Kategorie-Archiv: Kacktor

Vier!

„Dortmund wird nervös, Dortmund wird nervös…Dortmund, Dortmund, Dortmund wird nervös……“ Soll mir doch keiner erzählen, dass in dem Mehrgenerationen-Spielerhaus an der Strobelallee nicht doch so langsam die Nervosität ausbricht, in Anbetracht der aktuellen rot-weissen Punkteausbeute und zeitgleicher Aufarbeitung der eigenen temporären Torflaute. Unter vier Toren macht man es gerade nicht daheim und das Gegentor der Homburger wurde im Spiel gegen den SV Lippstadt zu einem eigenen umgewandelt, so dass die unzähligen Fans am Stream erneut fünf Tore geboten bekamen. Alle für uns!

Das ist super, denn jetzt wird es sich zeigen, ob die Spieler der Dortmunder „Eins Be“ schon abgewichste Profis sind, die dem Atem des Verfolgers im Nacken kalt lächelnd den Mittelfinger zeigen, oder ob es sich doch um normale Fußballer handelt, die auch schon mal in eine Sinneskrise geraten, befinden sie sich zudem noch teilweise in einem Spannungsfeld zwischen Champions League, Pokalfinale und Regionalliga West. Außerdem ist da ja noch die Isolation aller Profiklubs ab dem zwölften Mai: Gehen Tigges und Companeros mit in die Isolation und dürften demnach nicht mehr unterstützend in der „Eins Be“ wirken, oder wird beschlossen, dass das die Vier komplett für den Aufstieg zur dritten Bundesliga der „Eins Be“ zugeteilt werden?

Wir werden gegen Mitte Mai die Antwort auf diese Frage bekommen und es steht zu befürchten, dass es auch diesmal wieder eine Dortmunder Lösung geben wird. Wie es ja auch schon in der Stadionfrage und in dem Heimrecht regelmäßig Dortmunder Lösungen gab. Grundsätzlich bleibt ja die Frage, wie egoistisch man als Verein sein kann, wenn man auch seine Zweitvertretung auf Teufel komm raus in die dritte Bundesliga befördern will.

Aber, was heißt schon „zu befürchten“, denn aktuell lassen wir mit der Essener Lösung einfach nicht locker und halten kräftig dagegen. So sehr, dass ein Kommentator der RevierSport das Rennen um den Aufstieg wieder als spannend erachtet. Jener Kommentator, der vor Wochen schon dem BVB zum Aufstieg gratulierte. Kann man mal machen, hätte man aber auch lassen können! Denn wenn man ein wenig Ahnung von Fußball und der DNA von Rot-Weiss Essen hat, dann sollte man wissen, dass wir einfach nicht können. Aber einfach auch nicht locker lassen! Niemals holen wir eine Meisterschaft zig Spieltage vor Ende einer Saison. Wir sind die, die am allerletzten Spieltag noch in der Nachspielzeit die Tragödie oder den Triumph erleben.

Klar haben wir aktuell auch mit den personellen Spekulationen für die kommende Saison zu kämpfen. Da wird jeder Name fast im Stundentakt in den Redaktionstopf geworfen, der nicht bei drei auf den Bäumen oder mit einem Langzeitvertrag ausgestattet ist. Rot-Weiss Essen ereilt gerade das Dilemma, zum einen medial immer interessant zu sein, und zum anderen glücklicherweise noch nicht geklärt zu haben, wohin der Weg kommende Saison gehen wird.

Das kennen wir ja schon lange nicht mehr und sollten wir absolut als Luxusproblem betrachten, was es für unsere sportliche Leitung natürlich nicht einfacher macht! Lange Jahre stand bereits im Oktober fest, dass der RWE der Regionalliga sein treuester Verein bleiben wird. Komme, was da wolle! In diesem pandemisch so suboptimalem Jahr ist einfach alles anders. Wir werden aufsteigen. Nur ist das leider noch nicht klar verifiziert und kann noch Wochen dauern. Der Spieler jedoch, dessen Vertrag ausläuft, oder je nach Ligazugehörigkeit ausgerichtet ist, der benötigt Klarheit über seine berufliche Zukunft. Das ist absolut nachvollziehbar und somit wird wohl aktuell ganz viel im Konjunktiv verhandelt.

Eines sollte aber allen klar sein, egal wohin der Weg nach dieser Saison auch führen wird: Ein jeder Spieler des aktuellen Kaders kann zu einer Legende werden, wenn sie diese Saison mit Rot-Weiss Essen aufsteigen. Und mehr gewinnen als nur die Meisterschaft: Steigst Du nach so vielen verdammten Jahren mit Rot-Weiss Essen auf, dann hast Du einen sportlichen Bonus für Dein ganzes weiteres Leben erarbeitet! Du kannst einen Vertrag bei Prollig Pusemuckel oder Barfuß Bethlehem unterzeichnen: Du kommst als Aufsteiger von dem Verein, von dem alle dachten, dass der niemals aufsteigen wird. Die Elf Freunde haben uns mal umschrieben als den Verein, der immer scheitert. Diesmal werden wir nicht scheitern und unser Glück anschließend in Stauder baden.

Geht noch mehr Anreiz? Auch wenn die ganz großen Emotionen aktuell fehlen, da unsere Mannschaft wohl keine Jubeltraubentruppe zu sein scheint, und man nicht in voller Kompaniestärke vor Ort sein kann: Ich glaube weiter fest und unerschütterlich an den Aufstieg, solange dieses Unterfangen rein rechnerisch noch möglich ist.

