Freud & Leid
Denkt man gerade noch darüber nach, wie nahe Freud und Leid im Fußball beieinander liegen; wie eng Freud und Leid immer auch mit Rot-Weiss Essen verknüpft sind und wie man das hier in Worte fassen könnte, so plötzlich finden diese Gedanken ein jähes Ende. Denn alles tritt ehrfürchtig in den Hintergrund, wenn zeitgleich eine sehr traurige Nachricht des wirklichen Lebens die Runde macht: Am späten Abend des 20. Mai 2019 wurde bekannt, dass der ehemalige Spieler von Rot-Weiss Essen, Manfred „Manni“ Burgsmüller am 19. Mai 2019 im Alter von 69 Jahren in seiner Essener Wohnung verstorben ist.
Manni Burgsmüller wurde 1949 in Essen geboren und folgerichtig lief auch er als Essener Junge eines Tages für den Verein von der Hafenstraße auf. Er, der er immer der Schmächtigste auf der Straße war und für so manch frechen „Tunnel“ auf dem heimischen Straßenpflaster schon mal was an die Ohren bekam. Nach der Hafenstraße ging es weiter auf eine fast zwanzigjährige Reise durch den Deutschen Profifußball, wo sicher die Jahre in Dortmund und in Bremen die bedeutendsten und erfolgreichsten waren. Auch für den RWE wurden ein zweites Mal die Schuhe geschnürt. Sein fast schon legendäres Selbstbewusstsein und die kreative Einsatzwahl zwischen Mittelfeld und Sturm wusste Manni Burgsmüller in 213 Bundesligatore umzumünzen, was ihm bis heute Platz Vier der ewigen Bundesligatorschützenliste eingebracht hat.
Es gibt von Manni Burgsmüller nicht die vielen Zitate, die ansonsten schon mal von manch Fußballer überliefert werden können. Aber, denkt man an Manni Burgsmüller, denkt man automatisch an den Begriff „Schlitzohr“. Dass das Schlitzohr nun schon so jung an Jahren gehen musste, ist wieder eine leidvolle Erkenntnis. Lieber Manni, ruhen Sie in Frieden. Danke für so viele schöne Momente rund um das runde Leder. Allen Angehörigen und Freunden wünschen wir in diesen Tagen viel Kraft.
Freud und Leid. Im Fußball auf so vielen Ebenen allgegenwärtig. Und so würde es vielleicht auch dem Fußballer Manni Burgsmüller gefallen, dass wir nicht nur das Leid seines Verlustes teilen und darüber traurig sind, sondern aktuell auch sehr erstaunt die Freude mitbekommen, die einem Fußballer zuteil wird, der noch diese Saison die Schuhe für unseren RWE geschnürt hat: Kai Pröger verließ, wie fast schon zu erwarten war, in der Winterpause die Hafenstraße um höherklassig anzuheuern. Zwar hatte sich der nimmermüde Flügelflitzer Pröger in den letzten Spielen vor der Winterpause den stetig sinkenden Leistungen seiner Mitspieler sukzessive angepasst; aber unübersehbar sein fußballerisches Potential: Der Antritt, das Dribbling und solch ein Schuss….früher hätte so einer zusammen mit Manni Burgsmüller im eigenen Team sämtliche Nachbarstraßen auf Pflaster oder Asche nass gemacht.
Nur konsequent also sein Wechsel in den Profifußball mit Ziel Paderborn. Nicht gerade der Nabel der Welt, aber seit vergangenem Wochenende erneut Bundesligastandort. ja Mensch, was soll man da noch groß sagen: Von der vierten in nicht nur sechs Monaten zur ersten Liga. Ich glaube, den Pröger muss man ziemlich oft kneifen, bevor er das wirklich begreift. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Aufstieg. Ein Werdegang so ganz nach dem Geschmack von Manni Burgsmüller. Freud und Leid: Der Fußball ist immer wieder und so oft ein Stück mitten aus dem Leben. Vielleicht ist er sogar unser Leben!