Pathos & Ostercamp #224

Sie ist kommendes Wochenende endlich überstanden, diese so fürchterlich nervige erste Länderspielpause der Saison. Es ist durchaus so, dass spielfreie Zeiten für den geneigten Fan einer Mannschaft im Ligabetrieb auch mal entspannt sein können, oder geradezu spannend, wenn es um den Kader der neuen Saison geht. Oder einfach auch mal Abstand von den eigenen Farben gebraucht wird, da die Vorrunde respektive gesamte Saison eher als suboptimal empfunden wurde. Was speziell im Umfeld von Rot-Weiss Essen eigentlich immer der Fall ist.

Aber den Ligabetrieb in den unterschiedlichen Ligen entweder kurz nach Beginn der neuen Saison oder wie in den Ligen über uns, direkt nach dem zweiten Spieltag zu unterbrechen, das ist jedes Mal wie der berühmte Stecker, der gezogen wird. Man läuft sich auf den Tribünen doch gerade erst warm, der Choke (die älteren Autofahrer werden sich erinnern) an der alten Fan Seele erst frisch gezogen. Außerdem war die Euphorie rund um die Nationalmannschaft während der EM so groß jetzt auch nicht, als dass man uns direkt wieder mit der Nations League kommen musste. Da weiß außerhalb der UEFA-Finanzbuchhaltung eh keiner, wozu diese Liga gut sein soll. Aber wie immer haben wir natürlich kein Mitspracherecht und sehen uns zukünftig weiteren aufgeblähten oder noch neu zu erfindenden Wettbewerben ausgesetzt.

Der Ball ruhte glücklicherweise für unsere Helden in Rot trotz Länderspielpause nicht, ging es doch gleich zweimal in ein nahegelegenes Ruhrstadion. Zuerst in jenes wunderschöne anne Castroper in Bochum, um gegen den VfL zu testen und dann nach Mülheim in das immer noch reizvolle, ehemalige Zweitligastadion, um eine Runde im Niederrheinpokal weiterzukommen. Der Plan ging auf, wenngleich im eher trägen Bereich. Ich würde mir von unserer Mannschaft auf dem Platz mal wieder so eine Leidenschaft wünschen, wie sie unser Trainer an der Seitenlinie vorlebt. Einmal wieder so ein Spiel, welches uns über neunzig Minuten so richtig mitnimmt. Dass das geht, wissen wir nur allzu gut. Eine Findungsphase bei sich bis letzte Woche immer noch weiter entwickeltem Kader ist absolut verständlich und vergönnt, wenn es zeitnah zu einem eingespielten Miteinander führt. Ganz wichtig dabei auch: Besser Aufmuntern als abwinken. Man gewinnt und verliert schließlich immer noch gemeinsam. Selbst ein Unentschieden funktioniert so.

Aber vielleicht ist ja das Spiel gegen den atmosphärisch nicht ganz so prickelnden Absteiger aus Wiesbaden genau der richtige Moment, um getreu dem schräg pathetischen Motto „Wir für Euch und Ihr für uns“ mal wieder eine emotionale Achterbahn mit uns auf den Rängen zu fahren. Das wäre sicher auch eine gute Eigenwerbung, ist die Gottschalk-Tribüne im Heimbereich doch wieder bestens gefüllt mit Jugendkickern, die am diesjährigen Ostercamp teilgenommen haben. Das sind jetzt sicher nicht alles kommende RWE-Spieler von morgen. Aber möglicherweise beginnen genau an solchen Tagen langjährige Fankarrieren, wenn man vielleicht noch Wochen später von einem unglaublichen Spiel unserer Roten erzählen kann und so schnell wie möglich wieder anne Hafenstraße möchte.

Im Gegensatz zu dem Pokalspiel in Mülheim und dem vor uns liegenden Spiel der 3. Liga gegen den SVWW hat das Testspiel in Bochum keine neuen Fans generieren können, denn es waren im Stadion keine zugelassen. Ich finde das eine weitere traurige Entwicklung, aber wenn es schon bei Testspielen auf die Hirse geben muss, wie zuletzt in Gelsenkirchen der Fall, dann ist das bald Regelmäßigkeit.

2 Kommentare

Hinterlasse eine Antwort zu isdt Antwort abbrechen