Wer ist Marlon?

Wir werden wohl nie erfahren, wer dieser Marlon ist, der von einigen Fans noch lange nach dem Schlusspfiff in „G1“ besungen wurde und einen ausgeben sollte. Was wir aber nun definitiv wissen ist, dass wir auch kommende Saison in der Wundertüte 3. Liga spielen werden. Und das unter dem Strich letztendlich verdient und somit zurecht. Die Reise durch die wunderbare Welt der Aufstiegshoffnungen wurde mit der 0:1 Niederlage gegen den TSV 1860 München leider trotzdem eine Woche zu früh beendet. Das hat schließlich alles so schön gekribbelt in die Bauchnabel.

Die Löwen ihrerseits bleiben nun fix in der Manege Drittklassigkeit und dürfen ihren internen Komödienstadl dadurch weiterhin bundesweit aufführen. Es war bis dato in Summe eine wirklich coole Saison, was auch nach dem Abpfiff mit feinem Gespür von den Tribünen entsprechend gewürdigt wurde. Auch draußen gab es nach dem Spiel keine schlechte Laune zu beobachten. Im Gegenteil, es wurde temporär immer mal wieder lautstark unser Verein besungen. Vorzugsweise in der Nähe eines Bierstandes. Möglicherweise besteht hier ein kausaler Zusammenhang.

Es war auch ein engagierter Auftritt unserer Mannschaft. Das Bemühen, den eher suboptimalen Auftritt in Sandhausen vergessen zu lassen, war bis unter die vier Tribünendächer zu spüren. Eigentlich spielte nur unser RWE. Auf jeden Fall bis zu dem Moment, als aus dem Nichts das Tor durch den Lakenmacher fiel, und das Spiel ein komplett neues Spannlaken aufgezogen bekam. Passte unserem Trainer gar nicht, so dass zur Halbzeit gleich dreimal gewechselt wurde. Die zweite Halbzeit dann eine wilde Fahrt auf das Tor von Münchens in sich gespaltener Liebe, immer wieder unterbrochen durch gefährliche Konter der Gäste. Viel Aluminium im Spiel, der schuhlose Brumme eine schöne Anekdote und Spieler am Boden, die schon mal übersehen wurden. Das Spiel in stimmungsvoller Atmosphäre hatte auch in der zweiten Halbzeit viel zu bieten, aber das Tor für den RWE wollte einfach nicht fallen. Wie auch? Wenigstens konnte einmal mehr Schnapper Golz weitere Gegentore verhindern.

Es wird also insgesamt sogar nochmal eng mit Platz vier in der Endabrechnung, der bekanntermaßen zur direkten Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt, und dadurch allein schon aus monetären Gründen sehr wichtig ist. Zudem braucht es unsere Mannschaft im Wettbewerb, um die Serie der Werkself zu beenden. Es fällt mir ansonsten partout kein anderer Verein ein, der dazu imstande sein könnte. Es wäre also schön, wenn Samstag in einer Woche die vielen mitreisenden Fans an der Lübecker Lohmühle diesen vierten Platz in der Abschlusstabelle bejubeln dürfen. Dann knallt nicht nur das dortige Holsten am dollsten. Außerdem könnte man sich dann im Endspiel gegen Rot Weiß Oberhausen auf dem Feld ganz der Schönheit des Fußballspiels als solches hingeben und wir auf den Tribünen die sicherlich vielen Verabschiedungen gebührend honorieren.

Es wurde also mit dem 0:1 gegen die Löwen ein Fakt geschaffen, der wohl schon kommende Woche viele Fakten nach sich ziehen kann, so meine Vermutung. Die Kaderplanung von Rot-Weiss Essen für die neue Saison könnte ab sofort konkretere Formen annehmen und einige spannende Momente für uns Fans bereithalten. Die Gerüchteküche wird begleitend auf Hochtouren laufen, und zur Not auch den Henssler grillen, wenn es der Sache dienlich wäre. Instagram wird ab sofort vom Bilder- und Datensammeldienst zum Nachrichtensender Nummer eins, könnten doch Wohnungsgesuche oder Kulturbeutel in manchen Storys wichtige Eckpfeiler der eigenen Detektivarbeit werden.

Eine Personalie bleibt wie immer entspannt: Wir als die vielzitierte Nummer Zwölf bleiben natürlich. Keine Verlockung anderer Vereine könnte für uns groß genug sein, Rot-Weiss Essen zu verlassen. Unsere Verträge gelten außerdem ein Leben lang, obwohl wir weder Gehalt noch Prämien bekommen. Wir zahlen eigentlich immer nur drauf. Saison für Saison. Zahlen bisweilen Unsummen für unseren Verein, und dürfen nicht einmal die Spritkostenabrechnung beim Finanzamt einreichen. Aber immer, weil wir es wollen wie vielleicht kaum etwas anderes! Unsere Prämie gestaltet sich halt anders, findet als Auszahlung über Jahre betrachtet selten bis gar nicht statt. Aber wenn, dann immer auf höchst emotionaler Ebene. Wie beispielsweise nun in dieser schönen Saison 2023/24: Eine Mannschaft, die sich als solche definiert, hat uns auf eine abwechslungsreiche Reise mitgenommen und somit entsprechend entlohnt.

Um diese Erfolgsprämie auch kommende Saison wieder an uns Fans auszahlen zu können, müssen ab sofort viele Puzzleteile gelegt werden, die dann ein stimmiges Gesamtbild RWE für die neue Saison ergeben. Nette Anekdote am Rande: Der VAR bleibt uns auch weiterhin erspart. Das allein ist doch auch schon ein kleines Stück (Fußball-)Glück.

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