Auf dem Jakobsweg (Kolumne #189)
In der Woche vor dem 14.Mai 2022 hat im Dunstkreis von Rot-Weis Essen wohl kaum jemand wirklich geschlafen. Spätestens nach dem Patzer der heiligen St.Preußen und dem tags darauffolgenden Auswärtssieg in Lotte gegen Rödinghausen war klar: Die Aufregung auf das zwischenzeitlich fast Unmögliche machte es kaum möglich, irgendwie zur Ruhe zu kommen. Das eruptive und anschließend feuchtfröhliche Ende ja noch bestens bekannt.
Exakt ein Jahr später stehen wir wieder vor einem möglicherweise entscheidenden Spiel an einem 14.Mai. Diesmal sind die Vorzeichen allerdings ein wenig anders gelagert, auch wenn eine Sache identisch sein dürfte: Wir schlafen allesamt wieder sehr wenig, sofern wir es mit unserem RWE halten. Den mehrheitlich spielerisch suboptimalen Auftritten der letzten Wochen kam in Meppen dann eine noch schlechtere erste Halbzeit obendrauf, die den Grundstein dafür legte, dass man von einem fast schon designierten Absteiger eine Lehrstunde in Sachen Leidenschaft für das getragene Trikot aufgezeigt bekommen hat.
Es war also wieder nicht an der Zeit, diesen verflixten Klassenerhalt zur Beruhigung so vieler Nerven endlich eintüten zu können. Irgendwie fast schon fatal: Immer, wenn die Tabellenkonstellation auch optisch einen richtigen Sprung nach oben ermöglicht hätte, haben wir dankend abgelehnt und sind lieber kurz über dem Strich geblieben. Glücklicherweise immer mit freundlicher Unterstützung der unter uns stehenden Mannschaften. Und einer stets bärenstarken Leistung von Jakob Golz.
Das sollte an dieser Stelle endlich explizit erwähnt werden. Zu oft sah sich Jakob Golz allein einem gegnerischen Stürmer gegenüber und wehrte in einem fantastischen Reflex den Ball ab. Sein Umgang bei Eins-gegen-eins-Situationen dürfte auch bei Handball- und Eishockeytorhütern respektvolles Nicken zur Folge haben. Auch seinetwegen also stehen wir noch über dem Strich. Gegen die Münchner Löwen nun brauchen wir aber wieder die ganze Mannschaft. Ohne Wenn und Aber. Ohne persönliche Befindlichkeiten. Schließlich mucken speziell Halle und Meppen nochmal so richtig auf und deshalb bietet sich doch der 14.Mai 2023 geradezu an, ihn wieder zu einem rot-weißen Feiertag werden zu lassen. Wenngleich dann etwas gedämpfter und wohl mit einem blauen Auge versehen.
Über die kolportierte Reaktion von Isi Young nach dem Spiel Richtung Meppener Bank musste ich eher schmunzeln, als dass ich mich darüber aufregen würde. Zeigt es doch, dass bei uns noch Emotionen sind und nicht nur Lethargie übernommen hat. Wenn sich dann noch ein Ernst Middendorp darüber echauffiert und ein Fass aufmacht, dann würde ich sagen: Darauf eine Bratwurst.
Gleich viele Fässer machen wir Fans traditionell auf, wenn es um RWE geht. Einerseits die mit feinstem Stauder, andererseits immer mal wieder welche, deren Inhalt gerüchtemäßig zwischen GZSZ und Freizeit Revue variiert. Wenn es dann nicht zeitnah vom Verein verifiziert oder via Pressemeldung bestätigt wird, heißt es gerne, dass der Verein ein Kommunikationsproblem hat. Ich weiß nicht, für mich ist das eher ein kompetenter Umgang mit den Dingen, nicht über jedes Stöckchen zu springen und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Gibt es dann was fundiertes zu vermelden, so bekommen wir es doch immer zeitnah mitgeteilt.
Und ganz ehrlich: Manches müssen wir auch einfach nicht wissen, das gibt der Status Fan formal auch einfach nicht her. Vielmehr hoffe ich doch, dass ausschließlich intern alle Dinge besprochen und aufgearbeitet werden. Denn wichtig is…genau!
„nicht über jedes Stöckchen springen“ – das ist Vokabular von Uhlig, Du Hund!
Du Hund?