Dialektischer Humor

„Ich freue mich, wenn es Vierte Liga gibt. Denn wenn ich mich nicht freue, gibt es auch Vierte Liga“.

Etwas abgewandelt hier ein Zitat von Karl Valentin, dem Meister des dialektischen Humors. Handelt im Original übrigens von Regen. Was ich damit sagen will ist: Ich kann mich über den Fakt Regionalliga aufregen wie ich will, er ist leider und faktisch Tatsache. Und das seit nunmehr (viel zu) langen Jahren. Aber ich kann ihn beim besten Willen aktuell nicht ändern. Als Fan nicht. Als Verein leider auch nicht. Da kann ich noch so sehr eine Schneise der verbalen Verwüstung durch sämtliche Kommentarspalten, meinen Verein Rot-Weiss Essen betreffend, ziehen! Poste ich bei jeder Gelegenheit meinen Hass auf die unbefriedigende Gesamtsituation unter jeden noch so profanen Artikel….so steigen wir dennoch nicht automatisch auf. Das ist einfach so. Wirklich!

Der Verein kann da momentan auch einfach bringen was er will, es wird bisweilen gezielt unreflektiert und am Thema vorbei kommentiert. Manchmal frage ich mich, ob überhaupt noch zur Kenntnis genommen wird, was von Vereinsseite an Informationen kommt, oder ob der hämische Kommentar schon via copy & paste dauerhaft gespeichert und genutzt wird. Neue Spieler sind zu jung oder zu alt. Zu dünn oder zu dick. Legionäre oder Opfer. Zu oft verletzt oder nie im Kader. Haben eine Großtante in Gelsenkirchen oder zu kurze Beine. Das neue Trikot wird eh Scheisse und XY muss sowieso raus, damit es aufwärts geht. Aber so geht es leider nicht aufwärts. Nein, es klappt so einfach nicht.

Wir tragen alle den gleichen Wunsch in uns; diese unstillbare Sehnsucht nach was Besserem. Und ja, wir sind definitiv eine Nummer zu groß für diese DFB gewollte Regionalliga. Wir können noch nicht mal wirklich etwas dafür, dass wir überhaupt hier versauern, denn wir haben speziell in den Spielzeiten 2006 bis 2008 doch wirklich alles dafür gegeben, um den Doppelabstieg zu verhindern. Hatten ihn nach Magdeburg mit Kraft unserer Stimme schon so gut wie verhindert. Doch dann wirkten bisweilen andere Kräfte auf unsere Balltreter. Und nun versauern wir hier schon fast zehn Jahre.  Nein, wir Fans sind unschuldig! Es war der Kader von 2007/08, der uns in das sportliche Abseits manövriert hat.

Doch seit dieser Zeit hat sich nicht nur die Gesellschaft durch die (bisweilen a-)sozialen Medien verändert, sondern auch die Geduld der großen Rot-Weissen Fangemeinde. Aber die Gegner leider auch. Wir streben nicht alleine nach der dritten Liga, sondern es gibt etliche Mitbewerber. Davon einen zum Beispiel, den in der eigenen Stadt eigentlich niemanden so wirklich interessiert; den aber ein reicher Gönner sein eigen Spielzeug nennt. Nee, nicht Schalke. Und so wird der Parforceritt durch die Liga schon seit Jahren zu einem Erlebnis erster Frustrationsgüte für Spieler, Fans und Verantwortliche. Nebengeräusche wie Hoch3, der Ausstieg von Innogy und hohe Strafen befeuern die schlechte Stimmung rund um die Hafenstraße immer weiter. Ein „Alle gegen Alle“ Gefühl macht sich bisweilen breit. Ein unangenehmes Grummeln in der Rot-Weissen Magengegend, ein Stechen in der ebensolchen Brust. Mir tut das weh!

Ich habe heute in einer Talkshow (Kölner Treff) ein schönes Zitat des Bestsellerautors Frank Schätzing gehört, welches mich direkt an unseren RWE erinnerte:

„Du kannst nur kreativ sein, wenn Du von Herzen bereit bist, zu scheitern“

Wir gestehen unseren Spielern nach Jahren des sportlichen Frustes nicht einmal mehr ansatzweise zu, zu scheitern und wundern uns dann, wenn sie nicht mehr kreativ sind. Sich den Ball zu spielen trauen, den man sich vielleicht früher getraut hat zu spielen. Wir haben in der kommenden Saison einen eher kleinen Kader. Aber vielleicht kann es ein kleiner, aber eben auch sehr feiner Kader werden. Einer, der zusammenhält und kreativ werden darf. Weil wir auf den Rängen ihm zugestehen zu scheitern. Um dann zu siegen. Du, unser RWE.

Man kann sich nun in den Kommentarspalten nun gerne über diesen Text auslassen, mich abstrafen, anpöbeln oder was auch immer. Fakt aber ist: Es führt nicht zwingend zu drei Punkten im nächsten Spiel. Was wir aber dringend benötigen ist leider Geduld. Und vielleicht sicher Zusammenhalt. Den Zusammenhalt, für den die Hafenstraße in (längst) vergangenen Jahren immer wieder so gerühmt und gefürchtet wurde. Wir brauchen keine Chorknaben oder Musterschüler. Aber wir brauchen in der kommenden Saison endlich mal wieder ein „Zusammen“. Denn nur zusammen kommen wir da raus. Nur zusammen kann man auch dem aktuell etwas aus der Spur geratenen DFB wieder zurück in die Bahn verhelfen.

Zusammen. Nur der RWE!

3 Kommentare

  • Pingback: Dialektischer Humor | re: Fußball

  • Harald van Eickelen

    Lieber Uwe Strootmamm! Du hast mal wieder alles auf den Punkt gebracht, auch wenn es traurig ist.

  • schwierig wird das Zusammen, weil auf den Tribünen längst eine Trennung vollzogen wurde. Die Chaoten und die Fußballfans kochen jeder ihr eigenes Süppchen und im Endeffekt leidet nur der Verein drunter ! Die Chaoten, denen egal ist, ob ihr Verein bestraft wird, Hauptsache, sie haben etwas zum Zündeln in der Hand, Verletzte nehm ich in Kauf. Auf der anderen Seite die „Fußballfans“, die sich im Anzug in die VIP Lounge stellen, die Currywurst essen und in der 75. Minute fragen: Wie stehts eigentlich ?
    HIER muss der erste Ansatz kommen etwas zu ändern, weil gebraucht werden beide Seiten !!!!!

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