Tortur
„Es ist doch so: Die Spezies Fan ist allein schon aufgrund der Tatsache eine solche zu sein, ganz besonderen Prüfungen ausgesetzt. Dann aber noch die Fachweiterbildung zum RWE Fan erfolgreich absolviert, und die weitere Fanlaufbahn inmitten von Dramen und Schicksalsschlägen ist vorprogrammiert. Dabei ist es doch so schön Fan zu sein. Wenn doch nur das wöchentliche Spiel nicht wäre“
Soweit war ich dann mit meinem Einstieg zu einem neuen Beitrag. Und da verließen sie ihn, beziehungsweise mich. Es wurde in Siegen verloren und gegen Düsseldorf gewonnen. Ersteres mal wieder recht doof und letzteres begleitet von Häme. Die einen sagen so, die anderen so. Uneinigkeit auf den Tribünen, alle gegen alle und das bei fünf eigenen Toren.
Mir ist das pauschal zu einfach, gegen den Trainer zu wettern. Konstruktive Kritik sieht sicher anders aus. Kritikfähigkeit bisweilen natürlich auch. Aber, und so langsam kommt Licht in das Dunkle: Eine Kartoffel ist nie allein im Netz. Da hängen ab 1,5 Kilo aufwärts mehrere von der Sorte drin. Bisweilen sogar eine ganze Mannschaft. Der Trainer gibt sicher die Richtung und taktische Marschroute vor, aber die gilt es auch umzusetzen.
Die Mannschaft hat mich enttäuscht. Ich fühle mich bisweilen von ihr im Stich gelassen. Die Mannschaft trägt mein Wappen auf der Brust, wird durch meine Leidenschaft bezahlt. Und dann liefert die Mannschaft bisweilen eine Leistung ab, wo ich denke: „geht´s noch Jungs ?“ Aber Ihr habt es ja auch einfach, denn wir pfeifen Euch ja nicht aus. Die Zielscheibe steht am Spielfeldrand und gibt manchmal mehr neben, als Ihr auf dem Feld. Also wenn Ihr Untereinander nicht Miteinander könnt, dann klärt das bitte. Ruhig auch bei einem Pils.
Ich kann das auch nicht mehr hören, dieses Abarbeiten von Floskeln nach einer Verpflichtung. Von wegen Traditionsverein, tolle Fans, Mythos usw. Ein Mythos sind wir schon lange nicht mehr, das hat selbst der Trainer des SC Wiedenbrück erkannt. Tolle Fans sind wir, aber wir haben ein Problem: Die Viertklassigkeit. Da können wir noch so singen, darauf abzuführen! Daher rührt doch unsere ganze Frustration: Wir sind einfach ligentechnisch chronisch untervögelt. Wir sind nun nicht mehr nur dankbar, dass es den Verein überhaupt noch gibt. Der Verein als solches steht so gut da, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Abseits des Spieles wird gearbeitet, so das es den Anschein erweckt, Essen ist Bundesliga. Rund um die Uhr.
Aber dann kommen die so lange ersehnten neunzig Minuten und machen alles wieder kaputt. Ich fahre schon lange nicht mehr mit Freude nach Essen. Ich freue mich bisweilen nicht einmal mehr auf ein Spiel. Aber was soll ich denn machen, es ist doch mein Verein. Mein Leben. Ein ziemlich großer Teil von mir. Und ich leide nicht nur, wenn die Spieler mal wieder Grütze spielen, sondern auch, wenn es auf den Tribünen gibt auf die Mütze. Ich bin nicht „Pro“ oder „Contra“ Trainer, ich bin einfach nur leidend, wenn ich sehe, was bisweilen auf dem Rasen in meinem Trikot passiert.
Wir wurden nicht in der fünften Liga wiedergeboren, um nun dem DFB zuliebe in der Viertklassigkeit zu darben. Aber ich würde es; Wenn ich merke, auf dem Feld, da stehen elf Spieler, die sich für den RWE und dieses ganze Mythosgedöns neunzig Minuten reinhängen. Die auflaufen und an Helmut Rahn, Penny Islacker und Willi Lippens denken; Den Verein und somit Arbeitgeber würdig vertreten wollen. Dann kann ich auch mit einer erarbeiteten Niederlage leben. Jüngeren Datums war es der 29.07.2011, als wir mit Tränen vor Freude unsere alte Kabachel verlassen haben. Es war der Erfolg im Elfmeterschiessen gegen die Eisernen. Das war Mythos. Ligenunabhängig. Das war RWE.
Die Saison ist gelaufen, aber hinterfragt Euch warum. Und wir hinterfragen uns vielleicht auch. Dieser RWE, es geht leider nicht immer rationell. Aber es geht schon mal gar nicht ohne ihn. Anbei der Tweet des Pokalabends 2011: