedeutungslosigkeit auf dem jetzigen Level halten. Drei Punkte sind drei Punkte und somit sexy. Zudem ist jeder Schritt Richtung Tabellenspitze Balsam für die geschundene Hinrundenseele, reinigt das Klima und schafft keine weiteren Personaldiskussionen. Dieses Gegeneinander der Hinrunde braucht kein Mensch, dafür hat der Fußballgott Schalke erschaffen.
Ach Gottchen, und wir haben da ja auch noch einige Verletzte, die hoffentlich bald alle wieder genesen sind [ und mit Jahresbeginn sogar den Propheter im eigenen Land, der im Gegensatz zur Redewendung hoffentlich was wert ist ]. Halten wir also fest: Fehler im (Spiel-) System (etwas spät) erkannt und erfolgreich umgestellt; Ein Trainingslager erfolgreich außerhalb der Stadt- ja sogar der Landesgrenzen absolviert; Der RWE ist richtiggehend geflogen. Auch das relativ neu, flogen wir sonst nur aus diversen Lizensierungsverfahren oder Pokalwettbewerben.
Haben wir nun alles aufgearbeitet ? Mitnichten, aber ohne Neffen: Der sportliche Leiter ist gefunden und beschert dem RWE nun die akademische Doppelspitze. Der proletarische Arbeiterverein nun mittels Doppeldoc auf dem Weg Richtung Bourgeoisie ? Nee, nicht wirklich. Drittklassigkeit würde schon reichen! Bier und Frikadelle sind weiterhin unabdingbar und unflätige Ausdrücke hängen vom Spielverlauf ab.
Ortswechsel: Nordhorn, holländische Grenze. Heimat des SV Eintracht. Jener SV Eintracht, welcher einstmals erstklassig war. Höherklassig spielte als der RWE. Dieser SV Eintracht ist gerade im Begriff, sich selbst abzuschaffen. Und die Befürchtung eines der ca. 89 Getreuen beim letzten Heimspiel könnte sich bald bewahrheiten: Ich gehe hier erst weg, wenn der letzte das Stadiontor für immer abschliesst. Du mein RWE, kannst Du hier nicht noch einmal auflaufen ? Aus dem Himmel würde es vor Freude weinen.