Fußball ist unser Leben.

Als „nebenbei“ Untermalung für diesen Artikel dient der Tatort „Schimanskis Waffe“. Tatsächlich ist es wohl eher ein Hörspiel, reicht die Lesebrille kaum aus, um auch den Fernseher im Hintergrund noch scharf zu erkennen. Die Musik von Klaus Doldinger und die stets geschliffenen Dialoge zwischen Hänschen, Schimi und Thanner also auf die etwas andere Art. Gesehen habe ich den sicher eh schon mal. Mit der Fernbrille hingegen wurde zuvor ein ganz fantastisches Fußballspiel in feinstem HD genossen.

Der 1.FC Kaiserslautern unterlag am heimischen Betzenberg nach leidenschaftlichem Spiel der alten Dame aus Berlin mit 3:4. Das war einfach wundervolle Werbung für den Fußballsport. Und da es nicht eine einzige strittige Entscheidung gab, in die sich der unselige VAR hätte einmischen können, um das Spiel zu zerstören, gab es einfach nur Fußball. Das kann so schön (einfach) sein. Zudem in einem zugegebenermaßen fast beneidenswertem Stadion (auch wenn der Betzenberg dem FCK nicht nur einmal fast die Existenz gekostet hätte) und einem Torsten Mattuschka am (Co-) Kommentatorenplatz, der abseits aller Plattitüden und Schreieskapaden manch professioneller Kollegen einfach nur seine Liebe zum Fußball auslebt und dabei auch schon mal seinen Mitkommentator anzustecken vermag.

Dieses Samstagabend Spiel der zweiten Bundesliga ist neben dem Spiel des magischen RWE oder einem Kreisklassenkick in der Grafschaft fast schon mein ganz persönlicher (TV-) Fußballmoment des Wochenendes. Ganz besonders dann, wenn es eben am Betzenberg, in Müngersdorf, im Volksparkstadion oder im Olympiastadion stattfindet. Ich weiß nicht, wie das funktioniert, aber es sind selten langweilige Spiele. Samstag Abend boxt einfach der Papst in der zweiten Liga, da können Wolfsburg, Heidenheim oder Hoffenheim eine Etage höher noch so euphorisch die Messe lesen. Man weiß ja nie, wie das Geld Übertragungen für zukünftige Saisons regelt, aber das Rot-Weiss Essen ebenfalls eines Tages ein Samstag Abend Spiel beispielsweise am Betzenberg bestreiten darf (aktuell etwas Hektik bei Schimi, muss mal wieder eine Frau retten), wäre ein Punkt auf meiner rot-weißen Bucket List. Wobei dann am liebsten vor Ort im Stadion und am TV nur als Retrospektive.

Das Spiel unserer Roten in Unterhaching wird definitiv ein TV-Spiel werden, wie wohl für die allermeisten RWE-Fans. Einmal mehr hat der DFB in seinen Ansetzungen gezeigt, wie komplett egal ihm die Spezies Fußballfan als solche ist. Ansonsten würde man eine Begegnung mit einer Entfernung von 646 Kilometer (einfache Strecke Hafenstraße 97a – Sportpark Unterhaching) nicht auf einen Sonntag um 16:30 Uhr ansetzen. Die sogenannte 300 Kilometer-Regel für schwierige Anstoßzeiten? Hat sich leider nicht durchgesetzt. Man macht einfach, was man will. Wie immer also. So mussten sich auch die Fans von Hansa Rostock an einem Freitagabend durch den Feierabend- und Wochenendverkehr Richtung Köln und zurück quälen. Dabei bekommen sie es von ihrer Mannschaft allein schon hart genug. Warum dann nicht beispielsweise Schanzer gegen die Münchner Löwen aufgrund der geringen Entfernung sonntags um 16:30 Uhr?