Nur der RWE!

Erntedank.

Na Toll!. Ich will an anderer Stelle zu Potte kommen, melde mich also erst einmal hier ab. Lasse lediglich das Hintertürchen „Besonderes Ereignis“ offen. Davon ausgehend, dass alles weiter seinen gewohnten, stets etwas unruhigen Gang nehmen wird. Doch dann kam Erndtebrück. Und es wurde ein besonderes Ereignis. Ein Ereignis, von dem zunächst nicht auszugehen war, das es eines werden würde. Der erste Heimerfolg sollte und musste natürlich unbedingt her, um nicht direkt zu Saisonbeginn schon den Anschluss zu verlieren, aber Fußball ist eben nicht planbar.

Um nun nicht auch Gefahr zu laufen, irgendwie höhere Mächte im Nachhinein für ein schlechtes Ergebnis verantwortlich zu sprechen, wurde schon vorher versucht, die Götter des Aberglaubens gnädig zu stimmen. Ergo: Anderes Trikot an. Andere Fahrtroute. Vorher tanken und schon vor dem Spiel das „nach dem Spiel Bier“ für Zuhause kaufen. Aber in Bottrop tanke ich nicht mehr, da wird man andauernd und ungefragt auf sein Gewicht reduziert: „Oh, der ist RWE Fan, der hat es schon schwer genug“.

Die Frikadelle wurde nun an einem anderen Stand erworben und die Tribüne wurde quasi erst mit der Mannschaft betreten. Albern, ich weiss. Nur ist der RWE doch geradezu dazu prädestiniert, gegen eine Mannschaft in den Sack zu hauen, die nicht nur als Außenseiter, sondern überhaupt das erste Mal an der Hafenstraße zu Gast ist. Und dann wäre es direkt und unverzüglich wieder sehr ungemütlich geworden. Die Zuschauer kamen zunächst recht spärlich. Zwar nicht so gekleidet, doch in der Anzahl, Richtung Stadion. Es war Werktag, es waren die bisherigen Heimspiele und es gab auch keine Auswärtsfans. Alles also sehr gediegen. Und doch war der Tenor der kurzen Gespräche eindeutig: Heute muss gewonnen werden. Eine Erwartungshaltung, wie gemacht für eine Niederlage.

Doch dann kam alles anders:

ISDT
1: 0 RWE vor mittlerweile doch 23.456 Fans. Die Erndtebrücker standen noch im Stau. #RWETUS
25.08.15 19:4
ISDT
2:0 RWE nach einer Roncalli würdigen Flugeinlage. Die Erndtebrücker Fans haben enttäuscht das Stadion verlassen. #RWETUS
25.08.15 19:52
ISDT
Eigentor zum 2:1 durch das „Kacktor“ des Jahrhunderts. Unbedrängt köpft der RWE Spieler lässig & elegant neben dem verdutzten Torwart ein.
25.08.15 19:58
ISDT
3:1 in der 30. Spielminuten durch Coca Cola. Präsentiert durch Marvin Studtrucker. Oder andersrum. So, nun wieder Eigentor… #RWETUS
25.08.15 20:04
ISDT
Halbzeit 3:1 RWE. Wir feiern und singen, tanzen und springen. Und haben natürlich noch lange nicht gewonnen… #RWETUS
25.08.15 20:19
ISDT
So selten wie Drillinge auf normalem Wege: Ein Elfmetertor für den RWE: 4:1 #RWETUS
25.08.15 20:39
ISDT
Fünf Baby, gib mir Fünf. 5:1 #RWETUS
25.08.15 20:44
ISDT
6:1
25.08.15 20:49
ISDT
Endlich wieder Sechs an der Hafenstraße. Ist ja nicht mehr auszuhalten.
25.08.15 20:50
ISDT
Die Sieben Tore des RWE. 7:1 #RWETUS
25.08.15 20:59
ISDT
Ach Du grüne Neune: 8:1 #RWETUS
25.08.15 21:07

Viele Tore, viele jubelbedingte Unterbrechungen. Zeit also, zu zwitschern, was die Tore hergeben. Im laufenden Spiel gilt natürlich Handy weg. Für das neunte und letzte Tor fehlten dann allerdings die Worte. Zehn Tore also, die allesamt durch Spieler des RWE erzielt wurden. Inklusive einiger ungenutzter Torchancen. Was aber auch gut so war, denn solch Ergebnis trübt oft die Sinne. Denn es war natürlich ein einseitiges, aber nun nicht unbedingt hochklassiges Spiel. Es war einfach brutal effektiv.

Und Patrick Huckle wird sicher damit rechnen, dass sein Tor unweigerlich das Tor des Abends sein wird. Vielleicht hat er Glück, und es wurde nicht gefilmt; dann bleibt im das „Kacktor der Woche“ auf Arnd Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs erspart. Wenn doch, dann kann er aber für sich in Anspruch nehmen, dass dieser Fauxpas seiner Leistung keinen Abbruch tat und er sich souverän in das Spiel zurückgekämpft hat. Das ist manchmal viel mehr wert. Die Fans hatten ihren Spaß am Spiel, zwischen ungläubig zur Kenntnis nehmend und träumend im Gras liegend. Alte Gassenhauer wurden herausgekramt. Rot-Weiss Essen ole`.

So was hat man lange nicht geseh`n und noch weniger gehört. Es war eine schöne Heimfahrt.