Es ist nun wie es ist und somit folgen proportional betrachtet eine ungewohnt geringe Zahl an RWE-Fans ihrer Mannschaft. Aber ich halte eh nichts von den ganzen Zahlenspielen. Egal wie wenig oder wie viele RWE-Fans ihrer Mannschaft nachreisen, sie leisten immer großartiges. Und sind dadurch trotzdem keinen Deut bessere Fans als alle anderen. Aber sie nehmen wirklich einiges auf sich. Das ist eine andere Hausnummer als noch beim letzten Auswärtsspiel, wo wir ganz entspannt gen Hannover unterwegs waren (Schimi wird gerade von einem Pistolenlauf bedroht, gehalten aus einer dunklen Scheune heraus, soweit ich das erkennen kann). Den immer mal wieder geäußerten Wunsch nach einer Auswärtsdauerkarte, wie sie einige Vereine anbieten, kann ich aus den Reihen der „Allesfahrer“ allein aus Gründen der Planungssicherheit somit durchaus nachvollziehen. Eine Hierarchie würde für mich daraus trotzdem nicht entstehen. Eine Auswärtsfahrt anzutreten, beinhaltet mittlerweile so viele Komponenten, das reicht von Urlaub über Fahrtkosten bis hin zu Gesundheit oder auch Größe des Gästeblocks. Ich will ja das Spiel sehen und keine Fahnen.  Wie dem auch sei: Allen Roten vor Ort viel Spaß im Biergarten, vor allem während das Spiels! Und Danke, dass Ihr den Weg trotz dieser Ansetzung auf Euch genommen habt. Nur der RWE!

Was war sonst noch? Bayer 04 Leverkusen ist nach der Niederlage am Samstag gegen Leipzig tatsächlich wieder ein normal sterblicher Verein geworden. Irgendwann musste diese irre Serie ja mal reißen. Dass es aber (Tatort ist zu Ende, keine Ahnung mehr wie es ausgegangen ist. Schimi wird wohl gewonnen haben) ausgerechnet gegen die Betriebssportgruppe aus Fuschl am See sein musste, durfte Inside wohl nur die Fanboys Vonne Hafenstraße erfreut haben.

Nach Unterhaching ist Länderspielpause. Fürchterliche Unterbrechung. Vor allem gerade dann, wenn die Ligen endlich wieder Fahrt aufgenommen haben. Da wird komplett einmal der Stecker gezogen. Und so richtig in den Keller geht die Laune dann, wenn öffentlich wird, dass unser RWE ein Testspiel unter der Woche beim VfL Bochum austrägt. Im Ruhrstadion. Diesem wohl schönsten Stadion Deutschlands. Problem: Die neueste Mode besagt „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“. Neben der willkürlichen Verlegung von Pokalspielen ist das der zweite Trigger unserer modernen Fußballzeiten. Warum um Himmels Willen findet ein solches Spiel an einem solch schönen Ort unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt? Manchmal mag man einfach nicht mehr. Testspiel. Laues Lüftchen, vielleicht zwei- bis dreitausend entspannte Zuschauer, das hätte einfach gepasst.

Leider haben Roland Borchers, Willi Lemke, Christoph Daum und Sven-Göran Erikson eines gemeinsam: Sie haben unsere Welt fast im Gleichschritt verlassen, um an anderer Stelle weiterzuleben. Vier Menschen die den Fußball auf unterschiedlichste Art und Weise geprägt haben. Und immer, wenn uns mehrere Menschen verlassen, hatte mindestens die Hälfte davon zu Lebzeiten Streit mit Uli Hoeneß. Was sehr berührt hat war, als Sven-Göran Erikson sich seinen Lebenstraum erfüllen konnte, und eingeladen wurde, um den FC Liverpool für ein Spiel zu coachen. Ruhet in Frieden!

Fußball macht einfach was mit uns. Fußball verbindet uns. Klar, manchmal trennt er uns auch. Dann aber nur in den Farben. Und wohl so ziemlich alle hatten wir in unserer Kindheit oder Jugend, vielleicht auch immer noch, Fußballschuhe an und kennen den Geruch von frischem Rasen oder Asche unter den Stollen. Und so sehr auch der Fußball ein Spielball der Verbände geworden ist, wir dürfen den Glauben an das einfache Spiel nicht verlieren. Aber vor allem nicht den Glauben an Rot-Weiss Essen. Denn das ist unser Verein, der uns vierundzwanzig Stunden sieben Tagen die Woche Seite an Seite durch das Leben begleitet. Und dem gegenüber wir manches Mal so richtig mies sein können. Leider kann jetzt kein Verein der Welt andauernd und alles zur kompletten Zufriedenheit seiner Fans regeln. Aber in Unterhaching beispielsweise, da könnten drei Punkte schon mal ein breites Grinsen auf unser aller Fangesicht zaubern.

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